Euxenit-(Y)

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Euxenit-(Y)
Euxenit-(Y) aus dem Luella Pegmatit, Buena Vista (Colorado), USA (Größe: 5,8 cm × 4,8 cm × 3,3 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer
IMA-Symbol

Eux-Y[2]

Chemische Formel
  • Y(NbTi)O62O6[3]
  • (Y,Ca,REE)(Nb,Ta)2(O,OH)6
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

IV/D.10b (als Euxenit)
IV/D.19-040[4]

4.DG.05
08.03.08.02
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal; 2/m2/m2/m
Raumgruppe Pbcn (Nr. 60)Vorlage:Raumgruppe/60[5]
Gitterparameter a = 14,64 Å; b = 5,55 Å; c = 5,19 Å[5]
Formeleinheiten Z = 4[5]
Zwillingsbildung allgemein nach {201}, selten nach {101} und {013}[6]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 5,5 bis 6,5 (VHN50= 633 bis 692)[6]
Dichte (g/cm3) gemessen: 5,3 bis 5,9; berechnet: [5,16][6]
Spaltbarkeit Bitte ergänzen!
Bruch; Tenazität muschelig; spröde
Farbe schwarz, bräunlichschwarz, grünlichschwarz
Strichfarbe gelblich, gräulich oder rötlichbraun
Transparenz undurchsichtig, in dünnen Schichten durchscheinend
Glanz schwacher Metallglanz, auf Bruchflächen Wachs- bis Harzglanz
Radioaktivität schwach
Kristalloptik
Brechungsindex n = 2,06 bis 2,24[7]
Doppelbrechung isotrop, da metamikt

Euxenit-(Y) ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung Y(NbTi)O62O6[3] und damit chemisch gesehen ein Yttrium-Niob-Titan-Oxid.

Euxenit-(Y) kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und entwickelt meist stämmige, prismatische Kristalle, kommt aber auch in Form radialstrahliger Mineral-Aggregate vor. Seine Farbe variiert zwischen Schwarz, Bräunlichschwarz und Grünlichschwarz und seine Strichfarbe zwischen Gelblich, Gräulich und Rötlichbraun.

Etymologie und Geschichte

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Erstmals entdeckt wurde Euxenit-(Y) von Baltazar Mathias Keilhau in einer unbenannten Pegmatit-Formation bei Jølster in der norwegischen Provinz Sogn og Fjordane und beschrieben 1840 durch Theodor Scheerer (1813–1875), der das Mineral nach dem griechischen Wort griechisch εύξενος [euxenos] für gastfreundlich benannte, weil es viele seltene Bestandteile beherbergt.

1987 wurde der Mineralname von der International Mineralogical Association (IMA) aufgrund seines überwiegenden Bestandteils Yttrium nach Euxenit-(Y) angepasst. 2022 wurde außerdem die chemische Zusammensetzung von Euxenit-(Y) redefiniert von (Y,Ca,Ce,U,Th)(Nb,Ta,Ti)2O6 nach Y(NbTi)O6. Seitdem wird das Mineral in der „Liste der Minerale und Mineralnamen“ der IMA unter der Summenanerkennung „IMA 2022 s.p.“ (special procedure) geführt.[3] Die seit 2021 ebenfalls von der IMA/CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung (auch Mineral-Symbol) von MineralName lautet „Eux-Y“.[2]

Bereits in der zuletzt 1977 überarbeiteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte das hier noch als Euxenit bezeichnete Mineral zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung „MO2- und verwandte Verbindungen“, wo er als Namensgeber die „Euxenit-Reihe“ mit der Systemnummer IV/D.10b und den weiteren Mitgliedern Fersmit, Ishikawait, Kobeit, Loranskit, Polykras, Samarskit, Tanteuxenit, Yttrokrasit-(Y), Yttrotantalit und dem inzwischen als fraglich geltenden Tantalpolykras bildete.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer IV/D.19-040. Dies entspricht ebenfalls der Abteilung „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 1 : 2 (MO2 und verwandte Verbindungen)“, wo Euxenit-(Y) zusammen mit Calciosamarskit, Fersmit, Ishikawait, Loranskit-(Y), Písekit-(Y), Polykras-(Y), Samarskit-(Y), Samarskit-(Yb), Tanteuxenit-(Y), Uranopolykras, Yttrocolumbit-(Y), Yttrokrasit-(Y) und Yttrotantalit-(Y) eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer IV/D.19 bildet.[4]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[8] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Euxenit-(Y) in die Klasse der „Oxide (Hydroxide, V[5,6]-Vanadate, Arsenite, Antimonite, Bismutite, Sulfite, Selenite, Tellurite, Iodate)“ und dort in die Abteilung „Metall : Sauerstoff = 1 : 2 und vergleichbare“ ein. Hier ist das Mineral in der Unterabteilung „Mit großen (± mittelgroßen) Kationen; Ketten kantenverknüpfter Oktaeder“ zu finden, wo es zusammen mit Fersmit, Kobeit-(Y), Loranskit-(Y), Polykras-(Y), Tanteuxenit-(Y), Uranopolykras und Yttrokrasit-(Y) die „Euxenitgruppe“ mit der Systemnummer 4.DG.05 bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Euxenit-(Y) die System- und Mineralnummer 08.03.08.02. Das entspricht der Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort der Abteilung „Mehrfache Oxide mit Nb, Ta und Ti“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Mehrfache Oxide mit Nb, Ta und Ti und der Formel A(B2O6)“ in einer unbenannten Gruppe mit der Systemnummer 08.03.08, in der auch Polykras-(Y), Tanteuxenit-(Y), Yttrokrasit-(Y) und Uranopolykras eingeordnet sind.

