Bromargyrit

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Bromargyrit
Bromargyrit (gelblichweiß) auf Akanthit (silbergrau) aus der Grube Auberg, Ehrenfriedersdorf, Erzgebirge
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1962 s.p.[1]

IMA-Symbol

Bag[2]

Andere Namen
Chemische Formel AgBr
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Halogenide
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

III/A.02
III/A.02-060

3.AA.15
09.01.04.02
Kristallographische Daten
Kristallsystem kubisch
Kristallklasse; Symbol m-3mVorlage:Kristallklasse/Unbekannte Kristallklasse
Raumgruppe Fm3m (Nr. 225)Vorlage:Raumgruppe/225[3]
Gitterparameter a = 4,77 Å[3]
Formeleinheiten Z = 4[3]
Häufige Kristallflächen {111}, {011}[4]
Zwillingsbildung selten entlang {111}
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 1,5[5] bis 2,5[6] (durchschnittlich 2)
Dichte (g/cm3) gemessen: 6,474; berechnet: 6,477[4]
Spaltbarkeit fehlt
Bruch; Tenazität uneben bis schwach muschelig
Farbe hellgelb, olivgrün, grünlichbraun, grünlichgrau bis gelblichgrau
Strichfarbe weiß bis gelblich weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Diamantglanz, Harzglanz bis Wachsglanz
Kristalloptik
Brechungsindex n = 2,253[7]
Doppelbrechung keine, da isotrop

Bromargyrit, auch als Bromit, Bromsilber[5], Bromspat oder Bromyrit bekannt, ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Halogenide. Er kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung AgBr.

Bromargyrit ist durchsichtig bis durchscheinend und entwickelt kubische Kristalle von bis zu einem Zentimeter Größe mit diamantähnlichem Glanz auf den Oberflächen, die in parallelen Gruppen angeordnet sind. Häufig findet er sich auch in Form derber Massen oder wachs- bis hornartiger, krustiger Überzüge. Die Farbe des Minerals variiert zwischen Hellgelb und Olivgrün, oft mit bräunlichem, oder grauem Stich.

Besondere Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter Lichteinfluss verfärbt sich das Mineral durch die Bildung elementaren Silbers braun oder schwarz. An der Luft kann Bromargyrit einen starken Geruch nach „Arzneimitteln“ verbreiten.[4]

Mit einer durchschnittlichen Mohshärte von 2 gehört Bromargyrit zu den weichen Mineralen, die sich ähnlich wie die Referenzminerale Gips oder Halit mit dem Fingernagel ritzen lassen. Im Gegensatz zu diesen eher spröden Mineralen ist Bromargyrit extrem plastisch verformbar und lässt sich mit dem Messer schneiden.[5]

Vor dem Lötrohr ist Bromargyrit leicht schmelzbar. In Säuren löst er sich kaum, in Ammoniak dagegen schon.[8]

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Benannt wurde das Mineral nach seiner Zusammensetzung, den Elementen Brom und Silber (altgriechisch ἄργυρος árgyros).

Erstmals entdeckt wurde Bromargyrit durch Pierre Berthier bei Plateros im mexikanischen Bundesstaat Zacatecas.[8] Die dortigen Bergleute bezeichneten dieses Silbererz als Plata verde (deutsch: grünes Silber).

Wissenschaftlich beschrieben und benannt wurde das Mineral 1849 durch August Breithaupt (die Analyse erfolgte durch Carl Friedrich Plattner).[9]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Bromargyrit zur allgemeinen Abteilung der „Einfachen Halogenide“, wo er zusammen mit Carobbiit, Chlorargyrit, Halit, Sylvin und Villiaumit die „Halit-Reihe“ mit der System-Nr. III/A.02 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Bromargyrit in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Einfachen Halogenide ohne H2O“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach dem Stoffmengenverhältnis von Metall (M) zum jeweils mit diesem verbundenen Halogen (X), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „M : X = 1 : 1 und 2 : 3“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Chlorargyrit die „Chlorargyritgruppe“ mit der System-Nr. 3.AA.15 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Bromargyrit in die Klasse/Abteilung der „Halogenide“ ein. Hier ist er zusammen mit Chlorargyrit und Embolit in der „Embolitgruppe“ mit der System-Nr. 09.01.04 innerhalb der Unterabteilung der „Wasserfreien und wasserhaltigen Halogenide mit der Formel AX“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Struktur von Bromargyrit

