Jugenddienst-Verlag

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Der Jugenddienst-Verlag war ein 1951 von dem CDU-Politiker und Kirchenjuristen Hermann Ehlers in Oldenburg gegründeter Buchverlag. Ehlers stellte 1953 den damals 22-jährigen Verlagsbuchhändler und späteren Bundespräsidenten Johannes Rau als Geschäftsführer ein, um die Verlagsarbeit zu professionalisieren. Rau organisierte wenig später den Umzug des Verlages in seine Heimatstadt Wuppertal, indem er alle Bestände und Unterlagen dieses Verlages zunächst in die Wohnung seiner Mutter in der Riescheider Straße verlagerte. Zwei Jahre später bezog der Verlag die Räume in der Völklinger Straße im Wuppertaler Stadtteil Barmen. Damit war Johannes Rau der erste, der für den Verlag hauptberuflich arbeitete. Zusammen mit dem ersten Vorsitzenden des Verlages, Oberkirchenrat Johannes Schlingensiepen, erweiterte er dessen Programm. Neue Schriftenreihen des Verlages behandelten theologische Fragen, Politik, Demokratie, das Dritte Reich, das Judentum, das Verhältnis von Glaube und Naturwissenschaft und das Thema Sexualität. Aufgrund seiner politischen Arbeit musste sich Rau teilweise aus dem Verlagsgeschäft zurückziehen. Er stellte deswegen im Oktober 1960 den Buchhändler Hermann Schulz ein.

Von 1956 bis 1971 erschienen 96 Hefte in der Reihe Das Gespräch zu vorwiegend theologischen Themen, die wegen ihrer Beliebtheit teilweise mehrere Auflage erlebten (siehe Tabelle unten). Die Schriftleitung wechselte während der Jahre mehrfach, die Herausgeberschaft jedenfalls bis 1965 lag in den Händen von Johannes Schlingensiepen, teils in Verbindung mit Heinrich Giesen, Manfred Müller und Adam Weyer.

Am 18. Juli 1966 ging der Jugenddienst-Verlag im Peter Hammer Verlag auf, der zugleich sein Rechtsnachfolger ist. Der Peter Hammer Verlag hat aber noch lange nach 1966, mindestens bis 1990, Bücher unter dem Verlagsnamen Jugenddienst-Verlag herausgebracht. Er ist unter diesem Namen auch weiterhin in Adressverzeichnissen auffindbar (Stand 7/2013). Rau blieb nach der Umgründung von 1966 noch ein Jahr, bis zu seiner Wahl zum Fraktionsvorsitzenden der SPD im Landtag von Nordrhein-Westfalen, Geschäftsführer des Verlages, dann zog er sich ganz aus dem operativen Geschäft zurück.

