Kiefern

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Kiefern

Wald-Kiefer (Pinus sylvestris), Illustration

Systematik
Unterabteilung: Samenpflanzen (Spermatophytina)
Klasse: Coniferopsida
Ordnung: Koniferen (Coniferales)
Familie: Kieferngewächse (Pinaceae)
Unterfamilie: Pinoideae
Gattung: Kiefern
Wissenschaftlicher Name der Unterfamilie
Pinoideae
Link
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Pinus
L.

Die Kiefern, Föhren, Sjüren, Forlen oder Dählen (Pinus) bilden eine Pflanzengattung in der Familie der Kieferngewächse (Pinaceae) innerhalb der Nadelholzgewächse (Pinophyta). Pinus ist die einzige Gattung der Unterfamilie Pinoideae.

Etymologie der Trivialnamen

Mit Föhre verwandte Wörter sind in fast allen germanischen Sprachen vorhanden, beispielsweise englisch fir (was aber heute der englische Begriff für Tanne ist).[1] Das Wort Kiefer ist erst ab dem 16. Jahrhundert belegt und ist vermutlich durch Zusammenziehung von ahd. kienforha (Kienföhre) entstanden.[2]

Der Zapfen der Kiefer wird auch Kienapfel genannt.[3][4]

Beschreibung

Am Zweig umschließt eine Scheide mehrere Kiefernnadeln eines Kurztriebes

Vegetative Merkmale

Pinus-Arten sind Bäume oder seltener Sträucher. Das Holz, die Rinde, die als Nadeln geformten Blätter und häufig auch die Zapfen bilden Harzkanäle. Der Stamm ist monopodial, geht also von der Basis bis zur Spitze durch. Die Verzweigung vom Stamm erfolgt in Scheinwirteln. Die Borke ist gefurcht oder in Platten unterteilt bis dünn und schuppig oder dünn und glatt. Die Triebe sind zweigestaltig, es werden Kurz- und Langtriebe unterschieden.[5] Die Sämlinge besitzen drei bis 24 Keimblätter.[5]

Die Knospen der Langtriebe und Zapfen sind anfangs von schuppenförmigen Niederblättern geschützt, jedoch nicht die Kurztriebe und Pollenzapfen. Die Schuppenblätter fallen bald ab oder verbleiben an den Zweigen.[5] Viele Kiefernarten verfügen über Erneuerungsknospen, die ihnen helfen, Waldbrände zu überstehen; einige werden als Pyrophyten durch Feuer gefördert.[6] Ihre Zapfen öffnen sich erst bei 70–80 °C.[7]

Die Nadeln wachsen selten einzeln oder in Bündeln meist zu zweit bis zu fünft und manchmal bis zu acht zusammen, die an der Basis von einer Nadelscheide umgeben sind. Die Nadelscheide fällt bald ab oder verbleibt am Baum. Die Nadeln bleiben zwei bis 30 Jahre am Baum und fallen als Bündel ab. Sie erreichen Längen von 2,5 bis 50 Zentimetern und werden meist 0,5 bis 2,5 (bei einer Art bis 7) Millimeter dick. Sie sind nadelförmig oder bei einer Art lanzettlich, im Querschnitt plan-konvex oder dreieckig, seltener stielrund oder flach. Der Rand ist ganzrandig oder fein gesägt. Die Spaltöffnungen liegen auf allen Seiten der Blätter, nur auf der Oberseite oder bei einer Art manchmal nur unterseits.[5]

Drei Zapfen: links Aleppo-Kiefer (Pinus halepensis), Mitte Bergkiefer (Pinus mugo), rechts Pinie (Pinus pinea)

Generative Merkmale

Pinus-Arten sind einhäusig getrenntgeschlechtlich (monözisch). Die Pollenzapfen wachsen spiralig angeordnet nahe der Basis junger Langtriebe. Sie sind eiförmig-länglich bis zylindrisch und bestehen aus einer dünnen Achse mit zahlreichen, spiralig angeordneten, mehr oder weniger schildförmigen Mikrosporophyllen.[5]

