Johannes Grynaeus

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Aquarell von Peter Toussaint (1838), Kopie nach einem Gemälde im Frey-Grynäischen Institut; in der Legende zum Aquarell falsch als Johann Ludwig Frey identifiziert[1]

Johannes Grynaeus oder Gryner (* 8. Juni 1705 in Läufelfingen; † 11. April 1744 in Basel) war ein Basler Gelehrter der Theologie und Jurisprudenz. Zur Erinnerung an ihn errichtete sein Kollege Johann Ludwig Frey im Jahre 1747 das Frey-Grynaeische Institut in Basel, dessen Zweck die «Beförderung der Ehre Gottes und die Aufnahme des Theologiestudiums» war.[2] Unter anderem wurde eine Bibliothek errichtet, die heute «zu den bedeutendsten noch erhaltenen Büchersammlungen des 18. Jahrhunderts» gehört.[3]

Johannes Grynaeus wurde im Jahre 1705 als jüngster Sohn von Samuel Grynaeus, reformierter Pfarrer in Läufelfingen und Kirchendekan des Waldenburger und Homburger Kapitels, und von Anna Katharina Fäsch in Läufelfingen geboren.[4][5] Die Familie Grynaeus war eine angesehene Basler Theologenfamilie, die Familie Fäsch war bekannt für ihren Dienst am Basler Gemeinwesen.[6] Grynaeus’ Vater verstarb im Jahre 1706, worauf die Mutter mit der Familie zurück nach Basel zog.

Ausbildung und Lehrtätigkeit

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Rektoratsmatrikel der Universität Basel, Rektorat von Johannes Grynaeus 1742/1743[7]

Laut der Mutter hatte ihr Sohn Johannes einen aufmerksamen Geist und ein gutes Gedächtnis, so dass er jung gefördert wurde und am Ende des Schuljahres 1716/17 die Abschlussprüfung am Gymnasium ablegen konnte.[8] Im März 1717 immatrikulierte sich Grynaeus an der Universität Basel.[9] Zum Magister promovierte er im Jahr 1720 und nahm danach das Studium der Jurisprudenz auf, das er nach vier Jahren erfolgreich abschloss. Im Laufe seines juristischen Studiums beschäftigte er sich mit der jüdischen Gesetzgebung, was ihn dazu veranlasste, mehr über die jüdische Religion zu erfahren und Hebräisch und Arabisch zu lernen.[10] Im Jahr 1732 starb die Mutter und Grynaeus zog zu seinem Kollegen Johann Ludwig Frey.[11]

Er immatrikulierte sich im Jahr 1731 in die theologische Matrikel und nahm das Theologiestudium auf. Während der nächsten Jahre beschäftigte er sich intensiv mit den Schriften zeitgenössischer Theologen wie Samuel Werenfels, Jakob Christoph Iselin und vor allem Johann Ludwig Frey.[12] Ab dem Jahr 1736 begannen Grynaeus’ vielfältige Lehrtätigkeiten an der Universität Basel, zuerst als Stellvertreter auf dem Hebräisch-Lehrstuhl. Nach seiner Promotion übernahm er Anfang 1738 die Professur für Loci communes et controversiae theologicae und wurde zwei Jahre später Nachfolger von Samuel Werenfels auf dem Lehrstuhl für das Neue Testament.[13] Er war ein Vertreter der «vernünftigen Orthodoxie»,[14] einer Theologie zwischen Pietismus und Aufklärung, die vor allem den lebendigen Glauben betont und nach Gemeinsamkeiten der protestantischen Kirchen sucht.[15] Zweimal war er Dekan der theologischen Fakultät[16] und im Mai 1742 wurde er für das kommende Studienjahr zum Rektor der Universität Basel gewählt.[17]

Krankheit und Tod

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Grabschrift für Johannes Grynaeus, aus der für ihn von Emanuel Ryhiner gehaltenen Leichenpredigt[18]

Grynaeus war seit Kindesalter «von schwächlicher Konstitution» und konnte deshalb nie eine Auslandsreise machen.[19] Er führte jedoch einen regen Briefwechsel mit bekannten Schweizer Theologen und war auch mit vielen ausländischen Gelehrten in Kontakt.[20] Im März 1744 erklärte er Johann Ludwig Frey, dass er sein Ende nahe fühle, und bald darauf erlitt er einen Blutsturz.[21] Am 11. April 1744 starb er 39-jährig und am 14. April fand die Trauerfeier in der Leonhardskirche Basel statt.[22] Bestattet wurde er im Grab, das für Johann Ludwig Frey bestimmt war.[23] Samuel Grynaeus liess für seinen Bruder ein Epitaph anfertigen, das noch heute in der Katharinenkapelle der Leonhardskirche hängt. Der Text dieser Grabschrift befindet sich auch am Ende der Leichenpredigt.[24]

Grynaeus setzte am 29. Februar 1744 sein Testament auf, in dem er Johann Ludwig Frey seinen gesamten Hausrat vermachte.[25][26] Zudem überliess er Frey seine ganze Bibliothek und die Hälfte seines Hauses und erliess ihm die Schulden von 5000 Pfund; von den Zinsen dieses Geldes wurde nach der Gründung des «Frey-Grynaeischen Instituts» dessen Verwaltung durch einen Theologen bezahlt.[27][28]

