Glaukosphärit

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Glaukosphärit
Faseriges, samtgrünes Glaukosphärit-Aggregat aus der Kasompi Mine, Swambo, Provinz Katanga, Demokratische Republik Kongo (Gesamtgröße 6,2 cm × 3,6 cm × 2,6 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1972-028[1]

IMA-Symbol

Gks[2]

Andere Namen
  • Glaukosphaerit[3]
Chemische Formel
  • CuNi(CO3)(OH)2[4]
  • (Cu,Ni)2[(OH)2|CO3][5]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Carbonate und Nitrate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

V/C.01
V/C.01-060

5.BA.10
16a.03.01.02
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[6]
Raumgruppe P21/a (Nr. 14, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/14.3[5]
Gitterparameter a = 9,35 Å; b = 11,97 Å; c = 3,13 Å
β = 96°[5]
Formeleinheiten Z = 4[5]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3 bis 4
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,78 bis 3,96; berechnet: 3,78 bis 4,03[7]
Spaltbarkeit parallel der c-Achse [001][7]
Bruch; Tenazität spröde
Farbe grün (dunkelmalachitgrün bis apfelgrün)[7]
Strichfarbe hellgrün[7]
Transparenz durchscheinend
Glanz schwacher Glasglanz bis matt; Seidenglanz bei faserigen Aggregaten[7]
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,690 bis 1,710[8]
nβ = 1,830 bis 1,850[8]
nγ = 1,830 bis 1,850[8]
Doppelbrechung δ = 0,140[8]
Optischer Charakter zweiachsig negativ

Glaukosphärit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Carbonate und Nitrate“ mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung CuNi(CO3)(OH)2[4] und damit chemisch gesehen ein Kupfer-Nickel-Carbonat mit zusätzlichen Hydroxidionen.

Glaukosphärit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und findet sich meist in Form faseriger bis konzentrisch zonar ausgebildeter Kügelchen bis etwa drei Millimeter Größe, kommt aber auch in plumpen Mineral-Aggregaten oder seltener als Filzmassen mit parallel ausgerichteten Kristallfasern vor. Die durchscheinenden Kristalle und Aggregate sind von dunkelmalachitgrüner bis apfelgrüner Farbe und zeigen auf den Oberflächen einen schwachen glasähnlichen Glanz oder sind matt. Faserige Aggregate schimmern dagegen eher seidenähnlich.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde Glaukosphärit in der Nickel-Lagerstätte Kambalda, genauer der Hampton East Location 48, im Verwaltungsgebiet Coolgardie Shire im australischen Bundesstaat Western Australia. Die Erstbeschreibung erfolgte 1974 durch M. W. Pryce und J. Just, die das Mineral in Anlehnung an dessen Farbe und Kristallausbildung nach dem altgriechischen Wörtern Γλαύκος glaukós für funkelnd, glänzend, leuchtend, wobei der helle Glanz des Himmels, des Meeres oder des menschlichen Auges gemeint ist und in Bezug auf die Farbe einen gewissen Spielraum lässt[9] und σφαῖρα sphaira für Kugel benannten.

