Gemeiner Flieder

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Gemeiner Flieder

Gemeiner Flieder (Syringa vulgaris)

Systematik
Asteriden
Euasteriden I
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Ölbaumgewächse (Oleaceae)
Gattung: Flieder (Syringa)
Art: Gemeiner Flieder
Wissenschaftlicher Name
Syringa vulgaris
L.

Der Gemeine Flieder oder Gewöhnliche Flieder (Syringa vulgaris) ist eine Pflanzenart, die zur Familie der Ölbaumgewächse (Oleaceae) gehört. Veraltete Bezeichnungen für den Gemeinen Flieder sind Syringe[1] und Lilach.[2]

Nahansicht eines Gewöhnlichen Flieders im Neckartal
Gewöhnlicher Flieder (Syringa vulgaris)
Knospen des weißen Flieders
Einzelne Fliederblüte
Kapselfrucht
Holz

Die Pflanze wächst als sommergrüner Strauch oder kleiner Baum mit Wuchshöhen zwischen 2 und 6 Meter. Der Stammdurchmesser erreicht bis zu 20 Zentimeter. Die rundlichen Zweige haben eine graue oder braungrüne Rinde, die an den Ästen und am Stamm längsrissig ist.

Die gegenständig angeordneten Laubblätter werden zwischen 5 und 12 Zentimeter lang und sind 1 bis 3 Zentimeter gestielt. Die dreieckigen bis leicht herzförmigen und kahlen Blätter sind zugespitzt und ganzrandig.

Die stark riechenden, vierzähligen, zwittrigen und kurz gestielten Blüten mit doppelter Blütenhülle stehen in einer dichten, endständigen Rispen. Die Krone ist stieltellerförmig. Es sind nur 2 kurze, fast sitzende Staubblätter in der Kronröhre und ein oberständiger, zweikammeriger und kahler Fruchtknoten mit kurzem Griffel und zweilappiger Narbe vorhanden. Blütezeit ist von April bis Mai. Die typischen Blütenfarben sind Schattierungen von bläulichem und rötlichem Violett in vielen Abstufungen, von zarten Pastelltönen bis zu dunklen Nuancen, außerdem Weiß und Rosa. Nach den Blüten wurden die Farbnamen „Lila“ (aus dem Französischen) und „Flieder“ benannt; unter dem letzteren Begriff versteht man ein helles bis mittleres Violett.

Als Früchte werden längliche, zweiklappige, bräunliche, holzige, spitze und viersamige Kapseln mit beständigem Kelch gebildet. Die abgeflachten Samen sind rundum kurz geflügelt und bis etwa 1 Zentimeter lang. Die Fruchtreife setzt ab September ein.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 38, 44 oder 46.[3]

Der Gemeine Flieder ist in Südosteuropa und Vorderasien verbreitet. Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet reicht vom zentralen Albanien bis zum nördlichen Rumänien.[4] Die Art wird häufig in zahlreichen Gartensorten angepflanzt und ist vielfach an Felshängen oder Bahndämmen eingebürgert. Sie ist ein Neophyt in einigen Ländern Europas, Asiens und Nordamerikas.[4] Als Standort werden lichte Wälder und Gebüsche bevorzugt. Nach Oberdorfer kommt die Art in Mitteleuropa in Gesellschaften des Verbands Berberidion vor.[5] Sie steigt in Südtirol bis 1520 Meter Meereshöhe auf.[6]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3 (mäßig feucht), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[7]

Das Bundesamt für Naturschutz schätzt den Gemeinen Flieder als invasive Art ein und hat ihn auf die Managementliste der Schwarzen Liste invasiver Arten gesetzt, da er einheimische Arten verdrängen kann.[8]

Im Jahr 1560 wurde der Gemeine Flieder vom kaiserlichen Gesandten Ogier Ghislain de Busbecq aus Konstantinopel nach Wien gebracht. Er soll aber schon vorher etwa 902 von Arabern nach Spanien gebracht worden sein, ist aber nicht nach Mitteleuropa gekommen.[6] Seit Ende des 16. Jahrhunderts ist er zuerst in Frankreich, später in Bauerngärten in Mitteleuropa zu finden. Aber erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Züchtung von Syringa vulgaris-Hybriden eine Fülle von neuen Farben und Farbmischungen hervorbrachten, wurde er auch in Gärten beliebt.

Aus dem Gemeinen Flieder wurde 1841 das Syringin isoliert.[9][10][11][12]

Zudem leiten sich namentlich wie auch strukturell davon folgende chemische Verbindungen ab: Syringol, Syringaalkohol, Syringaaldehyd, Syringasäure und Acetosyringon.

Das recht schwere und harte, seltene und schöne Holz kann z. B. zum Drechseln oder Schnitzen verwendet werden.[13]

  • Marilena Idžojtić: Dendrology. Academic Press, 2019, ISBN 978-0-12-819644-1, S. 680 ff.
  • Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.
  • Bruno P. Kremer, Gunter Steinbach (Hrsg.); Reinhild Hofmann: Strauchgehölze: erkennen & bestimmen. München 2002, ISBN 3-576-11478-5.
Commons: Gemeiner Flieder (Syringa vulgaris) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Jacob Grimm; Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. Leipzig 1854 ff., Stichwort „(Gemeine) Syringe“.
  2. Heinrich Marzell: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen. (unter Mitwirkung von Wilhelm Wissmann und Wolfgang Pfeifer): Band I–V, Leipzig, Stuttgart und Wiesbaden 1943–1979, Band III (ab Spalte 481) und IV hrsg. von Heinz Paul, Band V (Registerband) 1958 mit Wilhelm Wissmann; Neudruck Köln 2000. ISBN 3-88059-982-3, Band IV, Sp. 69 f. und 546 f.
  3. Syringa vulgaris bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  4. a b Syringa vulgaris. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 10. Dezember 2017.
  5. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 749.
  6. a b Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 1. Auflage, unveränderter Textnachdruck Band V, Teil 3, Seite 1912–1917. Verlag Carl Hanser, München 1966.
  7. Syringa vulgaris L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 14. Dezember 2022.
  8. Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland wild lebende gebietsfremde Gefäßpflanzen, S. 192 f (PDF-Seite 194 f).
  9. Alphons Meillet: Lilacin. In: Justus Liebigs Annalen der Chemie. 40 (3), 1841, S. 319–320. doi:10.1002/jlac.18410400342.
  10. Alphons Meillet: Ueber das Lilacin, das bittre Princip der Lilas (Syringa vulgaris). In: Archiv der Pharmazie. 79 (3), 1842, S. 354–356. doi:10.1002/ardp.18420790312.
  11. Franz J. Bernays: Ueber das Syringin. In: Pharmaceutisches Central Blatt. 12, 1841, S. 938–939. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Franz J. Bernays: Ueber einen neuen krystallisirbaren Pflanzenstoff, das Syringin aus der Syringa vulgaris. In: Repertorium für die Pharmacie. 74, 1841, S. 348–351. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  13. Flieder auf materialarchiv.ch.