Franz Kappenberg

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Franz Kappenberg (* 1946) ist ein deutscher Gymnasiallehrer, der als „Pionier der elektronischen Messwerterfassung im Chemieunterricht“ gilt.[1]

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1966 absolvierte Kappenberg ein Studium der Chemie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Nach dem Diplom war er als Assistent in der Organischen Chemie tätig und promovierte 1977 bei Wilhelm Flitsch über Substituenten- und Heteroatomeinflüsse in nichtalternierenden π-Systemen.[2] Nach dem Referendariat für das Fach Chemie am Gymnasium St. Mauritz in Münster war er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2011 Lehrer für Chemie am Gymnasium Wolbeck mit weiteren unterrichtlichen Tätigkeiten in Mathematik, Physik und Informatik.[3]

Die Leistung von Kappenberg besteht darin, in Deutschland in den Chemieunterricht den Computer eingeführt zu haben.[4] Diese Digitalisierung des Chemieunterrichts betrieb er besonders zu Beginn gegen die vorherrschende Lehrmeinung. Er entwickelte kostenfreie Software für alle Bereiche der Schulchemie,[5] wobei aber das Experiment im Fokus blieb.[6] Für die Akzeptanz der Digitalisierung verbesserte er gemeinsam mit Schülern entsprechende Apps, Schnittstellen und zugehöriges Begleitmaterial ständig und passte sie an die Neuentwicklungen der Computerwelt an.

Seit 1985 war er in der Leitung des 1979 in Stuttgart gegründeten „Arbeitskreis Computer im Chemieunterricht“, seit 1992 als „Arbeitskreis Kappenberg“ (AK). Der Verbreitung dienten inzwischen über 600 Chemielehrerfortbildungen[7] im deutschsprachigen Raum.

Arbeiten zur Digitalisierung des Chemieunterrichts[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1980 übernahm Kappenberg im AK das Sammeln und Editieren der Computerprogramme. Lehrer konnten diese kostenlos von einer Mailbox per Akustikkoppler laden oder auf Disketten und später auf CD beziehen. Kappenberg veröffentlichte in einer Sonderausgabe von CLB-Memory[8] einen Test von computertauglichen Messgeräten für den Chemieunterricht. Mit den Schülern (und für diese) wurden einfache LowCostExperimente,[9] z. B. auf der Basis von Medizintechnik, ersonnen und erprobt.

Zentrale Entwicklungen:

