Falkenhagen (Lügde)
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Falkenhagen Stadt Lügde | |
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Koordinaten: | 51° 53′ N, 9° 18′ O |
Höhe: | 216 m ü. NN |
Fläche: | 5,7 km² |
Einwohner: | 302 (31. Dez. 2021)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 53 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1970 |
Postleitzahl: | 32676 |
Vorwahl: | 05283 |
Lage von Falkenhagen in Lügde |
Falkenhagen gehört zu den zehn Stadtteilen der Stadt Lügde im Kreis Lippe in Nordrhein-Westfalen. Derzeitiger Ortsbürgermeister ist Marvin Dobrott.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ort liegt auf einer Höhe von 383 m ü. NHN, rund sieben Kilometer südöstlich der Kernstadt Lügde. Seine Fläche beträgt 5,698 km².
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1231 wurde für Falkenhagen urkundlich erstmals eine Kirche erwähnt. 1247 entstand dort das Kloster Falkenhagen, das erste Kloster auf lippischem Boden. Es wurde vom Grafen Volkwin IV. von Schwalenberg gegründet und entwickelte sich zum geistlichen Mittelpunkt der Gegend. Der Frauenkonvent lebte nach der Zisterzienserischen Regel, ohne dem Orden inkorporiert gewesen zu sein. 1407 wurde das Kloster in der Eversteinschen Fehde zerstört und fiel danach für einige Jahre wüst. 1432 übernahm der Kreuzherrenorden die wüst gefallene Klosterstätte, die ab 1442 wieder aufgebaut wurde. Als bedeutendster Prior in Falkenhagen gilt Heinrich von Bochholt, der von 1457 bis 1495 im Amt war. Zu seiner Amtszeit führte er das Kloster zu wirtschaftlicher und geistiger Blüte. 1518 lebten 89 Mönche in dem autarken Kloster, zu dem zahlreiche Wirtschaftsgebäude gehörten. Ab 1522 gingen die Kreuzherren daran, die zu ihrem Gebiet gehörenden ehemaligen wüsten Dörfer neu zu besiedeln. Nach Beginn der Reformation begann der Niedergang des Konvents, der 1596 aufgehoben wurde. Das aufgehobene Kloster teilten sich das Hochstift Paderborn und der Graf zur Lippe. 1603 übernahmen Jesuiten den Paderborner Anteil in Falkenhagen. Ab 1609 gelang es ihnen, die bis dahin protestantischen Nachbarorte teilweise zu rekatholisieren. Damit wurden einige Dörfer zur Hälfte katholisch, ein einmaliger Vorgang im protestantischen Lippe.[2]
Nach der Klosterteilung wurde die ehemalige Klosterkirche Hauptkirche der ev.-ref. Kirchengemeinde, während die Jesuiten für die kath. Gemeinde 1695 eine eigene Kirche errichteten. Beide Kirchen sind heute geistlicher Mittelpunkt der zwei Pfarrgemeinden.
20. Jahrhundert
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gemeinde Falkenhagen wurde am 1. September 1921 aus Gebieten der Gemeinden Rischenau und Sabbenhausen sowie aus dem Gebiet der Meierei Falkenhagen neu gebildet.[3]
Die vorher selbständige Gemeinde wurde im Rahmen der Kommunalreform am 1. Januar 1970 eingemeindet.[4][5]
Ortsname
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neben der Ersterwähnung als Valkenhagen im Jahre 1231 sind im Laufe der Jahrhunderte folgende Schreibweisen ebenfalls belegt: Valkenhaghen (1247), Falkenhaggen (1251), Walkenhagen (1262), Falkenhagen (1263), Valkenhage (1284), Valcenhagen (1305), Valkenhagen (1456 und 1479), Liliendayll (1489), Valckenhagen (1583), Falckenhagen (1612), Falckenhac und Falkenhae (1645) sowie Falckenhaga (1656).[6]
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von der ehemaligen Klosteranlage sind heute nur noch die spätgotische Klosterkirche mit einem Teil des Kreuzgangs sowie das Refektorium und das ehemalige 1509 – der zur Hofseite weisende Querbalken trägt in gotischen Minuskeln die lateinische Inschrift „ANO DM M QUINGENTESIMO NONO“ (= Im Jahre des Herrn eintausend fünfhundert neun) – entstandene Dormitorium (Schlafhaus) erhalten, in dem sich heute das Pfarrhaus befindet. Es gilt als das älteste lippische Fachwerkhaus.