Bromargyrit kristallisiert im kubischen Kristallsystem in der Raumgruppe Fm3m (Raumgruppen-Nr. 225)Vorlage:Raumgruppe/225 mit dem Gitterparameter a = 4,77 Å sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Modifikationen und Varietäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chlorhaltige Bromargyrit-Varietät

Bromargyrit (AgBr) bildet eine lückenlose Mischreihe mit Chlorargyrit (AgCl), deren Zwischenglieder bzw. Mischkristalle als Bromchlorargyrit oder auch Embolit (Ag(Br,Cl)) bezeichnet werden.[6] Bor- und iodhaltiger Bromargyrit ist ebenfalls sehr verbreitet. Iodhaltiger Embolit wird auch als Jodobromit (Ag(Br,Cl,I)) bezeichnet.[5]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bromargyrit mit gediegenem Silber aus San Onofre (Mexiko)

Bromargyrit ist als Sekundärmineral vorwiegend in der Oxidationszone von Silberlagerstätten zu finden und bildet sich besonders unter ariden, das heißt trockenen Klimabedingungen. Neben gediegen Silber treten unter anderem noch Jodargyrit, Smithsonit und verschiedene Eisen-Mangan-Oxide als Begleitminerale auf.[4]

Als eher seltene Mineralbildung kann Bromargyrit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Als bekannt gelten bisher (Stand: 2012) etwas mehr als 200 Fundorte.[10] Neben seiner Typlokalität Plateros trat das Mineral noch in vielen weiteren Gruben in Zacatecas und anderen Bundesstaaten Mexikos auf.

In Deutschland fand sich Bromargyrit unter anderem in den Gruben „Clara“ und „Fortuna“ bei Oberwolfach in Baden-Württemberg, bei Bad Ems und in der Grube „Schöne Aussicht“ bei Dernbach in Rheinland-Pfalz, im Mansfelder Becken in Sachsen-Anhalt und in der Grube „Sauberg“ bei Ehrenfriedersdorf im sächsischen Erzgebirge.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Argentinien, Australien, Bolivien, Chile, China, Frankreich, Italien, Marokko, Neuseeland, Russland, Spanien, Tschechien, Ungarn, auf den U.S. Virgin Islands und in den Vereinigten Staaten von Amerika.[11]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bromargyrit ist ein Erz zur Gewinnung von elementarem Silber.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • J. F. A. Breithaupt, C. F. Plattner: Bestimmung neuer Mineralien: Embolit oder Bromchlorsilber. In: Annalen der Physik und Chemie. Band 153, 1849, S. 134–135 (rruff.info [PDF; 127 kB; abgerufen am 26. November 2018]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bromargyrite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 149.
  4. a b c d Bromargyrite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 60 kB; abgerufen am 26. November 2018]).
  5. a b c d Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 320.
  6. a b Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 367.
  7. Mindat – Bromargyrite (englisch)
  8. a b C. F. Rammelsberg: Handbuch der Mineralchemie. Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1860, S. 196 (online verfügbar bei archive.org – Internet Archive).
  9. J. F. A. Breithaupt, C. F. Plattner: Bestimmung neuer Mineralien: Embolit oder Bromchlorsilber. In: Annalen der Physik und Chemie. Band 153, 1849, S. 134–135 (rruff.info [PDF; 127 kB; abgerufen am 26. November 2018]).
  10. Mindat – Anzahl der Fundorte für Bromargyrite (englisch)
  11. Fundortliste für Bromargyrit beim Mineralienatlas und bei Mindat