Jelena Zrinski

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Jelena Zrinski (1643–1703)

Jelena Zrinski (deutsch Helena Gräfin von Serin, ungarisch Zrínyi Ilona), (* 1643 in Ozalj, Komitat Modrus-Fiume, Königreich Ungarn; † 18. Februar 1703 in Nikomedia, Osmanisches Reich) war eine kroatisch-ungarische Adlige aus dem Hause Zrinski. Sie engagierte sich im Kampf um die Befreiung Kroatiens und Ungarns von der habsburgischen Herrschaft.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geboren wurde sie als älteste Tochter des in Wiener Neustadt hingerichteten Peter Zrinski, Banus von Kroatien, und dessen Ehefrau Anna Katharina geb. Frankopan. Ihre Eltern bekamen später noch zwei Töchter (Judita Petronila und Aurora Veronika) sowie einen Sohn (Johann Anton), den letzten männlichen Spross seines Geschlechts.

Am 1. März 1666 heiratete sie den ungarischen Adligen Franz I. Rákóczi. Die Trauung wurde auf der Rákóczi-Burg Zborov vom Erzbischof von Gran Georg Szelepcsényi vollzogen. Der ungarische Adel, dem auch ihr Ehemann angehörte, widersetzte sich den absolutistischen Bestrebungen der Habsburger. Ungarische Hochadelige waren mit dem Friedensschluss von Eisenburg zwischen Kaiser Leopold I. und dem osmanischen Sultan nach der siegreichen Schlacht bei Mogersdorf am 1. August 1664 unzufrieden gewesen, da den Osmanen trotz ihrer Niederlage weite Teile Ungarns und Kroatiens überlassen worden waren. Und so begann etwas später ein offener bewaffneter Konflikt, der als „Magnatenverschwörung“ bekannt wurde. Die Führer der Magnatenverschwörung waren Zrinskis Vater, dessen Schwager Franz Christoph Frankopan (ungarisch Frangepán Ferenc, 1643–1671) und Franz III. Graf Nádasdy (1622–1671), der oberste Kronrichter Ungarns.[1]

Helena von Serin mit ihren Kindern Julianna und Franz vor den Anklägern auf der Plankenburg (Historiengemälde von Viktor Madarász)

Als glühende Patriotin unterstützte Zrinski den unzufriedenen ungarischen Adel. Früh verwitwet (Franz I. Rákóczi starb bereits am 8. Juli 1676) heiratete sie am 15. Juni 1682 aus Liebe den um 14 Jahre jüngeren Emmerich Thököly (1657–1705), den späteren Fürsten von Siebenbürgen. Die Trauung wurde – nach Erteilung der kaiserlichen Genehmigung – in evangelischem Ritus vom lutherischen Pastor Miklós Lipóczy vollzogen. Die Hochzeit von Zrinski und Thököly fiel im Hinblick auf die Adelskreise der damaligen Zeit bescheiden aus. Die Familie der Braut wurde durch Oberst Johann Zrínyi vertreten. Den kaiserlichen Hof vertrat der Oberst Philipp Sanseverino Saponara. Die Komitate Sáros und die Stadt Bartfeld sandten ebenfalls Gesandte.

Mit Thököly zeichnete sich Zrinski in den aufständischen Reihen aus, die vom Osmanischen Reich unterstützt wurden. Durch ihre Verteidigung der Plankenburg bei Munkatsch (ungarisch Munkács, heute Mukatschewo) gegen eine Belagerungsarmee der kaiserlichen Truppen zwischen 1685 und 1688 wurde sie berühmt. Nach Aufgabe der Burg im Jahre 1688 wurde sie – gemeinsam mit ihrer Tochter Julianna – zuerst in das Ursulinenkloster in Klagenfurt verbracht und dort interniert.[2] Ihre Kinder wurden von ihr getrennt. Julianna kam unter die Vormundschaft des damaligen Primas von Ungarn und Erzbischofs von Gran Leopold Karl von Kollonitsch und der minderjährige Franz wurde zur weiteren Erziehung in das Jesuitenkolleg nach Neuhaus in Böhmen gebracht.

