Die Blume der Hausfrau

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Film
Titel Die Blume der Hausfrau
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1998
Länge 92 Minuten
Stab
Regie Dominik Wessely
Drehbuch Dominik Wessely
Produktion Michael Jungfleisch
Musik Oliver Biehler
Kamera Knut Schmitz
Schnitt Raimund Barthelmes

Die Blume der Hausfrau ist ein deutscher Dokumentarfilm aus dem Jahr 1998. Regie führte Dominik Wessely.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blume der Hausfrau erzählt vom Alltag einer Gruppe von Staubsaugervertretern der Firma Vorwerk, die mit wechselndem Erfolg versuchen, ihrer Kundschaft Teppichreinigungsgeräte zu verkaufen. Der Film, der in der Vorweihnachtszeit 1997 im Großraum Stuttgart gedreht wurde, konzentriert sich dabei mehr und mehr auf zwei Protagonisten: auf den Verkaufsprofi Steffen Widule und auf den Berufsanfänger Angelo Ditta. Während Steffen Widule das Geschäftsjahr als Regionalbester abschließt und dafür auf der Weihnachtsfeier mit einem Pokal ausgezeichnet wird, gerät der Anfänger Angelo Ditta im Verlauf des Filmes mehr und mehr in eine Krise, die ihn schließlich zu der Erkenntnis bringt, dass das „Geschäft nichts für ihn ist“.

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blume der Hausfrau bezieht sich erkennbar auf ein Schlüsselwerk des amerikanischen Direct Cinema, nämlich auf den Film Salesmen von David und Albert Maysles und Charlotte Zwerin aus dem Jahr 1969. In beiden Filmen steht eine Gruppe von Handelsvertretern im Mittelpunkt des Interesses, in beiden Filmen gilt das Augenmerk der Filmemacher mehr und mehr einem Protagonisten, der in seinem Beruf scheitert. In Salesmen ist es der Bibelverkäufer Paul Brennan, der in eine Verkaufskrise gerät, in Die Blume der Hausfrau gibt der junge Vertreter Angelo Ditta schließlich das Geschäft auf. Obwohl die thematischen Anleihen bei Salesmen nicht zu übersehen sind, geht Dominik Wesselys Dokumentarfilm über ein bloßes Remake weit hinaus. In der formalen Gestaltung des Films offenbart sich, dass der Regisseur die Wirkungsgeschichte seines Vorbildes ebenso reflektiert, wie er mit Versatzstücken des Genrekinos spielt oder aus der Filmgeschichte zitiert. Beispielsweise erinnert die offensichtlich inszenierte Eröffnungssequenz, in der Wessely seine fünf Protagonisten in einer Herrentoilette spielen lässt, stark an eine Sequenz aus Quentin Tarantinos Reservoir Dogs – Wilde Hunde. Auch die eigens für den Film komponierte Filmmusik von Oliver Biehler spielt mit Motiven, die aus Mafia- oder Gangsterfilmen bekannt scheinen. In der Schlusssequenz, in der die Staubsaugervertreter in ihren schwarzen Mänteln wie Cowboys in den Sonnenuntergang ausschwärmen, pfeift einer von ihnen die Titelmelodie aus Sergio Leones Western Zwei glorreiche Halunken.

Die Blume der Hausfrau feierte Premiere im Rahmen der 32. Internationalen Hofer Filmtage 1998 und avancierte innerhalb kurzer Zeit zu einem Kultfilm, der sich bis heute sowohl beim Publikum als auch bei der Kritik großer Beliebtheit erfreut. Im Verlauf der Kinoauswertung erreichte der Film rund 70.000 Kinozuschauer. Hatten Ende der 1990er-Jahre im deutschen Kino hauptsächlich Dokumentarfilme ein Publikum gefunden, die sich im weitesten Sinne mit popkulturellen Phänomen beschäftigten (beispielsweise Blue Note, Regie: Julian Benedikt aus dem Jahr 1997) oder die bekannte Persönlichkeiten porträtierenden (Mein liebster Feind, Regie: Werner Herzog, 1999), so gelang es Wessely mit der humorvollen Alltagserzählung Die Blume der Hausfrau, das Interesse eines großen Publikums für unbekannte Protagonisten und ihre Geschichten zu wecken. Zu seinem Ruf als Kultfilm hat auch beigetragen, dass Die Blume der Hausfrau mehr als ein Jahr lang täglich im Stuttgarter Programmkino Lupe gezeigt worden ist. Alleine in diesem Kino haben den Film mehr als 20.000 Zuschauer gesehen. Am 27. Juli 1999 fand im Rahmen des 7. Ludwigsburger Sommernachts-Open-Air Kinos eine ausverkaufte Vorstellung statt, die von mehr als 3000 Zuschauern besucht wurde.

Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Wessely (…) verfolgt ein Team von fünf Vertretern auf Schritt und Tritt. Und dabei kristallisiert sich durch viele Blicke in Wohnzimmer und unter Sofas eine frappierende Sozialstudie heraus, die zugleich wohl der lustigste deutsche Film der letzten Jahre ist.“ Jakob Hesler, taz Hamburg, 6. Februar 2003.

„Die Blume der Hausfrau ist also nicht, wie der Titel vermuten ließe, eine deutsche Komödie, sondern ein Dokumentarfilm über fünf Staubsaugervertreter im Schwäbischen. Gemacht hat ihn der junge Regisseur Dominik Wessely. Und er ist ihm so gut gelungen, dass er beim Filmfest in Hof als Kultfilm gehandelt wurde. (…) Wessely… setzt seine Protagonisten und Nebenakteure so in Szene, dass ihr natürlicher Witz zum Vorschein kommt. Alles ist vorhanden, was einen guten Spielfilm ausmacht: Spannung, Komik, Sympathie. Und Rührung.“ Susanna Nieder, Tagesspiegel, 17. Juni 1999

„Ohne Off-Kommentar oder Interviews, aber mit einem hervorragenden Soundtrack gelingt es Dokumentarfilmer Dominik Wessely, den Gesichtsausdrücken, Gesten und Gesprächen des wirklichen Lebens die lakonische Dramaturgie eines Italo-Westerns zu entlocken.“ Iris Depping, tip Berlin, 13/1999

„Dominik Wessely hat mit seiner Experimentierfreude ins Schwarze getroffen.“ Heike Kühn, epd Film 6/99

„Dominik Wesselys Dokumentation dieses Sektenkosmos ist makellos, die tragischen Obertöne der vorgeführten Verhältnisse werden im Musikeinsatz (und einer raffinierten Dramaturgie) genauso ausgespielt, wie die allerdings letztlich immer bittere traurige Komik. (…) Der loser, die einzige Gestalt, mit der man sympathisieren kann, (…) steht dafür, dass innerhalb dieses falschen Sektenlebens es kein richtiges geben kann. Der gezeigte Verhängniszusammenhang ist ein totaler.“ Ekkehard Knörer, jump cut

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Tatort Anne und der Tod wird der Film von Thorsten Lannert erwähnt.

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christina Bruns: Contemporary German Documentary Cinema (1999–2007): the Rural Represented, the Regional Defamiliarised and Heimat Revived. PhD Thesis, The University of Edinburgh 2010 (PDF; 6,2 MB)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]