Die Samenzapfen sind gestielt und stehen einzeln oder häufiger in Gruppen nahe den Enden der Triebe. Sie sind schief eiförmig, eiförmig bis zylindrisch und 2 bis 60 Zentimeter lang. Sie reifen meist nach zwei oder seltener nach drei Jahren, werden bald abgeworfen oder verbleiben länger am Baum. Sie wachsen anfangs aufgerichtet und sind bei Reife hängend oder abstehend. Die Deckschuppen sind bei der Bestäubung unscheinbar und wachsen auch nicht wie die Samenschuppen weiter. Die Samenschuppen sind bleibend, verkehrt eiförmig bis länglich, dünn oder dick holzig und spiralig mit einer dünnen oder dicken Mittelachse verbunden. Der im geschlossenen Zustand sichtbare Teil der Schuppe wird als Apophyse bezeichnet und ist unterschiedlich verdickt und/oder verlängert. Die Apophyse trägt dorsal oder terminal einen Umbo, der mit einem Stachel bewehrt sein kann.[5]

Die Samen sind meist etwas abgeflacht und haben einen verwachsenen oder gegliederten, häutigen Flügel, der sich aus dem adaxialen Teil der Samenschuppen bildet. Er kann mehrfach länger als der Same sein oder auch zurückgebildet.[5]

Verbreitung und Anbau

Verbreitungskarte der Gattung Pinus

Kiefern-Arten sind vor allem auf der Nordhalbkugel heimisch. Die Verbreitungsschwerpunkte sind kühl-feuchte Klimabereiche. Es werden aber von vielen Arten auch subtropische und tropische Bereiche besiedelt. Dort sind viele Kiefernarten gut an Brände angepasst: Ihre Samen keimen besonders gut nach Hitzestress.[7]

Angebaut werden Kiefern inzwischen weltweit in den geeigneten Klimazonen. Insbesondere in Korea und Japan kommt den Kiefern eine besondere symbolische Bedeutung zu: Sie stehen dort für Stärke, Langlebigkeit und beständige Geduld. Kiefern sind daher in diesen Ländern besonders oft in sorgfältig ausgestalteter Form bei Tempel- und Gartenanlagen zu finden.

Kiefern sind weltweit die wichtigsten Baumarten der Forstwirtschaft. Meist anspruchslos und gutwüchsig, werden sie oft an Stelle der einheimischen Baumarten für die effektive Wiederaufforstung nach Waldzerstörungen und Rodungen verwendet. In den Tropen und Subtropen werden Kiefern in Holzplantagen angebaut. Auch im Mittelmeergebiet und in Japan finden sich große Flächen mit Kiefernbestand. In Mitteleuropa wurden große Waldflächen weit über ihr natürliches Vorkommen mit der Waldkiefer in Monokultur aufgeforstet. Diese Reinbestände sind zwar einfach zu begründen und zu ernten, aber viel anfälliger für Waldbrände und Insektenbefall als naturnähere Mischwälder; mittelfristig führen sie deshalb zur Auslaugung und Versauerung der Böden.

Neben der Waldkiefer im Flachland kommen in Mitteleuropa in Bergregionen von Natur aus noch die Schwarzkiefer (Pinus nigra subsp. nigra), die Bergkiefer (Pinus mugo) und die Zirbelkiefer oder Arve (Pinus cembra) vor.

Unter Kaiser Maximilian I. begann die Anpflanzung von Schwarzkiefern am Steinfeld bei (seinem Geburtsort) Wiener Neustadt. Die Gewinnung von Harz und Wiener Neustädter Terpentin erfolgte westlich und südwestlich der Stadt bis in die 1960er-Jahre. Nur ein Betrieb harzt noch heute. Eine ehemalige Pulverfabrik, zwei Schulen, eine Autobahnstation der A2 und ein Wirtschaftspark zur Ansiedlung von Betrieben ab 2019 tragen die (Orts-)Bezeichnung Föhrenwald.[8][9]

Systematik

Sektion Pinus Untersektion Pinaster: Kalabrische Kiefer (Pinus brutia)
Sektion Pinus Untersektion Pinus: Latschenkiefer (Pinus mugo subsp. mugo), Alpen in Österreich
Sektion Pinus Untersektion Pinus: Schwarzkiefer (Pinus nigra) als typische Schirmföhre im Wienerwald
Sektion Trifoliae Untersektion Contortae: Banks-Kiefer (Pinus banksiana)
Sektion Trifoliae Untersektion Australes: Pech-Kiefer (Pinus rigida)
Sektion Trifoliae Untersektion Ponderosae: Coulter-Kiefer (Pinus coulteri)
Sektion Trifoliae Untersektion Ponderosae: Gelb-Kiefer (Pinus ponderosa)
Sektion Parrya Untersektion Balfourianae: Langlebige Kiefer (Pinus longaeva),
Inyo National Forest, Kalifornien (USA)
Sektion Parrya Untersektion Cembroides: Einblättrige Kiefer (Pinus monophylla)
Sektion Parrya Untersektion Nelsoniae: Pinus nelsonii
Sektion Parrya Untersektion Rzedowskianae: Pinus maximartinezii
Sektion Quinquefoliae Untersektion Gerardianae: Bunges Kiefer (Pinus bungeana)
Sektion Quinquefoliae Untersektion Strobus: Weymouth-Kiefer (Pinus strobus)