Heftreihe Das Gespräch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nr. Autor Titel (Thema) 1. Aufl. 2. Aufl. 3. Aufl. 4. Aufl. 5. Aufl. 6. Aufl. 7. Aufl.
01 Walter Freytag Das Rätsel der Religionen und die biblische Antwort 1956 1957 1958 1959 1962 1965
02 Johannes Harder Zwischen Atheismus und Religion. Eine Deutung Dostojewskis 1956 1957 1958 1961
03 Hans-Joachim Kraus Der Mensch und seine Welt.
Fragen des biblischen Schöpfungsglaubens und Menschenbildes
1956 1957
04 Helmut Thielicke Die Angst vor der Welt.
Zur Begegnung mit dem Nihilismus
1956 1961 1962
05 Otto Weber Warum evangelisch? Vom Protest zum Bekenntnis 1956
06 Guido N. Groeger Die Geschlechter. Begegnung und Partnerschaft 1957
07 Walter Kreck Gottes Erwählung und unsere Entscheidung 1957 1958 1959
08 Gunther Backhaus Ego te absolvo. Evangelische Beichte, ja oder nein? 1958
09 Claus Westermann Ungewisse Zukunft. Aussicht, Sicherung und Zuversicht 1957
10 Hans-Rudolf Müller-Schwefe Unbewältigte Vergangenheit. Vom Gestern im Heute 1958
11 Heinz-Horst Schrey Unsere Geschichte. Verlegenheit oder Chance? 1958 1958
12 Siegfried Hajek Der Held der Dichtung und der wirkliche Mensch 1958 1958 1959 1964
13 Karl Gerhard Steck Was trennt uns von der römischen Kirche? 1958 1958 1959 1961 1964 1964
14 Wolf-Dieter Marsch Karl Marx fragt die Christen 1958 1958 1960
15 Hans-Joachim Finkeldei Christliche und technische Existenz.
Gedanken über die Herkunft und das Wesen ihres heutigen Spannungsverhältnisses
1958
16 Hermann Dietzfelbinger Wie kann man heute beten? 1959 1961 1964
17 Willy Kramp Das Geheimnis der Autorität 1959
18 Egon Franz Kirche und Abendmahl 1959 1962
19 Hermann Noack Denken und Erkennen 1959 1962
20 Hans-Joachim Kraus Glauben und Denken 1959 1962 1965
21 Götz Harbsmeier Was muss ein Christ unbedingt glauben?
Was muss ein Christ unbedingt tun?
1959 1961 1962
22 Johannes Harder Kampf um den Menschen. Eine Deutung Nikolai Leskovs 1959
23 Hans Walter Wolff Was sagt die Bibel von Vater und Mutter? 1959 1962 1966
24 Otto Weber Der Beruf als Lebensfrage 1959 1962 1966
25 Siegfried Hajek Toleranz? 1959 1959 1962
26 Hans Günter Grünweller Die Wiederkunft Jesu Christi — Glaube oder Aberglaube? 1960 1962
27 Günther Dehn Predigt und Gottesdienst, überholt? 1960
28 Günter Klein Wunderglaube und Neues Testament 1960 1962 1964 1965 1970
29 Heinz-Horst Schrey Christliches und marxistisches Geschichtsverständnis 1960 1962
30 Johannes Harder Zwischen Nihilismus und Nachfolge. Eine Deutung Tolstois 1960
31 Hans-Heinrich Voigt Raum und Zeit im Weltbild der modernen Naturwissenschaften 1961
32 Hans-Georg Drescher Das Gewissen 1961 1962 1966
33 Heinz Kremers Glaube an Gott den Schöpfer oder Naturwissenschaftliches Weltbild? 1961 1962 1963 1966
34 Hildegard Milberg Israel und die Völker 1961
35 Jürgen Moltmann Der verborgene Mensch.
Zum Selbstverständnis des modernen Menschen
1961
36 Claus Westermann Kann man der Bibel glauben?
Lesen und Verstehen biblischer Texte
1961 1963
37 Rolf Stöver Von der Wirklichkeit des Geistes 1962
38 Ehrhard Kamlah Die Auferstehung Jesu Christi 1962 1967
39 Wilfried Eckey Schicksal und Glaube 1962
40 Hans-Georg Drescher Ideologie und christlicher Glaube 1962
41 Adam Weyer Vom Sinn des Lebens 1962
42 Joachim Beckmann Wiedervereinigung der Kirchen? 1962
43 Wilfried Eckey Von göttlicher und menschlicher Freiheit 1963
44 Eberhard Warns Was heißt die Wahrheit sagen?
Einführung in ein Thema Dietrich Bonhoeffers
1963
45 Hans Walter Wolff Das Alte Testament — Buch der Kirche Jesu Christi 1963
46 Jürgen Moltmann Gottesbeweise und Gegenbeweise 1963 1964 1969
