Georg Cohn (Romanist)

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Georg Cohn (* 18. Dezember 1865 in Berlin[1]; † 14. Dezember 1945 ebenda[2]) war ein deutscher Romanist und Privatgelehrter jüdischer Herkunft.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Georg Cohn war ein Sohn des aus Dessau stammenden Kaufmanns und Fabrikbesitzers Ferdinand Cohn (1816–1895) und der Clara geb. Jacoby († 1898). Sein älterer Bruder war der Architekt und Universitätsprofessor Albert Cohn (später Carsten).

Cohn machte 1883 am Kreuzberger Leibniz-Gymnasium Abitur. Er studierte Romanische Philologie in Berlin (auch Bonn und Halle) und wurde 1890 bei Adolf Tobler promoviert. Dann arbeitete er wissenschaftlich als Privatgelehrter und veröffentlichte von 1894 bis 1921 insgesamt rund 500 Seiten Forschungsergebnisse (überwiegend zum Altfranzösischen, aber auch zu Petrarca) in den bedeutenden romanistischen Zeitschriften seiner Zeit.

Da er in den letzten zwanzig Jahren seines Lebens nicht mehr publizierte, kann vermutet werden, dass er an einem größeren Werk arbeitete, dessen Manuskript verschwunden ist.

Cohn heiratete am 15. März 1920[3] Käthe Müller, eine Tochter des Oberlehrers Adolf Müller (1847–1926). Bis zu seiner Heirat wohnte er in Wilmersdorf in der Bregenzer Straße 8, danach zog er mit seiner Ehefrau in deren elterliche Wohnung in der Kaiserallee 114 in Friedenau. In den 1930er und 1940er Jahren wohnte das Ehepaar an wechselnden Adressen in Wilmersdorf, Schöneberg, Dahlem und Charlottenburg.[4] In Schöneberg oder Dahlem dürfte ihn 1938 Yakov Malkiel besucht haben.[5]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die aus dem Neufranzösischen erkennbaren, im Vulgärlatein und im vorlitterarischen Französisch eingetretenen Wandlungen auf dem Gebiete der lateinischen Nominalsuffixe. 1890
  • Die Suffixwandlungen im Vulgärlatein und im vorlitterarischen Französisch nach ihren Spuren im Neufranzösischen. Niemeyer, Halle an der Saale 1891.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Deutsche und österreichische Romanisten als Verfolgte des Nationalsozialismus. Hrsg. Hans Helmut Christmann und Frank-Rutger Hausmann. Stauffenburg Verlag, Tübingen 1989, S. 274–275.
  • Utz Maas: Verfolgung und Auswanderung deutschsprachiger Sprachforscher 1933–1945. Band I: Einleitung und biobibliographische Daten A‐F. Sec Kommunikation und Gestaltung GmbH, Osnabrück 1996.
  • Yakov Malkiel: Between Heymann Steinthal und Adolf Tobler. Georg Cohn in turn-of-the-century Berlin. In: Historiographia Linguistica 5, 1978, S. 237–251.

Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Sekundärliteratur gibt meist den 15. Januar 1866 als Cohns Geburtstag an und folgt dabei seiner eigenen Angabe in der seiner Dissertation beigefügten Vita, vgl. Digitalisat. Abweichend ermittelte Renate Heuer (Bibliographia Judaica, Band 1, 1981) bereits den 18. Dezember, allerdings mit der Jahresangabe 1866 statt 1865.
  2. Sterberegister Standesamt Berlin-Charlottenburg, Nr. 8166/1945
  3. Heiratsregister Standesamt Berlin-Friedenau, Nr. 91/1920
  4. Anfang der 1930er Jahre in der Gieselerstraße 15 in Wilmersdorf, Ende der 1930er Jahre in der Badenschen Straße 5 in Schöneberg und in Dahlem, Am Hirschsprung 61, zum Zeitpunkt seines Todes Ende 1945 schließlich in der Mommsenstraße 27 in Charlottenburg. Die jeweiligen Wohnorte Cohns lassen sich über die regelmäßigen Adressangaben im Archiv für das Studium der neueren Sprachen und den Berichten über die Verhandlungen der Tagungen des Allgemeinen Deutschen Neuphilologen-Verbands nachvollziehen.
  5. Malkiel (1978) gibt allerdings, vielleicht irrtümlich, an, Cohn und seine Frau in „Moabit“ (S. 239) besucht zu haben, und stellt Mutmaßungen über Cohns weiteres Schicksal an („he and his wife must have succumbed or been killed somewhere in Europe by 1945, at the latest“, S. 249/250). Tatsächlich scheint aber die Ehe mit einer nichtjüdischen Frau eine Deportation Cohns verhindert zu haben.