Karl von Fischer-Treuenfeld

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Karl Fischer von Treuenfeld

Theodor Friedrich Karl von Fischer-Treuenfeld, seit 1933 von Treuenfeld (* 31. März 1885 in Flensburg; † 7. Juni 1946 in Allendorf) war ein deutscher SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karl entstammte dem Adelsgeschlecht Fischer-Treuenfeld. Er war der Sohn des Felix von Fischer-Treuenfeld (1842–1923), Reichskommissar bei den Seeämtern in Flensburg und Tönning, und dessen Ehefrau Emma, geborene Harms (1851–1919) aus einer Lübecker Kaufmanns- und Senatorenfamilie.

Er heiratete am 5. Juni 1919 in Hittfeld Lenore Newman (* 7. Februar 1901 in Hamburg; † …), die Tochter des Kaufmanns Henry P. Newman und der Maria-Louisa von Düring. Das Ehepaar hatte eine Tochter und einen Sohn:

  • Hannelore (* 20. April 1921; † 27. Januar 2007) ⚭ 1944 Karl-Wilhelm Graf Finck von Finckenstein (1923–2010) (Scheidung 1960)
  • Karl Hartwig (* 15. Januar 1923; † gefallen am 20. Juni 1943 in Peressetschnaja bei Charkow, Ukraine)

Ehefrau Lenore heiratete 1957 in zweiter Ehe den Kaufmann Hans von Borries.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fischer-Treuenfeld war während des Ersten Weltkriegs Stabsoffizier unter General Erich Ludendorff (1865–1937) im Hauptquartier im Osten und im Großen Hauptquartier. Für seine Leistungen erhielt er beide Klassen des Eisernen Kreuzes sowie das Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern. In seinen Lebenserinnerungen schreibt Ludendorff über ihn: „Er ist einer der wenigen aus jenen Tagen, die in unwandelbarer Anhänglichkeit mir zur Seite standen.“[1]

1920 stellte Treuenfeld General Ludendorff die Wohnung seiner Schwiegermutter Newman in der Viktoriastraße in Berlin-Tiergarten zur Verfügung.[2] Ludendorff stellte ihn 1922 auch Adolf Hitler vor. Fischer-Treuenfeld sollte nach den gemeinsamen Planungen als Leiter der „Völkischen Verbände“ von Hamburg und Umgebung 1923 bei einem Münchener Erfolg des Hitlerputsches auf Berlin marschieren.[3]

Treuenfeld wohnte in Berlin-Dahlem und fungierte bis zum Lebensende Ludendorffs am 20. Dezember 1937 als Adjutant in dessen Unterhandlungen mit Führenden des „Dritten Reiches“ und der Wehrmacht.[4][5]

Im Jahr 1929 fallierte Fischer-Treuenfeld mit seiner Importfirma und äußerte hierzu in antisemitischer Projektion 1939 in einem Lebenslauf, „der Hass jüdischer und freimaurerischer Wirtschaftskreise“ habe sein Scheitern verursacht.[6]

St. Cyrill und Method in Prag:
Denkmal für die in der Kirche getöteten Attentäter

Auf seinen Antrag wurde durch Beschluss des preußischen Innenministeriums vom 27. September 1933 in Berlin sein Name in „von Treuenfeld“ geändert.

Nach 1933 trat Treuenfeld der Reiter-SS bei, nicht jedoch der NSDAP. Innerhalb der SS-Hierarchie stieg er zum SS-Brigadeführer und Generalmajor auf. 1941 war er Kommandeur der 1. SS-Brigade und wurde im gleichen Jahr Befehlshaber der Waffen-SS Nordost. Anschließend war er Befehlshaber der Waffen-SS Nordwest. Ende 1941 wurde er Generalmajor der Polizei und Befehlshaber der Waffen-SS im Protektorat Böhmen und Mähren unter dem stellvertretenden Reichsprotektor Reinhard Heydrich. Nach dem Attentat auf Heydrich am 27. Mai 1942 wurde durch brutalste Foltermethoden den Vernehmern bekannt, dass sich die Attentäter Gabčík und Kubiš mit fünf weiteren Beteiligten in der Krypta der Kirche St. Cyrill und Method in Prag verborgen hielten. Treuenfeld ließ die Kirche am 18. Juni 1942 stürmen. Die Gesuchten kamen nach stundenlangem Abwehrkampf durch Suizid ihrer Ergreifung zuvor.

