Iwan Fedorow

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Iwan Fedorow (2022)

Iwan Serhijowytsch Fedorow (ukrainisch Іван Сергійович Федоров; geboren am 29. August 1988[1] in Melitopol, Ukrainische SSR) ist ein ukrainischer Politiker, der im Jahr 2020 zum Bürgermeister von Melitopol gewählt wurde und im Jahr 2022 nach der Invasion Russlands in die Ukraine und der Besatzung seiner Stadt entführt worden war. Er erhielt gemeinsam mit anderen den Sacharow-Preis 2022.[2] Im Februar 2024 wurde er zum Gouverneur der Oblast Saporischschja ernannt.[3]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2015 wurde er zum ersten stellvertretenden Vorsitzenden des Regionalparlaments der Oblast Saporischschja gewählt.[4] Im Jahr 2020 trat er die Nachfolge von Serhij Minko als Bürgermeister von Melitopol an.[4]

Iwan Fedorow beim Deutschen Städtetag in Berlin, Juni 2022

Am zweiten Tag der Invasion Russlands in die Ukraine wurde Melitopol von russischen Truppen eingenommen.[5] Am 6. März 2022 wurde Fedorow vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj der Orden für Tapferkeit III. Klasse „für seinen bedeutenden persönlichen Beitrag zum Schutz der staatlichen Souveränität und territorialen Integrität der Ukraine, seinen Mut und sein selbstloses Handeln bei der Organisation der Verteidigung von Siedlungen vor russischen Invasoren während der Schlacht von Melitopol“ verliehen.[6]

Am 11. März wurde Fedorow von den Besatzern gefangen genommen. Fedorow hatte sich zuvor geweigert, den Anweisungen der Besatzungstruppen zu folgen, die Demonstrationen[7][8], die sich im Zuge der Besatzung bildeten, zu verbieten.[9][10] Nach seiner Gefangennahme wurde die ehemalige Stadträtin Halyna Danyltschenko von Russland als Statthalterin installiert.[11][12] Sie gab am 13. März bekannt, ein Komitee zu gründen, das die Stadtleitung übernehmen soll, und rief die Bewohner auf, sich „an die neue Realität“ anzupassen. Zugleich verlangte sie, die Einwohner sollten nicht mehr gegen die russischen Besatzungstruppen demonstrieren. Präsident Selenskyj drohte der Statthalterin daraufhin mit dem Tod.[13]

Fedorow saß sechs Tage im Untersuchungsgefängnis von Melitopol, ehe er im Zuge eines Gefangenenaustauschs für neun russische Kriegsgefangene freigelassen wurde. Eigener Aussage zufolge fragten ihn russische Geheimdienstmitarbeiter bei Vernehmungen während seiner Gefangenschaft nach der wirtschaftlichen und politischen Situation der Stadt. Außerdem wollten sie „wissen, wer die Führungspersönlichkeiten in der Stadt sind, welche Verleger und Journalisten es gibt. Sie fragten mich nach Leuten aus der Stadtverwaltung und aus meinem Team.“ Manches habe er „ihnen gesagt, anderes nicht“. „Vieles von dem, was sie wissen wollten“, wusste er „schlicht nicht“. So habe er keine Namen von ukrainischen Geheimdienstlern genannt, weil er keine kenne. Eigener Aussage zufolge wurde er nicht gefoltert, jedoch habe er Schreie der von der Straße aufgegriffenen [festgenommene Demonstranten[7][8]] wahrgenommen, die von den russischen Besatzern beschuldigt wurden, „Agenten der Ukraine“ zu sein.[9]

Während seiner Gefangenschaft eröffnete die Generalstaatsanwaltschaft der selbstproklamierten Volksrepublik Luhansk ein Strafverfahren gegen Fedorow mit der Begründung, dass er „der verbotenen nationalistischer Organisation Rechter Sektor bei der Begehung terroristischer Verbrechen gegen Zivilisten im Donbass finanzielle und andere Hilfe leistete“.[1][9] Am 16. März wurde Fedorow im Austausch für neun russische Kriegsgefangene der Ukraine übergeben.[14][9] Anschließend traf er sich mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, ehe er sich in die Stadt Saporischschja begab, wo er seitdem mit der Regionalverwaltung zusammenarbeitet.[9]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Iwan Fedorow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Заступник керівника ОП опублікував ВІДЕО викрадення міського голови Мелітополя. (deutsch: The deputy head of the OP published a VIDEO of the abduction of the mayor of Melitopol). In: Actual Today. 11. März 2022, abgerufen am 11. März 2022 (ru-ua).
  2. https://www.europarl.europa.eu/sakharovprize/de/laureates/2021-2030
  3. The Kyiv Independent: Zelensky replaces Zaporizhzhia Oblast governor. 4. Februar 2024, abgerufen am 30. April 2024 (englisch).
  4. a b Вторгнення Росії в Україну: ситуація на Запоріжжі. День 16-й. Текстовий онлайн. (deutsch: Russia's invasion of Ukraine: the situation in Zaporozhye. Day 16. Text online). In: Суспільне | Новини. 3. November 2020, abgerufen am 11. März 2022 (ukrainisch).
  5. Russia says it has captured Ukraine’s Melitopol, Reuters, 26. Februar 2022
  6. Указ Президента України №112/2022. (deutsch: Decree of the President of Ukraine №112/2022). In: Офіційне інтернет-представництво Президента України. Abgerufen am 11. März 2022 (ukrainisch).
  7. a b Shots Fired In Ukrainian City As Locals Protest Against Russian Occupation, RFE/RL, 2. März 2022
  8. a b Ukraine-Krieg: Zivilisten konfrontieren russische Besatzer: „Seid ihr nicht unsere Brüder?“, Merkur.de, 2. März 2022
  9. a b c d e Alexander Sarovic, Emin Oezmen: (S+) Ukrainischer Bürgermeister Fedorow: »Die russischen Soldaten führen sich wie Banditen auf«. In: Der Spiegel. 22. März 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 22. März 2022]).
  10. Melitopol: Selenskyj fordert Freilassung von Bürgermeister. In: tagesschau.de. 12. März 2022, abgerufen am 13. März 2022.
  11. Russia installs 'new mayor' in Ukrainian city after allegedly kidnapping predecessor In: www.timesofisrael.com, Times of Israel, 13. März 2022 
  12. Die Besetzer haben einen neuen Bürgermeister von Melitopol ernannt. In: Ukraine-Nachrichten. 12. März 2022, abgerufen am 13. März 2022.
  13. Russland setzt in Melitopol Statthalterin ein. In: ZDFheute. 13. März 2022, abgerufen am 13. März 2022.
  14. Reuters: Ukraine swapped nine Russian soldiers to free detained mayor -Interfax. In: Reuters. 16. März 2022 (reuters.com [abgerufen am 22. März 2022]).
  15. The Brave People of Ukraine - 2022 Sakharov Prize laureate. In: europarl.europa.eu, 19. Oktober 2022