Casa Machiavelli
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Casa Machiavelli, auch bekannt als l’Albergaccio (von italienisch albergo ‚Zuflucht, Herberge‘), war während der Verbannung der Wohnsitz von Niccolò Machiavelli. Das Gut befindet sich im Ortsteil Sant’Andrea in Percussina der Gemeinde San Casciano in Val di Pesa in der Toskana. Anbindung war eine altrömische Poststraße.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den Besitz der Familienlinie kam der so genannte Albergaccio 1470. Bernardo di Niccolò Machiavelli, der Vater, beerbte zwei Onkel.[1] Sein Haushaltsbuch, sein Libro di Ricordi, verschafft mit Informationen über die ländlichen Umstände zwischen Halbpachtbauern, Fuhrleuten und Renovierungsarbeiten einen Eindruck vom Leben in den siebziger und achtziger Jahren des 15. Jahrhunderts.
Die kleine Ortskirche war ebenfalls Pfründe der Familie. Der 1475 geborene Totto, jüngerer Bruder des späterhin namhaften Niccolò di Bernardo Machiavelli, erhielt sie am 5. Juli 1515 nach dem Verzicht eines Verwandten.[2] Eine solche Einung der weltlichen und geistlichen Besitztümer in der Hand ein und derselben Familie entsprach – hier: auf der kleinen Ebene des Dorfes – zeitgenössisch nicht selten der Sozialstruktur.
Beziehungen bestanden über Jahrhunderte hinweg zu den Pitti, die in Castelvecchio in Val di Pesa, südöstlich von San Casciano, Güter besaßen. Jene hatten ihnen einst auch die nahe Santa Felicita gelegenen Stadthäuser verkauft.[3]
Niccolò Machiavelli
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Niccolò Machiavelli (1469–1527) war von 1498 bis 1512 zum Sekretär und Vorsteher der zweiten Staatskanzlei gewählt und eine der großen und interessanten Persönlichkeiten der Renaissance. Als vielseitig gebildeter Schriftsteller widmete er seine Aufmerksamkeit vor allem der Politik, die er als erster als eigenständige Wissenschaft verstand.
Die Casa di Sant’Andrea in Percussina gehörte zusammen mit anderen Besitztümern zu den Gütern der Familie. Hierher zog er sich zurück, nachdem er 1512 aus Florenz exiliert wurde, als die Medici an die Macht zurückkehrten. Das Gehöft mit dem zugehörigen Gasthaus (Osteria) wurde von Machiavelli in einem seiner berühmtesten Briefe an seinen Freund Francesco Vettori beschrieben, der vom 10. Dezember 1513 datiert. Er handelt von den Beschäftigungen am Tage, die von der Leitung seines Besitzes geprägt waren, und denen des Abends, die mit Tric Trac (einer Art Backgammon) mit Gästen seiner Osteria oder dem örtlichen Metzger vergingen. Doch nachts habe er sich in seine Bibliothek zurückgezogen, um die Klassiker zu lesen, die ihn zu dem Büchlein inspiriert hätten, aus einem Guss in wenigen Monaten geschrieben: Dem Principe, dem Werk, dem er seinen Ruhm verdankt.
Nach seinem Tode ging das Haus an seine Erben und, immer in dieser Erblinie, zuletzt an die adlige Florentiner Familie der Serristori. Seit wenigen Jahren gehört es zur Gruppo Italiano Vini, die dort einige Weinberge besitzt und die das Gebäude restauriert hat. Besichtigen kann man die Außenanlagen der Villa und die Keller. Außerdem kann man durch einen unterirdischen Gang die Osteria betreten, die von Machiavelli beschrieben wurde. Auch sie hat über Jahrhunderte ihr Ambiente intakt erhalten.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Guido Carocci: Il Comune di San Casciano Val di Pesa. Tipografia Minori corrigendi, Firenze 1892.
- Torquato Guarducci: Guida Illustrata della Valdipesa. Fratelli Stianti editori, San Casciano in Val di Pesa 1904.
- Franco Lumachi: Guida di Sancasciano Val di Pesa. Pleion, Milano 1960.
- Gaspero Righini: Il Chianti Classico. Note e memorie storico- artistiche-letterari. Pisa 1972.
- Alessandro Conti: I dintorni di Firenze: arte, storia, paesaggio. La Casa Usher, Firenze 1983.
- Giovanni Brachetti Montorselli, Italo Moretti, Renato Stopani: Le strade del Chianti Classico Gallo Nero. Bonechi, Firenze 1984.
- Piero Bargellini, Otello Pampaloni: San Casciano, un paese nel Chianti. Hrsg.: Comune di San Casciano. San Casciano in Val di Pesa 1985.
- Gian Bruno Ravenni: Firenze fuori le mura. Da Firenze verso il Chianti, il Mugello, la Valdelsa, il Montalbano. Giunti editore, Firenze 1993.
- Italo Moretti, Vieri Favini, Aldo Favini: San Casciano. Loggia De’ Lanzi, Firenze 1994, ISBN 88-8105-010-2.
- Touring Club Italiano (Hrsg.): Firenze. Touring Club Italiano, Milano 2001, ISBN 88-365-1932-6.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Pezzarossa, Fulvio: Bernardo Machiavelli. In: DBI 67 (2006), S. 63.
- ↑ Vanna Arrighi: Machiavelli, Totto. In: Mario Caravale (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 67: Macchi–Malaspina. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2006, S. 105–107.
- ↑ Siehe das Erinnerungsbuch von Buonaccorso Pitti – d. h. im Rückblick aus der Zeit um 1400 – in: Branca, Vittore (Hrsg.): Mercanti scrittori, Mailand 1986, S. 352. und ebd. Anmerkung 2.
Koordinaten: 43° 40′ 58″ N, 11° 11′ 51″ O