Buck Ruxton

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Buck Ruxton (* 21. März 1899 in Bombay; † 12. Mai 1936 in Manchester) war ein Arzt und Doppelmörder. Der von ihm begangene Doppelmord wurde durch den Einsatz damals neuer forensischer Techniken, die heute zum Standardrepertoire gehören, aufgeklärt.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Buck Ruxton war als Bukhtyar Chompa Rustomji Ratanji Hakim in Bombay geboren worden.[1] Als Sohn einer wohlhabenden parsischen Familie studierte er in seiner Heimatstadt Medizin. 1922 schloss er dieses Studium ab und spezialisierte sich auf Chirurgie. 1925 heiratete er eine Parsin. Die Ehe zerbrach nach etwa einem Jahr, ohne dass es formell zur Scheidung kam. Er begab sich ein Jahr später nach Edinburgh. Hier lernte er Isabella Kerr kennen, die ihrerseits offiziell noch verheiratet war. Gleichwohl wurden die beiden ein Paar. Als er seinen Namen zu Buck Ruxton anglisierte, nahm auch sie den Namen Ruxton an. 1928 zog das Paar nach London, wo die erste gemeinsame Tochter geboren wurde. 1930 verließ die kleine Familie London.[2]

Er ließ sich dann in Lancaster als Arzt nieder. Er war ein durch charmantes Auftreten, und weil er zuweilen auf Bezahlungen verzichtete, beliebter Arzt.[3] Die Beziehung zwischen Isabella und Buck war allerdings von Eifersucht, häuslicher Gewalt und Missbrauch geprägt.[4] 1935 tötete er Isabella Ruxton, mit der er mittlerweile drei Kinder hatte, in einem Eifersuchtsanfall. Das andere Opfer war das Kindermädchen Mary Rogerson, nachdem sie Zeugin des Mordes geworden war.[3] Beide Opfer waren zuletzt am 14. September 1935 lebend gesehen worden.[5]

Nach der Tat zerteilte Ruxton die Körper seiner Opfer und bemühte sich potentiell zur Identifizierung nutzbare Merkmale zu entfernen. Er fuhr dann die eingewickelten Leichenteile über die Grenze zu Schottland und deponierte sie an der späteren Fundstelle.[4]

Ermittlungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 29. September 1935 wurden die zerstückelten Leichen der beiden Opfer an einem Abhang nahe Moffat in Südschottland gefunden. Teile der Leichen waren in Zeitungspapier der im Umkreis von Lancaster ausgeteilten Zeitung The Sunday Graphic eingeschlagen.[6] Die örtliche Polizei wandte sich an Experten der Universitäten Edinburgh und Glasgow, um die etwa siebzig gefundenen Leichenteile zusammenzuführen und zu identifizieren. Die Professoren John Gleister und James Couper Brash führten diese Arbeit durch. Ihre Arbeit führte auch zur englischen Bezeichnung des Falls Jigsaw Murders (deutsch etwa: Puzzle-Morde).[3]

Nach der Identifizierung der Leichenteile als zu zwei Frauen gehörend, konnte die Polizei anhand der Zeitungen Ruxton als Verdächtigen ermitteln, da es sich um den einzigen Fall von zwei vermissten Frauen im Raum Lancaster handelte. Auch wurden in seinem Haus Blutspuren gefunden. Ruxton behauptete, dass die beiden Frauen lediglich zusammen verreist seien. Die Leichen mussten daher als die vermissten Frauen identifiziert werden. Dies wurde dadurch erschwert, dass zahlreiche zur Identifizierung heranzuziehende Merkmale entfernt worden waren.[6]

Die Liegezeit der Leichen konnte durch den erstmaligen Einsatz von forensischer Entomologie auf zwölf bis vierzehn Tage eingegrenzt werden. Hierbei war das Alter von Maden der Schmeißfliegen an den Leichenteilen durch den Entomologen Alexander Mearns ermittelt worden.[7][8] Die Leiche von Isabella Ruxton wurde durch das Übereinanderlegen von Fotos des Schädels mit Fotos zu Lebzeiten identifiziert.[9] Auch diese Technik war neu.[5] Bei der Leiche des Kindermädchens waren Fingerspitzen noch intakt, bei der anderen Leiche waren die Finger entfernt worden. Im Haus von Doktor Ruxton wurde daraufhin nach Fingerabdrücken gesucht und hunderte genommen. Anhand eines Handabdrucks an einer Tür konnte Mary Rogerson identifiziert werden.[6] Die Nutzung von Fingerabdrücken am Tatort zur Identifikation eines Opfers war zu dieser Zeit ebenfalls noch ungewöhnlich. Üblich war es Fingerabdrücke aus Verbrecherkarteien mit denen von Straftätern zu vergleichen.[3]

Prozess[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 12. Oktober 1935 wurde Ruxton wegen der Tötung von Isabella Ruxton angeklagt. Am 2. März 1936 begann der Strafprozess.[10] Der Prozess dauerte elf Tage.[5] Ruxton war durch Norman Birkett verteidigt, der noch zwei Jahre zuvor eine forensische Beweisführung von Bernard Spilsbury hatte überwinden können. Birkett konnte in diesem Fall die Beweisketten nicht widerlegen und Ruxton wurde zum Tode verurteilt.[11] Am 12. Mai 1936 wurde Buck Ruxton durch Erhängen im Strangeways Prison in Manchester hingerichtet.[12]

Kulturelle Nachwirkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Agatha Christie wurde durch den Fall zu dem Hercule-Poirot-Kriminalroman Das Geheimnis der Schnallenschuhe inspiriert.[3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jeremy Craddock: The Jigsaw Murders: The True Story of the Ruxton Killings and the Birth of Modern Forensics, History Press Limited, 2021, ISBN 978-0-7509-9520-7

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vickie Scullard, The chilling story of Jigsaw Killer Dr Buck Ruxton - and the Manchester trial that made history, Manchester Evening News vom 19. Juli 2020.
  2. Dominic Moffitt, Buck Ruxton: The Lancaster surgeon who cut his victims up into 70 pieces, LancsLive vom 8. September 2019.
  3. a b c d e Jeremy Craddock, The crime that fascinated Agatha Christie – How Buck Ruxton committed a double murder, The Express vom 24. Juni 2021.
  4. a b Dean Ruxton, ‘Jigsaw murders’: The gruesome case of a jealous GP, The Irish Times vom 18. August 2016.
  5. a b c The Buck Ruxton "Jigsaw Murders" case, National Library of Medicine.
  6. a b c THE RUXTON MURDERS – 1935 auf der Internetseite des Glasgow Police Museum.
  7. Jon Henley, Lords of the flies: the insect detectives, The Guardian vom 23. September 2010.
  8. Erica McAlister, How the humble fly can help to solve our most gruesome crimes, The Guardian vom 14. April 2017.
  9. The Ruxton Case: Identification by Comparison of Skulls with Portraits, in: Journal of Criminal Law and Criminology Band 29, No. 2 (Jul. - Aug., 1938), S. 279–282. https://www.jstor.org/stable/1137049
  10. Zakaria Erzinçlioglu, Maggots, Murder, and Men: Memories and Reflections of a Forensic Entomologist, St. Martin's Publishing Group, 2013, ISBN 978-1-4668-5242-6. S. 222 f.
  11. David Wilson, Crime Scene: If 1930's Edinburgh murder had been fiction you’d think it was too far-fetched, Daily Record vom 31. Mai 2021.
  12. Murderdatabase.uk