Friedhöfe in Bayreuth
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Im Stadtgebiet von Bayreuth existieren fünf Friedhöfe.
Stadtfriedhof
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der älteste existierende Friedhof ist der Stadtfriedhof mit einer Reihe von Grabdenkmälern berühmter Persönlichkeiten. Er wurde im Jahr 1545 außerhalb der Stadtmauer angelegt und ersetzte den „Gottesacker“ an der Stadtkirche. Dieser war bis 1533 genutzt worden, in den folgenden zwölf Jahren bestattete man, um der Ansteckungsgefahr bei Seuchen zu begegnen, die Toten auf dem Friedhof der nahen Altenstadt.[1]
Zwischen der Erlanger Straße und dem Mistelbach gelegen, beherbergt er unter anderem die Ruhestätten von Franz Liszt, Jean Paul, Emil Warburg, Oswald Merz, Siegfried, Wieland und Wolfgang Wagner sowie des Dirigenten Hans Richter. Das prunkvollste Grabmal ist die Grabkapelle des Herzogs Alexander von Württemberg.[2] Von überragender künstlerischer Qualität ist das Grabdenkmal der „Stecknadelbraut“, das um 1721 in der Werkstatt von Elias Räntz entstand.[3] Für Maria Anna Thekla Mozart, die 1841 auf dem Stadtfriedhof beerdigt wurde, wurde 1991 eine Gedenktafel angebracht.[4] Jean Pauls erster Grabstein steht heute im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg; er wurde 1860 durch einen Granit-Findling aus dem Fichtelgebirge ersetzt.[5] Der Schriftsteller Oskar Panizza, der 1921 in Bayreuth starb, wurde auf Betreiben seiner Familie ohne Grabstein bestattet. Nach einigen Jahren wurde sein Grab (Abteilung NW 2, Nr. 0507) neu belegt.[6]
Am östlichen Friedhofseingang befindet sich die Gottesackerkirche. Das erste Gebäude wurde 1562 erbaut und 1599 erweitert.[1] 1779 wurde es abgebrochen und 1781 durch die evangelisch-lutherische Friedhofskirche ersetzt, die im Volksmund den Namen weiterführt.[7] An jeder der vier Fassadenseiten ist eine lateinische Inschrift eingemeißelt (insgesamt drei Distichen):
Über dem Haupteingang gegen Süden und zur Erlanger Straße hin:
UT MORIENS VITAE TEMPLA SUBIRE QUEAS
Nordwärts zu den Gräbern hin:
UT TE LUX COELI DUM MORIERE BEET
Über der kleinen Tür gegen Westen:
Über dem Eingang gegen Süden:
Die Grabkapelle Franz Liszts wurde bei den Luftangriffen auf Bayreuth im April 1945 zerstört und in den 1970er Jahren wieder aufgebaut.[8] Im Oktober 1965 wurde die Aussegnungshalle ihrer Bestimmung übergeben.[9]
Auf dem Friedhof befinden sich zahlreiche Kriegsgräberstätten aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, einschließlich der Nachkriegszeit: für Deutsche, Italiener, Rumänen, Russen, Ukrainer und andere Osteuropäer (in Bayreuth befand sich ein Lager für Displaced Persons). In 357 Einzelgräbern sind Kriegstote des Ersten Weltkriegs bestattet, in 101 Gräbern Tote des Zweiten Weltkriegs, einschließlich 70 Opfer der Luftangriffe auf Bayreuth vom April 1945. Letzteren – aus Bayreuth, aus anderen deutschen Städten und dem Ausland – wurde durch Angehörige ein Denkmal an der Grabstätte errichtet. In einer weiteren Sammelgrabstätte liegen 48 Kriegstote, davon 46 Ukrainer.[10]
In Erinnerung an die in der Zeit des Nationalsozialismus umgekommenen Sinti und Roma wurde im November 2023 ein aus vier Stelen bestehender Gedenk- und Lernort enthüllt. Insbesondere wird damit der Brüder Wilhelm und Max Rose, die im Konzentrationslager Dachau ermordet wurden, sowie der ebenfalls auf dem Stadtfriedhof beerdigten Hulda Siebert, die in Augsburg verhaftet wurde und sechzehnjährig im März 1945 in Polizeihaft in Würzburg starb, gedacht.[11][12]
Jüdischer Friedhof
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das erste Begräbnis auf dem jüdischen Friedhof fand am 25. Juni 1786 statt. Die offizielle Einweihung erfolgte im Jahr 1787. Wegen seiner Lage unweit des Kreuzsteins wurde er als „Begräbnisstätte oberhalb des Kreuzsteins“ bezeichnet. Der Tradition entsprechend sind alle Grabsteine nach Osten ausgerichtet. Das Friedhofswärterhaus diente nach den landläufig als Reichskristallnacht bezeichneten Pogromen von 1938 als behelfsmäßige Synagoge.
