Farruch Hormizd

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Farruch Hormizd (persisch فرخ هرمزد, DMG Farruḫ Hurmizd; † 631) war ein Spahbod (General) im nördlichen Iran und Prinz von Atropatene.[1] Er wurde in einer Palastrevolte von Siyavachsch auf Befehl der Königin Azarmeducht ermordet. Farruch Hormizd hatte zwei Söhne namens Farrochzād („Nachkomme von Farroch“; einer davon Rostam Farrochzād, der andere auch Churrazād genannt).

Familie und Herkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Farruch Hormizd entstammt der Familie der Ispahbudhan, die zu den sieben parthischen Adelsfamilien gehörte. Die Schwester seines Urgroßvaters Bawi war mit König Kavadh I. verheiratet und so die Mutter des späteren Königs Chosrau I. Farruchs Vater Vinduyih und sein Onkel Vistahm spielten bei dem Sieg über den Usurpator Bahram Tschobin und der Wiedereinsetzung Chosraus II. eine wichtige Rolle. Aber später wurde Farruchs Vater auf Befehl des Königs hingerichtet, was zu einem Aufstand Vistahms führte. Der Aufstand dauerte mehrere Jahre (590/1–596 oder 594/5–600) und wurde durch Verrat eines Generals Vistahms beendet. Nach dessen Tod folgte Farruch als Spahbod des Nordens seinem Onkel nach.

Farruchs Enkel Surchab I. war ein Herrscher der Bawandiden, die mehrere Jahrhunderte nach den Sassaniden über Tabaristan herrschten.

Früher Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gegen Ende des oströmisch-persischen Kriegs von 602–628 rebellierten Farruch und sein Sohn Rostam Farrochzād gegen König Chosrau II., was dem oströmischen Kaiser Herakleios ermöglichte in Atropatene einzufallen, wo er viele Orte brandschatzte, darunter auch das Feuerheiligtum Adur Guschnasp.[2] 628 verschworen sich einige adelige Familien und Fürsten unter Schahrbaraz gegen Chosrau II., darunter Farruch als Führer der Ispahbudhan, Schahrbaraz aus dem Haus der Mihran, der armenische Marzban Varaztirots II. Bagratuni und die Kanarang aus dem östlichen Iran.[3] Sie unterstützten Chosraus Sohn Siroe, der im Februar 628 die Hauptstadt Seleukia-Ktesiphon eroberte, seinen Vater einkerkern ließ und sich am 25. Februar 628 zum neuen König ausrief. Sein Vater, Brüder und Halbbrüder wurden alle hingerichtet. Mit dem Einverständnis der Verschwörer schloss Siroe (nun als Kavadh II.) Frieden mit Ostrom/Byzanz, was diesem alle verlorenen Gebiete, gefangenen Soldaten und die Beute aus der Eroberung von Jerusalem 614 zurückgab.[4]

Farruch zog sich nach dem Friedensschluss in den Nordiran zurück und gründete dort seine eigene Herrschaft. Fortan waren der nördliche Teil der parthische Iran (Pahlav) und der südliche mit König Kavadh II. und dessen Wesir Firuz der persische (Parsig). Diese Fragmentierung des Reiches führte zu großen Krisen wie zum Beispiel einer Pest im Westen, der auch der König zum Opfer fiel. Sein Nachfolger wurde sein Sohn Ardaschir III.[1]

Ein Jahr später zog Schahrbaraz mit 6.000 Mann[5] nach Seleukia-Ktesiphon und eroberte mit Hilfe anderer Verschwörer die Stadt. In den nachfolgenden Wirren unterstützte Farruch die Tochter Chosraus II. Boran gegen Schahrbaraz, der als Usurpator nur vierzig Tage regieren konnte und dann ermordet wurde.[6] Sebeos zufolge ernannte Boran Farruch Hormizd zum Wuzurg-Framadar.[7] Sie konnte sich auch nicht lange halten und wurde wahrscheinlich 631 ermordet. Ihr folgte ihre Schwester Azarmeducht nach.[8]

Um neuer Großkönig zu werden, machte Farruch Azarmeducht einen Antrag. Diese ließ ihn aber durch Siyavachsch, einen Enkel Bahram Tschobins, töten. Rostam Farrochzād rächte seinen Vater, indem er die Hauptstadt belagerte und wiederum Azarmeducht tötete.

Parallel mit dem Auftreten Farruch Hormizds wurden Münzen eines Sassanidenkönigs namens Hormizd (Hormizd V.) geprägt. Diese werden in der numismatischen Forschung teils dem hier erwähnten Farruch Hormizd zugeordnet, doch berichten literarische Quellen, dass Hormizd V. dem sassanidischen Herrscherhaus entstammt, was auf Farruch Hormizd nicht zutrifft.

Stammbaum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 
 
 
 
 
 
 
 
 
Bawi
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Schapur
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Vinduyih
 
 
 
Vistahm
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Farruch Hormizd
 
Tiruyih
 
Vinduyih
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Rostam Farrochzād
 
Farruchzad
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Schahram
 
Surchab I.
 
Isfandyadh
 
Bahram
 
Farruchan

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Parvaneh Pourshariati: Decline and Fall of the Sasanian Empire: The Sasanian-Parthian Confederacy and the Arab Conquest of Iran. I.B. Tauris, London/ New York 2008, ISBN 978-1-84511-645-3.
  • A. Shapur Shahbazi: Sasanian Dynasty. In: Ehsan Yarshater (Hrsg.): Encyclopædia Iranica. 20. Juli 2005 (englisch, iranicaonline.org – mit Literaturangaben).
  • A. Shapur Shahbazi: Ardašīr III. In: Ehsan Yarshater (Hrsg.): Encyclopædia Iranica. 11. August 2011 (englisch, iranicaonline.org – mit Literaturangaben).
  • Walter E. Kaegi: Heraclius Emperor of Byzantium. Cambridge University Press, Cambridge 2003, ISBN 0-521-81459-6.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Sasanian Dynasty in Encyclopaedia Iranica
  2. Pourshariati, S. 152–153.
  3. Pourshariati, S. 173.
  4. Kaegi, S. 178, S. 189–190.
  5. Ardašīr III. In: Encyclopædia Iranica
  6. Pourshariati, S. 175.
  7. Tabari zufolge ernannte Boran Fusfarruch (Pusfarruch) zum Amt. Vgl. Marie Louise Chaumont: Bōrān. In Encyclopaedia Iranica. 1989.
  8. Pourshariati, S. 204.