Irmgard von Rott

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Irmgard von Rott, bekannt als Gräfin Irmgard von Sulzbach (oder auch: Ermingard von Rott, Irmengard von Rot; † 14. Juni 1101), entstammte als Tochter und Erbin des Kuno I. von Rott und der Uta von Dießen-Andechs dem Hause der Pilgrimiden.[1]

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Gelübde, der Legende nach zum Dank für die Errettung des Grafen Gebhard II. von Sulzbach nach einem Jagdunfall bei dem Felsen, auf dem heute die Berchtesgadener Stiftskirche steht, ließ Irmgard zur Initiative gebenden Mitstifterin des Augustiner-Chorherren Klosterstifts Berchtesgaden werden. Den Berchtesgadener Besitz hatte sie aus ihrer ersten Ehe mit dem Sieghardinger Grafen Engelbert V. als Witwengabe eingebracht und hierzu in ihrem Gelübde verfügt, dass dort eine Klerikergemeinschaft nach der Idee des „gemeinschaftlichen Lebens“ („congregatio clericorum communis vite“) entstehen soll. „Durch verschiedene weltliche Angelegenheiten aufgehalten“, vermochte Irmgard die Gründung des Stifts nicht mehr selber in die Wege zu leiten. Deshalb beauftragte sie kurz vor ihrem Tod ihren Sohn Berengar I. von Sulzbach, die Stiftsgründung zu „ihrem und seinem Seelenheil“ voranzutreiben.[2]

Um das mütterliche Gelübde zu erfüllen, ernannte Berengar I. von Sulzbach noch in ihrem Todesjahr (1101) den Kanoniker Eberwin zum Stiftspropst, unter dessen Führung er dann drei Augustiner-Chorherren und vier Laienbrüder aus dem Kloster Rottenbuch nach Berchtesgaden entsandte. Vermutlich zwischen 1102 und 1105 reiste sein Stief-[3] oder Halbbruder[4] Kuno II. von Horburg im Auftrag Berengars I. zusammen mit dem Stiftspropst Eberwin nach Rom zu Papst Paschalis II.,[5] der das gräfliche Eigenkloster berthercatmen als Klosterstiftung bestätigte und „sehr wahrscheinlich“ bereits am 7. April 1102 unter seinen Schutz stellte.[3][6]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Irmgard war drei Mal verheiratet: Zuerst mit Engelbert V., Graf im Chiemgau (X 1078, Schlacht bei Mellrichstadt) aus dem Geschlecht der Sieghardinger, eine Ehe, die kinderlos blieb. Den von ihm ererbten Besitz, darunter ein Waldbezirk, der das spätere Kernland der Fürstpropstei Berchtesgaden bildete, hat Irmgard in die Ehe mit Graf Gebhard I. (II.) von Sulzbach (1043/1071; † 1085) als Morgengabe eingebracht,[3] mit dem sie die Kinder Adelheid († vor 1133) und Berengar I. (* vor 1080; † 3. Dezember 1125) hatte. Nach dem Tod von Gebhard heiratete sie Graf Kuno von Horburg-Lechsgemünd, von dem noch als Sohn Kuno II. bzw. der Jüngere von Horburg (* 1075; † 30. Juni 1138/39) bekannt ist, der entweder einer anderen Verbindung Kunos entstammt,[3] laut Walter Brugger u. a.[4] kann jedoch „kein Zweifel daran bestehen“,[7] dass Kuno II. ebenfalls ein gemeinsames Kind mit Irmgard ist – was allerdings wegen dessen Geburtsjahr weitere Fragen aufwirft, u. a. hinsichtlich der Reihenfolge ihrer Eheschließungen.

Dafür, dass Irmgard als Gräfin von Sulzbach in die Geschichte einging, werden mehrere Gründe vermutet. Ihre letzte Ehe mit Graf Kuno I. von Horburg währte kürzer als die Ehe davor mit Graf Gebhard II. von Sulzbach, und mit ihrer Beisetzung in dem von der Sulzbacher-Familie gestifteten Kloster Kastl war Irmgard „in den Schoß dieser sehr traditionsgebundenen Familie zurückgekehrt“. Zudem war auch ihr Sohn Berengar I. von Sulzbach, der entscheidend in die große Politik eingriff, die im Gegensatz zu seinem Stief- oder Halbbruder Kuno weit dominierendere Persönlichkeit.[8] Einige seiner Kinder gingen Ehen mit dem Hochadel ein.

