Glücksatlas
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Der Glücksatlas ist eine seit dem Jahr 2011 jährlich erscheinende Studie zu Lebenszufriedenheit und Glücksgefühl der Bevölkerung Deutschlands im Rahmen der Glücksforschung. Für den Glücksatlas werden Personen in Deutschland in repräsentativen Umfragen per Selbsteinschätzung nach der Bewertung ihrer Lebenssituation gefragt. Unterschiede in der Bewertung der Lebenssituation nach Region, Altersgruppe, Geschlecht und weiteren Kriterien werden ebenfalls erfasst und erforscht.[1]
Der Glücksatlas wird von Bernd Raffelhüschen von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg als wissenschaftlichem Leiter betreut und wurde von Max A. Höfer konzipiert.[2]
Methodologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Glücksatlas versucht die Lebenszufriedenheit der deutschen Bevölkerung mithilfe einer repräsentativen Stichprobe zu erfassen. Bei der Befragung von 2022 wurden dafür 11.450 repräsentativ Befragte ab 16 Jahren in Form von mündlich-persönlichen Interviews durch das Institut für Demoskopie Allensbach in mehreren Wellen zwischen Januar und Oktober 2022 befragt.[1] Zur Bewertung der allgemeinen Lebenszufriedenheit wird den befragten Personen die folgende Frage gestellt: „Wenn Sie einmal alles in allem nehmen, wie zufrieden sind Sie insgesamt mit ihrem Leben?“ Diese Frage muss von der befragten Person auf einer Skala von 0 bis 10 bewertet werden, wobei 0 den schlechtesten und 10 den besten möglichen Wert darstellt. Daneben werden jeweils Fragen zur Häufigkeit des Glücksempfindens („Wie oft haben Sie sich in den letzten vier Wochen glücklich gefühlt – sehr oft, oft, selten oder gar nicht?“) und zum empfundenen Lebenssinns erfasst („Sagen Sie mir auf einer Skala von 0 bis 10, inwiefern Sie das, was Sie tun, als wertvoll und nützlich empfinden“).[3] In weiteren Umfragen wird die Zufriedenheit der Bevölkerung in den Lebensbereichen Arbeit, Einkommen, Familie und Gesundheit erfasst.[1] Um den Einfluss von verschiedenen Variablen wie z. B. das Einkommen oder die Bildung auf die Lebenszufriedenheit zu ermitteln, wird die Regressionsanalyse angewendet.[3]
Der Durchschnittswert der deutschen Bevölkerung lag bei der Befragung 2022 bei 6,86.
Ergebnisse und Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Glücksatlas hat als eine der umfassenden Studien zur Erfassung des Lebensglücks in verschiedenen Medien Rezeption erfahren. Darunter waren NDR[4], Stern[5], Tagesschau.de[6], Tagesspiegel[7], Der Spiegel[8], Die Welt[9] und weiteren.
Die Ergebnisse des Glücksatlas erscheinen jährlich als Buch beim Penguin Verlag mit ausführlichen Analysen. Die wichtigsten Ergebnisse und Erkenntnisse der Befragung werden auf der Website des Glücksatlas veröffentlicht.
Selbsteinschätzung auf Skala
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei der Einschätzung der eigenen Lebenssituation aus einer Skala von 0 bis 10 ergab sich zwischen 2011 und 2019 folgendes Bild in der Allgemeinbevölkerung bei der Verteilung der Werte:[3]
Wert | Anteil in der Bevölkerung |
---|---|
0 | 0,2 % |
1 | 0,3 % |
2 | 0,9 % |
3 | 2,4 % |
4 | 3,9 % |
5 | 8,4 % |
6 | 10,7 % |
7 | 22,1 % |
8 | 32,7 % |
9 | 14,4 % |
10 | 4,0 % |
Ein Wert zwischen 0 und 4 gilt als Unzufriedenheit mit der eigenen Lebenssituation. Nach dieser Definition waren 7,6 Prozent der Bevölkerung unzufrieden. Die Mehrheit der Bevölkerung wählt die Zufriedenheitswerte 7 und 8.
