Blomesche Wildnis
Van Wikipedia, de gratis encyclopedie
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
? | | |
Basisdaten | ||
Koordinaten: | 53° 48′ N, 9° 27′ O | |
Bundesland: | Schleswig-Holstein | |
Kreis: | Steinburg | |
Amt: | Horst-Herzhorn | |
Höhe: | 1 m ü. NHN | |
Fläche: | 6,91 km2 | |
Einwohner: | 625 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 90 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 25348 | |
Vorwahl: | 04124 | |
Kfz-Kennzeichen: | IZ | |
Gemeindeschlüssel: | 01 0 61 012 | |
LOCODE: | DE 6BW | |
Adresse der Amtsverwaltung: | Elmshorner Straße 27 25358 Horst (Holstein) | |
Website: | www.amt-horst-herzhorn.de | |
Bürgermeister: | Niels Schilling (KWV) | |
Lage der Gemeinde Blomesche Wildnis im Kreis Steinburg | ||
Blomesche Wildnis (niederdeutsch: Bloomsche Wildnis) ist eine Gemeinde im Kreis Steinburg in Schleswig-Holstein.
Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Geografische Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Gebiet der Gemeinde Blomesche Wildnis erstreckt sich nordöstlich direkt anliegend vom Stadtgebiet Glückstadts am rechten Ufer der Elbe südlich von der Mündung des Flusses Stör.[2] Es liegt in der Landschaft des Naturraums Holsteinische Elbmarschen im Teilgebiet der Krempermarsch.[3] Der nördliche Arm des Rhin, der sogenannte Kremper Rhin, fließt auf einem kurzen Teilstück durch den südlichen Teil der Gemeinde. Die südliche Gemeindegrenze wird (anteilig) durch den südlichen Arm, den Herzhorner Rhin abgebildet.[4]
Gemeindegliederung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Siedlungsgeografisch bestehen im Gemeindegebiet eine Mehrzahl verschiedener Ortsteile. Hierzu zählen das namenstiftende Dorf, welches sich binnendeichs vom Stördeich erstreckt. Daneben bestehen insgesamt sechs Streusiedlungsgebiete und die Hofsiedlung Grill.[5]
Nachbargemeinden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Gemeindegebiet wird umschlossen von den Gemeindegebieten von:[2]
Borsfleth, Krempdorf | ||
Elskop | ||
Glückstadt | Engelbrechtsche Wildnis, Herzhorn |
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die heutigen Siedlungen entstanden aufgrund der Eindeichungen Anfang des 17. Jahrhunderts. Frühere Siedlungen im Gemeindegebiet mussten aufgrund von Überflutungen im 14. Jahrhundert wieder aufgegeben werden. Infolge dieser heißt das Vorland an der Elbe Wildnis oder Wüstenei, was sich auch heute noch im Ortsnamen widerspiegelt. Der erste Teil des Ortsnamens geht auf die Blomes, die letzten Besitzer des 1667 gegründeten Guts zurück, denen die Ländereien im heutigen Gemeindegebiet gehörten. Vorher wurden die Besitzungen entsprechend als Ahlefeldsche bzw. Plessensche Wildnis bezeichnet.[6]
Die Gemeinde ist seit 1889 selbständig.
Im Jahr 1909 und in den folgenden Jahren stand die „Blohmische Wildnis“ im Zentrum reichsweiter Presseberichterstattung, nachdem der Leiter des hiesigen Mädchenheimes („Provinzial-Fürsorgeerziehungsanstalt“ Asyl am Neuendeich) wegen des Foltertodes von fünf (bzw. acht) Mädchen in der Anstalt verurteilt wurde. Der Leiter (gen. Hausvater) Friedrich Wilhelm Joachim Colander (seltener: Kolander) wurde wegen der Tode erst zu neun, nach Revision zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. In einem nachfolgenden Prozess vor dem Amtsgericht Altona wurde Colander zusätzlich zu anderthalb Jahren Zuchthaus und drei Jahren Ehrverlust verurteilt, weil er die Überlebenden zu Meineiden angestiftet hatte. Das Urteil wurde durch das Reichsgericht für Strafsachen in Leipzig bestätigt. Die Vorfälle wurden anschließend jahrelang als eines der extremsten Negativbeispiele der Jugendfürsorge zitiert (siehe dazu Protokolle der Reichstagssitzungen; überregionale deutsche Presse; deutschsprachige Presse in den Vereinigten Staaten), weil sich hierin veraltete, drakonische Erziehungsvorstellungen, fehlende Qualifikation des Personals, mangelnde Aufsicht durch die übergeordneten Stellen, Vetternwirtschaft (Einfluss des Direktors der „Korrektionsanstalt Glückstadt“ und Vaters von Colander auf die Vergabe der Hausvater-Stelle) und weitere Aspekte vereinigten.
Am 1. Januar 1974 wurde ein Teilgebiet mit damals mehr als 300 Einwohnern an die Stadt Glückstadt abgetreten.[7]
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gemeindevertretung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei der Kommunalwahl am 14. Mai 2023 wurden insgesamt neun Sitze vergeben. Diese fielen erneut alle an die Kommunale Wählervereinigung Blomesche Wildnis. Die Wahlbeteiligung betrug 58,0 %.[8]
Wirtschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Wirtschaft der Marschengemeinde wird insbesondere von der Urproduktion der Landwirtschaft geprägt, wobei vor allem der Gemüseanbau dominiert.
Größter Arbeitgeber im Ort ist die Firma Otto Piening, die Schiffspropeller herstellt.[9]
Seit 1933 gibt es im Ort eine Einrichtung der Stiftung Alsterdorf. Es umfasst heute ein Wohnheim der Heilerziehungspflege im Ortsteil Neuendeich, welchem das 1850 gegründete Asyl am Neuendeich voraus ging.
Galerie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Blomesche Wildnis im Bereich des Kremper Rhin
- Gehöft am Kremper Rhin
Baujahr: 1781 - Ehrenmal für die Kriegsgefallenen
- Asylheim am Neuendeich nach Erweiterung von 1905 (siehe Abschnitt Geschichte)
Söhne und Töchter der Gemeinde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Nikolaus Heinrich Schilling (1826–1894), am Neuendeich geborener Gastechniker und Fachautor
- Willi Holdorf (1940–2020), Olympiasieger im Zehnkampf
- Elke Wriedt (* 1941), niederdeutsche Schriftstellerin
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Statistikamt Nord – Bevölkerung der Gemeinden in Schleswig-Holstein 4. Quartal 2023 (XLSX-Datei) (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- ↑ a b Relation: Blomesche Wildnis (447199) bei OpenStreetMap (Version #13). Abgerufen am 6. Mai 2023.
- ↑ Liste: Zuordnung der Gemeinden zu den Naturräumen. (PDF) S. 19, abgerufen am 6. Mai 2023.
- ↑ Verwaltungsbezirk Blomesche Wildnis (01061012) - [Gemeinden]. Abgerufen am 6. Mai 2023.
- ↑ Statistisches Landesamt Schleswig-Holstein (Hrsg.): Wohnplatzverzeichnis Schleswig-Holstein 1987. 1992, S. 110 (statistischebibliothek.de [PDF; abgerufen am 6. Mai 2023]).
- ↑ Wolfgang Laur: Historisches Ortsnamenlexikon von Schleswig-Holstein, 2. Aufl., Neumünster 1992, S. 159.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. Mai 1970 bis 31. Dezember 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 186.
- ↑ wahlen-sh.de
- ↑ Anmerkung: Das "Ziegelwerk Blomesche Wildnis" hat seinen Unternehmenssitz in Glückstadt.