Kalman Segal

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Kalman Segal (hebräisch קלמן סגל; * 29. Dezember 1917 in Sanok, Galizien, Österreich-Ungarn; † 18. Mai 1980 in Jerusalem) war ein polnisch-israelischer Schriftsteller, Dichter und Radiojournalist. Er schrieb auf Polnisch und Jiddisch.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kalman Segal wurde am 29. Dezember 1917 in Sanok geboren.[1] Seine Eltern waren Ita Manaster und Leib Segal (Landwirt). Das Haus der Familie Segal befand sich in Sanok an der damaligen Królewska-Straße 25 (ursprünglich war das Gebäude unter der Registrierungsnummer 893 aufgeführt).[2]

Kalman Segal absolvierte sieben Klassen der öffentlichen Władysław Jagiełło-Grundschule in Sanok. In den Jahren 1932–1935 besuchte er das humanistische Królowa-Zofia-Gymnasium in Sanok. Dort war er in der gleichen Schulklasse wie ein anderer späterer Schriftsteller, Marian Pankowski. Im Schuljahr 1934/1935, als er in der 6. Klasse war, wurde er am 21. Januar 1935 wegen Nichtzahlung der Studiengebühren aus der Schülerliste gestrichen[3]. In seiner Jugend engagierte er sich in der kommunistischen Bewegung in Sanok.

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gelangten er und seine Eltern über den San-Fluss in die UdSSR, wo die gesamte Familie in ein Arbeitslager auf Kolyma geschickt wurde. Er hat über diese Erfahrung später sein Buch Flüchtlinge geschrieben, welches jedoch keine Chance hatte, in der Volksrepublik Polen veröffentlicht zu werden.

Nach seiner Rückkehr und einem kurzen Aufenthalt in Polen fuhr er mit seiner Mutter (sein Vater starb im Arbeitslager) in das Displaced Persons Camp in Linz. Im Exil veröffentlichte er seine literarischen Werke erstmals in den in Österreich erscheinenden Zeitschriften wie Ojfgang und Unterwegns.

Im Jahr 1947 kehrte Kalman Segal nach Polen zurück. Er lebte kurze Zeit unter anderem in Sosnowiec und Chorzów, ließ sich aber schließlich in Katowice nieder. Zunächst war er als Lehrer tätig, ab 1952 wurde er Mitglied der Redaktion des Polnischen Rundfunks in Katowice, wo er zahlreiche Hörspiele verfasste und literarische Texte adaptierte. Zu dieser Zeit veröffentlichte er seinen ersten Gedichtband auf Jiddisch unter dem Titel Lider (1952) und wurde Mitglied des Polnischen Schriftstellerverbandes.

Segals Prosadebüt in Polen – das Buch Erzählungen aus dem toten Städtchen aus dem Jahr 1956 – markierte den Beginn seiner langjährigen Karriere als Schriftsteller, denn er fand sowohl bei Kritikern als auch bei Lesern große Anerkennung. Parallel zu den Prosabänden in polnischer Sprache erschienen in Polen auch mehrere Versionen in jiddischer Sprache.

Darüber hinaus war Segal ein sehr produktiver Publizist; seine Feuilletons und Rezensionen (teilweile in Form einer regelmäßigen eigenen Reihe) wurden regelmäßig in regionalen Zeitschriften veröffentlicht (z. B. im Dziennik Zachodni, Nowiny Rzeszowskie und Trybuna Opolska) sowie in überregionalen Zeitschriften (Perspektywy, Widnokrąg, Panorama, Przyjaciółka), darunter auch solchen, die dem Kulturleben gewidmet waren (Odra, Tygodnik Kulturalny, Życie Literackie, Kultura). Gleichzeitig wurden seine Texte außerhalb Polens in vielen jüdischen Zeitschriften abgedruckt, so in: Naje Welt (Tel Aviv), Yeruszalaimer Almanach (Jerusalem), Di naje prese (Paris), Idisze Kultur (New York), Ojfgang (Linz), Sovietisz hejmland (Moskau) und YKUF (Buenos Aires).