Literatur und Quellen

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  • Andreas Urs Sommer (Hrsg.): Im Spannungsfeld von Gott und Welt. Studien zu Geschichten und Gegenwart des Frey-Grynaeischen Instituts in Basel 1747–1997. Basel 1997, S. 51–61 und 342f. (Lit.).
  • Ernst Staehelin: Johann Ludwig Frey, Johannes Grynaeus und das Frey-Grynaeische Institut in Basel. Zum zweihundertjährigen Jubiläum des Instituts. Buchdruckerei Friedrich Reinhardt, Basel 1947.
  • Grynaeus, Johannes. In: Bernd Moeller, Bruno Jahn (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie der Theologie und der Kirchen (DBETh). de Gruyter, Berlin 2005, S. 545.
  • Universitätsbibliothek Basel, Basler Akademikerkatalog (Johannes Grynaeus).
  • Universitätsbibliothek Basel, KiAr G X 61, Nr. 8 (Leichenpredigt für Johannes Grynaeus).
  • Staatsarchiv Basel, Universitätsarchiv F1 1670-1770 (Rektoren der Universität Basel).
  • Staatsarchiv Basel, Universitätsarchiv XII 8.1 und 8.2 (Testament von Johannes Grynaeus).

Einzelnachweise und Anmerkungen

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  1. Toussaint verwechselte die Beschriftungen zu den Bildnissen von Johannes Grynäus und Johann Ludwig Frey (= Universitätsbibliothek Basel, Portr BS Frey JL 1682, 1), vgl. Rudolf Riggenbach: Die Stifterbildnisse des Frey-Grynaeischen Instituts. (Freiwillige Basler Denkmalpflege 1938). Basel 1939, S. 19–30.
  2. Website des Frey-Grynaeischen Instituts (Memento des Originals vom 21. Dezember 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/freygrynaeum.unibas.ch (abgerufen am 6. Dezember 2016)
  3. Website des Frey-Grynaeischen Instituts (Memento des Originals vom 21. Dezember 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/freygrynaeum.unibas.ch (abgerufen am 13. Dezember 2016)
  4. Carl Roth: Stammtafeln einiger ausgestorbener Basler Gelehrtenfamilien, doi:10.5169/seals-112881#417. In: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde, Bd. 16 (1917) (abgerufen am 2. Dezember 2016)
  5. Stroux-Seite zur Familie von Johannes Grynaeus (abgerufen am 31. Dezember 2016)
  6. Universitätsbibliothek Basel: KiAr G X 61, Nr. 8. S. 51.
  7. Universitätsbibliothek Basel: Basler Rektoratsmatrikel, Band III (= Universitätsbibliothek Basel, AN II 4a), fol. 189r.
  8. Ernst Staehelin: Johann Ludwig Frey, Johannes Grynaeus und das Frey-Grynaeische Institut in Basel. Zum zweihundertjährigen Jubiläum des Instituts. Buchdruckerei Friedrich Reinhardt AG, Basel 1947, S. 103.
  9. Universitätsbibliothek Basel: Basler Rektoratsmatrikel, Band III (= Universitätsbibliothek Basel, AN II 4a), fol. 150v.
  10. Universitätsbibliothek Basel: KiAr G X 61, Nr. 8. S. 53.
  11. Universitätsbibliothek Basel: KiAr G X 61, Nr. 8. S. 54.
  12. Staehelin, S. 107.
  13. Website des Frey-Grynaeischen Instituts (abgerufen am 6. Dezember 2016)
  14. Bernd Moeller, Bruno Jahn (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie der Theologie und der Kirchen (DBETh). de Gruyter, Berlin 2005, S. 545.
  15. Martin Sallmann: Protestantische Orthodoxie. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2. Oktober 2014, abgerufen am 1. Juli 2019.
  16. Staehelin, S. 114.
  17. Staatsarchiv Basel: Universitätsarchiv F1 1670–1770, pag. 106.
  18. Universitätsbibliothek Basel: KiAr G X 61, Nr. 8. S. 75.
  19. Universitätsbibliothek Basel: KiAr G X 61, Nr. 8. S. 52, 56.
  20. Universitätsbibliothek Basel: KiAr G X 61, Nr. 8. S. 56–57.
  21. Staehelin, S. 115.
  22. Universitätsbibliothek Basel: KiAr G X 61, Nr. 8. S. 1.
  23. Staehelin, S. 115.
  24. Universitätsbibliothek Basel: KiAr G X 61, Nr. 8. S. 80.
  25. Staehelin, S. 117.
  26. Website des Frey-Grynaeischen Instituts (abgerufen am 10. Dezember 2016)
  27. Eberhard Vischer: Die Lehrstühle und der Unterricht an der theologischen Fakultät Basels, Festschrift zur Feier des 450-jährigen Bestehens der Universität Basel (S. 111–242). Helbing und Lichtenhahn, Basel 1910, S. 179.
  28. Staatsarchiv Basel: Universitätsarchiv XII 8.2.