Nachfahren aus der Verbindung von Irmgard mit Graf Gebhard von Sulzbach

Stammbaum und seine Zuordnungen in der Hauptsache nach Jürgen Dendorfer,[9] ergänzt um Angaben nach Heinz Dopsch – in Klammern und kursiv gesetzt ggf. alte Zählweise und Datumshinweise nach Heinz Dopsch.[10]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Joseph Ernst von Koch-Sternfeld: Geschichte des Fürstenthums Berchtesgaden und seiner Salzwerke, Band 1. Salzburg 1815; S. 12 f.
  2. Stefan Weinfurter, Die Gründung des Augustiner-Chorherrenstiftes – Reformidee und Anfänge der Regularkanoniker in Berchtesgaden, in: Geschichte von Berchtesgaden: Zwischen Salzburg und Bayern (bis 1594), Bd. 1, hg. von W. Brugger, H. Dopsch, P. F. Kramml, Berchtesgaden 1991, S. 233–234.
  3. a b c d Dieter Albrecht: Die Fürstpropstei Berchtesgaden in Max Spindler, Andreas Kraus (hrsg.): Handbuch der bayerischen Geschichte. S. 286–287.
  4. a b Walter Brugger, Heinz Dopsch, Peter F. Kramml: Geschichte von Berchtesgaden: Zwischen Salzburg und Bayern (bis 1594). Plenk, 1991, S. 228. (eingeschränkte Vorschau).
  5. Walter Brugger, Heinz Dopsch, Peter F. Kramml: Geschichte von Berchtesgaden: Zwischen Salzburg und Bayern (bis 1594). Plenk, 1991, S. 228. (eingeschränkte Vorschau).
  6. Manfred Feulner: Berchtesgaden – Geschichte des Landes und seiner Bewohner. S. 8
  7. Walter Brugger, Heinz Dopsch, Peter F. Kramml: Geschichte von Berchtesgaden: Zwischen Salzburg und Bayern (bis 1594). Plenk, 1991, S. 227. (eingeschränkte Vorschau).
  8. Walter Brugger, Heinz Dopsch, Peter F. Kramml: Geschichte von Berchtesgaden: Zwischen Salzburg und Bayern (bis 1594). Plenk, 1991, S. 228, Fußnote 185. (eingeschränkte Vorschau).
  9. Jürgen Dendorfer: Die Grafen von Sulzbach; PDF-Datei S. 11 von 35
  10. Zur Anzahl und Namen ihrer gemeinsamen Kinder Heinz Dopsch: Siedlung und Recht. Zur Vorgeschichte der Berchtesgadener Stiftsgründer. In: Walter Brugger, Heinz Dopsch, Peter F. Kramml (Hrsg.): Geschichte von Berchtesgaden. Bd. 1: Zwischen Salzburg und Bayern (bis 1594). Berchtesgaden 1991, S. 175–228, hier: S. 214 und 221.
  11. Zur Anzahl und Namen ihrer gemeinsamen Kinder siehe Heinz Dopsch: Siedlung und Recht. Zur Vorgeschichte der Berchtesgadener Stiftsgründer, in: Walter Brugger [Hrsg.]: Geschichte von Berchtesgaden. Stift - Markt - Land, Bd. 1, S. 214 und 221
  12. Garland-Stone, Bertha-Irene of Sulzbach, first wife of Manuel I Comnenus
  13. Beleg für Mathilde als Tochter Berengars siehe Friedrich Hausmann Die Grafen zu Ortenburg und ihre Vorfahren im Mannesstamm, die Spanheimer in Kärnten, Sachsen und Bayern, sowie deren Nebenlinien. In: Ostbairische Grenzmarken. Passauer Jahrbuch für Geschichte Kunst und Volkskunde. Nr. 36, 1994, S. 16
  14. Zu Heirat Heinrich II. von Altendorf mit Berta von Sulzbach siehe Literaturhinweis Jürgen Dendorfer: Die Grafen von Sulzbach, Seite 23 u. 24 von PDF-Datei mit 35 Seiten.