Erich Weinert

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Erich Weinert, zweiter von links, 1946
Erich-Weinert-Denkmal in Frankfurt (Oder)

Erich Bernhard Gustav Weinert (* 4. August 1890 in Magdeburg; † 20. April 1953 in Ost-Berlin) war ein deutscher Schriftsteller und ab 1943 Präsident des Nationalkomitees Freies Deutschland.

Weinert wurde schon früh durch seinen sozialdemokratisch eingestellten Vater politisch geprägt. Nach dem Besuch der Knabenbürgerschule in Magdeburg wurde Weinert Lehrling im Lokomobilbau in der Buckauer Maschinenfabrik Rudolf Wolf. Das Abitur hatte ihm sein Vater verweigert, weil er Standesdünkel befürchtete. Weinert erhielt 1904 die Jugendweihe. Im Zeitraum von 1908 bis 1910 besuchte er die Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg. 1912 schloss er sein Studium an der Königlichen Kunstschule Berlin mit einem Staatsexamen als akademischer Zeichenlehrer ab. Weinert wurde, nach einer kurzen freiberuflichen Tätigkeit, zum Militär eingezogen, wo er als Offizier am Ersten Weltkrieg teilnahm.

Mit anderen jungen Künstlern gründete Weinert die Künstlergemeinschaft „Die Kugel“. In den Jahren 1919 und 1920 war er als Lehrer an der von ihm schon als Schüler besuchten Magdeburger Kunstgewerbeschule tätig. Anfang 1920 veröffentlichte er in der Zeitschrift der Gemeinschaft erste Gedichte. In Leipzig wirkte er als Schauspieler und Vortragskünstler. Ab Mai 1921 hatte er im Leipziger Kabarett „Retorte“ mit seinen Kabarett-Texten großen Erfolg. Die Texte wurden unter dem Titel Der verbogene Zeitspiegel und Der Gottesgnadenhecht und andere Abfälle publiziert. Ab 1923 trat Weinert in Berlin im Künstlercafé „Küka“ auf. Weinert veröffentlichte seine Texte in vielen kommunistischen und linksbürgerlichen Zeitschriften, erhielt jedoch in Preußen Redeverbot. Weinert gehörte zu den Mitbegründern des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller. 1929 trat er der KPD bei. Er war Mitarbeiter der Roten Fahne. 1930 begann seine Zusammenarbeit mit Hanns Eisler und Ernst Busch. Bekannt wurden seine Lieder Der heimliche Aufmarsch und Lied der Pflastersteine, die beide von Eisler vertont und von Busch gesungen wurden; letzteres später auch von Gisela May.

Auszug aus dem Manifest des Nationalkomitees Freies Deutschland, in Unser Vaterland, Sondernummer, 1943, herausgegeben in Südfrankreich

Von 1933 bis 1935 ging Weinert mit seiner 2. Ehefrau Elisabeth und seiner Tochter aus erster Ehe mit Umweg über die Schweiz und Paris ins Exil in das Saargebiet, wo er 1934 steckbrieflich gesucht wurde. Nach dem Saar-Plebiszit 1935 kehrte er nach Paris zurück, um gleich wieder in die Sowjetunion auszureisen, wo er u. a. für Radio Moskau arbeitete.[1] Er gehörte hier zur Moskauer Parteigruppe der KPD, die von stalinistischen Säuberungsaktionen betroffen war, und war an der geschlossenen Parteiversammlung der deutschen Kommission des Schriftstellerverbandes der UdSSR im September 1936 mit ihrer „entblößenden Selbstkritik und wechselseitigen Denunziation“ (Reinhard Müller) beteiligt. Seine vernichtende Kritik am jungen Kollegen Samuel Glesel in der Deutschen Zentralzeitung war einer der Gründe für dessen 1936 erfolgten Ausschluss aus dem Schriftstellerverband und der Partei. Glesel wurde 1937 verhaftet und im Rahmen der „Deutschen Operation“ erschossen. Weinert wusste, dass auch der im Moskauer Exil lebende Erfurter Kommunist Paul Schäfer 1938 dort durch die sowjetische Geheimpolizei erschossen worden war, trug jedoch die Legende mit, dass er 1937 in Spanien gefallen wäre.[2] Weinert wurde von 1937 bis 1939 Mitglied der Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg, wo er als Frontberichterstatter tätig war und das Lied der Internationalen Brigaden verfasste. Anschließend war er von Februar bis Herbst 1939 im Lager Saint-Cyprien (Pyrénées-Orientales) interniert, wo er schwer lungenkrank wurde.

Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion war Weinert auf sowjetischer Seite als Propagandist tätig. Mit seinen Gedichten bedruckte Flugblätter wurden in hoher Auflage hinter den deutschen Linien abgeworfen. 1943 wurde er zum Präsidenten des Nationalkomitees Freies Deutschland gewählt.

