Domus Tiberiana

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Die mehrgeschossigen Arkaden der Domus Tiberiana wurden unter Kaiser Hadrian realisiert, um die hohe Fassade architektonisch in die Via Nova einzufügen
Die Bauten auf dem Palatin

Die Domus Tiberiana ist eine auf dem Palatin in Rom gelegene, auf Kaiser Tiberius zurückgehende Palastanlage. Sie befindet sich zwischen dem Tempel der Magna Mater im Süden und dem Forum Romanum im Norden.

Im Kern und zu Tiberius’ Zeit entstand die Anlage vermutlich aus einer Zusammenlegung spätrepublikanischer Häuser, ein – ähnlich wie das nahe gelegene Haus des Augustus – im Vergleich zu den späteren kaiserlichen Palästen sehr bescheidenes Domizil. Erst unter Caligula (und möglicherweise auch unter Nero) erfolgte ein repräsentativer Ausbau und eine Erweiterung der Anlage nach Nordosten.

Von Ausdehnung und Beschaffenheit der Anlage zu dieser Zeit ist nur wenig bekannt. Sueton schreibt:

partem Palatii ad Forum usque promovit, atque aede Castoris et Pollucis in vestibulum transfigurata[1]
„Er [Caligula] dehnte die Anlage aus bis zum Forum, wodurch er den Tempel von Castor und Pollux zu seinem Vorzimmer machte.“

Und bei Flavius Josephus steht: „Wenn er [Caligula] auf seinem Königspalast stand und Gold und Silber unter die Menge warf, hätte man ihn leicht hinabstoßen können, denn die Spitze des Palastes erhob sich hoch über das Forum.“[2] Woraus man folgern kann, dass die Ausdehnung der Anlage jedenfalls im Norden in etwa der heutigen entsprach.

Die Anlage wurde in dem verheerenden Brand des Jahres 80 weitgehend zerstört.[3] Beim anschließenden Neubau der Palastanlagen des Domitian (Domus Flavia und Domus Augustana) wurden Teile der Domus Tiberiana (vor allem erhaltene Umfassungsmauern) in die Neugestaltung des Palatin integriert.

Im 16. Jahrhundert wurde das gesamte Gelände von den Farnesinischen Gärten überbaut, wodurch die Ausdehnung möglicher Grabungen heute stark eingeschränkt ist. Die heute noch sichtbaren Teile sind im Wesentlichen Einfassungsmauern und Reste von Untergeschossen.

Seit 2011 finden neue umfangreiche Ausgrabungen statt, die von einer Besucherplattform aus beobachtet werden können.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ueli Bellwald u. a.: Domus Tiberiana. Neue Forschungen – Studien zur Restaurierung. Verlag der Fachvereine Zürich, Zürich 1985, ISBN 3-7281-1478-2 (Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich Bd. 5, Beiheft).
  • Clemens Krause: Ricerche sulla storia edilizi. Rapporto preliminare. In: AA.VV. Domus Tiberiana, Nuove ricerche, studi di restauro. Zürich 1985. S. 73–136.
  • Clemens Krause: Domus Tiberiana I. Gli scavi. Bollettino di Archeologia 25-27 (1994). Rom 1998. S. 1–228
  • Clemens Krause: Domus Tiberiana In: Lexicon topographicum Urbis Romae II. Rom 1995. S. 189–197, s. v. Domus Tiberiana.
  • Clemens Krause: Die Domus Tiberiana. Vom Wohnquartier zum Kaiserpalast. In: A. Hoffmann, U. Wulf (Hrsg.): Die Kaiserpaläste auf dem Palatin in Rom. Mainz 2004. S. 34–61.
  • Marie-France Meylan Krause: Domus Tiberiana. Analyses stratigraphiques et céramologiques. Archaeopress, Oxford 2002, ISBN 1-84171-438-0 (mit englischer Zusammenfassung).
  • Samuel Ball Platner, Thomas Ashby: A Topographical Dictionary of Ancient Rome. Oxford University Press, London 1929, S. 191–194. Online: LacusCurtius [2].
  • Esther Boise Van Deman: The House of Caligula. In: American Journal of Archaeology Bd. 28, Nr. 4 (1924), S. 368–398. JSTOR:497538.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sueton, Caligula 22.
  2. Josephus, Antiquitates Judaicae 1.1.11.
  3. Sueton, divus Titus 8; Hieronymus chronicon S. 271f [1].

Koordinaten: 41° 53′ 24″ N, 12° 29′ 10″ O