Während der antisemitischen Kampagne im März 1968, ausgelöst von Władysław Gomułka, setzte Kalman Segal ein Zeichen des Protests und der Solidarität und emigrierte im November 1969 aus Polen nach Israel. Dort verbrachte er sein letztes Lebensjahrzehnt, er arbeitete für Radio Kol Israel und schrieb Rezensionen für Kulturzeitschriften. Er veröffentlichte auch mehrere Gedicht- und Prosasammlungen auf Hebräisch und Jiddisch.

Gedenken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Dichter Janusz Szuber schrieb ein Gedicht mit dem Titel Kalman Segal und veröffentlichte es in den Gedichtbänden Czerteż (2006) und Pianie kogutów (2008).[4][5]

Eine Bank mit einer Gedenktafel zur Erinnerung an Kalman Segal befindet sich in Sanok auf dem Marktplatz vor dem Haus Nr. 14 und eine Stieleiche Kalman wächst vor dem Gymnasium in Sanok.

In Sanok wurde vor dem Haus am Rynek 14 eine Bank zum Andenken an Kalman Segal aufgestellt[6] und im Oktober 2007 eingeweiht[7][8]. Am 21. Juni 2014 wurde an der Fassade des Królowa-Zofia-Gymnasiums eine Gedenktafel zum Andenken an drei Absolventen dieser Mittelschule enthüllt, die Schriftsteller dreier Nationalitäten waren: der Ukrainer Bohdan Ihor Antonycz (1909–1937), der Jude Kalman Segal (1917–1980) und der Pole Marian Pankowski (1919–2011). Die Gedenktafel wurde beim Gebäudeeingang angebracht und am 21. Juni 2014 während der Veranstaltung Światowy Zjazd Sanoczan (Tagung der Sanoker aus aller Welt) enthüllt.

Die Inschrift lautet: In Erinnerung an herausragende Schriftsteller, Absolventen des Sanoker Królowa-Zofia-Gymnasiums für junge Männer in der Zwischenkriegszeit, Vertreter der drei Nationen, aus denen die damaligen Gemeinschaften unserer Stadt bestanden: Bohdan Ihor Antonycz 1909–1937, Kalman Segal 1917–1980, Marian Pankowski 1919–2011. Sanok, am 21. Juni 2014 – Tagung der Sanoker aus aller Welt. Außerdem wurden vor der Schule zu Ehren dieser Schriftsteller drei Stieleichen gepflanzt, eine wurde mit „Kalman“ beschriftet.

Im Juni 2017 begann eine Reihe von Kultur- und Bildungsveranstaltungen zum Gedenken an den hundertsten Geburtstag des Schriftstellers[1].

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Themen von Segals polnischsprachigen Werken beziehen sich weitgehend auf Erinnerungen an seine Kindheit in Sanok: von autobiografischer Natur, zeigen sie die Besonderheiten des Lebens im polnisch-jüdisch-ukrainischen Kulturgrenzgebiet auf. Diese Erinnerungen finden sich insbesondere in den Werken Kochankowie w Sodomie, Opowiadania z zabitego miasteczka, Nad dziwną rzeką Sambation, Dolina zielonej pszenicy, Kij i kadzidło, Przygoda w miasteczku und Miłość o zmierzchu. Andere Prosawerke behandeln zeitgenössische Themen. Ihre stilistische Vielfalt zeigt Kalman Segals schriftstellerische Vielseitigkeit.

Auf Polnisch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Opowiadania z zabitego miasteczka (1956)
  • Ziemia jest dla wszystkich (1956)
  • Ludzie z jamy (1957)
  • Nad dziwną rzeką Sambation (1957)
  • Rzeczy ludzkie (1958)
  • Ulepiony z gliny (1959)
  • Na wyspie (1961)
  • Kij i kadzidło (1961)
  • Miłość o zmierzchu (1962)
  • Morderca musi umrzeć (1963)
  • Dolina zielonej pszenicy (1964)
  • Przygoda w miasteczku (1965)
  • Kochankowie w Sodomie (1966)
  • Śmierć archiwariusza (1967)
  • Świat pełen racji (1967)
  • Skojarzeni (1968)
  • Dziewczyna z Sorrento (1968)
  • Joanna i marynarz (1969)