Urnengrab Erich Weinerts in der Gedenkstätte der Sozialisten in Berlin

1946 kehrte Weinert nach Deutschland zurück und wurde, bereits schwer erkrankt, als Vizepräsident der Zentralverwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone tätig. Wie viele Künstler und Wissenschaftler wohnte er in der Straße 201.[3] Er veröffentlichte noch, kurz vor seinem Tode, ein Erinnerungsbuch des mit ihm im sowjetischen Exil befreundeten Malers Heinrich Vogeler und machte sich als Nachdichter mit der Herausgabe und Übertragung repräsentativer Auswahlbände aus dem Werk der ukrainischen Nationaldichter Taras Schewtschenko und Iwan Franko verdient. Die Übertragungen, wiewohl im Zeitgeschmack geschrieben, können in ihrer Bild- und Sprachmächtigkeit noch heute als gültig angesehen werden.

Volker Koepp porträtierte 1975 in dem DEFA-Dokumentarfilm Er könnte ja heute nicht schweigen sein Leben und Werk.

Seine Tochter Marianne Lange-Weinert veröffentlichte 1958 im Kinderbuchverlag Berlin eine romanhafte Autobiografie über ihre Kindertage und das Leben mit ihrem Vater und der Stiefmutter unter dem Titel Mädchenjahre.

John Schehr und Genossen

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Nachdem Angehörige der Gestapo am 1. Februar 1934 den KPD-Vorsitzenden John Schehr und drei weitere Kommunisten – Eugen Schönhaar, Rudolf Schwarz und Erich Steinfurth – erschossen hatten, verfasste Weinert das Gedicht John Schehr und Genossen, das später häufig als Schullektüre in der DDR eingesetzt wurde. Eine Strophe des Gedichtes lautet:

Sie schleppen sie in den dunklen Wald.
Und zwölfmal knallt es und widerhallt.
Da liegen sie mit erloschenem Blick,
jeder drei Nahschüsse im Genick,
John Schehr und Genossen.[4]

Weitere Schriften (Auswahl)

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  • Affentheater. Gedichte. Leon Hirsch Verlag, Berlin 1925.
  • Erich Weinert spricht. Gedichte. Internationaler Arbeiter-Verlag, Berlin, Wien, Zürich 1930.
  • Rufe in die Nacht. Gedichte aus der Fremde 1933–1943. Volk und Welt, Berlin 1950.
  • Memento Stalingrad. Ein Frontnotizbuch. Volk und Welt, Berlin 1951.
  • Camaradas. Ein Spanienbuch. Volk und Welt, Berlin 1952
  • Gesammelte Werke. (9 Bände), herausgegeben 1955–1960.
  • Gesammelte Gedichte. (7 Bände), herausgegeben 1970–1987.
  • Der verbogene Zeitspiegel.
  • Der Gottesgnadenhecht und andere Abfälle.
  • Der heimliche Aufmarsch.
  • Der unzüchtige Zille.
  • Des reichen Mannes Frühlingstag.
  • Das Nationalkomitee Freies Deutschland 1943–1945. Rütten & Loening, Berlin 1957.
  • Poesiealbum 5.[5] Verlag Neues Leben, Berlin 1968.
  • Taras Schewtschenko: Die Haidamaken und andere Dichtungen. Volk und Welt, Berlin 1950.
  • Iwan Franko: Ich seh ohne Grenzen die Felder liegen. Verlag Kultur und Fortschritt, Berlin 1951
Berliner Gedenktafel am Haus Kreuznacher Straße 34 in Berlin-Wilmersdorf
Weinert auf einer Briefmarke vom 28. Juli 1965
Umbenennung des Hauses der Kultur in „Erich-Weinert-Haus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft“ in Magdeburg am 25. Juni 1953
Gedenktafel für Erich Weinert an der Fassade der ehemaligen Kunstgewerbeschule in Magdeburg

Darstellung Weinerts in der bildenden Kunst (Auswahl)

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  • Erich Weinert – Den Gedanken Licht den Herzen Feuer den Fäusten Kraft. Litera, VEB DSB, 1965.
  • Erich Weinert spricht! Tondokumente. Litera, 1989.
Commons: Erich Weinert – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Valentina Choschewa: „STIMME RUSSLANDS feiert 85. Jubiläum“. In: „Stimme Russlands, 28. Oktober 2014“, abgerufen am 29. Oktober 2014.
  2. Hanno Müller: Paul Schäfers Tod in Spanien war infame Lüge der DDR-Führung. Eine Ausstellung im Erfurter Lernort Topf und Söhne rekapituliert die Ermordung des kommunistischen Schuharbeiters 1938 in Moskau. Thüringische Landeszeitung, 29. August 2018
  3. max-lingner-stiftung.de
  4. John Schehr und Genossen von Erich Weinert
  5. Poesiealbum 5.
  6. Der Paritätische | Integral GmbH - Erholung Bildung Erlebnis in Sachsen-Anhalt - Geschichte. In: www.integral-ggmbh.de. Abgerufen am 22. Dezember 2016.
  7. Anna F. Schwarzbach mit Information zu ihren Werken (Memento vom 26. März 2007 im Internet Archive)
  8. Hinweis bei Defa-Sternstunden (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  9. Fritz Spalink: Heringsdorfer Geschichten. Hrsg.: Werner Molik. 2. Auflage. Ostseebad Heringsdorf März 2017, S. 84.
  10. Deutsche Fotothek OBJ 30123459