Kastell Stolniceni

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Kastell Stolniceni
Alternativname Buridava
Limes Dakischer Limes
Abschnitt A / X / 74[1]
Limes Alutanus
Datierung (Belegung) 2. bis 3. Jahrhundert
Typ Auxiliarkastell
Einheit Vexillationes der
* Legio I Italica[2]
* Legio V Macedonica[3]
* Legio XI Claudia[4]
* Cohors I Brittonum[5]
* Cohors I Hispanorum[6]
* Cohors II Flavia Bessorum[7]
* Cohors IX Batavorum[8]
Pedites Singulares Britanniciani[9]
Größe A) unbekannt
B) 50 m × 60 m = 0,3 ha
Bauweise Steinkastell
Erhaltungszustand das eigentliche Kastell ist weitgehend modern überbaut,[10] im Gelände sind die Kastellthermen konserviert
Ort Stolniceni, Kreis Vâlcea
Geographische Lage 45° 2′ 2,1″ N, 24° 18′ 15,2″ OKoordinaten: 45° 2′ 2,1″ N, 24° 18′ 15,2″ O
Höhe 218 m
Vorhergehend Kastell Ioneștii Govorei
(Pons Aluti)
(südwestlich, A / X / 73)
Anschließend Kastell Sâmbotin
(Castra Traiana)
(nördlich, A / X / 75)

Kastell Stolniceni (antiker Name Buridava; in der älteren Literatur als Kastell Boroneasa bekannt) war ein römisches Hilfstruppenlager auf dem Dorfgebiet von Stolniceni einem Geltungsbereich der heutigen Kreishauptstadt Râmnicu Vâlcea des Kreises Vâlcea, in der rumänischen Region Kleine Walachei.

Lage und Quellen

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Lage des Kastells im Verlauf der römischen Limites

Die Ruinen des Militärbades von Stolniceni befinden sich im heutigen Siedlungsbild am südöstlichen Rande des Dorfes in der „Conacul Boroneasa“ genannten Flur. Topographisch liegt das Bodendenkmal auf einer Hochterrasse am rechten, westlichen Ufer des Flusses Olt. In antiker Zeit war das Kastell Bestandteil des Limes Alutanus.[11] Der rumänische Archäologe Grigore George Tocilescu (1850–1909) war der erste der Boroneasa mit Buridava gleichsetzte. Er berichtete 1896 auch vom Fund eines Ziegelstempels der Co(ho)rs m(illiaria) B(rittonum).[12]

Die ältere dakische Befestigung Buridava liegt rund fünf Kilometer Luftlinie nördlich davon in der aufsteigenden Hügellandschaft südlich des Sărat, eines Zuflusses des Olt. In dieser Gegend befinden sich die größten Salzlagerstätten der Walachei, die auch schon in dakischer und römischer Zeit ausgebeutet worden waren.

Der Siedlungsplatz ist auf der Tabula Peutingeriana[13] verzeichnet,[14] der Stamm der namengebenden Buri wird in der Geographike Hyphegesis des Claudius Ptolemäus aufgeführt. Ferner findet Buridava Erwähnung im so genannten Hunt's Pridianum,[15] dem Papyrus 2851 des Britischen Museums, in dem die Dislozierung der römischen Truppen in der Vorbereitung der Dakerkriege beschrieben wird.[16]

Archäologische Befunde

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Stolniceni (Römisches Kastell mit Auxiliarvicus)

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Reste des Militärbades von Stolniceni (2012)

Das Areal des archäologisch bisher nicht eindeutig greifbaren Kastells wurde noch nicht untersucht. Die Gründung der Anlage von Stolniceni könnte in die früheste Zeit der römischen Okkupation Dakiens (101–107) fallen, es scheint während der Dakerkriege eine gewisse strategische Bedeutung besessen gehabt zu haben. Wiederholt wurden Vexillationen verschiedener Legionen und Auxilien hier eingesetzt. Vermutlich in hadrianischer Zeit wurde das frühe Lager durch ein Steinkastell von 0,3 Hektar Größe (50 m mal 60 m) ersetzt.[17][18][19]

Vicus und Kastellthermen

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Nördlich des Kastells erstreckte sich ein sehr weitläufiger, rund 300 m breiter, etwa einen Kilometer langer und somit rund 30 Hektar großer Auxiliarvicus.[17] Der Vicus war eine zivile Siedlung, die bei nahezu jedem römischen Militärlager anzutreffen ist und in der sich die Wohnquartiere der Angehörigen von Soldaten, der Veteranen, Handwerker, Händler, Schankwirte, Prostituierten und anderer Dienstleister befanden. Im Zentrum des Vicus konnten die Kastellthermen identifiziert und untersucht werden.[20]

