Eugen Wannenmacher

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Eugen Viktor Wannenmacher (* 22. November 1897 in Aufen; † 17. April 1974 in Münster in Westfalen) war ein deutscher Zahnarzt und Hochschullehrer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wannenmacher war der Sohn eines Lehrers. Er absolvierte ein Medizinstudium an der Universität Freiburg im Breisgau und wurde zum Dr. med. und Dr. med. dent. promoviert. Er habilitierte sich 1925 an der Universität Tübingen für Zahnheilkunde, wo er anschließend als Privatdozent und ab 1929 als außerordentlicher Professor am Zahnärztlichen Institut tätig war. Er wechselte 1934 als außerordentlicher Professor an das Zahnärztliche Institut der Universität Berlin.[1] Im Jahr 1936 war Lem’i Belger, der Assistent des in die Türkei emigrierten Zahnmediziners Alfred Kantorowicz und spätere Istanbuler Professor für Prothetik, Gast-Assistent bei Wannenmacher.[2]

Im Jahr 1933 trat er der Einheitsfront der Zahnärzte bei, um sich dem nationalsozialistischenFührerprinzip“ zu verpflichten, einem fundamentalen Prinzip des Faschismus der Zwischenkriegszeit und seiner Führerparteien.[3] Wannenmacher war zu Beginn der Zeit des Nationalsozialismus 1933 der NSDAP (Mitgliedsnummer 3.253.744) beigetreten. Er trat auch in die Schutzstaffel (SS-Nr. 460.838) ein, wo er Mitte September 1943 bis zum SS-Sturmbannführer aufstieg. Er war der Dienststelle des Reichsarztes SS zugeteilt. Wannenmacher gehörte 1944 dem Beirat des Bevollmächtigten für das Gesundheitswesen Karl Brandt an.[4] Er war Schriftleiter der Fachzeitschriften „Deutsche Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde“ und „Deutsche Zahnärztliche Wochenschrift“.[5]

Von 1955 bis 1966 wirkte er an der Universität Münster als ordentlicher Professor für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde sowie Direktor der Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten.[1] Er wurde 1971 zum Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde ernannt.[5] Seine Forschungsschwerpunkte waren die (Patho)histologie des Gebisses, die Biologie des Kauorgans sowie die Parodontose- und Kariesprophylaxe und entsprechende Behandlung.[6] Er veröffentlichte zahlreiche Schriften auf dem Gebiet der Zahnheilkunde.

Seit 1937 war er mit Anne, geborene Schröder, verheiratet. Das Paar hatte einen Sohn.[1]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Fragen und Aufgaben der Kariesprophylaxe, Meusser, Leipzig 1937
  • Ein Querschnitt der deutschen wissenschaftlichen Zahnheilkunde : Festschrift, Hermann Euler zum 60. Geburtstage am 13. Mai 1938, Meusser, Leipzig 1938 (Hrsg.)
  • Die Pulpa- und Wurzelbehandlung, ihre Indikation und Grenzen, J. F. Lehrmanns Verl., Berlin/München 1938
  • Dentogene Herdinfektion und zahnärztliche Praxis, J. F. Lehrmanns Verl., Berlin/München 1941

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Wer ist wer?: Das deutsche Who's Who, Band 16, 1970, S. 1395
  2. Ali Vicdani Doyum: Alfred Kantorowicz unter besonderer Berücksichtigung seines Wirkens in İstanbul (Ein Beitrag zur Geschichte der modernen Zahnheilkunde). Medizinische Dissertation, Würzburg 1985, S. 227–229 und 253 f.
  3. Lisa A. Bitterich, Dominik Groß, Die Angehörigen der „Einheitsfront der Zahnärzte“ im „Dritten Reich“ und nach 1945, Sudhoffs Archiv 104, 2020/1, S. 101–132
  4. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 655.
  5. a b Gisela Tascher: „Führerschule der Deutschen Ärzteschaft“ in Alt Rehse. Ein trügerisches Idyll (Memento vom 18. Mai 2015 im Internet Archive). In: ZM, Heft 05/2011
  6. Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie. Band 10: Thies – Zymalkowski, Berlin u. a. 2008, S. 409