Fleischsteuer

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Als Fleischsteuer bezeichnet man eine Konsumsteuer auf Fleisch.[1]

Fleischsteuer in der Umwelt- und Gesundheitspolitik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Motivation sind die Umweltprobleme durch die Tierproduktion, das Tierwohl und die Gesundheitsrisiken des Fleischkonsums. Eine Fleischsteuer – ausgestaltet als eine indexierte Steuer, deren Bemessungsgrundlage die Menge des verbrauchten Gutes ist (→ Mengensteuer)[2] – ist ein Mittel, die umweltbezogenen Externalitäten sowie die Kosten für das Gesundheitswesen im Preis des Lebensmittels abzubilden.[3] Damit soll ein Lenkungseffekt hin zu einem anderen Lebensmittelkonsum bewirkt werden. Durch eine Differenzierung des Steuersatzes nach Produktkategorien, etwa der Fleischsorte, kann die Lenkungswirkung zielgenauer ausgestaltet werden, was aber regelmäßig mit einem höheren Verwaltungsaufwand einhergeht. Auf Produzentenseite schafft die Einpreisung negativer Externalitäten Anreize, schädliche Nebeneffekte der Produktion zu verringern.[2]

Neben der Lenkungswirkung haben Fleischsteuern auch einen fiskalischen Effekt – der Staat erzielt höhere Einnahmen. Die Einnahmen der Fleischsteuer können verwendet werden, um die Tierhalter zu unterstützen und das Tierwohl zu fördern.[4]

Derzeit werden die Externalitäten der Produktion und des Konsums nicht im Fleischpreis abgebildet.[3] Viele Studien weisen auf, dass Fleisch in den meisten Ländern außerdem deshalb zu günstig ist, weil es subventioniert wird. Eine Fleischsteuer wäre ein Instrument dieser Entwicklung entgegenzusteuern, ohne inländische Produzenten zu benachteiligen, da die Steuer auch für Importe gelten würde.[5]

Berechnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2022 haben Wissenschaftler der TU Berlin, der University of Oxford und des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung berechnet, wie der Fleischpreis ausfallen müsste, um die externen Kosten abzubilden. Dazu betrachteten sie folgende Externalitäten:[3] Treibhausgas-Emissionen, Eutrophierung, Biodiversitätsverlust, Landnutzung, Entwaldung, Wasserverbrauch und Gesundheitsrisiken. Die Forscher kommen zu dem Ergebnis, dass Rindfleisch zwischen 35 bis 56 Prozent teurer sein müsste, Lamm- und Schweinefleisch um 19 Prozent und Geflügel um 25 Prozent.[6] Um Dumping zu verhindern würde die Steuer auch auf Importwaren erhoben. Eine Umverteilung der Einnahmen auf die Haushalte würde laut den Forschern zudem dafür sorgen, dass kleine Einkommen nach der Steuerreform sogar mehr Geld hätten.[7]

Diskussion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2017 stellte sich der dänische Ethikrat hinter die Forderungen nach einer Fleischsteuer, um den Klimawandel zu verlangsamen. Da der dänische Lebensstil nicht mit dem Pariser Klimazielen vereinbar ist, sehen die Mitglieder eine ethische Verpflichtung hin zur Reduktion des Fleischkonsums. Die Mitglieder sehen bei einem geringeren Fleischkonsum keine Einschränkungen für Genuss oder Gesundheit.[8][9] Gerade im Hinblick auf Gesundheitsrisiken werden ebenso auch eine Fett- und Zuckersteuer diskutiert.

Der österreichische Handelsverband teilt die Bedenken in Bezug auf die Umweltbelastung der Fleischproduktion, sieht eine Fleischsteuer jedoch kritisch, da diese kleine und mittleren Einkommen belasten würde, und plädiert stattdessen für die Förderung der lokalen Fleischproduktion.[10] Die britische Landwirtschaftsorganisation Eblex sieht in einer Fleischsteuer ein grobes Instrument, das die Kosten für Endkunden erhöht.[11]

Akzeptanz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Studie aus dem Jahr 2023 kommt zu dem Schluss, dass Verbraucher in Deutschland eine Fleischsteuer vor allem aus Gründen des Tierwohls akzeptieren würden.[12] Die Akzeptanz für die neue Steuer fiel niedriger aus, wenn sie mit dem Klimaschutz begründet wurde statt mit dem Tierwohl. Dabei würde mehrheitlich eine Preissteigerung von 0,40 Euro pro Kilogramm Fleisch akzeptiert.[13][14]

