Burg Schlitz

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Burg Schlitz Haupthaus im Herbst
Herrenhaus von Burg Schlitz (2018)

Burg Schlitz ist ein Ortsteil von Hohen Demzin im Zentrum der Mecklenburgischen Schweiz. Burg Schlitz liegt westlich des Malchiner Sees an der Bundesstraße 108 zwischen Teterow und Waren und fällt durch das prächtige Herrenhaus inmitten eines Parks mit wertvollem Baumbestand auf.

Burg Schlitz (um 1900)

Der Name der Anlage bezieht sich auf das hessische Adelsgeschlecht der Reichsgrafen von Schlitz genannt Görtz. Hans von Labes (1763–1831), aus Großwoltersdorf-Zernikow stammend, Gutsherr von Karstorf, wurde, um Louise Caroline von Schlitz (1774–1832) heiraten zu können, von seinem künftigen Schwiegervater Johann Eustach von Schlitz (1737–1821) adoptiert und vom König in den Grafenstand erhoben, und so Graf von Schlitz genannt Goertz. 1798 war er Mitinitiator und erster Direktor der Mecklenburgischen Landwirthschafts-Gesellschaft.

Im Jahr 1806 ließ Hans von Schlitz den Vorgängerbau (eine heruntergekommene Burg) abreißen und nach Plänen von Otto Hirt und unter Leitung von Friedrich Adam Leiblin auf dem Buchenberg das dreiflügelige klassizistische Herrenhaus erbauen. Die drei Trakte des Baus sind parallel angeordnet und als Putzbauten ausgeführt. Der zweigeschossige Mitteltrakt ist etwas zurückversetzt und hat als Hauptportal einen halbrunden Säulenvorbau mit Freitreppe sowie einen aufgesetzten Aussichtsturm, die beiden dreigeschossigen Seitentrakte schließen jeweils mit einem giebelbekrönten Risalit ab. Das Bauwerk gilt als größte klassizistische Anlage in Mecklenburg und wurde nach Unterbrechung durch Kriegseinwirkungen mit dem umgebenden Park und Karolinenkapelle 1824 fertiggestellt. Die Ornamente sind teilweise mit Symbolik der Freimaurer angereichert. Bauherr von Schlitz war an den Planungen maßgeblich beteiligt, die weitläufige Parkanlage hat er selbst geplant. 1831 übernahm Heinrich Graf von Bassewitz-Schlitz (1799–1861), der mit der Tochter des Grafen verheiratet war, das Gut.

Das Gut geriet 1931 nach einem Konkurs in Besitz der Mecklenburgischen Landwirtschaftsgesellschaft, die es 1932 an Emil Georg von Stauß, den damaligen Generaldirektor der Deutschen Bank, verkaufte. Dieser stellte die Burg bereits sehr früh den Nazis als Versammlungsort und Rückzugsdomizil zur Verfügung. 1945 erfolgte die Enteignung, und das Herrenhaus wurde als Flüchtlingsunterkunft und Schule genutzt, ab 1955 als Seniorenheim.

Herrenhaus von Burg Schlitz, Hauptbau (2008)

Nach 1990 erwarb Mathias Stinnes (1941–2016), der Enkel von Hugo Hermann Stinnes, das Herrenhaus Schlitz und ließ es in den 1990er Jahren in ein Hotel umbauen. Ab 2000 wohnte und arbeitete er auch im seither genannten Schlosshotel Burg Schlitz.[1] Im Juni 2007 richtete Stinnes als Hausherr auf Burg Schlitz auch das Damenprogramm – unter Anwesenheit u. a. von Laura Bush und Ljudmila Putina – des G8-Gipfel in Heiligendamm aus.[2] 2011 erwarb das hessische Unternehmerehepaar Manuela und Armin Hoeck die Schlossanlage, führten das Hotel weiter und verkauften die Immobilie im Herbst 2022 an die Theodor-Semmelhaack-Stiftung des gleichnamigen Immobilienunternehmers.[3][4][5]

Sehenswürdigkeiten

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Schinkelsaal
Nymphenbrunnen

Der Rittersaal im Schloss ist im Stil der Neugotik gestaltet. Im so genannten Schinkelsaal des Schlosses befinden sich Tapetenmalereien mit Blumen- und Tierbildern sowie zwei Kachelöfen nach Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel. In weiteren Räumlichkeiten (Eingangshalle, Treppenhaus, Gartensaal, Galerien) sind klassizistische Wandmalereien erhalten.

Im 60 Hektar großen Landschaftspark mit zugehörigem Parkwald befindet sich die neugotische Karolinenkapelle, die Hans Graf von Schlitz 1822 seiner Schwiegermutter, der Reichsgräfin Caroline von Schlitz-Goertz, widmete. Im Park befindet sich außerdem eine Grablege mit Eingangstor und Alexanderkreuz (GLAUBE LIEBE HOFFNUNG 1824): Hier ruhet in Gott Friedrich Graf von Bassewitz (* 17. April 1855; † 23. November 1923), Herr auf Burg Schlitz, seiner Frau Magdalene von Bassewitz, geb. Freiin von Maltzahn († 22. Juni 1945; ohne Grabstein) und ihres Sohnes Rudolph Graf von Bassewitz (* 14. Januar 1885; † 27. Juli 1922). Im Park befindet sich außerdem die Grabstätte des Karstorfer Bürgermeisters Hermann Schubert (* 28. August 1901: † 2. Mai 1945).