Aus der frühen Zeit des Garnisonsort sind eine ganze Reihe von Legions- und Auxiliarabteilungen epigraphisch belegt. Demnach müssen Vexillationen der Legio I Italica, der Legio V Macedonica und der Legio XI Claudia in Stolniceni eingesetzt worden sein, ferner Abteilungen verschiedener größerer Auxiliartruppen, wie einer Cohors I Brittonum,[5] einer Cohors I Hispanorum,[21][6] der Cohors II Flavia Bessorum[7] und der Cohors IX Batavorum,[8] sowie die Pedites Singulares Britanniciani.[9] Die Anwesenheit der Singulares, die für gewöhnlich als Leibgarde eines Statthalters fungierten,[22] weist darauf hin, dass der Ort während der Dakerkriege zumindest temporär als Hauptquartier der römischen Truppen gedient haben könnte.[19]

Buridava (Dakische Siedlung und Festung)

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Bereits in vorrömischer Zeit war die Region ein bedeutendes wirtschaftliches und politisches Zentrum gewesen. Die Daker hatten dort die befestigte Siedlung Buridava errichtet. Der Name ist thraco-getischen Ursprungs und verweist auf den Stamm der Buridavenser, dessen Hauptstadt Buridava war.[17]

Ocnele Mari (Dakische und römische Salzbergwerke)

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Ursächlich für die strategische Bedeutung des Platzes sowohl für die Daker, als auch später für die Römer, war die Verbindung der reichhaltigen Salzvorkommen im Gebiet von Ocnele Mari mit der Lage am Olt, der als Verkehrsader zur Verschiffung des gewonnenen Salzes hinab zur Donau und darüber hinaus diente. Die lokalen Salzvorkommen waren und sind die größten der Walachei[23] und waren daher in der Antike (vermutlich schon seit dem Neolithikum) für alle dort siedelnden Stämme und/oder Völker von größter ökonomischer Bedeutung.[17][24][25]

Fundverbleib und Denkmalschutz

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Die archäologischen Funde aus Buridava/Stolniceni befinden sich im Muzeul de Istorie a Judetului Valcea[26] (Historisches Museum des Kreises Valcea).

Die gesamte archäologische Stätte und im Speziellen das Kastell stehen nach dem 2001 verabschiedeten Gesetz Nr. 422/2001 als historische Denkmäler unter Schutz und sind mit dem LMI-Code VL-I-s-A-09580 in der nationalen Liste der historischen Monumente (Lista Monumentelor Istorice) eingetragen.[27] Zuständig ist das Ministerium für Kultur und nationales Erbe (Ministerul Culturii și Patrimoniului Național), insbesondere das Generaldirektorat für nationales Kulturerbe, die Abteilung für bildende Kunst sowie die Nationale Kommission für historische Denkmäler sowie weitere, dem Ministerium untergeordnete Institutionen. Ungenehmigte Ausgrabungen sowie die Ausfuhr von antiken Gegenständen sind in Rumänien verboten.

