Dipylon (Tor)

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Das Dipylon bildete als Haupttor des antiken Athen den nordwestlichen Zugang zur Stadt von der thriasischen Ebene aus und wurde daher ursprünglich Thriasisches Tor genannt.[1]

Der Name Dipylon[2] meint „Zweifach- oder Doppeltor“ und verweist auf die Konstruktion der Anlage mit zwei separat nebeneinander liegenden Zugangstoren. Um die Verteidigung zu gewährleisten, wurden diese Tore aus dem Verlauf der Stadtmauer zur Stadtseite hinein versetzt und durch zwei Mauerschenkel mit dieser verbunden. Der entstandene rechteckige Raum wurde durch vier Türme abgesichert. Von den Wehrgängen und den Türmen konnten Angreifer beschossen werden, bevor sie den eigentlichen Zugang zur Stadt erreichten. Archäologisch ließen sich bislang vier Bauphasen nachweisen. In der ersten Phase wurde das Dipylon nach den Perserkriegen 478 v. Chr. als Teil der themistokleischen Mauer errichtet. Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. erfolgte dann in einer zweiten Phase, wohl unter Konon, eine Erweiterung und stärkere Befestigung. Im frühen 3. Jahrhundert v. Chr. entstand nach Schäden durch Regen und Erdbeben ein umfangreicher Neubau unter weitgehender Beibehaltung der Grundkonstruktion. Kurz vor der Eroberung durch Sulla 86 v. Chr. wurde der landseitige Zugang durch eine zweite Mauer mit zwei Toren geschlossen, wodurch ein nun vollständig ummauerter Raum entstand.

Zusammen mit dem westlich gelegenen Heiligen Tor und dem Pompeion bildete das Dipylon ein Ensemble, von dem aus der Panathenäenzug über die Agora zur Akropolis startete. Unmittelbar vor dem Tor liegt der Kerameikos, der Staatsfriedhof von Athen. Die Straße führte dann stadtauswärts weiter zur platonischen Akademie in Richtung Eleusis und auf die Peloponnes.

  • Gottfried Gruben, Klaus Müller: Das Dipylon (= Kerameikos. Band 22). Reichert, Wiesbaden 2018, ISBN 978-3-95490-306-1 (2 Bände).
  • Hans Rupprecht Goette: Athen, Attika, Megaris. Reiseführer zu den Kunstschätzen und Kulturdenkmälern im Zentrum Griechenlands. Böhlau, Köln u. a. 1993, ISBN 3-412-03393-6, S. 59.
  • Walther Judeich: Topographie von Athen (= Handbuch der Altertumswissenschaft. III. Abteilung, Band 2,2). C. H. Beck, München 1905, S. 125–129 (Digitalisat).
  • Walther Judeich: Topographie von Athen (= Handbuch der Altertumswissenschaft. III. Abteilung, Band 2,2). 2., vollständig neubearbeitete Auflage. C. H. Beck, München 1931, S. 135 ff. 400 ff.
  • Ursula Knigge: Der Kerameikos von Athen. Führung durch Ausgrabungen und Geschichte. Krene, Athen 1988, S. 68–73, Abb. 60 ff.
  • Ferdinand Noack: Die Mauern Athens. Ausgrabungen und Untersuchungen. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung. Band 32, 1907, S. 492–500, Tafel X (Digitalisat).
  • Jutta Stroszeck: Der Kerameikos von Athen. Geschichte, Bauten und Denkmäler im archäologischen Park. Bibliopolis, Möhnesee 2014, ISBN 978-3-943741-04-9, S. 77–87.
  • John Travlos: Bildlexikon zur Topographie des antiken Athen. Wasmuth, Tübingen 1971, S. 159, 180, Abb. 219, 602.
  1. Plutarch, Perikles 30,3.
  2. Erstmals in einer Inschrift des Jahres 278/277 v. Chr. (Inscriptiones Graecae II² 673) so genannt.