Nymphenbrunnen

Der Nymphenbrunnen im Park wurde 1903 von Walter Schott im Auftrag des Berliner Verlegers und Mäzens Rudolf Mosse[6] im Jugendstil zur Aufstellung im Hof des Mosse-Palais entworfen. Nach verfolgungsbedingter Enteignung der Familie Mosse durch die Nationalsozialisten holte vermutlich Emil Georg von Stauß den Brunnen nach 1934 nach Burg Schlitz.[7][8][9] Der Brunnen zeigt drei etwa lebensgroße bronzene Nymphen, die auf einem Sandsteintrog um das Wasserspiel tanzen. Drei von mehreren weiteren, etwas kleineren Exemplaren des Brunnens befinden sich in Berlin (Pacelliallee 14/16), im New Yorker Central Park (sogenannte Untermyer-Fountain) und im Schlosspark von Gondelsheim.

Im Schlosspark sind mehr als 60 Denkmale erhalten, welche besonders eindrucksvoll die patriotisch-nationale Aufbruchstimmung des frühen 19. Jahrhunderts dokumentieren, darunter der Doppelobelisk für Karl Theodor von Dalberg und Maximilian I. von Bayern, der Luise-von-Graeffe-Stein am Luisensee (beschriftet am Pyramidenstumpf LUISEN DER HOLDEN LEBENSGEFAERTINN IST DIESE ANLAGE GEWEIHET / LUISEN SEE BENANNT / 1828), der dreieckige Schillerstein, beschriftet PLUTARCH ROUSSEAU MONTESQUIEU SCHILLER und gelagert auf zwei Quadern mit LICHT und KRAFT und dazwischen EUCH VERDANKE ICH SIE 1824; außerdem das Rheinbundkreuz (beschriftet LIEBET EUERE FEINDE 22 3 1808, das Datum ist das des Beitritts des Herzogtums Mecklenburg-Schwerin zum Rheinbund) und weitere Denkmäler, u. a. für Blücher und Wellington, sowie Steinsetzungen. Der Eingang zum Schlosspark wird von einem Begrüßungsobelisken mit steinernen Ruhebänken markiert.

Nahe dem ehemaligen Marstall ist noch eine ältere Burgruine erhalten. Beim Schloss befinden sich außerdem die Alte Schmiede von 1832, ein Feldsteinbau mit vorgebauter Säulen-Galerie und spiralförmig gemauertem Schornstein, sowie das historische Gasthaus Zum Goldenen Frieden von 1819 beim Eingang zum Schlosspark.

Auf der Wiese steht eine Eiche mit einem Brusthöhenumfang von 9,10 m (2016).[10]

  • Renate Hippauf, Jürgen Luttmann (Hrsg.): Spaziergänge in der Landschaft von Burg Schlitz. Ein Parkführer in 62 Denkmalen und 14 Skizzen. 2. (überarbeitete) Auflage. Stavenhagen 2012.
  • Charlotte Schmid: Park Burg Schlitz, Hohen Demzin. In: Bund Heimat und Umwelt in Deutschland. Weißbuch der historischen Gärten und Parks in den neuen Bundesländern. 2. Auflage. Bonn 2005. S. 73 f. ISBN 3-925374-69-8.
  • Ursel Berger und Josephine Gabler: Drei Mädchen mit Vergangenheit. Die Geschichte der Brunnen „Drei tanzende Mädchen“ von Walter Schott. In: Jürgen Wetzel (Hg.): Berlin in Geschichte und Gegenwart. Jahrbuch des Landesarchivs Berlin 2002. Berlin, 2002. ISBN 3-7861-2439-6.
Commons: Burg Schlitz castle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Ostsee-Zeitung: Unternehmer Mathias Stinnes ist tot. Abgerufen am 9. Januar 2023.
  2. Klaus Rathje: Die Stinnes, Verlag Signum (2009) S. 160–163, Abb. 36, siehe BU
  3. Nadine Schuldt: Besitzer-Wechsel: Burg Schlitz hat einen neuen Eigentümer | Nordkurier.de. 2. November 2022, abgerufen am 9. Januar 2023.
  4. Manuela und Armin Hoeck verkaufen Schlosshotel Burg Schlitz. Abgerufen am 9. Januar 2023 (deutsch).
  5. Silke Voß: Nobelherberge: Promi-Hotel Burg Schlitz hat neue Eigentümer | Nordkurier.de. 8. Januar 2023, abgerufen am 9. Januar 2023.
  6. Ursel Berger und Josephine Gabler: Drei Mädchen mit Vergangenheit. Die Geschichte der Brunnen "Drei tanzende Mädchen" von Walter Schott. In: Jürgen Wetzel (Hg.): Berlin in Geschichte und Gegenwart. Jahrbuch des Landesarchivs Berlin 2002. Berlin, 2002. ISBN 3-7861-2439-6. S. 81.
  7. Ursel Berger und Josephine Gabler: Drei Mädchen mit Vergangenheit. Die Geschichte der Brunnen "Drei tanzende Mädchen" von Walter Schott. In: Jürgen Wetzel (Hg.): Berlin in Geschichte und Gegenwart. Jahrbuch des Landesarchivs Berlin 2002. Berlin, 2002. ISBN 3-7861-2439-6. S. 86.
  8. Marc Fehlmann: History Regained: New Aspects for the Provenance of a Painting by Carl Blechen. In: Nineteenth-Century Art Worldwide, Vo. 14 Nr. 3 (2015). http://www.19thc-artworldwide.org/index.php/autumn15/fehlmann-reviews-new-aspects-to-the-provenance-of-a-painting-by-carl-blechen abgerufen am 11. April 2017, S. 6 des pdf
  9. Matthew Shaer, "The Lost Maidens of Berlin", Smithsonian, abgerufen am 24. Mai 2018.
  10. Eintrag im Verzeichnis Monumentaler Eichen. Abgerufen am 10. Januar 2017.

Koordinaten: 53° 42′ N, 12° 33′ O