Differenzen zwischen Treuenfeld und der Gestapo führten Ende 1942 zu seiner Ablösung und Versetzung. Er wurde von Februar bis November 1943 Befehlshaber der Waffen-SS Russland-Süd und Ukraine. Von November 1943 bis April 1944 agierte er, zum SS-Gruppenführer und Generalleutnant befördert, als Kommandeur der 10. SS-Panzer-Division „Frundsberg“. Dieses Kommando gab er am 22. April 1944 nach schwerer Verwundung bei der Verteidigung von Tarnopol ab.[7] Mitte 1944 wechselte er zur SS-Führung in das SS-Hauptamt der Inspektion. Am 15. Juni desselben Jahres wurde Treuenfeld zum Befehlshaber der Waffen-SS in Italien ernannt.[8]

Er geriet in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft und beging am 7. Juni 1946 im Kriegsgefangenenlager Allendorf Suizid.[9]

Zitate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„… jeder Mann sollte trainiert werden, ein fanatischer Hasser zu sein …[10]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Erich Ludendorff: Vom Feldherrn zum Weltrevolutionär und Wegbereiter Deutscher Volksschöpfung. Meine Lebenserinnerungen von 1919 bis 1925. Ludendorffs Verlag, München 1941, S. 51.
  2. Erich Ludendorff: Vom Feldherrn zum Weltrevolutionär und Wegbereiter Deutscher Volksschöpfung. Meine Lebenserinnerungen von 1919 bis 1925. Ludendorffs Verlag, München 1941, S. 51.
  3. Helmut G. Hasis: Tod in Prag. Das Attentat auf Reinhard Heydrich. Reinbek bei Hamburg 2002, S. 202, Fn. zu S. 147, dort Personalangaben nach der SS-Personalakte Treunfelds im Bundesarchiv Berlin: Treuenfeld hielt die Verbände seit Ende Oktober zunächst alarmbereit, sodann ab 6. bis 10. November 1923 abmarschbereit.
  4. Des Feldherrn 70. Geburtstag. Der Verlauf der Feier. In: Am Heiligen Quell Deutscher Kraft – Ludendorffs Halbmonatsschrift. 6. Jg. Folge 2, 20. April 1935, S. 52–74.
  5. T. R. Emessen (Bearb.): Aus Görings Schreibtisch. Ein Dokumentenfund. Dietz Verlag, Berlin 1990, S. 57 f.
  6. Martin Cüppers: Wegbereiter der Shoah: Die Waffen-SS, der Kommandostab Reichsführer SS und die Judenvernichtung 1939–1945. 2005, ISBN 978-3-534-16022-8, S. 118.
  7. Samuel W. Mitchham: German Order of Battle. 2007, ISBN 978-0-8117-3438-7, S. 155 – Text online
  8. Ricciotti G. Lazzero: Le SS italiane. Rizzoli, 1982, S. 103.
  9. Jens Westemeier: Himmlers Krieger. Joachim Peiper und die Waffen-SS in Krieg und Nachkriegszeit. (=Krieg in der Geschichte. Band 71) Schöningh, Paderborn 2014, ISBN 978-3-506-77241-1, S. 757.
  10. Peter Lieb: Konventioneller Krieg oder NS-Weltanschauungskrieg? Kriegführung und Partisanenbekämpfung in Frankreich 1943/44. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München, S. 116. ISBN 978-3-486-57992-5. Text online.