  • Dumitru Berciu: Buridava dacică. Vol. 1. Editura Academiei Republicii Socialiste România, 1981.
  • Dumitru Berciu, Mariana Iosifaru und M. Diaconescu: Descoperiri și însemnări de la Buridava dacică. Thraco-Dacica 14 (1993), S. 149–156.
  • Gheorghe Bichir: Cercetarile arheologice de la Stolniceni-Ramnicu Valcea. Buridava, 4 (1982), S. 43–54, (Digitalisat)
  • Nicolae Gudea: Der Dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch Germanischen Zentralmuseums Mainz. 44, 2, 1997, S. 88f., (Digitalisat).
  • Nicolae Gudea und Mihail Zahariade: Dacia Ripensis. Festungen an der Nordgrenze der Provinz und ihre Truppenkörper. Amsterdam 2016, S. 495, (Digitalisat).
  • Mariana Iosifaru: Situri arheologice din oraşul Ocnele Mari, județul Vâlcea. Buridava, 9 (2011), S. 82–94, (Digitalisat).
  • Felix Marcu: The Internal Planning of Roman Forts of Dacia. (= Bibliotheca Mvsei Napocensis XXX), Mega Publishing House, Cluj-Napoca 2009, ISBN 978-606-543-058-7, S. 237f.
  • Silviu I. Purece: The end of the Roman habitation at Buridava (Stolniceni, Vâlcea County). Analele Banatului XX (2012), S. 91–95, (Digitalisat).
  • Silviu I. Purece: Roman imperial coins discovered at Buridava (Ocnita, jud. Valcea), located in the Valcea county Museum's collection. Acta Classica Universitatis Scientiarum Debreceniensis 49 (2013), S. 45–54 (Digitalisat).
  • Silviu I. Purece und Ion Tuțulescu: Descoperiri monetare din posibilul centru administrativ roman al exploatării salinifere din zona Ocnelor Mari. Revista Transilvania, 10 (2016), S. 1–6, (Digitalisat).
  • Ovidiu Țentea und Britta Burkhardt: Baths on the Frontiers of Roman Dacia / Băile de pe frontierele Daciei romane. Bukarest 2017, S. 41.
  • Dimitrie Tudor: BURIDAVA or Boridava (Stolniceni) Rîureni, Vîlcea, Romania. In: Richard Stillwell u. a. (Hrsg.): The Princeton Encyclopedia of Classical Sites. Princeton University Press, Princeton NJ 1976, ISBN 0-691-03542-3 (englisch, perseus.tufts.edu).
  • Dimitrie Tudor: Depozitul de vase docke si romane de la Stolniceni. In: Studii și cercetări de istorie veche 18, 1967, 4, S. 655–660.
  • Cristian Vladescu: Centrele militare romane din sectorul de nord al limesului alutan. Buridava, 4 (1982), S. 55–65, (Digitalisat)
Commons: Kastell Stolniceni – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Dakische Festung Buridava – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Strecke/Abschnitt/Kastellnummer (nach Nicolae Gudea, 1997).
  2. Legio I Italica: AE 1966, 00312a, IDR-02, 00556, AE 1969/70, 00552aa, AE 1969/70, 00553 und ILD 00151b.
  3. Legio V Macedonica: AE 1966, 00312b, IDR-02, 00556, AE 1969/70, 00552aa, AE 1969/70, 00553, ILD 00151b und CERom-05, 00323b.
  4. Legio XI Claudia: AE 1966, 00312c, IDR-02, 00556 und AE 1969/70, 00552aa.
  5. a b Cohors I Brittonum: AE 1967, 00420 und CIL 03, 14216,25.
  6. a b Robert Cavenaile: Cohors I Hispanorum equitata et Cohors I Hispanorum veterana. Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, Bd. 18 (1975), S. 179–191.
  7. a b Cohors II Flavia Bessorum: AE 1969/70, 00554.
  8. a b Cohors IX Batavorum: IDR-02, 00563.
  9. a b Pedites Singulares: IDR-02, 00564.
  10. Nicolae Gudea: Der dakische Limes – Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz 44, Teil 2, 1997 (1998), S. 1–113; hier: S. 88.
  11. Nicolae Gudea: Der Dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch Germanischen Zentralmuseums Mainz. 44, 2, 1997, S. 188, (Digitalisat).
  12. Grigore George Tocilescu: Neue Inschriften aus Rumänien. In: Archaeologisch-epigraphische Mittheilungen aus Oesterreich-Ungarn 19, Alfred Hölder, Wien 1896; S. 79–111; hier: S. 84.
  13. Tab. Peut. VII,5.
  14. Buridava auf der Tabula Peutingeriana.
  15. Arthur S. Hunt: Raccolta di Scritti in Onore di Giacomo Lumbroso. Mailand 1925, S. 265–272.
  16. Robert O. Fink: Hunt's Pridianum. British Museum Papyrus 2851. The Journal of Roman Studies, Vol. 48, No. 1/2 (1958), S. 102–116.
  17. a b c d Dimitrie Tudor: BURIDAVA or Boridava (Stolniceni) Rîureni, Vîlcea, Romania. In: Richard Stillwell u. a. (Hrsg.): The Princeton Encyclopedia of Classical Sites. Princeton University Press, Princeton NJ 1976, ISBN 0-691-03542-3 (englisch, perseus.tufts.edu)..
  18. Nicolae Gudea: Der Dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch Germanischen Zentralmuseums Mainz. 44, 2, 1997, S. 188f., (Digitalisat).
  19. a b Felix Marcu: The Internal Planning of Roman Forts of Dacia. (= Bibliotheca Mvsei Napocensis XXX), Mega Publishing House, Cluj-Napoca 2009, ISBN 978-606-543-058-7, S. 237f.
  20. Ovidiu Țentea und Britta Burkhardt: Baths on the Frontiers of Roman Dacia / Băile de pe frontierele Daciei romane. Bukarest 2017, S. 41.
  21. Nach Marcu (2009) S. 237.
  22. Michael P. Speidel: Guards of the Roman Armies. An essay on the singulares of the provinces. Antiquitas, Reihe 1, Abhandlungen zur Alten Geschichte, 28, Habelt, Bonn 1978.
  23. Nach ecomagazin.ro werden die noch vorhandenen Vorkommen an Natriumchlorid in Ocnele Mari auf neun Milliarden Tonnen geschätzt. Rumänisch, abgerufen am 25. März 2019.
  24. L. und S. Draganescu: The History of the Evolution of Salt Working Methods in Romania, from Antiquity to the Present. 17th International Mining Congress and Exhibition of Turkey - IMCET2001, ISBN 975-395-417-4, S. 627–633, (Digitalisat).
  25. Silviu I. Purece und Ion Tuţulescu: Descoperiri monetare din posibilul centru administrativ roman al exploatării salinifere din zona Ocnelor Mari. Revista Transilvania, 10 (2016), S. 1–6, (Digitalisat).
  26. Muzeul de Istorie a Judetului Valcea, offizieller Webauftritt des Museums auf der Seite der Kreismuseen (rumänisch), abgerufen am 26. März 2019.
  27. Liste der historischen Monumente auf den Internetseiten des Ministeriums für Kultur und nationales Erbe