Informationsethik

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Die Informationsethik ist eine philosophische Disziplin, genauer gesagt eine Bereichsethik, die sich mit dem Umgang mit Informationen und mit Informations- und Kommunikationstechnologien unter moralischen und ethischen Gesichtspunkten beschäftigt.

Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Motivation für diese ethische Betrachtung liegt in der wachsenden Bedeutung von Informationen, die auch als Wandel zur Informationsgesellschaft beschrieben wird. Beim Umgang mit Wissen und Informationen in virtuellen Räumen bilden sich Moralvorstellungen und Normen heraus (Hackerethik, Netiquette, Sharerity, …), die im Rahmen der Informationsethik untersucht und diskutiert werden.

Die Informationsethik beschäftigt sich unter anderem mit den Fragen, ob und in welcher Form Eigentumsrechte an Informationen geltend gemacht werden können, mit den Aspekten der Informationsfreiheit, der Überwindung einer digitalen Kluft zwischen Personen mit und ohne Zugang zu Informationen, der informationellen Selbstbestimmung und der Wahrung der Privatsphäre angesichts wachsender Möglichkeiten der Überwachung (Datenschutz) sowie mit den Beschränkungen der Verbreitung von Informationen aufgrund von Persönlichkeits- und Jugendschutz und ebenso mit Zensur.

Verwandte Forschungsgebiete sind die Medienethik, Computerethik, Technikethik, Zukunftsethik, Technikfolgenabschätzung und Wirtschaftsethik.

Wissenschaftler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die wichtigsten Funktionen der Informationsethik sind nach dem Philosophen und Informationswissenschaftler Rafael Capurro, der diesen Begriff auch geprägt hat, „nach der Entstehung der Strukturen und Machtverhältnisse fragen, die das Informationsverhalten bestimmen“, „Informationsmythen aufdecken und kritisieren“, „verdeckte Widersprüche der herrschenden Sprachnormierung offenlegen“ und „die Entwicklung informationsethischer Fragestellungen beobachten“[1].

Der Konstanzer Informationswissenschaftler Rainer Kuhlen behandelt ähnliche Fragestellungen unter anderem unter dem Begriff der Informationsökologie.

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ethik

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deutsch
  • Rainer Kuhlen: Informationsethik – Ethik in elektronischen Räumen. UVK, Konstanz 2004, ISBN 3-8252-2454-6
  • Rafael Capurro: Ethik im Netz. Franz Steiner, Stuttgart 2003, ISBN 3-515-08173-9 (Medienethik 2).
  • Thomas Hausmanninger (Hrsg.): Handeln im Netz. Bereichsethiken und Jugendschutz im Internet. Fink, München 2003, ISBN 3-7705-3814-5.
  • Thomas Hausmanninger, Rafael Capurro (Hrsg.): Netzethik. Grundlegungsfragen der Internethethik. Fink, München 2002, ISBN 3-7705-3747-5.
  • Helmut F. Spinner, Michael Nagenborg, Karsten Weber: Bausteine zu einer neuen Informationsethik. Philo, Berlin 2001, ISBN 3-8257-0197-2.
  • Felix Weil: Die Medien und die Ethik. Grundzüge einer brauchbaren Medienethik. Alber, Freiburg (Breisgau) u. a. 2001, ISBN 3-495-48025-0 (Alber-Reihe. Thesen 20), (Zugleich: München, Univ., Diss., 1999).
  • Anton Kolb, Reinhold Esterbauer, Hans-Walter Ruckenbauer, (Hrsg.): Cyberethik. Verantwortung in der digital vernetzten Welt. Kohlhammer, Stuttgart u. a. 1998, ISBN 3-17-015571-7.
  • Rafael Capurro, Klaus Wiegerling, Andreas R. Brellochs (Hrsg.): Informationsethik. Universitätsverlag, Konstanz 1995, ISBN 3-879-40507-7 (Schriften zur Informationswissenschaft 19), (Beiträge in Deutsch, Englisch und Französisch).
  • Jessica Heesen (Hrsg.): Handbuch Medien- und Informationsethik Springer VS, Stuttgart – Weimar 2016. ISBN 978-3476053947
  • Helmut Rösch: Informationsethik und Bibliotheksethik (= Bibliotheks- und Informationspraxis, Bd. 64). De Gruyter Saur, Berlin 2021, ISBN 978-3-11-051959-4.
  • Jan Eike Welchering: Überfällig. Der deutsche Journalismus und die Menschenwürde (= Reihe Pons Theologiae; Band 3), Tübingen 2020. ISBN 9789403611792
Englisch

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Organisationen und Initiativen
Einführungen
Weiterführendes