Kristallstruktur

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Euxenit-(Y) kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pbcn (Raumgruppen-Nr. 60)Vorlage:Raumgruppe/60 mit den Gitterparametern a = 14,64 Å; b = 5,55 Å und c = 5,19 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[5]

Das Mineral kann aufgrund geringer Anteile von Cer, Uran und Thorium schwach radioaktiv sein. Unter Berücksichtigung der natürlichen Zerfallsreihen bzw. vorhandener Zerfallsprodukte wird die spezifische Aktivität mit 80 Bq/g[9] angegeben (zum Vergleich: natürliches Kalium 31,2 Bq/g).

Auch wenn die innewohnende Radioaktivität des Minerals eher schwach ist, zerstört sie dennoch mit der Zeit dessen Kristallstruktur, so dass es überwiegend metamikt auftritt.

Bildung und Fundorte

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Euxenit aus Vegusdal, Norwegen (Größe 11 cm)
Brauner Euxenit-(Y) auf Mikroklin mit hellgrünem Epidot und dunkelgrünem Chlorit aus dem Cactus Jack Pegmatit, Burnet County, Texas, USA (Sichtfeld etwa 5 mm)

Euxenit-(Y) bildet sich magmatisch in granitischen und alkalischen Pegmatiten, kann aber auch sekundär in Seifen angereichert sein. Als Begleitminerale können unter anderem Aeschynit-(Y), Albit, Allanit, Beryll, Betafit, Biotit, Columbit, Gadolinit, Granate, Ilmenit, Magnetit, Mikroklin, Monazit, Muskovit, Thorit, Uraninit, Xenotim und Zirkon auftreten.

Als eher seltene Mineralbildung kann Euxenit-(Y) an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Als bekannt gelten bisher (Stand 2013) rund 400 Fundorte.[10] Neben seiner Typlokalität Jølster in Sogn og Fjordane trat das Mineral in Norwegen unter anderem noch bei Nesodden in Akershus; an mehreren Stellen in den Kommunen Arendal, Evje og Hornnes, Iveland und Risør in Aust-Agder; bei Hurum in Buskerud; bei Drag und Hundholmen in Nordland; bei Tverrbotntind und Sel in Oppland; an verschiedenen Stellen in Østfold; bei Tørdal und Kragerø in Telemark; auf Kvaløya in Troms; an einigen Fundpunkten in Vest-Agder sowie bei Hedrum in Vestfold auf. Bekannt aufgrund außergewöhnlicher Euxenitfunde sind unter anderem Kragerø in Telemark und Hitterø in Vest-Agder, wo Euxenit-Kristalle von bis zu 15 Zentimeter Länge gefunden wurden.[11]

In Deutschland kennt man Euxenit-(Y) bisher vor allem aus Sachsen, so unter anderem aus Biesig, Königshain, Thiemendorf (Waldhufen) und Döbschütz im Landkreis Görlitz, aber auch aus dem Steinbruch „Steinerleinbach“ bei Röhrnbach in Niederbayern.

In Österreich fand man das Mineral bisher bei Artolz und Gebharts in Niederösterreich, bei Hopffeldboden (Hohe Tauern) in Salzburg und im Zamser Grund im Zillertal in Tirol.

In der Schweiz konnte Euxenit-(Y) bisher nur am Cavloc-See im Fornotal (Val Forno) im Kanton Graubünden, am Gridone im Kanton Tessin und bei Crête de Thyon im Val d’Hérens im Kanton Wallis gefunden werden.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Ägypten, Äthiopien, Australien, Brasilien, China, Eswatini, Finnland, Frankreich und Französisch-Guayana, Guyana, Indien, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Kenia, Laos, Madagaskar, Mosambik, Namibia, Niger, Portugal, Russland, Schweden, der Slowakei, Südafrika, Südkorea, Tschechien und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[12]

Commons: Euxenite-(Y) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b IMA Database of Mineral Properties – Euxenite-(Y). In: rruff.info. RRUFF Project, abgerufen am 26. Juni 2024 (englisch).
  2. a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 26. Juni 2024]).
  3. a b c Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  4. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  5. a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 219 (englisch).
  6. a b c Euxenite-(Y). In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 58 kB; abgerufen am 29. Juni 2024]).
  7. Euxenite-(Y). In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 26. Juni 2024 (englisch).
  8. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  9. David Barthelmy: Euxenite-(Y) Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 26. Juni 2024 (englisch).
  10. Localities for Euxenite-(Y). In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 26. Juni 2024 (englisch).
  11. Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 107.
  12. Fundortliste für Euxenit-(Y) beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 26. Juni 2024.