Eine Umfrage unter rund 3.500 US-Amerikanern zeigte, dass 2022 rund 37 % eine Fleischsteuer unterstützen würden. In der Generation Z waren es 62 %.[15]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Franziska Funke, Linus Mattauch, Inge van den Bijgaart, H. Charles J. Godfray, Cameron Hepburn, David Klenert, Marco Springmann, Nicolas Treich: Toward Optimal Meat Pricing: Is It Time to Tax Meat Consumption? In: Review of Environmental Economics and Policy. Band 16, Nr. 2, 2022, doi:10.1086/721078 (open access).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Adam D. M. Briggs, Ariane Kehlbacher, Richard Tiffin, Peter Scarborough: Simulating the impact on health of internalising the cost of carbon in food prices combined with a tax on sugar-sweetened beverages. In: BMC Public Health. Band 16, Nr. 1, 3. Februar 2016, ISSN 1471-2458, S. 107, doi:10.1186/s12889-016-2723-8, PMID 26837190, PMC 4738773 (freier Volltext).
  2. a b Rafael Postpischil, Klaus Jacob, Holger Bär, Ann-Cathrin Beermann, Anne Siemons, Katja Schumacher, Friedhelm Keimeyer: Ökologische Finanzreform: Produktbezogene Anreize als Treiber umweltfreundlicher Produktions- und Konsumweisen. Abschlussbericht. Hrsg.: Umweltbundesamt (= Texte. Band 38/2022). Juni 2022, S. 607 (umweltbundesamt.de).
  3. a b c Franziska Funke, Linus Mattauch, Inge van den Bijgaart, Charles Godfray, Cameron Hepburn, David Klenert, Marco Springmann, Nicolas Treich: Is Meat Too Cheap? Towards Optimal Meat Taxation. In: Review of Environmental Economics and Policy. Abgerufen am 24. Januar 2022 (englisch).
  4. Julia Löhr: Diskussion um das Tierwohl: Die nächste Steuerkeule. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 24. Januar 2022]).
  5. Martin C. Parlasca, Matin Qaim: Meat Consumption and Sustainability. In: Annual Review of Resource Economics. Band 14, Nr. 1, 25. April 2022, ISSN 1941-1340, doi:10.1146/annurev-resource-111820-032340 (Review in Advance).
  6. Susanne Schwarz: Studie zu Kosten von Fleischkonsum: (K)Ein Steak an jedem Werktag. In: Die Tageszeitung: taz. 23. Januar 2022, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 24. Januar 2022]).
  7. Klima- und Umweltbilanz der Viehzucht: Forscher plädieren für Fleischsteuer. In: Der Spiegel. 24. Januar 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 25. Januar 2022]).
  8. Steve Hanley: Danish Proposal Calls For Tax On Meat To Fight Climate Change. 1. März 2017, abgerufen am 24. Januar 2022 (amerikanisches Englisch).
  9. Denmark is planning to tax meat in the fight against climate change. 27. April 2016, abgerufen am 24. Januar 2022 (englisch).
  10. Fleischsteuer. Abgerufen am 24. Januar 2022.
  11. Tax meat to cut methane emissions, say scientists. 20. Dezember 2013, abgerufen am 24. Januar 2022 (englisch).
  12. Grischa Perino, Henrike Schwickert: Animal welfare is a stronger determinant of public support for meat taxation than climate change mitigation in Germany. In: Nature Food. Band 4, Nr. 2, Februar 2023, ISSN 2662-1355, S. 160–169, doi:10.1038/s43016-023-00696-y (nature.com [abgerufen am 28. Februar 2023]).
  13. Akzeptanz für Fleischsteuer in Deutschland. Abgerufen am 28. Februar 2023 (englisch).
  14. Die Deutschen wollen die Fleischsteuer - unter einer Bedingung. In: FOCUS online. 18. Februar 2023, abgerufen am 15. August 2023.
  15. Michelle Cheng: Even with inflation, more than a third of Americans support a meat tax. Abgerufen am 12. Mai 2022 (englisch).