Taxonomie

Die Gattung Pinus wurde 1753 durch Carl von Linné aufgestellt.[10] Der Gattungsname Pinus wurde schon von den Römern für mehrere Kiefernarten verwendet.[11] Synonyme für Pinus L. sind: Apinus Neck. ex Rydb., Caryopitys Small, Ducampopinus A.Chev., Leucopitys Nieuwl., Pinea Wolf, Strobus Opiz.[10]

Äußere Systematik

Pinus ist die einzige Gattung der Unterfamilie Pinoideae Link, die 1831 durch Heinrich Friedrich Link in Handbuch, 2, Seite 476 aufgestellt wurde.

Innere Systematik

Die klassische Unterteilung der Gattung in drei Untergattungen wurde aufgrund molekulargenetischer Studien auf zwei Untergattungen reduziert.[12] Nach Aljos Farjon 2010 gibt es etwa 113 Arten der Gattung Pinus; sie sind wie folgt gegliedert:[13]

Untergattung Pinus (Diploxylon): Sie kommt in Eurasien, in Nordafrika, im östlichen Nordamerika und Kuba vor:

Untergattung Strobus (Haploxylon):

Krankheiten

Seit einigen Jahren erkranken Föhren in der Schweiz zunehmend an der Rotbandkrankheit und der Braunfleckenkrankheit, verursacht durch die zwei sogenannten Neomyceten. Um das Schadpotenzial und die Verbreitung der Neuankömmlinge im Auge zu behalten, beobachtet Waldschutz Schweiz die Krankheiten seit 2009 aktiv. Im Zuge dieser Monitoringaktivitäten kam es zu den Nachweisen der hier genannten Nadelkrankheiten.[16]

Das Kieferntriebsterben tritt seit den 1990er-Jahren an Schwarzföhren bei Wiener Neustadt auf. Der Pilz Spaeropsis sapinea verschließt dabei Wasserleitungsbahnen im Holz.[17]

Nutzung

Kiefern- und Fichtenholz im Vergleich: Die beiden linken Bretter sind aus Kiefernholz, das rechte ist aus Fichtenholz
Querschnitt durch einen fünfjährigen Kiefernstamm (Modell)

Kiefernholz gehört neben dem Fichtenholz zu den wichtigsten Nadelhölzern. Ausschlaggebend sind hier wie auch bei den anderen Arten der gerade Wuchs, das rasche Wachstum, die geringen Ansprüche an den Standort und die gute Verwendbarkeit des Holzes. Die mechanischen Eigenschaften des Holzes sind im Vergleich zu denen der Fichte sehr gut, zugleich ist allerdings der Streubereich sehr groß und abhängig von der Herkunft und den Wuchsbedingungen der Kiefer.

Zum Anwendungsspektrum gehört vor allem die Verwendung als Bau- und Möbelholz für den Innenbereich sowie die Nutzung als Brennholz. Dabei wird Kiefernholz in Form von Rundholz, Schnittholz wie Brettern und Brettschichthölzern und als Furnierholz verarbeitet. Zugleich ist es ein wichtiges Holz für die Herstellung von Spanplatten. Als Bau- und Konstruktionsholz wird Kiefernholz nahezu überall eingesetzt, sowohl im Innenausbau wie auch bei Außenanwendungen. Es findet entsprechend Verwendung im Hausbau für Dachkonstruktionen, für Holzverkleidungen, Geländer, Treppen, Skelettkonstruktionen für Wände und Decken, Fußböden, Fenster, Türen und Tore. Imprägniertes Kiefernholz dient als Fassadenverkleidung, Terrassendecking und weitere Anwendungen wie Kinderspielgeräte, Zäune, Pergola und anderes im Garten- und Landschaftsbau. Hinzu kommen eine Reihe weiterer Anwendungen wie Masten, Pfosten, Pfähle und andere Anwendungen im Außenbereich, insbesondere auch als Rammpfähle im Wasser-, Hafen- und Bergbau, außerdem ist Kiefernholz beliebt als Schwellenholz im Gleisbau von U-Bahnen und Werksbahnen.

