Donauschule

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Kreuzigung Christi
von Albrecht Altdorfer

Donauschule oder Donaustil ist eine umstrittene[1] Bezeichnung für einen Kreis von Malern des ersten Drittels des 16. Jahrhunderts, die in Bayern und im nördlichen Teil Österreichs (also entlang der Donau) tätig waren. Der Begriff Schule ist missverständlich, da die Mehrzahl der zu ihr gezählten Künstler nie in einer Lehrer-Schüler-Beziehung zueinander standen. Ihr Zusammenfassen unter diesem Sammelbegriff beruhte vielmehr auf den ihnen gemeinsamen Stilmerkmalen. Üblicherweise gilt die Donauschule als Bindeglied zwischen Spätgotik und Renaissance.

Begriffsgeschichte

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Der Begriff Donaustil wurde erstmals 1892 von Theodor von Frimmel in seiner Rezension der Dissertation des Berliner Kunsthistorikers Max J. Friedländer über Albrecht Altdorfer verwendet und definiert[2]. Er sah in der Malerei der Donauregion einen Unterschied zur Kunst des übrigen Deutschlands und verstand Albrecht Altdorfer als ihren Hauptvertreter. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten wurde der Begriff immer wieder unreflektiert übernommen, obwohl schon Max Jakob Friedländer 1922 die Ungenauigkeit des Begriffs kritisierte und eine klarere Stilbestimmung forderte.[3]

Als Hauptvertreter werden üblicherweise Albrecht Altdorfer und Wolf Huber angesehen. Weitere Vertreter sind beispielsweise Hans Pruckendorfer, Rueland Frueauf der Jüngere, der frühe Lucas Cranach der Ältere, Jörg Breu der Ältere, Erhard Altdorfer, Michael Ostendorfer, Georg Lemberger, der Historia-Meister, der Meister von Mühldorf, der Meister der Wunder von Mariazell, der Meister des Pulkauer Altars und Nikolaus Kirberger. Im Bereich der Bildschnitzerei ist z. B. Augustin Hirschvogel, in jenem der Grafik Meister IP der Donauschule nahestehend.

Ihre Wirkungsstätten sind neben Regensburg und Passau auch Wien und einige österreichische Klöster wie Melk und Sankt Florian.

Auch Malereien im Ingolstädter Münster Zur Schönen Unserer Lieben Frau wie die des Altars der ehemaligen Barbarakapelle des Münsters dokumentieren die Donauschule.[4]

Charakteristisch für die Donauschule ist ein neues, vorher unbekanntes Naturempfinden. Die Natur erhält in ihren Bildern einen eigenständigen Rang – von Wolf Huber sind die ersten Naturstudien ohne Menschendarstellungen nördlich der Alpen bekannt. Erstmals im mitteleuropäischen Raum wird das Geschehen auch in eine Landschaft eingebettet, die nicht selten symbolisch hervorgehoben wird. Laut Lenhardt sprengte die Donauschule das Bild der Laube[5] als Vision des Himmels in der Architektur von Sakralbauten auf und weitete es zum Porträt der Landschaft.[6] Die Landschaft erhält oft einen das Hauptthema des Bildes unterstreichenden Symbolgehalt; wird beispielsweise eine Kreuzigung dargestellt, ist der Himmel oft von dunklen Wolken überzogen, die das gesamte Bild düster wirken lassen.

Diese poetische und symbolische Überhöhung der Landschaft korrespondiert mit Stilmitteln, die neuere Beobachter oft an den Expressionismus erinnert haben. Begriffe wie Symbollandschaft, sachgetreue Landschaft, sympathetische Landschaft oder Stimmungslandschaft werden von Kunsthistorikern wie Keneth Clark oder Götz Pochat geprägt.

Auswahl von Werken

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  • Otto Wutzel: Die Kunst der Donauschule (1490 bis 1540). Ausstellung des Landes Oberösterreich im Stift St. Florian und im Schlossmuseum Linz, 14. Mai bis 17. Oktober 1965, Katalog 1. bis 3. Auflage 1965 XXIII S, 16 Tafeln, 295 S, 60 Seiten Abbildungen, Linz 1965.
  • Benno Ulm: Der Begriff „Donauschule“ in der spätgotischen Architektur. In: Christliche Kunstblätter. Band 100, 1962, S. 82–87.
  • Oskar Schürer: Über Landschaftsdarstellungen in der deutschen Kunst um 1500. In: Festschrift Richard Hamann. Berg 1939, S. 117–135.
  • Hermann Voss: Der Ursprung des Donaustils. Ein Stück Entwicklungsgeschichte deutscher Malerei. Leipzig 1907 (= Kunstgeschichtliche Monographien. Band 7).
Commons: Donauschule – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Daniel Rimsl: Rezension von: Kathrin Brandmair, Kruzifixe und Kreuzigungsgruppen aus dem Bereich der „Donauschule“. In: Journal für Kunstgeschichte. Nr. 2018.4, S. 313–318.
  2. Theodor von Frimmel: Rezension zu Max J. Friedländer: Albrecht Altdorfer, der Maler von Regensburg, Phil. Diss. Leipzig 1891. In: Repertorium für Kunstwissenschaft 15, 1892, S. 417–421.
  3. Margit Stadlober: Der Wald in der Malerei und der Graphik des Donaustils, Wien, Böhlau 2006, S. 13–18.
  4. Friedrich Lenhardt: Coelum Ingolstadiense. Himmelsbilder in Ingolstadt um 1550. 1984, hier insbesondere S. 96 f.
  5. Vgl. Karl Oettinger: Laube, Garten und Wald. Zu einer Theorie der süddeutschen Sakralkunst 1470–1520. In: Festschrift für Hans Sedlmayer. München 1962, S. 201–228.
  6. Friedrich Lenhardt: Coelum Ingolstadiense. Himmelsbilder in Ingolstadt um 1550. In: Rudolf Schmitz, Gundolf Keil (Hrsg.): Humanismus und Medizin. Acta humaniora, Weinheim an der Bergstraße 1984 (= Deutsche Forschungsgemeinschaft: Mitteilungen der Kommission für Humanismusforschung. Band 11), S. 87–98, hier: S. 88–92 und 95 f.