Auf Jiddisch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Lider (1952)
  • Cu majn najer hejm (1953)
  • Friling baj majn tir (1955)
  • Szejd-weng (1962)
  • A sztetl bajm Son (1965)
  • Der tajwl in sztetl (1967)
  • Alejnkejt (1977)
  • Gezegenung (1979)
  • Wu szmeterlingn szwebn (1981)

Literatur von und über Kalman Segal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kalman Segal: Erzählungen aus dem toten Städtchen. Austeria, Kraków/Budapest/Siracusa 2018, ISBN 978-83-7866-256-3 (284 S., austeria.pl).
  • Agnieszka Jankowska: Kalman Segal – ein „Singer“ aus Sanok. In: Zwischenwelt. 39. Jahrgang, Nr. 3–4. Theodor Kramer Gesellschaft, Dezember 2022, S. 52 (theodorkramer.at).
  • Kalman Segal: Koba. Eine Erzählung aus Sanok. In: Zwischenwelt. 39. Jahrgang, Nr. 3–4. Theodor Kramer Gesellschaft, Dezember 2022, S. 56 (theodorkramer.at).
  • Monika Kaczek: Sehnsucht nach der verlorenen Heimat. In: David – Jüdische Kulturzeitschrift. Heft 130, September 2021 (davidkultur.at).
  • Kalman Segal: Nad dziwną rzeką Sambation. Wydawnictwo Iskry, Warszawa 1957 (polnisch).
  • Tomasz Korzeniowski: Kalman Segal: bibliografia. Sanok 1989 (polnisch).
  • Magdalena Ruta: Pomiędzy dwoma światami. O Kalmanie Segalu. Księgarnia Akademicka, Kraków 2003, ISBN 83-7188-606-3 (polnisch).
  • Tomasz Chomiszczak, Leszek Puchała, Janusz Szuber (Hrsg.): Archiwariusz zabitego Miasteczka. Rzecz o Kalmanie Segalu. Oficyna Wydawnicza Miejskiej Biblioteki Publicznej im. Grzegorza z Sanoka, Sanok 2008, ISBN 978-83-60822-51-7 (polnisch).
  • Wspomnienie Kalmana Segala, W 70 rocznicę urodzin. In: Gazeta Sanocka – Autosan. Nr. 34 (435), 20. Dezember 1987, S. 6 (polnisch, sanockabibliotekacyfrowa.pl).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kalman Segal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Magdalena Ruta: 100-lecie urodzin Kalmana Segala – Kalman Segal – pisarz, eseista, poeta, dziennikarz radiowy. Ad memoriam. In: Web-Archive: kalmansegal.pl. 10. Januar 2019, abgerufen am 27. April 2024 (polnisch).
  2. Iwona Jażdżewska: Ilościowe i jakościowe przemiany sieci ulic w przestrzeni geograficznej Nowego Miasta – historycznej jednostki morfologicznej Łodzi. In: Czasopismo Geograficzne. Band 94, Nr. 1, 26. Mai 2023, ISSN 0045-9453, S. 103–123, doi:10.12657/czageo-94-05 (polnisch).
  3. Andrzej Widak: Sprawozdanie z działalności Diecezjalnego Studium Organistowskiego… w Rzeszowie za rok szkolny 2021/2022. In: Resovia Sacra. Band 29, 19. September 2023, ISSN 1234-8880, S. 709–711, doi:10.52097/rs.2022.709-711 (polnisch).
  4. Janusz Szuber: Czerteż. Wydawnictwo Literackie, Kraków 2006, ISBN 83-08-03913-8, S. 22 (polnisch).
  5. Janusz Szuber: Pianie kogutów. Społeczny Instytut Wydawniczy „Znak”, Kraków 2008, ISBN 978-83-240-0941-1, S. 107 (polnisch).
  6. Ławeczki poświęcone słynnym sanockim literatom. In: www.sanok.pl. Abgerufen am 21. Juli 2012 (polnisch).
  7. Ławeczka Segala – już na Rynku. In: biblioteka.sanok.pl. Abgerufen am 22. September 2013 (polnisch).
  8. Ławeczka Kalamana Segala. In: gazeta.pl. 19. September 2013, abgerufen am 22. September 2013 (polnisch).