Branntweinsuppe

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Die Branntweinsuppe (auch Schnapssuppe) ist eine alkoholische Suppe mit regional unterschiedlicher Zubereitungsweise.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ende des 19. Jahrhunderts wurde in Deutschland sowie in anderen europäischen Staaten beklagt, dass der Alkoholmissbrauch stark zugenommen hatte. Die auch sogenannte „Schnapssuppe“ ersetzte in vielen ländlichen Gegenden sowie in den Familien der Fabrikarbeiter den Morgenkaffee und wurde morgens wie abends sogar den Kindern gereicht. In der Schweiz führte man die neue Sitte auf den verstärkten Export der Milch zurück.[1] In Frankreich gaben in den Fabriksorten Mütter ihren Kindern von den Schnapssuppen, weil sie angeblich „stärken und den hungrigen Magen momentan betäuben“.[2]

In der Nassauer Gegend[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Nassauer Dialekt wird diese Suppe auch Brockselsuppe oder kurz Brocksel genannt. An Zutaten werden bei deren Zubereitung Branntwein, Wasser, Zucker ein spezieller Lebkuchen verwendet. Serviert wird die Branntweinsuppe traditionsgemäß kalt in einer Zinnschüssel,[3] der Branntweinschale.[4] Der Verzehr der „Brockselsupp“ ist in der Nassauer Gegend von alters her mit brauchlichen Elementen verbunden.[5] Das Servieren einer Branntweinsuppe mit Honigkuchen war bei Kindstaufen und Hochzeiten im Westerwald gebräuchlich.[6]

In Tirol[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Tirol heißt die Branntweinsuppe auch Schnapssuppe beziehungsweise Prügelsuppe. Für deren Zubereitung werden Branntwein, Wasser, Butter und etwas Zucker aufgekocht.[7] Früher war es zur Winterszeit üblich, sie den „halberfrorenen“ Knechten, Taglöhnern und Dienstboten zu servieren, wenn sie vom Holzfällen oder Heuziehen heimkamen oder sonstige schwere Arbeit bei großer Kälte verrichtet hatten.[7] Die Verabreichung dieses „Erwärmungsmittels“ war besonders im Pustertal und im Unterinntal üblich.[7] In der Volksmedizin galt die heiß getrunkene Branntweinsuppe als Vorbeugemittel gegen Schnupfen, Grippe und Katarrh, „mit Mehl eingebrannt“ und häufig genossen mache sie „auch leichte Entbindungen“.[8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Das Kochbuch Limburg Goldener Grund: Zwischen Dom und Brockselsup. Edition Limosa, Agrimedia, Clenze 2010, ISBN 978-3-86037-415-3.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Friedrich Dornblüth: Wider den Mißbrauch geistiger Getränke. In: Westermann's illustrierte deutsche Monatshefte. G. Westermann, 1887, S. 55, 829.
  2. Vorarlberger Volksblatt: älteste Tageszeitung des Landes.Tagesausgabe. J. N. Teutsch, 1896, S. 1273.
  3. Heinrich Fincke: Vom „Brocksel“, einer Branntwein-Lebkuchen-Zubereitung des Silvesterabends im Gebiete des ehemaligen Herzogtums Nassau. In: Rheinisch-westfälische Zeitschrift für Volkskunde. Abteilung für Rheinische Volkskunde des Instituts für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande der Universität Bonn, 1961, S. 234.
  4. @1@2Vorlage:Toter Link/archiv.handwerk-special.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven) handwerk-special.de
  5. Brockselsupp. In: pagewizz.com. Abgerufen am 14. Januar 2024.
  6. Joseph Kehrein: Volkssprache und Volkssitte im Herzogthum Nassau: Ein Beitrag zu deren Kenntniß. Verlag Lanz, 1862, S. 91 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. a b c Franz Maier-Bruck: Vom Essen auf dem Lande. Das große Buch der österreichischen Bauernküche und Hausmannskost. Unveränderte Neuauflage Auflage. Wiener Verlag, 1999, S. 445.
  8. Monatshefte Für Geschichte, Natur-und Volkskunde. In: Tiroler Heimatblätter. Wagner'sche Universitäts-Buchdruckerei, 1936, S. 192.