Typmaterial des Minerals wird im Western Australian Museum in Perth (Australien) unter der Katalog-Nr. MDC5309, im Mines ParisTech (auch École des mines) in Paris (Frankreich), im Natural History Museum in London (England) und der Katalog-Nr. 1975,419 sowie im National Museum of Natural History in Washington, D.C. (USA) und der Katalog-Nr. 131889 aufbewahrt.[7]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Glaukosphärit zur gemeinsamen Mineralklasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“ und dort zur Abteilung „Wasserfreie Carbonate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Aurichalcit, Azurit, Brianyoungit, Chukanovit, Georgeit, Hydrozinkit, Kolwezit, Loseyit, Malachit, Mcguinnessit, Nullaginit, Pokrovskit, Rosasit, Sclarit und Zinkrosasit die „Azurit-Rosasit-Reihe“ mit der System-Nr. V/C.01 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Glaukosphärit in die neu definierte Klasse der „Carbonate und Nitrate“ (die Borate bilden hier eine eigene Klasse), dort allerdings ebenfalls in die Abteilung der „Carbonate mit zusätzlichen Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit Cu, Co, Ni, Zn, Mg, Mn“ zu finden ist, wo es zusammen mit Chukanovit, Georgeit, Kolwezit, Malachit, Mcguinnessit, Nullaginit, Pokrovskit, Rosasit und Zinkrosasit die „Malachitgruppe“ mit der System-Nr. 5.BA.10 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Glaukosphärit wie die veraltete Strunz’sche Systematik in die gemeinsame Klasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“ und dort in die Abteilung der „Carbonate – Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er in der „Rosasitgruppe“ mit der System-Nr. 16a.03.01 innerhalb der Unterabteilung „Carbonate – Hydroxyl oder Halogen mit (AB)2(XO)3Zq“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Glaukosphärit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/a (Raumgruppen-Nr. 14, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/14.3 mit den Gitterparametern a = 9,35 Å; b = 11,97 Å; c = 3,13 Å und β = 96° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[5]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Glaukosphärit bildet sich als seltenes Sekundärmineral in der Oxidationszone von Kupfer-Nickel-Sulfid-Lagerstätten. Als Begleitminerale treten unter anderem Azurit, Brochantit, Carrboydit, Chalkonatronit, Epsomit, Gaspéit, Georgeit, Gips, Goethit, Népouit, Paratacamit, Quarz und Takovit sowie nickelhaltige Varietäten von Chrysotil, Magnesit, Malachit und Seladonit auf.

Als seltene Mineralbildung konnte Glaukosphärit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand 2018) rund 30 Fundorte[10] dokumentiert sind. Außer an seiner Typlokalität, der Hampton East Location 48 etwa drei Kilometer nördlich vom Schacht Durkin, in der gleichnamigen Nickelgrube bei Kambalda, konnte das Mineral noch in den nage gelegenen Nickelgruben Otter Shoot und Jan sowie in weiteren Gruben bei Widgiemooltha im Coolgardie Shire, bei Bardoc im Verwaltungsgebiet Kalgoorlie-Boulder City, bei Laverton im gleichnamigen Laverton Shire und bei Menangina im Menzies Shire im Bundesstaat Western Australia gefunden werden.

Die bisher einzigen bekannten Fundorte in Deutschland sind die Gruben Kronewald und Jakobskrone bei Achenbach im Siegerland von Nordrhein-Westfalen.

In Österreich trat Glaukosphärit bisher nur in den Halden und Stollen der polymetallischen Sulfid-Lagerstätte Vogelhalt auf der Vogel Alp in der Salzburger Gemeinde Leogang sowie im Stockerstollen am Silberberg im Bergbaugebiet BrixleggRattenberg und bei Flirsch im Stanzer Tal in Tirol.

Der bisher einzige Fundort in der Schweiz ist die ehemalige Nickel-Cobalt-Grube Plantorin in der Gemeinde Ayer im Val d’Anniviers des Kantons Wallis.

Weitere bekannte Fundorte liegen in Frankreich, Griechenland, Japan, der Demokratischen Republik Kongo, Rumänien, Spanien, Südafrika und den Vereinigten Staaten von Amerika.[11]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • M. W. Pryce, J. Just: Glaukosphaerite: A new nickel analogue of rosasite. In: Mineralogical Magazine. Band 39, Nr. 307, September 1974, S. 737–743 (englisch, rruff.info [PDF; 811 kB; abgerufen am 22. Dezember 2018]).
  • John Leslie Jambor: A possible unit cell for glaukosphaerite. In: The Canadian Mineralogist. Band 14, Nr. 4, 1976, S. 574–576 (englisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Glaukosphaerite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 838 (Erstausgabe: 1891).
  4. a b IMA/CNMNC List of Mineral Names; November 2018 (englisch; PDF 1,7 MB)
  5. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 294 (englisch).
  6. David Barthelmy: Glaukosphaerite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 21. Dezember 2018 (englisch).
  7. a b c d e f Glaukosphaerite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 66 kB; abgerufen am 21. Dezember 2018]).
  8. a b c d Anzahl der Fundorte für Glaukosphaerite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 21. Dezember 2018 (englisch).
  9. Hans Lüschen: Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache. 2. Auflage. Ott Verlag, Thun 1979, ISBN 3-7225-6265-1, S. 227.
  10. Glaukosphaerite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 21. Dezember 2018 (englisch).
  11. Fundortliste für Glaukosphärit beim Mineralienatlas und bei Mindat