Kiefern werden zudem zur Harz- und Pechgewinnung genutzt. Das stark harzhaltige Splintholz, das die Kiefer um Verletzungen herum bildet, wurde früher als Kienspan zur Beleuchtung benutzt.

Die Samen einzelner Kiefernarten sind so groß, dass sie als Nahrungsmittel verwendet werden (Pinienkerne, „Zedernüsse“).

Symbolik

In China gilt die Kiefer als Symbol für langes Leben, Beständigkeit und Selbstzucht. Das paarweise Auftreten der Nadeln steht für die glückliche Zweisamkeit der Ehe. Gemeinsam mit Pflaume und Bambus zählt sie zu den drei Freunden des Winters.

Der US-Bundesstaat Maine trägt den Beinamen „The Pine Tree State“ („Der Kiefern-Staat“) und führt die Kiefer als Symbol in seiner Flagge und Siegel.

Literatur

  • Aljos Farjon: A Handbook of the World’s Conifers. Band 2. Brill, Leiden-Boston 2010, ISBN 978-90-04-17718-5, S. 608, 609.
  • Christopher J. Earle: Pinus. In: The Gymnosperm Database. 22. Mai 2011, abgerufen am 12. November 2011 (englisch, Abschnitt Beschreibung, Verbreitung und Systematik).
  • Robert Kral: Pinus. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 2: Pteridophytes and Gymnosperms. Oxford University Press, New York / Oxford u. a. 1993, ISBN 0-19-508242-7, S. 373–398 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise

  1. Leo
  2. Vgl. Angabe zur Herkunft von Kiefer bei Duden online.
  3. Artikel zu Kienapfel im deutschsprachigen Wiktionary, abgerufen am 12. Juli 2023.
  4. Kienapfel bei DWDS, abgerufen am 12. Juli 2023.
  5. a b c d e f g Aljos Farjon: A Handbook of the World’s Conifers. Band 2, S. 608
  6. Rainer Matyssek, Jörg Fromm, Heinz Rennenberg, Andreas Roloff: Biologie der Bäume. Ulmer, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8001-2840-2, S. 252.
  7. a b Hermann Remmert: Ökologie. Ein Lehrbuch. 5. Auflage. Berlin Heidelberg 1992, ISBN 3-540-54732-0. S. 63.
  8. Schwarzföhren in Not
  9. ecoplus Wirtschaftspark Föhrenwald ecoplus.at, abgerufen am 6. November 2021.
  10. a b Pinus bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 20. April 2019.
  11. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Birkhäuser, Basel/Boston/Berlin 1996, ISBN 3-7643-2390-6, S. 487.
  12. David S. Gernandt, Gretel Geada López, Sol Ortiz García, Aaron Liston: Phylogeny and classification of Pinus. In: Taxon. Band 54, Nr. 1, 2005, S. 29–42, bcc.orst.edu (Memento vom 24. August 2007 im Internet Archive; PDF; 442 kB)
  13. Aljos Farjon: A Handbook of the World’s Conifers. Band 2, S. 609
  14. Peter Solfrabk: Latschen in Gefahr - Pilz bedroht Schutzwälder. Auf: BR.de vom 10. August 2024.
  15. Heinz Butin: Krankheiten der Wald- und Parkbäume. Georg Thieme Verlag, 1983, Seite 74–75, ISBN 3-13-639002-4
  16. Vivanne Dubach, Valentin Queloz, Sophie Stroheker: Nadel- und Triebkrankheiten der Föhre. Hrsg.: Eidg. Forschungsanstalt WSL. Band 70, 2022, ISSN 2296-4428 (lib4ri.ch [PDF]).
  17. Hintergrundinformationen: Waldföhren in Not foehrenwald.info, WHG WaldHolz G.m.b.H., Wiener Neustadt, o. J.; abgerufen am 6. November 2021.
Commons: Kiefern (Pinus) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Kiefer – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Föhre – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  • Pinus. In: Mineralienatlas. Stefan Schorn, abgerufen am 12. November 2011 (Bilder fossiler Kiefern).
  • Nadel- und Triebkrankheiten der Föhre. In: waldwissen.net. Abgerufen am 24. März 2022 (Portraits der Nadel- und Triebkrankheiten an Föhren).