Nachdem Zrinski 1692 anlässlich eines Kriegsgefangenenaustausches gegen den österreichischen Feldmarschall Donat Johann Heißler von Heitersheim ausgetauscht wurde, der nach der verlorenen Schlacht am 21. August 1689 bei Zernyest in die Gefangenschaft Thökölys geraten war, nach Ungarn zurückkehrte, musste sie 1699, als Folge des Karlowitzer Friedens, endgültig ins Exil in das Osmanische Reich gehen. Sie ließ sich bei ihrem zweiten Mann in Nikodemia, dem heutigen İzmit, nieder wo sie am 18. Februar 1703 starb. Ihre sterblichen Überreste wurden in der katholischen Saint-Benoit-Kirche in Konstantinopel zur letzten Ruhe gebettet. Nach dem Tode ihres Sohns Franz Rákóczi II. wurde auch er dort bestattet. Gemäß einem Bericht seines Weggefährten und Sekretärs Kelemen Mikes aus dem Jahre 1735, der sich um die Bestattung von Rákóczi kümmerte, konnte von Zrinski nur mehr der Schädel geborgen werden, der angeblich im Sarg Rákóczis neu bestattet wurde. Am 7. Oktober 1889 wurden die Gräber von Ilona Zrínyi und Franz Rákóczi II. erneut geöffnet, nachdem man vorher vom Patriarchen von Konstantinopel eine Genehmigung eingeholt hatte. Bei dieser Öffnung stellte man fest, dass beide Gräber unversehrt waren, wobei die von Kelemen Mikes gemachte Feststellung widerlegt werden konnte.[3]

Im Jahre 1906 wurden die sterblichen Überreste von Ilona Zrínyi zusammen mit ihrem Sohn, Franz Rákóczi II. und dessen Gefährten exhumiert und nach Kaschau gebracht, wo sie im Elisabeth-Dom neu bestattet wurden.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Österreichisch-Ungarischen Ausgleich im Jahr 1867 brach die Zeit des Dualismus an. Die ungarische Nation erinnerte sich nach über 150 Jahren an ihre früheren, im osmanischen Exil verstorbenen Helden. Die politischen Streitigkeiten zwischen Österreich und Altungarn ebbten ab, es begann eine Zeit der politischen Verständigung. Bereits 1873 richtete das Komitat Semplin eine Petition an das Ungarische Parlament, in der die Rückführung der Gebeine des Fürsten Rákóczi und seiner Leidensgefährten[4] aus dem osmanischen Exil gefordert wurde. Dieser Petition schlossen sich weitere Komitate und Freistädte an.

Die Rákóczi Gruft im Elisabeth-Dom zu Kaschau. In der Mitte der Sarkophag in dem Franz II. Rákóczi gemeinsam mit seiner Mutter Ilona Zrínyi und seinem Sohn Joseph bestattet wurde

Daraufhin reiste im Jahr 1889 eine ungarische Delegation unter der Leitung des Abgeordneten Kálmán Thaly in das Osmanische Reich, um sich von der Unversehrtheit der sterblichen Überreste des Fürsten und seiner Gefährten zu überzeugen. Gleichzeitig fanden Verhandlungen mit der osmanischen Regierung über die Rückführung statt. Um die juristischen Hindernisse zu beseitigen, musste das Ungarische Parlament die „Verbannungsverordnung“ Artikel XLIX, §2 und §3 aus dem Jahr 1715 annullieren bzw. außer Kraft setzen, in der Franz II. Rákóczi und seine Gefährten als politische Feinde der Heimat deklariert worden waren. Der entsprechende Parlamentsbeschluss erfolgte am 23. Oktober 1906 und wurde einen Tag später von Kaiser Franz Joseph I. bestätigt. Damit waren alle Hindernisse, die einer Rückführung im Wege standen, beseitigt. Die Neubestattung kann als eine der pompösesten Veranstaltungen des Ungarischen Königreichs in der Zeit der Donaumonarchie bezeichnet werden. Die Särge wurden zuerst per Schiff über den Bosporus transportiert und dann in einen Sonderzug umgeladen. Diese Heimkehr gestaltete sich als triumphaler Empfang des toten Rákóczi durch die Ungarische Nation. Bereits unterwegs hielt der Zug an verschiedenen Stationen, wo unter großer Beteiligung der Bevölkerung Heilige Messen zelebriert und Gebete gesprochen wurden. Das erste Ziel des Zuges war Budapest, wo die Särge am 28. Oktober 1906 ausgeladen und in einer Prozession durch die Stadt zur St.-Stephans-Basilika gefahren wurden, wo ein feierliches Requiem stattfand.