Lebenszufriedenheit nach Bundesland
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Bundesländer Deutschlands hatten 2022 die folgenden durchschnittlichen Zufriedenheitswerte:[1]
Rang | Land | Durchschnittlicher Wert |
---|---|---|
1 | Schleswig-Holstein | 7,14 |
2 | Bayern | 7,06 |
3 | Nordrhein-Westfalen | 6,98 |
4 | Hamburg | 6,96 |
5 | Brandenburg | 6,87 |
6 | Hessen | 6,82 |
7 | Niedersachsen | 6,80 |
Baden-Württemberg | 6,80 | |
9 | Sachsen-Anhalt | 6,79 |
10 | Sachsen | 6,68 |
11 | Rheinland-Pfalz | 6,65 |
12 | Bremen | 6,58 |
13 | Thüringen | 6,54 |
14 | Berlin | 6,53 |
15 | Saarland | 6,49 |
16 | Mecklenburg-Vorpommern | 6,35 |
Entwicklung im Zeitvergleich
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Lebenszufriedenheit war ab 2011 in Westdeutschland stabil und verbesserte sich in Ostdeutschland. Mit dem Beginn der COVID-19-Pandemie brach die Lebenszufriedenheit in Deutschland 2020 und 2021 ein, bevor sie sich 2022 wieder etwas erholte, wobei das Vorkrisenniveau allerdings noch nicht wieder erreicht wurde.[1]
Jahr | Westdeutschland | Ostdeutschland |
---|---|---|
2011 | 7,03 | 6,54 |
2012 | 7,17 | 6,67 |
2013 | 7,22 | 6,73 |
2014 | 7,02 | 6,66 |
2015 | 7,05 | 6,90 |
2016 | 7,16 | 6,88 |
2017 | 7,11 | 6,89 |
2018 | 7,09 | 6,89 |
2019 | 7,18 | 7,00 |
2020 | 6,75 | 6,70 |
2021 | 6,61 | 6,51 |
2022 | 6,91 | 6,67 |
Einfluss von Variablen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als stark positive Einflussfaktoren auf die Lebenszufriedenheit erweisen sich gute Gesundheit sowie Ehe bzw. Partnerschaft. Ebenfalls Auswirkungen haben die Einkommenshöhe und die Freizeitgestaltung. Negative Auswirkungen auf die Lebenszufriedenheit haben ein schlechter Gesundheitszustand sowie Arbeitslosigkeit.[3] Beim Alter zeigt sich ein Midlife-Effekt, bei dem die Lebenszufriedenheit abfällt und ein positiver Effekt bei der Renteneintrittsphase. Die höchste Lebenszufriedenheit weisen Personen zwischen ihrem 20. Lebensjahr und den Mittdreißigern auf.[10]
Die COVID-19-Pandemie führte zu einem Einbruch der Lebenszufriedenheit in Deutschland, wovon Frauen und junge Leute besonders betroffen waren.[11]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e Deutschlands Glücksniveau erholt sich nur leicht. In: SKL Glücksatlas. Abgerufen am 27. November 2022.
- ↑ Wer wir sind | SKL Glücksatlas. In: SKL Glücksatlas. Abgerufen am 27. November 2022.
- ↑ a b c d Die Vermessung des Glücks | SKL Glücksatlas. In: SKL Glücksatlas. Abgerufen am 27. November 2022.
- ↑ NDR: Glücksatlas: Schleswig-Holsteiner bundesweit am glücklichsten. Abgerufen am 27. November 2022.
- ↑ Stern: Zufriedenheit in Deutschland steigt – trotz Krieg in der Ukraine. Abgerufen am 27. November 2022.
- ↑ tagesschau.de: Deutsche sind laut "Glücksatlas" wieder zufriedener. Abgerufen am 27. November 2022.
- ↑ Glücksatlas 2022 veröffentlicht: Berliner sind nicht mehr am unglücklichsten. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 27. November 2022]).
- ↑ Juri Auel: Glücksatlas: Hier wohnen die glücklichsten Deutschen. In: Der Spiegel. 18. Oktober 2016, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 27. November 2022]).
- ↑ WELT: Glücksatlas: Hier leben die glücklichsten Menschen in Deutschland. In: DIE WELT. 8. November 2022 (welt.de [abgerufen am 27. November 2022]).
- ↑ Wie das Glück vom Alter abhängt. Abgerufen am 27. November 2022.
- ↑ Corona macht Frauen unglücklicher als Männer. Abgerufen am 27. November 2022.