Im Verzeichnis Bayreuther Kunstdenkmale von 1959 blieb diese bedeutende kulturhistorische Stätte unerwähnt.
Friedhof Sankt Georgen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Friedhof der damals noch eigenständigen Stadt Sankt Georgen am See wurde 1709 eingerichtet. Hinter dem stattlichen Eingangstor mit Sandsteinornamenten befinden sich mehrere ansehnliche Barock-, Rokoko- und Klassizismusgräber. Später war er bis weit ins 20. Jahrhundert der Friedhof für die Bewohner Bayreuths nördlich des Roten Mains.
Auf dem Friedhof befindet sich die große Kriegsgräberstätte St. Georgen für Tote des Zweiten Weltkrieges, einschließlich vieler der 781 Opfer der alliierten Luftangriffe auf Bayreuth im April 1945. Letztere sind unter den 992 dort beigesetzten Kriegsopfern nur bei Kenntnis der Daten der Luftangriffe zu erkennen: 5., 8. und 11. April 1945.
Friedhof Sankt Johannis
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das erst 1939 nach Bayreuth eingemeindete Pfarrdorf Sankt Johannis besitzt an seinem westlichen Rand einen eigenen Friedhof.
An dieser Stelle verhandelten gegen Mittag des 14. April 1945 der amerikanische Emissär Karl Ruth und der Bayreuther NS-Oberbürgermeister Friedrich Kempfler mit dem Wehrmachtsgeneral August Hagl vergeblich über eine kampflose Übergabe der Stadt. Infolge Hagls Verweigerung wurden die Orangerie und der Sonnentempel im nahegelegenen Park Eremitage in letzter Minute sinnlos durch US-Jagdbomber zerstört.
Südfriedhof
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am Südrand des Stadtteils Saas liegt der im November 1981 übergebene städtische Südfriedhof mit Aussegnungshalle und Krematorium.[13]
Grabstätte von Richard und Cosima Wagner
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Grabstätte von Richard Wagner und seiner Frau Cosima liegt nicht auf einem Friedhof, sondern in der öffentlich zugänglichen Parkanlage seines Wohnhauses Wahnfried.
Grablege der Markgrafen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Stadtkirche befindet sich eine Fürstengruft der Bayreuther Markgrafen. In den Jahren von 1620 bis 1733 wurden dort 26 Mitglieder der markgräflichen Familie bestattet, darunter die Markgrafen Christian, Christian Ernst und Georg Wilhelm. Markgräfin Wilhelmine, ihr Gatte Friedrich von Brandenburg-Bayreuth sowie die Tochter Elisabeth Friederike Sophie von Brandenburg-Bayreuth sind in der Schlosskirche bestattet.
Galerie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Grabanlage von Herzog Alexander von Württemberg auf dem Stadtfriedhof
- Markgrafen-Grabmal in der Schlosskirche Bayreuth
- Kriegsgräberstätte Sankt Georgen (zahlreiche Bombenopfer)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Herbert Popp: Bayreuth – neu entdeckt. Ellwanger, Bayreuth 2007, ISBN 978-3-925361-60-9.
- Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit (Hrsg.): Jüdisches Bayreuth. Ellwanger, Bayreuth 2010, ISBN 978-3-925361-81-4.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Bernd Mayer: Kleine Bayreuther Stadtgeschichte. Pustet, Regensburg 2010, ISBN 978-3-7917-2266-5, S. 31.
- ↑ Bernd Mayer: Geheimnisvolles Bayreuth. S. 16.
- ↑ Bernd Mayer: Vom grausigen Ende der Stecknadelbraut in: Heimatkurier 1/1997 des Nordbayerischen Kuriers, S. 7.
- ↑ Stephan-H. Fuchs: Bayreuth Chronik 1991. Gondrom, Bindlach 1991, ISBN 3-8112-0782-2, S. 175.
- ↑ Heimatkurier 2/2004 des Nordbayerischen Kuriers, S. 2.
- ↑ Umsunst gelebt? bei literaturportal-bayern.de, abgerufen am 28. September 2021
- ↑ Hermann Götzl: Bayreuth in alten Stadtansichten. Freunde des Historischen Museums Bayreuth e. V., Bayreuth 2012, OCLC 816286405, S. 16 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Bernd Mayer: Bayreuth im zwanzigsten Jahrhundert. S. 127.
- ↑ Bernd Mayer: Bayreuth im zwanzigsten Jahrhundert. S. 118.
- ↑ Stephan-H. Fuchs: Bayreuth Chronik 1992. 1. Auflage. Gondrom, Bindlach 1992, ISBN 3-8112-0793-8, S. 173.
- ↑ Ein Ort zum gedenken und erinnern in: Nordbayerischer Kurier vom 14. November 2023, S. 9.
- ↑ „Wir waren und sind Deutsche“ in: Nordbayerischer Kurier vom 18./19. November 2023, S. 11.
- ↑ Bernd Mayer: Bayreuth im zwanzigsten Jahrhundert. S. 152.