Chen Chu

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Chen Chu

Chen Chu (chinesisch 陳菊, Pinyin Chén Jú; * 10. Juni 1950 in der Gemeinde Sansing, Landkreis Ilan, Taiwan) ist eine taiwanische Politikerin der Demokratischen Fortschrittspartei (DPP) und seit April 2018 Generalsekretärin des taiwanischen Präsidentenbüros. Zuvor hatte sie von 2006 bis 2018 das Amt der Bürgermeisterin der Stadt Kaohsiung inne. In den 1970er und 80er Jahren engagierte sie sich in der taiwanischen Demokratiebewegung. Sie gehörte zu den Dissidenten (den "Acht von Kaohsiung"), die im Anschluss an den "Kaohsiung-Vorfall" von 1979 zu jahrelangen Haftstrafen verurteilt wurden.

Studium[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chen Chu studierte an der Shi-Hsin-Universität (Taipeh) und an der Sun-Yat-sen Universität in Kaohsiung, wo sie einen Mastertitel im Fach Public Affairs erwarb.

Politische Laufbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Demokratiebewegung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chen Chu arbeitete in den 1970er Jahren als Sekretärin von Kuo Yu-hsin, einem der bedeutendsten Mitglieder der taiwanischen Dangwai-Bewegung. 1979 wirkte sie als Redakteurin bei der Gründung der oppositionellen Zeitschrift "Formosa" im Jahr 1979 mit und war für kurze Zeit die Leiterin des Kaohsiunger Büros dieser Zeitschrift. Im Anschluss an den Kaohsiung-Vorfall vom 10. Dezember 1979 wurde Chen Chu zusammen mit anderen Oppositionellen (den "Acht von Kaohsiung") festgenommen und im März 1980 wegen "öffentlicher Unruhestiftung" zu einer Haftstrafe von 12 Jahren verurteilt. Nach sechs Jahren und zwei Monaten wurde sie 1986 aus der Haft entlassen und trat der im selben Jahr gegründeten Oppositionspartei DPP bei.

Öffentliche Ämter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1994 bis 1998 leitete sie während der Amtszeit des Bürgermeisters Chen Shui-bian das Sozialamt der Stadt Taipeh und von 1998 bis 2000 das Sozialamt der Stadt Kaohsiung. Nach der Wahl Chen Shui-bians zum Präsidenten der Republik China leitete Chen Chu von 2000 bis 2005 das Ministerium für Arbeit.

Nach dem Rücktritt der DPP-Parteivorsitzenden Tsai Ing-wen im Anschluss an ihre Niederlage bei der Präsidentenwahl 2012 übernahm Chen Chu vom 01.03. bis zum 30.05 2012 provisorisch den Parteivorsitz bis zur Wahl des neuen Vorsitzenden. Am 23. April 2018 ernannte die taiwanische Präsidentin Tsai Ing-wen Chen Chu zur Generalsekretärin des Präsidentenbüros.[1]

Bürgermeisterin von Kaohsiung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 9. Dezember 2006 wurde Chen mit nur 1120 Stimmen Vorsprung vor Huang Jun-ying (Kuomintang) zur ersten weiblichen Bürgermeisterin von Kaohsiung gewählt. Die Wahl wurde von Huang angefochten und das Ergebnis erst am 16. November 2007 in zweiter Instanz gerichtlich bestätigt.[2]

Chen Chu widmete sich dem städtischen Verkehrssystem, den öffentlichen Bauten und dem Umweltschutz. In ihre Amtszeit fiel die Inbetriebnahme der Kaohsiunger U-Bahn im Jahr 2008.

Im Jahr 2009 reiste Chen in die Volksrepublik China, um dort für die bevorstehenden World Games 2009 in Kaohsiung zu werben. Chen traf die Bürgermeister von Peking und Shanghai sowie den Vorsitzenden des chinesischen Olympischen Komitees. Die Spiele, die vom 16. bis 26. Juli stattfanden und für die im Stadtteil Zuoying das World Games Stadion gebaut worden war, wurden ein großer Erfolg[3] und von Ron Froehlich, dem Vorsitzenden des Internationalen Verbands für Weltspiele, gar als "die besten Weltspiele aller Zeiten" gepriesen.[4]

Am 27. November 2010 wurde Chen im dritten Wahlgang mit 52 % der Stimmen in ihrem Amt bestätigt. Sie ist damit die erste Bürgermeisterin der erweiterten Stadt Kaohsiung (hervorgegangen aus der Fusion des alten Stadtgebiets mit dem ehemaligen Landkreis Kaohsiung).

Im Anschluss an den Taifun Fanapi vom 19. September 2010 erntete Chen Chu Kritik seitens der Opposition, weil sie in ihrer Wohnung ein Nickerchen gemacht hatte, während Teile Kaohsiungs unter Wasser standen. Chen entschuldigte sich unter Tränen und erklärte, sie habe sich nur etwas ausruhen und ihre durchnässte Kleidung wechseln wollen, ansonsten aber aufmerksam die Entwicklung des Taifuns verfolgt.[5] Im Anschluss an eine schwere Gasexplosion in Kaohsiung am 31. Juli 2014, bei der mehrere Menschen ums Leben kamen, reichten Abgeordnete der Oppositionspartei Kuomintang eine Gerichtsklage gegen Chen wegen „Fahrlässigkeit“ ein.[6] In Chens zweite Amtszeit fielen der Bau und die Eröffnung des internationalen Messe- und Ausstellungszentrums Asia New Bay Area am Kaohsiunger Hafen (2011–2014).

Bei den Bürgermeisterwahlen am 29. November 2014 wurde Chen wiedergewählt, wobei sie sich mit 68,09 % der Stimmen gegen den Kandidaten der Kuomintang Yang Chiu-hsing durchsetzte.[7] Nach ihrer Berufung zur Generalsekretärin des Präsidentenbüros im April 2018 gab sie ihr Bürgermeisteramt sieben Monate vor Ende der regulären Amtszeit an Hsu Li-Ming als geschäftsführenden Bürgermeister ab.[8]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Chen Chu takes up post as Presidential Office secretary-general, Focus Taiwan News Channel, 23. April 2018
  2. Court ruling keeps Kaohsiung mayor in office Nachrichtenagentur Xinhua, 17. November 2007
  3. Kaohsiung officials bask in Games’ glory, revenues The Taipei Times, 30. Juli 2009
  4. Sport beats out politics (Memento vom 23. Juli 2012 im Internet Archive), Straits Times (Singapur), 30. Juli 2009
  5. Chen Chu apologizes for absence The Taipei Times, 30. September 2010
  6. KMT sues Kaohsiung mayor over deadly gas blasts, Focus Taiwan, 27. August 2014
  7. Chen Chu wins 3rd term as Kaohsiung mayor, Focus Taiwan, 29. November 2014
  8. Kaohsiung Deputy Mayor Hsu Li-Ming named acting mayor, Focus Taiwan News Channel am 17. April 2018

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Chen Chu – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien