Dachbegrünung

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Gründach des Steinhauses von Friedensreich Hundertwasser, Teil der Hotelanlage Rogner Bad Blumau

Dachbegrünung ist eine Form der Bauwerksbegrünung und bezeichnet sowohl den Vorgang des Bepflanzens von Dächern in Form von Dachgärten (oder des Bewachsenlassens nach entsprechender Herrichtung) als auch die bestehende Gesamtheit der Pflanzen einschließlich des notwendigen Unterbaus auf einem begrünten Dach. Sie ist ein möglicher Bestandteil ökologischen Bauens. Ein begrüntes Dach wird auch als Gründach bezeichnet.

Das Gründach dieses Hauses geht in die umgebende Vegetation über

In der Ökologie gelten Dachbegrünungen als Siedlungsbiotop, das insbesondere lokalklimatisch und in Bezug auf die Regenwasser-Bewirtschaftung eine Rolle spielt. Vorwiegend nach Art des Bewuchses werden extensive (Dünnschichtaufbau mit Substrat, trockenheitsverträgliche Vegetation) und intensive (vollwertiger Bodenaufbau bis hin zu Baumbepflanzung möglich) Dachbegrünungen unterschieden.

Dachbegrünungen können auf unterschiedlichen Dächern installiert werden. Am häufigsten sind Dachbegrünung auf Flachdächern bzw. Dächern mit geringer Neigung. Auch für Satteldächer oder Steildächer gibt es unterschiedliche Lösungen, Dachbegrünungen zu installieren.

In Deutschland werden Dachbegrünungen teilweise öffentlich gefördert. Dies kann durch Direktzuschüsse, Festsetzungen in Bebauungsplänen oder indirekt, durch Splittung der Abwassergebühren geschehen.

Für die bauliche Umsetzung können die folgenden Richtlinien zu Rate gezogen werden:

Richtlinie für die Planung, Ausführung und Pflege von Dachbegrünungen der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. in Bonn (kurz: FLL-Dachbegrünungs-Richtlinie)

Richtlinien für die Planung und Ausführung von Dächern mit Abdichtungen (kurz: Flachdachrichtlinien), Teil des Fachregelwerks des Zentralverbandes des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH).

In Österreich ist für Gründächer seit Juni 2010 die ÖNORM L1131 (Begrünung von Dächern und Decken von Bauwerksbegrünungen) gültig.

Eine historische Form der Dachbegrünung ist das Grassodenhaus. Ein großer Befürworter von Gründächern war der österreichische Künstler Friedensreich Hundertwasser, der diese als wichtigen Teil der von ihm angestrebten Versöhnung von Mensch und Natur sah. Er entwarf auch mehrere Haustypen mit Gründächern, insbesondere das Hügelhaus, das Augenschlitzhaus und das Grubenhaus, das später als Waldhofhaus realisiert wurde.

Vor- und Nachteile

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Ein extensiv begrüntes Parkhausdach

Vorteile:

  • Schutz der Dachabdichtung vor Wind, Regen, Temperaturschwankungen und UV-Strahlung. Die Lebenserwartung der Dachabdichtung, die bei ungeschützten Bitumendachbahnen rund 20 Jahre beträgt, kann sich durch die Dachbegrünung vervielfachen.[1]
  • Verbesserung des Gebäude- und Raumklimas.
    • Im Winter verbessern Substratauflage und Bewuchs den Dämmwert des Dachaufbaus.
    • Im Sommer hat die Dachbegrünung einen kühlenden Effekt für die darunterliegenden Räume ebenwo wie für das lokale Mikroklima. Zum einen bremsen Wärmespeicherkapazität und Dämmwert der Substratschicht den Wärmedurchgang ins Gebäudeinnere. Zum anderen kühlt das Substrat durch die Verdunstung des gespeicherten Regenwassers die darunterliegenden Räume sowie die darüberstehende Luftschicht. Durch die Dämmwirkung der Dachbegrünungsschicht kühlen die darunterliegenden Räume im Winter weniger aus.
  • Verbesserung des Stadtklimas. Dachbegrünungen können CO², Staub und Schadstoffe aus der Luft filtern. Durch die Verdunstungskälte des feuchten Substrats und die Verschattungswirkung des Bewuchses wirkt ein Gründach der Aufheizung der Stadt durch Bildung von Wärmeinseln über versiegelten Flächen entgegen.
  • Wasserrückhaltung. Da ein begrüntes Dach Wasser speichert und oft mehr als die Hälfte des jährlichen Niederschlags wieder verdunstet, werden Siedlungsentwässerung, Vorfluter und Kläranlagen entlastet. Durch die Pufferwirkung des wasserspeichernden Substrats läuft das Überschusswasser auch bei Starkregen erst mit ca. 15-minütiger Latenz (Verzögerung) ab.[1] Siehe auch: Schwammstadt
  • Ersatzhabitat. Ein Gründach schafft Lebensräume für Pflanzen und Tiere, beispielsweise Vögel und Schmetterlinge. In Berlin wurden auf Gründächern mehr als 50 verschiedene Honig- und Wildbienenarten gezählt.
  • Bei Kombination mit Photovoltaik-Elementen wird durch den kühlenden Effekt der Bepflanzung der Wirkungsgrad der PV-Anlage um bis zu 8 % gesteigert.[1][2]
  • Optische und funktioniale Aufwertung des Gebäudes. Das Gründach kann als Dachgarten zur Erholung und zum Anbau von Zier- und Nutzpflanzen dienen.
  • Die Dachbegrünung absorbiert Schall und reduziert den Lärm innerhalb wie außerhalb des Gebäudes.[3]
  • Gründächer wirken sich allgemein positiv auf das Wohlbefinden von Menschen aus.[4]

Nachteile:

  • Aufwand und Kosten zur Herstellung des Gründachs. Einige Großstädte fördern Gründächer jedoch mit bis zu 40 % der Kosten.[1]
  • Wenn das Eintrocknen des Bewuchses verhindert werden soll, kann bei längeren Trockenphasen gegebenenfalls eine Bewässerung erforderlich werden. Dies kann durch Auswahl trockenheitsresistenter Pflanzen weitgehend vermieden werden. Bei extensiven Dachbegrünungen werden typisch verschiedene Sedumarten verwendet. Sie benötigen in der Regel wesentlich weniger Pflegeaufwand.
  • Eine intensive Dachbegrünung erfordert Pflege. Es wird ggf. nötig, Sträucher zurückzuschneiden, zu düngen, regelmäßig zu bewässern sowie das Substrat zu erneuern.
  • Die Umsetzung der Dachbegrünung wird durch das Eigengewicht eingeschränkt. Eine intensive Dachbegrünung erfordert eine stärkere Substratschicht mit entsprechend erhöhtem Gewicht. Unter Umständen ist zusätzlich eine Drainageschicht erforderlich.[5]

Stadtklimatische Wirkung von Gründächern

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Gründächer des Ökohauses Arche in Frankfurt am Main

In Stadtgebieten liegt die Lufttemperatur höher als im nicht bebauten Umland. Die Ursachen sind vielfältig:

  • Verkehr, Industrie, Gewerbe und private Gebäude emittieren Wärme, die aufgrund höherer atmosphärischer Gegenstrahlung durch den erhöhten Aerosolgehalt in der Stadtluft weniger stark abgestrahlt wird.
  • Auf versiegelten Flächen wird weniger Wasser verdunstet als auf Grünflächen. Dadurch entsteht auch weniger Verdunstungskälte, welche die Umgebung kühlt.
  • Die Bebauung sowie versiegelte Straßen- und Wegeflächen haben eine hohe Wärmekapazität und geben tagsüber gespeicherte Wärme in der Nacht an die Umgebung ab. Bei Strahlungswetterlagen können die Temperaturen in der Stadt in den Abend- und Nachtstunden um bis zu 10 °C höher liegen.[6] Siehe städtische Wärmeinsel
  • Dichte Bebauung behindert den Luftaustausch zwischen der Stadt und den umgebenden Flächen (über Kaltluftschneisen) sowie mit der Atmosphäre.

Dachflächen spielen auf Grund ihres hohen Anteils an der Stadtfläche bei der Ausprägung dieser Temperaturunterschiede eine wesentliche Rolle. Durch Begrünung der Dachflächen können in der näheren Umgebung die Lufttemperatur, die Luftfeuchtigkeit und die Strahlungsverhältnisse beeinflusst werden, wie in unterschiedlichen Messungen nachgewiesen worden ist.[7]

Die Wirksamkeit von Dachbegrünungen in Bezug auf die Abschwächung der Wärmeinsel ist dabei nicht universell für alle begrünten Dächer gleich, da sie von einer Vielzahl von Faktoren abhängt. Diese Faktoren beinhalten die gegebenen klimatischen Bedingungen, die Transpiration der Vegetation, die Blattdichte und Art der verwendeten Vegetation, die Sonnenreflexion sowie die Verdunstung aus dem Wachstumsmedium.[8]

Gründach des Rathauses von Chicago

In den Sommermonaten wird die kurzwellige Einstrahlung an der Gebäudeoberfläche reduziert, da die Pflanzen einen Großteil der Strahlung absorbieren oder reflektieren. Als weiterer Effekt kommt die Abkühlung durch Wasserdunstung an den Blattoberflächen mit der dabei entstehenden Verdunstungskälte hinzu.[9] Die Intensität der Verdunstung hängt dabei unter anderem von der Blattdichte ab. Als Maß für die Blattdichte wird in einigen Studien der LAI (Leaf Area Index) herangezogen, welcher den gesamten einseitigen Flächenanteil des photosynthetischen Gewebes pro Flächeneinheit des Bodens darstellt und damit die Menge der Blätter beschreibt. Der Wert des LAI ist von der Vegetationsart abhängig und liegt bei Gründächern üblicherweise bei 1.[10] Eine in den Subtropen durchgeführte Studie fand heraus, dass eine Erhöhung des LAI mit einer Senkung der Wärmeabgabe einhergeht. In jedem Fall ist sie dabei jedoch niedriger als die Wärmabgabe des unbegrünten Referenzdachs.[11]

Messungen zeigten Temperaturunterschiede von 10 °C an der Oberfläche von begrünten gegenüber unbegrünten Dächern in den Mittagsstunden der Sommermonate auf.[7] Diese Effekte sind bei der intensiven Dachbegrünung größer als bei der extensiven Dachbegrünung, da die größere Pflanzenmasse mehr Oberfläche schafft und das größere Bodenvolumen einen höheren Wasservorrat bereitstellen kann.

Gründächer können insbesondere den Tagesgang ausgleichen, vor allem die hohe Aufheizung in der Tagesmitte des Sommers abmildern. Bei langfristigen Ergebnisauswertungen „verschwimmt“ dieser Effekt, so dass beispielsweise die Berechnungen des Jahresmittels nur geringe Temperaturunterschiede von wenigen Grad zwischen begrünten und unbegrünten Dächern ausweisen. Zur Minderung der Aufheizung im Sommer tragen auch Fassadenbegrünungen durch die Verschattung und die erhöhte Verdunstungskälte bei.

Eine Studie in Bonn ergab, dass die Kombination aus einer Dachbegrünung mit einem 20-prozentigen Dachflächenanteil und einem Flächenentsiegelungsgrad auf dem Boden von 10 %, die aus der Nachverdichtung resultierende Klimawirkung neutralisieren kann. Dies äußerte sich in einer Reduktion der Lufttemperatur. Im Bereich des Fußgänger-Niveaus dagegen (2 m über dem Boden), konnten signifikante Veränderungen an der Lufttemperatur nur mit einem Begrünungsanteil der Dachfläche von 100 % in Kombination mit einer für Dachbegrünung unrealistischen Albedo von 80 % erreicht werden.[12]

Eine in Hongkong durchgeführte Studie fand heraus, dass es drei Hauptfaktoren gibt, die einen maßgeblichen Einfluss auf die thermische Effizienz von Dachbegrünungen haben:[13]

  1. Albedo: Begrünte Dächer speichern durch ihre vergleichsweise höhere Albedo weniger Wärme.
  2. Wärmeübertragung zwischen Gründach und Luft: Diese geht mit der Evapotranspiration einher und kann daher durch stärkeren Wind schneller beseitigt werden
  3. Feuchtigkeit im Substrat: Ein hoher Feuchtigkeitsgehalt mindert die Wärmespeicherfähigkeit.

Bezüglich der Senkung der Oberflächentemperatur des begrünten Dachs, zeigte eine in Taiwan durchgeführte Studie, dass die besten Ergebnisse in einem heiß-trockenen Klima zur Mittagszeit erzielt werden. Insgesamt stellte sich hier heraus, dass eine höhere Umgebungstemperatur, mit einer wirksameren kühlenden Wirkung einhergeht.[14]

Gründächer in Deutschland

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Zur Verbreitung der Dachbegrünung in Deutschland liegen keine flächendeckenden Erhebungen vor, so dass lediglich Abschätzungen möglich sind. Die Fachvereinigung Bauwerksbegrünung (FBB) geht nach einer Befragung ihrer Mitglieder von einem jährlichen Zubau von etwa 8 Millionen m2 begrünter Dachflächen aus, zu über 80 % als Extensivbegrünung. In den letzten Jahren nimmt der Anteil der Intensivbegrünungen zu, vor allem durch die Begrünung von Tiefgaragen.

