Jaroslawskoje (Kaliningrad)

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Siedlung
Jaroslawskoje
Schönwalde, Kreis Königsberg

Ярославское
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Gurjewsk
Frühere Namen Schonwalde (um 1525),
Schonwaldt (um 1539),
Schenewaldt (um 1540),
Schoenewald (um 1542),
Schonewalt (nach 1542),
Schonenwalde (nach 1563),
Schoenenwaldt (nach 1565),
Schönwalde (bis 1946)
Bevölkerung 196 Einwohner
(Stand: 1. Okt. 2021)[1]
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40151
Postleitzahl 238321
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 209 000 147
Geographische Lage
Koordinaten 54° 47′ N, 20° 43′ OKoordinaten: 54° 46′ 41″ N, 20° 42′ 42″ O
Jaroslawskoje (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Jaroslawskoje (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Jaroslawskoje (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Jaroslawskoje (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Jaroslawskoje (russisch Ярославское, deutsch Schönwalde, Kreis Königsberg/Samland) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad. Er liegt im Rajon Gurjewsk und gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Gurjewsk.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jaroslawskoje liegt 15 Kilometer nordöstlich der Oblasthauptstadt Kaliningrad (Königsberg) an einer Nebenstraße, die von Konstantinowka (Konradswalde) an der russischen Fernstraße A 190 (ehemalige deutsche Reichsstraße 126) über Orechowka (Poduhren) nach Nisowje (Waldau) an der Fernstraße A 229 (frühere deutsche Reichsstraße 1) führt. Innerorts enden zwei Nebenstraßen aus Aistowo (Kondehnen) im Westen bzw. Antonowka (Brasdorf) und Mendelejewo im Osten. Die nächste Bahnstation ist der O.p. (Ostanowotschny punkt – „Haltepunkt“) Bajewka (Kuikeim, bis 1945 Kuggen) an der Bahnstrecke Kaliningrad–Sowetsk (Königsberg–Tilsit).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schönwalde, nordöstlich der Stadt Königsberg, auf einer Landkarte von 1910.

Das einstige Schönwalde[2] wurde am 30. April 1874 namensgebender Ort und Verwaltungssitz des neu errichteten Amtsbezirks Schönwalde.[3] Er gehörte bis 1939 zum Landkreis Königsberg (Preußen), von 1939 bis 1945 zum Landkreis Samland, im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen. Im Jahre 1910 lebten in Schönwalde und dem Ortsteil Schönwaldshof (heute nicht mehr existent) 398 Menschen.[4]

Am 30. September 1928 vergrößerte sich die Landgemeinde Schönwalde um den Gutsbezirk Kondehnen (heute russisch: Aistowo), der eingemeindet wurde. Die Einwohnerzahl stieg bis 1933 auf 518 und betrug 1939 bereits 557.[5]

Infolge des Zweiten Weltkrieges kam das nördliche Ostpreußen und mit ihm Schönwalde zur Sowjetunion. Das Dorf erhielt im Jahr 1947 nach der Herkunft der Neusiedler aus der Oblast Jaroslawl die russische Bezeichnung Jaroslawskoje.[6] Gleichzeitig wurde der Ort Sitz eines Dorfsowjets im Rajon Gurjewsk. Nach dessen Auflösung im Jahr 1954 gelangte der Ort in den Dorfsowjet Kosmodemjanski selski Sowet. Von 2008 bis 2013 gehörte Jaroslawskoje zur Landgemeinde Dobrinskoje selskoje posselenije und seither zum Stadtkreis Gurjewsk.

Amtsbezirk Schönwalde (1874–1945)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Amtsbezirk Schönwalde[3] bestand ursprünglich aus fünf kommunalen Einheiten, am Ende waren es lediglich noch zwei:

Name Russischer Name Bemerkungen
Landgemeinden:
Konradswalde Konstantinowka
Schönwalde Jaroslawskoje
Waldhöfen Konstantinowka,
bis 1993: Uljanowo
1892/1900 nach Konradswalde eingemeindet
Gutsbezirke:
Kondehnen Aistowo 1928 nach Schönwalde eingemeindet
Rachsittenthal Sacharowo 1892 nach Rachsitten im Amtsbezirk
Bulitten eingegliedert

Am 1. Januar 1945 gehörten nur noch Konradswalde und Schönwalde zum Amtsbezirk Schönwalde.

Jaroslawski selski Sowet 1947–1954[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Dorfsowjet Jaroslawski selski Sowet (ru. Ярославский сельский Совет) wurde im Juni 1947 eingerichtet.[6] Im Jahr 1954 wurde der Dorfsowjet an den Kosmodemjanski selski Sowet angeschlossen.[7]

Ortsname Name bis 1947/50 Jahr der Umbenennung
Aistowo (Аистово) Kondehnen 1947
Dobroje (Доброе) Legden 1947
Jaroslawskoje (Ярославское) Schönwalde 1947
Jastrebki (Ястребки) Mantau 1950
Kurgany (Курганы) Wachsnicken 1950
Ljubimowka (Любимовка) Ziegelei Siebeneichen[8] 1950
Lomonossowo (Ломоносово) Prawten 1950
Malinniki (Малинники) Spitzings 1950
Matwejewo (Матвеево) Hermannshof 1950
Mendelejewo (Менделеево) Poggenpfuhl 1947
Orechowka (Ореховка) Poduhren 1947
Perwomaiskoje (Первомайское) Kuggen 1950
Poddubnoje (Поддубное) Fürstenwalde 1947
Podolskoje (Подольское) Praßnicken 1950
Prudy (Пруды) Kadgiehnen 1950
Sacharowo (Захарово) Rachsittenthal 1950
Sasanowka (Сазоновка) Sonnigkeim 1947
Snamenka (Знаменка) Bruch 1950
Tscheremchowo (Черемхово) Dossitten 1947

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirchengebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Schönwalder Kirche[9] steht an leicht erhöhter Stelle mitten im Ort und gehört zu den schlichten Sakralbauten im Samland. Das Langhaus wurde chorlos erbaut, der Turm wirkt gedrungen. Baumaterial waren Feld- und Backsteine. Im Jahre 1864 fand eine grundlegende Renovierung des Gotteshauses statt. Von der Kirche sind heute lediglich Ruinenreste erhalten: so der Turm mit geschlossenem Dach sowie niedrige Reste von den Außenmauern des Kirchenschiffs. Eine Nutzung ist nicht möglich.

Kirchengemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gründung einer Kirchengemeinde in Schönwalde reicht bis in vorreformatorische Zeit zurück. Die Reformation hielt hier schon früh Einzug. Damals der Inspektion des Königsberger Oberhofpredigers zugeordnet, war Schönwalde bis 1945 eine Pfarrei im Kirchenkreis Königsberg-Land II (nördlich des Pregel) innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Heute liegt Jaroslawskoje im Einzugsbereich der evangelisch-lutherischen Auferstehungskirche in Kaliningrad (Königsberg) innerhalb der Propstei Kaliningrad[10] der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER).

Kirchspielorte (bis 1945)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kirchspiel Schönwalde umfasste einen Bezirk mit 16 Orten:[11]

Name Russischer Name Name Russischer Name
Blöstau Wischnjowka Langendorf Morgunowo
Brasdorf Antonowka Lucienhof
Bruch Snamenka Molsehnen Kosmodemjanskoje
Hüllesheim Poggenpfuhl Mendelejewo
Kondehnen Aistowo Schönwalde Jaroslawskoje
Konradswalde Konstantinowka Schönwaldshof
Kuggen Perwomaiskoje Schugsten
(Hundeskrug, Eichenkrug)
Kuikeim Bajewka Zur guten Hoffnung

Pfarrer (bis 1945)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von der Reformation bis 1945 amtierten in Schönwalde als evangelische Geistliche:[12]

  • Martin Woymann, 1525
  • Johann Fuchs, 1543
  • Adamus Borussus, 1556
  • Constantin Romitius, 1568
  • Johann Ascensus, 1572–1574
  • Gebhard Hanius, 1575–1577
  • Martin Sommerfeldt, ab 1577
  • Matthäus Kuntzmann, 1586/1606
  • Christoph Deutschbein, 1609–1616
  • Nicolaus Germanus, 1616–1653
  • Wilhelm Höpner, 1653–1685
  • Laurentius Fischer, 1685–1726
  • Melchior Rosener, 1726–1728
  • Christoph Friedrich Treptau, 1728–1746
  • Peter Goldbeck, 1746–1770
  • Valentin Ernst Milo, 1770–1800
  • Christoph Samuel Domsien, ab 1800
  • Carl Ferdinand Siegfried Reyländer,
    1829–1834
  • Johann Christoph Schurich, 1845–1873
  • Rudolf Otto Theodor Hass, 1873–1886
  • Josef Felix Lentz, 1890–1899
  • Julius Paul Küßner, 1899–1908
  • Johannes Gerß, 1908–1933
  • Hans Grämer, 1933–1942
  • Georg Mudrack, 1942–1945

Kirchenbücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Teil der Kirchenbücher für das Kirchspiel Schönwalde haben den Krieg überstanden und werden im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin-Kreuzberg aufbewahrt[13]:

  • Taufen: Jahrgänge 1838 bis 1944 (mit Namensverzeichnissen)
  • Bestattungen: Jahrgänge 1844 bis 1944 (ab 1879 bis Namensverzeichnis)
  • Abendmahlsteilnehmer: Jahrgänge 1933 bis 1944

Außerdem liegen gesonderte Namensverzeichnisse vor für:

  • Taufen: Jahrgänge 1800 bis 1939
  • Trauungen: Jahrgänge 1801 bis 1845 sowie 1837 bis 1944
  • Bestattungen: Jahrgänge 1900 bis 1933

Schließlich gibt es noch die Kirchhofsbücher für den Alten Friedhof (Jahrgänge 1888 bis 1918) und den Neuen Friedhof (1882 bis 1900) sowie ein Buch mit Bemerkungen zum Alten und Neuen Friedhof (durcheinandergebunden).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
  2. Ortsinformationen Bildarchiv Ostpreußen: Schönwalde (bei teilweiser Verwechselung mit Schönwalde, Kreis Bartenstein)
  3. a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Schönwalde
  4. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Königsberg
  5. Michael Rademacher: Landkreis Samland. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  6. a b Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 июня 1947 г.«Об образовании сельских советов, городов и рабочих поселков в Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 17. Juni 1947: Über die Bildung von Dorfsowjets, Städten und Arbeitersiedlungen in der Oblast Kaliningrad)
  7. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 16 июня 1954 г. № 744/54 «Об объединении сельских советов Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 16. Juni 1954, Nr. 744/54: Über die Vereinigung von Dorfsowjets der Oblast Kaliningrad)
  8. vermutlich
  9. Patrick Plew, Die Kirchen im Samland: Schönwalde
  10. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento vom 29. August 2011 im Internet Archive)
  11. Patrick Plew, Ortsfamilienbuch Schönwalde
  12. Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968, Seite 137
  13. Christa Stache, Verzeichnis der Kirchenbücher im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin, Teil I: Die östlichen Kirchenprovinzen der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union, Berlin, 1992³, Seite 105