  • App-Sammlungen für HTML5 und verschiedene Betriebssysteme wie iOS oder Android und Teacher’s Helper: AK MiniLabor[10][11][12][13][14],
  • ein universelles Chemiemessgerät (ohne Schalter und Knöpfe) All-Chem-Misst II[15][16],
  • wissenschaftliche Untersuchungen in der Schule mit dem modularen Gaschromatograph[17][18][19] und
  • Übungen, Test und Messwerte für Alle mit dem WLAN-basierten Teacher’s Helper.[20]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1977: Substituenten- und Heteroatomeinflüsse in nichtalternierenden π-Systemen [Pi-Systemen], Dissertation Uni Münster
  • 1983: Programmkatalog Computer im Chemieunterricht Verlag Dr. Flad, Stuttgart, ISBN 3-88307-022-X.
  • 1988: Programmkatalog Computerprogramme, Meßmodulsystem, Arbeitsmaterialien Verlag Dr. Flad, Stuttgart, ISBN 3-88307-025-4.
  • 1994: Materialien für den Chemieunterricht, Band 1, Hardware und Programme, Band 2, Analytik, Band 3 Spektroskopie, Eigenverlag, Münster (Anmerkung: Alle Materialien stehen seit 2002 kostenlos zum Download in der Datenbank des AK zur Verfügung).
  • 1995: Der Computer im chemischen Experiment. In: Praxis der Naturwissenschaften – Chemie in der Schule. Band 44, Nr. 4, 1995, ISSN 1617-5638, S. 12.
  • 2014: Unterricht mit Whiteboard, Tablets & Co. In: Praxis der Naturwissenschaften – Chemie in der Schule. Band 63, Nr. 4, 2014, ISSN 1617-5638, S. 10–16.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Raimund Leibold, Matthias Kremer, Gerwald Heckmann: Innovativer naturwissenschaftlicher Unterricht mit digitalen Werkzeugen. In: MNU. 2015, S. 3 (mnu.de [PDF]).
  2. W. Flitsch, F. Kappenberg, H. Schmitt: N‐Brückenkopfbicyclische π‐Systeme: Derivate des Pyrrolizins und 3a‐Azaazulens (Pyrrolo [1, 2‐a] azepins). Chemische Berichte 111(6) (1978), S. 2407–2422.
  3. a b Bundesverdienstkreuz für Franz Kappenberg: Pionier des digitalen Unterrichts, Westfälische Nachrichten, 8. Juni 2021
  4. Christian Born: Mit interaktivem Unterricht die Arbeitsleistung steigern. Institut Dr. Flad, 28. September 2015, abgerufen am 9. Juli 2020.
  5. a b Bundesverdienstkreuz für Dr. Franz Kappenberg. Stadt Münster, 7. Juni 2021, abgerufen am 10. Juli 2021.
  6. Michael Reisinger: Empfehlungen für eine zeitgemäße Ausstattung des Chemiebereichs. Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, München 2020, S. 60.
  7. Lehrerfortbildungen, Historie,Teilnehmer & Fotos. Abgerufen am 8. Juni 2020.
  8. Franz Kappenberg: Messwandler im Chemieunterricht. In: Reinhold Ellmer (Hrsg.): CLB. Memory, September. Umschau-Verlag, Frankfurt Main 1990.
  9. Medizintechnik-/Microscale-/LowCost-Experimente. Abgerufen am 2. Juni 2020.
  10. AK MiniLabor 11 - EduGroup.at. Abgerufen am 7. Juni 2020.
  11. AK Minilabor-App. In: Neue Medien Chemie. 11. Juni 2013, abgerufen am 7. Juni 2020 (deutsch).
  12. Apps und Programme – IChO und Cds in Hessen. Abgerufen am 7. Juni 2020 (deutsch).
  13. iPadatschool: AK MiniLabor HD/Phone. Abgerufen am 7. Juni 2020.
  14. Einsatz von Apps im Unterricht der Naturwissenschaften: Staatliches Landesseminar für das Lehramt an beruflichen Schulen im Saarland. Abgerufen am 7. Juni 2020.
  15. Chemie? - aber sicher! Experimente kennen und können. In: Akademie für Lehrerfortbildung (Hrsg.): Akademieberichte. 3. Auflage. Band 475. Dillingen Oktober 2014, S. 03–6–20, 03–25–26.
  16. Elektrische Leitfähigkeit von Lösungen. Abgerufen am 8. Juni 2020.
  17. Gaschromatographie - Untersuchung von Feuerzeuggas - Unterrichtstunde vom 9.12.2016. 15. Dezember 2016, abgerufen am 8. Juni 2020 (deutsch).
  18. Untersuchung von Methangas. Abgerufen am 8. Juni 2020.
  19. Visualisierungen und Lernsoftware Gaschromatograph. 24. Juli 2014, abgerufen am 7. Juni 2020.
  20. Teacher's Helper AK_Minilabor. Akademie für Lehrerfortbildung, abgerufen am 7. Juni 2020.
  21. Homepage des Manfred und Wolfgang Flad-Preises, abgerufen am 4. Juni 2020.
  22. Liste der Träger der Kapitänsmütze, abgerufen am 4. Juni 2020.
  23. Fachgruppe Chemieunterricht der Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V. Friedrich-Stromeyer-Preis (02.12.1981) S. 1, gdch.de
  24. Andreas Hasenkamp: Ehemaliger Lehrer erneut ausgezeichnet: Alles dreht sich um Chemie, wn.de, 28. September 2018
  25. Aus der Fachgruppe CHEMKON, Band 30, Nr.7, Oktober2023, S.317. Abgerufen am 29. Dezember 2023.
  26. Michael Grottendieck: Dr. Franz Kappenberg macht die Chemie digital in wn.de 08.09.2023. Abgerufen am 29. Dezember 2023.
  27. Michael Grottendieck: Er macht die Chemie digital in wn.de 08.09.2023. Abgerufen am 29. Dezember 2023