Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld

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An der Universität Bielefeld existiert seit 1969 die bislang einzige deutsche Fakultät für Soziologie. Sie entstand durch und unter der Leitung von Helmut Schelsky (1912–1984) aus der 1946 gegründeten und 1969/70 an die Universität Bielefeld übergeleiteten Sozialforschungsstelle an der Universität Münster in Dortmund e. V. Die Fakultät hat maßgeblich zur breiten universitären Etablierung des Faches und zur Ausbildung zahlreicher Soziologen in Deutschland beigetragen.

Geschichte der Fakultät[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Fakultät für Soziologie wurde am 16. September 1969 gegründet. Zum Gründungsdekan wählte die Fakultätskonferenz Joachim Matthes, Niklas Luhmann wurde Prodekan. Das Gründungspersonal der Fakultät kam (ebenso wie der Planer der Universität Helmut Schelsky) zum großen Teil von der Sozialforschungsstelle Dortmund der Universität Münster.

Die Gründung der Fakultät bedeutete einen Durchbruch für die Soziologie in Deutschland. In Bielefeld bot sich dadurch die Chance, die Bereiche der soziologischen Ausbildung und Forschung frei von früheren hochschul- und fakultätsgeschichtlichen Entwicklungen neu zu ordnen. Bereits im Vorfeld der Fakultätsgründung setzte das Ringen um die Übernahme der Dortmunder Sozialforschungsstelle und ihrer Bibliothek sowie um ein neuartiges Konzept einer stärker berufsbezogenen Soziologenausbildung ein. Das Ringen um konzeptionelle Ideen (u. a. das Konzept der „aktiven Professionalisierung“ und die Schaffung der Prüfungsordnung) dominierte neben der Definition von Forschungsschwerpunkten (u. a. Rechtssoziologie, politische Soziologie, Mathematik der Sozialwissenschaften, Lateinamerika- oder Wissenschaftsforschung) die ersten Jahre der Fakultät. Daneben kam es auch vor dem Hintergrund der Studentenbewegung zu internen Auseinandersetzungen, die dem klassischen Rechts-links-Schema entsprachen und sich insbesondere bei Berufungen manifestierten.

Trotzdem übten die mit der Gründung der Fakultät verbundenen Gestaltungsmöglichkeiten auch eine große Faszination aus: Die Fakultät und das Zentrum für interdisziplinäre Forschung waren entscheidend dafür, dass sich der 1933 nach Großbritannien geflüchtete Soziologe Norbert Elias von 1978 bis 1984 in Bielefeld aufhielt. Der 18. Deutsche Soziologentag fand 1976 in Bielefeld statt, ebenso der 13. Weltkongress der International Sociological Association 1994.

Im Kontext dieser Gestaltungsfreiheiten konnte u. a. Niklas Luhmann seine Systemtheorie entwickeln und damit das Außenbild der Fakultät entscheidend mitprägen. Daneben entwickelte die Fakultät in der Folgezeit eine interne Struktur von Arbeits- und Forschungsbereichen, die auch die Erforschung aktueller gesellschaftlicher Transformationsprozesse – zum Beispiel in der Medien- oder der Geschlechtersoziologie – ermöglichte.

Personal und Arbeitsbereiche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An der Fakultät sind derzeit (Stand 2017) 26 Professuren besetzt. Die Fakultät gliedert sich in insgesamt elf Arbeitsbereiche, die den jeweiligen fachlichen Schwerpunkt der Lehre und Forschung definieren:

Einrichtungen und Forschungsschwerpunkte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zusammen mit der Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie, und durch die Exzellenzinitiative gefördert, betreibt die Fakultät seit 2007 die Bielefeld Graduate School in History and Sociology (BGHS).

Mit der Fakultät verbunden sind die Zeitschrift für Soziologie (ZfS), das International Journal of Conflict and Violence, das Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung, das Institut für Weltgesellschaft (IW), das Institut für Wissenschafts- und Technikforschung (IWT), der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Sonderforschungsbereich 882 „Von Heterogenitäten zu Ungleichheiten“ und die Shell-Jugendstudie.

Von Seiten der Studierenden der Fakultät erscheint einmal im Semester die Zeitschrift SOZusagen.[1]

Niklas-Luhmann-Gastprofessur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2005 haben die Fakultät für Soziologie und das Rektorat der Universität Bielefeld erstmals eine Niklas-Luhmann-Gastprofessur eingerichtet. Die Intention ist, international renommierte Sozialtheoretiker zu gewinnen, um Studierenden und einer größeren Öffentlichkeit die Gelegenheit zu bieten, maßgebliche und innovative Theorien unmittelbar kennenzulernen.