Das ehemalige Priorgebäude von 1581, wohl durch hessische Baumeister im spätgotischen Stil erbaut, ist seit 1929 Pfarrhaus der katholischen Gemeinde und wurde 1997–1999 aufwändig renoviert.
Sehenswert ist außerdem die katholische Kirche, die 1695 im schlichten Barockstil erbaut wurde.[2]
Infrastruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Falkenhagen gibt es eine evangelisch-reformierte und eine katholische Kirche, denen die umliegenden Dörfer zugeordnet sind. Seit dem 1. August 2013 ist der Pfarrstuhl der kath. Kirche vakant. Im Ort findet man eine Gaststätte mit Lebensmittelverkauf, einen städtischen Kindergarten, ein Freizeitheim und mehrere Gewerbebetriebe.[7]
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1631 lebte der Jesuit Friedrich Spee von Langenfeld (1591–1635) im Kloster, der heute als der bedeutendste katholische Kirchenliederdichter des 17. Jahrhunderts gilt. Spee wandte sich mit seinem Werk Cautio Criminalis gegen die Hexenverfolgung in seiner Zeit.[7]
- Zeitgenössisches Gemälde
- Gedenktafel
- Karl Lohmeyer (1868–1956), in Falkenhagen geboren, Gymnasialprofessor und Heimatforscher in Cuxhaven
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wilhelm Hunecke: Das Kloster Lilienthal und die Gemeinde Falkenhagen : Festschrift zur Feier der vollendeten Restauration und des 400jährigen Jubiläums der ehemaligen Klosterkirche zu Falkenhagen, 650 Jahre nach der Gründung des Klosters. Detmold 1897 (UB Münster)
- Willy Gerking: 300 Jahre Kirche St. Michael in Falkenhagen. Festschrift zum 300jährigen Bestehen der katholischen Pfarrkirche St. Michael. Mit einem Beitrag von Jürgen Wieggrebe. Falkenhagen 1995.
- Willy Gerking (Hrsg.): 750 Jahre Kloster Falkenhagen. Festschrift zur 750-jährigen Wiederkehr und zum 500-jährigen Jubiläum der Kirchweihe. Leopoldshöhe 1997.
- Heinrich Festing: Kloster und katholisches Kirchspiel Falkenhagen. Paderborn 2005.
- Willy Gerking: Falkenhagen. Das neue Dorf am Klosterberg und seine ältere Vergangenheit. Detmold 2017.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Lügder Ortsteil Falkenhagen
- Gärten am Kloster Falkenhagen bei LWL-GeodatenKultur des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe
- Hausinschriften in Falkenhagen
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Statistik / Stadt Lügde. Abgerufen am 2. Oktober 2022.
- ↑ a b Willy Gerking: Die Dörfer der Großgemeinde Lügde. In: Heimatland Lippe. vom August 1984, 2009, S. 279f.
- ↑ Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster (Westfalen) 1977, ISBN 3-402-05875-8.
- ↑ Hauptsatzung der Stadt Lügde (PDF; 340 kB) vom 28. Mai 2014
- ↑ Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970, DNB 456219528, S. 106.
- ↑ Birgit Meineke: Die Ortsnamen des Kreises Lippe. (= Westfälisches Ortsnamenbuch Band 2). Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2010, ISBN 978-3-89534-842-6, S. 165. (PDF)
- ↑ a b Stadt Lügde - Ortsteile