Eine flächendeckende Erfassung von Gründächern liegt für die Stadt Düsseldorf aus dem Jahr 2008 vor.[15] Danach waren rd. 730.000 m2 Dachfläche begrünt, das waren 1,6 % der insgesamt 25 km2 Dachflächen. Die Gründächer sind im gesamten Stadtgebiet verteilt, darunter 1.330 Hausdächer mit insgesamt 440.000 m2 und 350 begrünte Tiefgaragen mit zusammen 290.000 m2. Diese Dachbegrünung entspricht etwa 10 % der in Düsseldorf vorhandenen Grünflächen.

In Stuttgart sind 180.000 m2 begrünte Dachfläche im Zeitraum von 1986 bis 2008 durch Förderung von bis zu 50 % der Kosten auf öffentlichen und privaten Dächern entstanden.[16] Im Flächennutzungsplan 2010 sind für zukünftige Bauvorhaben weitere 1,5 Millionen m2 begrünte Dachfläche als Minimierungs- oder Ausgleichsmaßnahme geplant.

Förderung und Vorgaben für Gründächer in Deutschland

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Die Förderung und weitere Verbreitung von begrünten Dächern ist Teil der baurechtlichen Planungs- und Entscheidungsprozesse, die in Deutschland den Kommunen zugeordnet sind. Zur Förderung stehen im Wesentlichen drei Instrumente zur Wahl: Vorgaben in der Bauleitplanung, eine gesplittete Abwassergebühr und die finanzielle Förderung.

Begrünte Dächer können in einem Bebauungsplan für flach geneigte und flache Dächer festgesetzt werden. Dieser verbindliche Bauleitplan unterliegt den Vorgaben des §§ 8 – 10 BauGB und bietet die Möglichkeit Bauwerksbegrünungen zu verankern.[17] Eine weitere Möglichkeit Dachbegrünungen gesetzlich umzusetzen, ist die Implementierung als ökologische Ausgleichsmaßnahme, wodurch sie nach § 1a Abs. 3 BauGB angerechnet werden können, woraus nach einer Umfrage des DDV aus dem Jahr 2009 etwa 90 % der neuen Gründächer entstammten.[18] Grundlage bilden das Baugesetzbuch BauGB mit den § 9 Abs. 1 Nr. 20 und Nr. 25 a und b).

Begrünte Dächer unterliegen den Anforderungen für die Änderung und Nutzung von baulichen Anlagen, welche in den Landesbauordnungen der jeweiligen Bundesländer festgelegt sind.

Gemäß § 3 BauGB ist weiterhin sowohl für die Erstellung des Flächennutzungsplans als auch für den Bebauungsplan eine Beteiligung der Öffentlichkeit verpflichtend in die Planungs- und teilweise in die Ausführungsphase zu integrieren.

Die Maßnahmen zur Förderung der Öffentlichkeitsbeteiligung sowie die Ausschöpfung der Bauleitpläne (FNP und B-Plan) bilden elementare Bausteine des Wirkungsbereichs von Stadtplanern.[19]

Bei der gesplitteten Abwassergebühr werden die Kosten für Schmutz- und Niederschlagswasser getrennt ermittelt. Der Rückhalt von Niederschlagswasser auf begrünten Dachflächen wirkt wie beim Blaudach entlastend für die Mischkanalisation und kann sich finanziell günstig für die Gebäudeeigentümer auswirken, sofern dieser Effekt in der Abwasser-Gebührenstruktur abgebildet wird. Die Einsparungen liegen nach Erhebungen des Deutschen Dachgärtner-Verbandes im Mittel bei 0,46 Euro pro m2 begrünter Dachfläche und Jahr.[18] Maximal konnten 1,12 Euro pro m2 begrünter Dachfläche und Jahr eingespart werden, wie das Beispiel Köln zeigt.[18]

Darüber hinaus werden finanzielle Förderprogramme eingesetzt, für die es jedoch keine bundesweiten einheitlichen Leitlinien gibt.[20] In Deutschland liegen die Fördergelder für begrünte Dächer durchschnittlich bei 10–20 Euro pro m2, bei anteiliger Förderung liegt die Obergrenze meist bei 50 %. Typische Förderprogramme existieren primär auf kommunaler Ebene und werden ergänzt durch Landesförderung und Förderung durch die KfW. Zum Teil sind diese Programme auch kombinierbar.[21]

Bauliche Voraussetzungen für Gründächer

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Gründach – Haus in Polen

Eine wesentliche Voraussetzung für die Dachbegrünung ist die Tragfähigkeit der Dachkonstruktion. Bei Neubauten kann diese Zusatzbelastung bereits beim Entwurf berücksichtigt werden.