Am 29. Oktober 1906 wurden die Särge nach Kaschau (der früheren „Hauptstadt“ der Kurutzenbewegung, die damals zum Königreich Ungarn gehörte) transportiert und unter großem Pomp in der zu diesem Zweck errichteten Gruft im Elisabeth-Dom beigesetzt. Weil Kaschau die „Rákóczi-Stadt“ und Zentrum der Kurutzenbewegung war, wurden Rákóczi und seine Gefährten auch in dieser Stadt bestattet – nur die sterblichen Überreste des evangelischen „Kurutzenkönigs“ Emmerich Thököly wurden in die Neue Evangelische Kirche von Kesmark überführt.[1]

Diese Beisetzung in Kaschau wurde als ein symbolischer Akt der nationalen Versöhnung zwischen Österreich und Ungarn verstanden.

Nachkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus der Ehe mit Franz I. Rákóczi entstammen drei Kinder:

Aus ihrer zweiten Ehe mit Emmerich Thököly gingen vier Kinder hervor, die jedoch alle im Kindesalter starben:

  • István (* 1683)
  • Erzsébet (*/† ?)
  • N.N. (*/† ?)
  • Zsuzanna (* 13. Oktober 1694 in Belgrad, † 1695 in Bulgarien)[6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literarische Verarbeitungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Thematik wurde in der ungarischen Literatur mehrfach aufgearbeitet. Die Schriftstellerin Szentmihályné Szabó Maria (* 1888, † 1982) schrieb über Zrinski eine Trilogie:

  • Lórántffy Zsuzsanna (1938)
  • Örök társak (1938)
  • Zrínyi Ilona (1939)

Zsófia Dénes (* 1885, † 1987) schrieb den biographischen Roman Zrínyi Ilona (1959) und der ungarische Schriftsteller László Passuth (* 1900, † 1979) würdigte diese Zeit in seinem Buch Sasnak körme közöt (1956).

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Klipp: Die Rákóczi, S. 63 ff.
  2. Die Ursulinen in Klagenfurt. Carinthia, 1995, S. 128.
  3. Zitiert nach: István Seres: A törökországi bujdosók sírhelyei és a magyar tudóstársadalom (ungarisch).
  4. Überführt wurden außer Franz II. Rákóczi, seine Mutter Helena von Serin, ihr zweiter Ehemann Emmerich Thököly, Graf Anton Esterházy de Galántha (* 1676, † 1722 in Rododsto), der Kuruzenhauptmann Miklós Sibrik († 1735 in Rododsto), der Kuruzengeneral Miklós Bercsényi (* 1665, † 1725 in Rodosto) und dessen Ehefrau, Gräfin Kristina Csáky.
  5. Die Trauung wurde im Kölner Dom von Erzbischof Joseph Clemens von Bayern (1671–1723) vollzogen.
  6. Von manchen Historikern wird wegen dieser späten Geburt einer Tochter das für Zrinski angegebene Geburtsjahr 1643 angezweifelt. Bei der Geburt ihrer jüngsten Tochter wäre die Mutter 51 Jahre alt gewesen, was zwar nicht unmöglich, jedoch für die damalige Zeit ziemlich unwahrscheinlich war.