Übersicht über die Gastprofessuren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quelle[2]

Kooperationen mit ausländischen Universitäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine feste Kooperation besteht mit der Universität St. Petersburg. Über das Erasmus-Programm bestehen Austauschprogramme mit insgesamt 42 Universitäten in Europa und Asien:

Université Libre de Bruxelles, Belgien Universität Gent, Belgien
Universität Sofia, Bulgarien Universität Aarhus, Dänemark
Universität Kopenhagen, Dänemark Universität Roskilde, Dänemark
Universität Helsinki, Finnland Universität Tampere, Finnland
Institut d’études politiques de Bordeaux, Frankreich Institut d’études politiques de Paris, Frankreich
Universität Paris VII, Frankreich Universität Rouen, Frankreich
University of Calcutta, Indien Universität Bologna, Italien
Universität La Sapienza, Italien Universität Sassari, Italien
Universität Trient, Italien Universität Vilnius, Litauen
Universität von Amsterdam, Niederlande Freie Universität Amsterdam, Niederlande
Reichsuniversität Groningen, Niederlande Universität Maastricht, Niederlande
Universität Salzburg, Österreich Universität Wien, Österreich
Akademie für Bergbau und Hüttenwesen Krakau, Polen Universität Warschau, Polen
Universität Zielona Góra, Polen Universität Lissabon, Portugal
Babeș-Bolyai-Universität Cluj, Rumänien Universität Göteborg, Schweden
Universität Linköping, Schweden Hochschule Malmö, Schweden
Universität Umeå, Schweden Universität Basel, Schweiz
Universität Bern, Schweiz Universität Luzern, Schweiz
Universität Complutense Madrid, Spanien Koç Üniversitesi, Türkei
Yıldız Teknik Üniversitesi, Türkei İstanbul Bilgi Üniversitesi, Türkei
Hitit Üniversitesi, Türkei Loránd-Eötvös-Universität, Ungarn

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(Folgende Persönlichkeiten stehen mit der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld in Verbindung. Die Auflistung erfolgt alphabetisch nach Familienname)

A[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

B[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

C[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

D[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

E[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Norbert Elias (1897–1990), Soziologe deutscher Herkunft, der 1980 von der Fakultät die Ehrendoktorwürde verliehen bekam
  • Georg Elwert (1947–2005), deutscher Ethnosoziologe
  • Elena Esposito (* 1960), italienische Soziologin und Schriftstellerin
  • Hans-Dieter Evers (* 1935), Professor für Entwicklungsplanung und Entwicklungspolitik

F[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Thomas Faist (* 1959), Professor für Transnationale Beziehungen und Entwicklungssoziologie
  • Jürgen Frese (1939–2007), deutscher Sozialphilosoph und Phänomenologe

G[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

H[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

I[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

J[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Detlef Jahn (* 1956), deutscher Politikwissenschaftler und Professor für Vergleichende Regierungslehre
  • Klaus Peter Japp (* 1947), Professor für Politische Kommunikation und Risikosoziologie

K[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jürgen Kaube (* 1962), deutscher Diplom-Volkswirt und Journalist
  • Franz-Xaver Kaufmann (1932–2024), in Deutschland lebender Schweizer Soziologe
  • Oliver Kessler (* 1973), deutscher Staatswissenschaftler und Hochschullehrer
  • André Kieserling (* 1962), deutscher Soziologe und Professur für Allgemeine Soziologie
  • Gábor Kiss (1931–1994), deutscher Soziologe ungarischer Herkunft
  • Gabriele Klein (* 1957), deutsche Soziologin, Kultur- und Tanzwissenschaftlerin
  • Hans-Joachim Knebel (1929–2004), deutscher Soziologe
  • Christoph Knill (* 1965), deutscher Politikwissenschaftler
  • Karin Knorr-Cetina (* 1944), österreichische Soziologin und Wissenschaftstheoretikerin
  • Hermann Korte (* 1937), deutscher Soziologe
  • Norbert Kostede (* 1948), deutscher Sozial- und Politikwissenschaftler
  • Jürgen Kriz (* 1944), deutscher Psychologe und Professor für Psychotherapie und Klinische Psychologie
  • Wolfgang Krohn (* 1941), deutscher Techniksoziologe und Wissenschaftsphilosoph
  • Helga Krüger (1940–2008), deutsche Soziologin und Erziehungswissenschaftlerin
  • Volker Kruse (* 1954), deutscher Soziologe mit dem Schwerpunkt Soziologiegeschichte
  • Stefan Kühl (* 1966), deutscher Organisationssoziologe

L[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

M[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

N[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

O[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ulrich Oevermann (1940–2021), deutscher Soziologe und Begründer der Objektiven Hermeneutik
  • Claus Offe (* 1940), deutscher Soziologe und Politikwissenschaftler
  • Hans-Uwe Otto (1940–2020), deutscher Erziehungswissenschaftler

P[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

R[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

S[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

T[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Veronika Tacke (* 1961), deutsche Soziologin und Professorin für Organisationssoziologie
  • Susanne Tatje (* 1953), deutsche Soziologin und die erste Demographiebeauftragte in einer Kommune der Bundesrepublik Deutschland
  • Klaus Tenfelde (1944–2011), deutscher Historiker
  • Jonathan H. Turner (* 1942), amerikanischer Soziologe und Professor
  • Hartmann Tyrell (* 1943), deutscher Soziologe und emeritierter Professor

V[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

W[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. sozusagen - Universität Bielefeld. Abgerufen am 8. Mai 2023.
  2. Niklas Luhmann-Gastprofessur. Universität Bielefeld, abgerufen am 21. Februar 2022.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Koordinaten: 52° 2′ 13,2″ N, 8° 29′ 41,8″ O