  • Warmdächer sind einschalige Konstruktionen ohne Hinterlüftung mit oder ohne Wärmedämmung. Sie sind grundsätzlich für die Dachbegrünung geeignet.
  • Kaltdächer sind zweischalige, hinterlüftete Konstruktionen, deren Außenhaut im Bestand oft nur geringe Tragfähigkeitreserven hat und dann nur für eine extensive Dachbegrünung geeignet ist.
  • Wärmegedämmte Umkehr- bzw. Duo- oder Plus-Dächer mit oberhalb der Abdichtung liegender Wärmedämmung sind sowohl für extensiv als auch für intensiv begrünte Umkehrdächer geeignet. Zur schnelleren Ableitung von Niederschlagswasser sollten evtl. zusätzliche Drainschichten vorgesehen werden.
Schnittzeichnung Dachbegrünung

Durch die bei Kaltdächern vorhandene Unterlüftung kühlt die Vegetationsschicht im Winter stärker ab als über Warmdächern. Bei freistehenden Dächern ohne Wärmedämmung können an der Unterseite Temperaturen unter dem Gefrierpunkt auftreten und zu Frostschäden an der Vegetation des Gründaches führen.[22] Auf ungedämmten Dächern über Abstell- und Anlieferzonen oder Parkplätzen beispielsweise sollten ausschließlich frostharte Pflanzen verwendet werden.

Extensive Dachbegrünung wird unter anderem im Industriebau eingesetzt und kann durch gewichtsoptimiertes Substrat und speziellen Dränageelementen mit 40 bis 80 kg/m2 auskommen. Eine Dachbegrünung kann die zum Schutz der Dachdichtung auf Flachdächern oft vorgesehene Kiesschüttung mit typischer Flächenlast von 60 bis 120 kg/m2 ersetzen.[18]

Aufbau eines Gründachs

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Zum Schutz der Dachhaut wird über der Dachabdichtung zunächst ein Durchwurzelungsschutz vorgesehen. Darüber folgt meist eine Dränschicht, eine Filterschicht und die Vegetationsschicht.[22]

Abdichtungen aus EPDM sind leicht und benötigen meist keinen Durchwurzelungsschutz.[23]

Schichtenaufbau eines Gründachs

Durchwurzelungsschutz

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Zum Schutz vor Durchwurzelung werden oft Kunststoffbahnen (PE, PVC, Polyolefine), EPDM-Dichtungsbahnen oder -planen verlegt oder es wird eine durchgängige Flüssigabdichtung aus Polyurethan- (PUR), Polymethylmethacrylat- (PMMA) oder Polyesterharz (UP) aufgetragen.[22] Wichtig ist eine ringsum dichte Verlegung der Bahnen. Um die Wurzeln am „Umwachsen“ der Schutzschicht zu hindern, sollte sie an den Rändern bis zu 20 cm über die Vegetationsschicht hochgezogen werden. An Dachabläufen und aufgehenden Bauteilen wird oft ein vegetationsfreier Streifen aus Kies, Schotter oder Platten vorgesehen, der auch die Pflege- und Wartungsarbeiten vereinfacht.[22]

Eine Trennlage schützt die Dachabdichtung vor chemischer Unverträglichkeit mit dem Durchwurzelungsschutz. Hierzu werden meist Geotextilien wie zum Beispiel Vliese verlegt.

Der Durchwurzelungsschutz wird seinerseits durch eine Schutzschicht vor mechanischer Beschädigungen geschützt. Diese Schicht muss entsprechend widerstandsfähig gegen mechanische, thermische und chemische Beanspruchungen sein.[22] Bei leichten Beanspruchungen kommen Geotextilien, wie zum Beispiel Vliese, in Frage. Bei stärkeren Belastungen werden Bautenschutzmatten aus Gummigranulat oder Kunststoffgranulat sowie Dränmatten und -platten eingesetzt, die gleichzeitig die Drainagefunktion übernehmen. Bei sehr hohen Belastungen können Beton(platten) oder Gussasphalt aufgebracht werden.[22]

Drainageschicht

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Die Dränschicht nimmt das überschüssige Wasser aus der Vegetationsschicht auf und leitet es ab, um Staunässe zu verhindern. Bei entsprechendem Material kann sie Wasser speichern und bei der Begrünungsart „mit Wasseranstau“ zur Wasserbevorratung dienen. Dränschichten können aus Schüttstoffen (Kies, Lava, Blähschiefer und Bims), aus Recycling-Schüttstoffen (Ziegelbruch) oder Verlegesystemen (Dränmatten, Dränplatten oder kombinierten Drän- und Substratplatten) bestehen. Das Material wird entsprechend der Begrünungsart und der jeweiligen bautechnischen Gegebenheiten ausgewählt. Die Materialien müssen witterungsbeständig und widerstandsfähig gegen mikrobielle Zersetzungen sein, um die Wasserabführung langfristig zu sichern.[22]

Die Filterschicht hält ausgeschwemmte feinere Bestandteile aus der Substratschicht zurück und verhindert so das Verschlämmen der darunterliegenden Dränschicht. Verwendet werden Geotextilien wie Vliesstoffe oder Gewebe, die als Bahnen über die Dränschicht aus Schüttstoffen gelegt werden oder bereits Bestandteil von vorgefertigten Dränmatten sind. Geotextilien sollten durchwurzelbar sein, damit die Dränschicht als zusätzlicher Wurzelraum zur Verfügung steht, insbesondere bei extensiven Begrünungen mit geringer Schichtdicke.[22]

Vegetationsschicht

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Die Vegetationsschicht aus einem passenden Substratgemisch bildet wird von den Pflanzen durchwurzelt und ermöglicht ihre Versorgung mit Nährstoffen und Wasser sowie die Verankerung im Boden. Die Auswahl des Substrats folgt der gewählten Begrünungsart, der gewünschten Vegetation und den baulichen Möglichkeiten. Die Wasserspeicherfähigkeit sollte bei Intensivbegrünungen mindestens bei 45 Volumenprozent und bei Extensivbegrünungen mindestens bei 35 Volumenprozent, jedoch nicht höher als 65 Volumenprozent liegen.[22]

Vegetation auf Gründächern

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Extensiv begrünter Dachgarten

Pflanzengesellschaften auf begrünten Dächern müssen eine hohe Strahlungsintensität, Trockenperioden, Vernässung, Nährstoffarmut und Frostperioden tolerieren können.[22] Mischgesellschaften reagieren in der Regel weniger empfindlich auf Änderungen der Standortbedingungen als Monokulturen.

In der Dachbegrünungsrichtlinie der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL, 2008) werden die Standortbedingungen in vier Gruppen unterteilt: klimatische, witterungsbedingte, bauwerksspezifische und pflanzenspezifische Faktoren.[22] Berücksichtigt werden hierbei Substrateigenschaften, Dachneigung, Exposition der Dachfläche, regionale Klimaverhältnisse und Niederschlagsmengen sowie Verschattungen der Dachfläche.

Zur extensiven Begrünung werden überwiegend Moose, Sukkulenten (wasserspeichernde, meist dickfleischige Pflanzen aus Trockengebieten), Kräuter, Gräser und vereinzelt Zwiebel- und Knollenpflanzen eingesetzt. Die Bezeichnungen von Mischkulturen erfolgt in der Reihenfolge der am stärksten vertretenen Pflanzengruppen. Zur extensiven Dachbegrünung sind Moos-Sedum-, Sedum-Moos-Kraut-, Sedum-Kraut-Gras- und Gras-Kraut-Gesellschaften gebräuchlich.[22] Moos-Sedum-Begrünungen können bereits bei geringen Substratstärken von nur 2 bis 6 cm eingesetzt werden, die Pflanzen besitzen eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber Trockenheit. Gras-Kraut-Begrünungen benötigen Substratschichten von mindestens 10 cm für ein ausreichendes Wachstum und bilden eine „Halbtrockenrasen- oder Trockenrasengesellschaft“. Die Gras-Kraut-Begrünung stellt den Übergang zu den Vegetationsformen der einfachen Intensivbegrünung dar. Die Kosten für eine extensive Dachbegrünung[24] beginnen bei 25 bis 35 €/m2 nach Angaben des Deutschen Dachgärtner Verbandes e.V.

Vorteile der Kombination von Sonnenkollektoren oder Photovoltaikmodulen mit (wärme- und schalldämmender) Dachbegrünung

  • Der Wirkungsgrad der PV-Module erhöht sich durch die Verdunstungskühlung der unter ihr liegenden Grünfläche.
  • Das Substrat kann zur windsicherenBeschwerung der Abständerung der Module genutzt werden.
  • Die Modulflächen schützen die Vegetation vor intensiver Sonneneinstrahlung und Wind.[25][26]
  • Susanne Bossler, Bernd Suszka: Vegetation und Substrat auf Dächern in Osnabrück. 1987 Diplomarbeit Fachhochschule Osnabrück Fachbereich Landespflege.
  • Susanne Bossler, Bernd Suszka: Spontanvegetation auf Dächern in Osnabrück. In: Das Gartenamt. 37/1988, S. 209–223.
  • Bundesamt für Naturschutz (BfN) (Hrsg.): Dach- und Fassadenbegrünung – neue Lebensräume im Siedlungsbereich. Fakten, Argumente und Empfehlungen. BfN-Schriften 538, Bonn 2019, ISBN 978-3-89624-276-1 Online
  • Walter Kolb, Tassilo Schwarz: Dachbegrünung – intensiv und extensiv. Eugen Ulmer, Stuttgart 1999, ISBN 3-8001-5075-1.
  • Manfred Köhler, Georg Barth, Thorwald Brandwein: Fassadenbegrünung und Dachbegrünung. Eugen Ulmer, Stuttgart 1993, ISBN 3-8001-5064-6.
  • Bernd W. Krupka: Dachbegrünung. Pflanzen- und Vegetationsanwendung an Bauwerken (= Handbuch des Landschaftsbaus). Eugen Ulmer, Stuttgart 1992, ISBN 3-8001-5051-4.
  • Dach + Grün. Fachmagazin für Bauwerksbegrünung. Dach, Fassade, Innenraum. 4 Ausgaben im Jahr, erscheint seit 1992. Verlag Dieter A. Kuberski, Stuttgart, ISSN 0943-5271.
  • Roland Appl, Reimer Meier, Wolfgang Ansel: Dachbegrünung in der modernen Städtearchitektur. IGRA Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-9812978-1-2.
  • FLL: Dachbegrünungsrichtlinien – Richtlinien für die Planung, Bau und Instandhaltungen von Dachbegrünungen, Bonn, 2018, (deutsch, englisch)
  • Nicole Pfoser, Nathalie Jenner et al.: Gebäude Begrünung Energie. Potenziale und Wechselwirkungen. Abschlussbericht Forschungsprojekt Zukunft Bau. ISBN 978-3-940122-46-9, (Online)
Commons: Gründächer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d Das Gründach, Folge des Podcasts GVH GrundGedanken, Grundeigentümerverband Hamburg, 26. April 2022
  2. Universitätsstadt Marburg fördert Dachbegrünungen. In: marburg.de. Stadt Marburg, abgerufen am 9. Oktober 2018.
  3. F. B. B. Fachvereinigung: Planungshinweise - Bundesverband GebäudeGrün e.V. BuGG. Abgerufen am 11. Februar 2024 (deutsch).
  4. Hoai-Anh Nguyen Dang, Rupert Legg, Aila Khan, Sara Wilkinson, Nicole Ibbett, Anh-Tuan Doan: Social impact of green roofs. In: Frontiers in Built Environment. Band 8, 2022, ISSN 2297-3362, doi:10.3389/fbuil.2022.1047335 (frontiersin.org [abgerufen am 11. Februar 2024]).
  5. Miriam Brune, Steffen Bender, Markus Groth: Gebäudebegrünung und Klimawandel. Anpassung an die Folgen des Klimawandels durch klimawandeltaugliche Begrünung. Hrsg.: Climate Service Center Germany. 2017.
  6. W. Kuttler: Stadtökologie: ein Fachbuch für Studium und Praxis. Hrsg.: H. Sukopp, R. Wittig. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1998, Stadtklima.
  7. a b K. Höschele, H. Schmidt: Klimatische Wirkung einer Dachbegrünung. In: Garten und Landschaft, Heft Nr. 6, S. 334–337, 1974.
  8. Tiziana Susca: Green roofs to reduce building energy use? A review on key structural factors of green roofs and their effects on urban climate. In: Building and Environment. Band 162, 1. September 2019, ISSN 0360-1323, S. 106273, doi:10.1016/j.buildenv.2019.106273 (sciencedirect.com [abgerufen am 15. Februar 2024]).
  9. M. Köhler, M. Schmidt: Hof-, Fassaden- und Dachbegrünung – zentraler Baustein der Stadtökologie. 12-jährige Erfahrungen mit einer Begrünungsutopie. Landschaftsentwicklung und Umweltforschung, Schriftenreihe im Fachbereich Umwelt und Gesellschaft Nr. 105, TU Berlin 1997.
  10. D. Kolokotsa, M. Santamouris, S. C. Zerefos: Green and cool roofs’ urban heat island mitigation potential in European climates for office buildings under free floating conditions. In: Solar Energy. Band 95, 1. September 2013, ISSN 0038-092X, S. 118–130, doi:10.1016/j.solener.2013.06.001 (sciencedirect.com [abgerufen am 15. Februar 2024]).
  11. Elmira Jamei, Hing Wah Chau, Mehdi Seyedmahmoudian, Alex Stojcevski: Review on the cooling potential of green roofs in different climates. In: Science of The Total Environment. Band 791, 15. Oktober 2021, ISSN 0048-9697, S. 148407, doi:10.1016/j.scitotenv.2021.148407 (sciencedirect.com [abgerufen am 15. Februar 2024]).
  12. Ortrun Roll, Guido Halbig. Saskia Buchholz: Messungen und Computersimulationen für eine klimaangepasste Stadtplanung. Klimawirksamkeit von Anpassungsmaßnahmen in der Stadt Bonn. In: Deutscher Wetterdienst (Hrsg.): Berichte des Deutschen Wetterdienstes. Selbstverlag des Deutschen Wetterdienstes, Offenbach am Main 2021, ISBN 978-3-88148-535-7, S. 110.
  13. Elmira Jamei, Hing Wah Chau, Mehdi Seyedmahmoudian, Alex Stojcevski: Review on the cooling potential of green roofs in different climates. In: Science of The Total Environment. Band 791, 15. Oktober 2021, ISSN 0048-9697, S. 148407, doi:10.1016/j.scitotenv.2021.148407 (sciencedirect.com [abgerufen am 15. Februar 2024]).
  14. Bau-Show Lin, Chin-Chung Yu, Ai-Tsen Su, Yann-Jou Lin: Impact of climatic conditions on the thermal effectiveness of an extensive green roof. In: Building and Environment. Band 67, 1. September 2013, ISSN 0360-1323, S. 26–33, doi:10.1016/j.buildenv.2013.04.026 (sciencedirect.com [abgerufen am 15. Februar 2024]).
  15. K. Holzmüller: Natürlich Klimaschutz – Grüne Dächer in Düsseldorf, Finanzielle Förderung und quantitative Luftbildauswertung. In: R. Appl (Hrsg.): Dachbegrünung in der modernen Städtearchitektur. Tagungsband International Green Roof Congress Nürtingen, International Green Roof Association Berlin 2009.
  16. J. Döveling: Zwei Jahrzehnte Gründachförderung in Stuttgart – Ein Erfahrungsbericht. In: R. Appl (Hrsg.): Dachbegrünung in der modernen Städtearchitektur. Tagungsband International Green Roof Congress Nürtingen, International Green Roof Association Berlin 2009.
  17. Nicole Pfoser, Nathalie Jenner, Johanna Henrich, Jannik Heusinger, Stephan Weber: Gebäude Begrünung Energie. Potenziale und Wechselwirkungen. Hrsg.: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit; Forschungsinitiative Zukunft Bau; Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung. 2013.
  18. a b c d W. Ansel: Leitfaden Dachbegrünung für Kommunen: Nutzen, Fördermöglichkeiten, Praxisbeispiele. Deutscher Dachgärtner Verband (DDV) e.V. Nürtingen, 2011.
  19. Chioma Ogbogbo: Potenziale von Dach- und Fassadenbegrünungen und der Entsiegelung von Flächen im Rahmen einer klimaangepassten Gestaltung im urbanen Raum. Berlin 6. Februar 2024, S. 50.
  20. W. Ansel: Gründach-Förderung in Deutschland – Bewährte verfahren und aktuelle Trends. In: R. Appl (Hrsg.): Dachbegrünung in der modernen Städtearchitektur. Tagungsband International Green Roof Congress Nürtingen, International Green Roof Association Berlin 2009.
  21. Förderung für Begrünungsmaßnahmen. In: mehrgruenamhaus.de. Abgerufen am 3. Juli 2023.
  22. a b c d e f g h i j k l Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau, FLL (Hrsg.): Richtlinie für die Planung, Ausführung und Pflege von Dachbegrünungen. Bonn 2008, ISBN 978-3-940122-08-7.
  23. Dichtes Dach mit EPDM. In: epdm-dach-fassade.de. Abgerufen am 21. Januar 2020.
  24. Kosten für eine extensive Dachbegrünung. In: dachgaertnerverband.de
  25. Solar-Gründach. Vier Vorteile auf einmal. In: hamburg.de. Abgerufen am 6. Februar 2023.
  26. Solargründach: Vorzüge von Photovoltaik und Dachbegrünung kombinieren. In: mehrgruenamhaus.de. Abgerufen am 6. Februar 2023.