47 Joachim Beckmann Evangelische Auslegung der Heiligen Schrift 1963
48 Jürgen Seim Thomas Mann — Ironie und Bekenntnis.
Theologische Anmerkungen zu seinem Spätwerk
1963
49 Jürgen Moltmann Das Reich Gottes und die Treue zur Erde 1963
50 Hans-Dieter Bastian Vom Geheimnis des Bösen oder die Sünde der Begnadigten 1964
51 Werner Braselmann Glaube und Geschichte bei Jochen Klepper und Reinhold Schneider 1964
52 Walter Klaas Eschatologie. Ahnung — Angst — Hoffnung 1964
53 Gerhard Koch Fides quaerens intellectum.
Das Bekenntnis des Glaubens zum Weltspiel Gottes
1964
54 Horst Hirschler Jesus Christus, Gottes Sohn 1964
55 Werner Jetter Werde ich Christ durch die Taufe?
Bleiben wir Christen durchs Abendmahl?
1965
56 Gerhard Isermann Vom Friedensdienst des Christen 1965
57 Ewald Rother Zeitgeschichte — meine Aufgabe 1965
58 Hans-Georg Drescher Du sollst dir kein Bildnis machen 1965
59 Manfred Josuttis Der Streit um den Gottesbegriff 1965
60 Heinz-Dieter Knigge Jesu Tod und unser Glaube 1965
61 Paul Römhild Schöpfung oder Evolution? 1966
62 Walter Esken Kierkegaards Kampf um das rechte Christsein 1966
63 Jürgen Seim Christen — Avantgarde oder Hemmschuh der neuen Menschheit? 1966
64 Hans Jürgen Baden Der Mensch ohne Partner.
Das Menschenbild in den Romanen von Max Frisch
1966
65 Peter Lindemann Kybernetik 1966 1969?
66 Niels-Peter Moritzen Die Kirche als Missio 1966
67 Jürgen Moltmann Meditation über die Hoffnung 1967
68 Rudolf Bohren Schwierigkeiten mit der Reformation 1967
69 Carl Friedrich von Weizsäcker Säkularisierung und Säkularismus 1968
70 Wolf-Dieter Marsch Denkbarkeit Gottes? Fichte, Schleiermacher und Hegel
antworten auf die Frage nach Gott (1797–1800)
1967
71 Enno Obendiek Was ist Atheismus? 1967
72 Hans Helmut Eßer Volk und Nation in der evangelischen Ethik 1968
73 Paul Römhild Vom Homo sapiens zum Homo sapientior?
Der künftige Mensch — ein Übermensch?
1967
74 Friedrich Karrenberg Versuchung und Verantwortung in der Wirtschaft 1967
75 Jürgen Tillmanns Autorität im Widerspruch 1968
76 Rudolf Bohren Johannes Bobrowsk.
Versuch einer Interpretation
1968
77 Wolfgang Wesiack Tiefenpsychologie und Moral 1968
78 Hartmut von Hentig Erziehung zum Frieden 1968
79 Klaus Lefringhausen Hoffnung an der Hungerfront? 1969 1969
80 Jean Améry; Friedrich Heer; Wolf-Dieter Marsch Über die Tugend der Urbanität 1969
81 Jürgen Seim Das Thema Liebe in der Lyrik unserer Zeit 1969
82 ? Uppsala — Bericht und Fragen zu den Konsequenzen 1969
83 Gerhard Isermann Unser Leben — unser Prozeß. theologische Fragen bei Franz Kafka 1969
84 Manfred Wichelhaus Jesus Christus unter Pontius Pilatus gekreuzigt 1969
85 Herbert Schultze Aufklärung, Warnung, Ermutigung.
Möglichkeiten und Grenzen der Sexualpädagogik
1970
86 Joachim Scharfenberg Die Zukunft der Familie und die Kirche 1970
87 Ladislav Prokupek Der Mensch im Marxismus.
Fragen eines Marxisten an die christliche Anthropologie
1970
88 Ulrich Hack Berufswandel durch Strukturwandel 1970
89 Uwe Henrich Demokratisierung. Herausforderung für morgen 1970
90 André Dumas Horizont 2000:
Die Entwicklung neuer Formen der Gemeinschaft
1970
91 Dorothea Neumärker Josef L. Hromádka. Politische Theologie im Sozialismus? 1971
92 Klaus Lefringhausen Der Mensch im Sog der Technik 1971
93 Klaus-Martin Beckmann Menschlichkeit und Technologie.
Ein Beitrag zur ökumenischen Humanum-Studie
1971
94 Horst Zilleßen Der Kampf der Ökumene gegen den Rassismus 1971
95 Marie Veit Glaubensbekenntnisse — Texte und Interpretationen 1971
96 Gerhard Debus Sprache und Gewalt.
Dargestellt am Beispiel lateinamerikanischer Texte
1971

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]