Camphin

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Camphin, auch Kamphin, ist gereinigtes, harzfreies Terpentinöl, das im 19. Jahrhundert als Lampenbrennstoff verwendet wurde.[1] Als Camphin wurde früher auch das Produkt der Zersetzung des Camphers durch Iod bezeichnet.[2] Die exakte Konstitution der so erhaltenen Substanz blieb jedoch fraglich.[3][4]

Herstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Herstellung von Camphin wurde Terpentinöl einer Wasserdampfdestillation unterworfen, um das darin enthaltene Harz abzutrennen. Dazu wurde das Terpentinöl mit etwa dem gleichen Volumen Wasser versetzt und etwas gebrannter Kalk oder Chlorkalk zugegeben. Das so erhaltene Destillat trennt sich in zwei Phasen, wovon die wässrige verworfen wurde. Als Alternative zur Destillation wurde auch ein Versetzen des Terpentinöls mit konzentrierter Schwefelsäure beschrieben, was dazu führte, dass sich die Harzbestandteile als ein dunkelbrauner Rückstand absetzten, von dem man das Camphin dekantieren konnte. Das nach diesem Verfahren erhaltene Produkt wird jedoch als gelblich und mit verändertem Geruch beschrieben.[5]

Eigenschaften und Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Camphin ist leicht entzündlich. Es verbrennt mit weißer, stark leuchtender Flamme ohne Ruß- oder Geruchsbildung, was den Einsatz als Leuchtmaterial erklärt, beispielsweise in den von W. Young erfundenen und zunächst aus England importierten Camphinlampen (auch Young-, Vesta- oder Imperial-Lampen).[6] Eine Mischung aus 4 Teilen Spiritus mit 1 Teil Camphin ergibt so genannten Leuchtspiritus, der durch Erhitzen in das mit stark leuchtender, weißer Flamme brennende Camphingas verwandelt wird. Es diente als Leuchtmaterial in der Lüdersdorffschen Dampflampe.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Camphin. In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Band 3: Bodmerei–Chimpansee. Altenburg 1857, S. 610 (Digitalisat. zeno.org).
  2. C. Claus: Über das Verhalten des Camphers zu den Haloiden. In: Journal für praktische Chemie, 1842, Band 1, S. 257–274. Barth; Textarchiv – Internet Archive.
  3. Leopold Gmelin: Handbuch der Chemie. 7. Band, Erste Abteilung. 4. Auflage. Karl Winter, Heidelberg 1862, S. 402 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  4. August Kekulé, Richard Anschütz, Gustav Schultz, Wilhelm LaCos: Lehrbuch der organischen Chemie. Band 2, Teil 1. Verlag von Ferdinand Enke, Erlangen 1863, S. 461 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  5. Dr. Buchner (Hrsg.), F. J. Bernays u. a.: Repertorium für die Pharmacie. 3. Reihe, 8. Band. Schrag, Nürnberg 1851, S. 225 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  6. Aus der Natur. Die neuesten Entdeckungen auf dem Gebiet der Naturwissenschaften. 13. Band. Verlag v. Ambr. Abel, Leipzig 1860, S. 387 (Volltext in der Google-Buchsuche).