Kernenergie in Ungarn

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Kernenergie in Ungarn (Ungarn)
Kernenergie in Ungarn (Ungarn)
Kernkraftwerke in Ungarn:
 In Betrieb

Der erste kommerziell genutzte Kernreaktor Ungarns Paks 1 ging 1982 in Betrieb, die Reaktoren 2 bis 4 folgten bis 1987, seitdem beträgt die installierte Nettogesamtleistung an diesem einzigen Standort Ungarns 1.889 MW.[1]

Der Anteil der Kernkraft an der Gesamtstromerzeugung liegt bei etwa 50 %. Im Jahr 2015 wurden in Ungarn 30 TWh Elektrizität erzeugt, davon stammten 16 TWh aus Kernkraftwerken.[2]

Liste der Kernreaktoren in Ungarn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Liste der Kernkraftwerke in Ungarn (Quelle: IAEA, Stand: Dezember 2019)[3]
Name Block
Reaktor-
typ
Modell Status Leistung (MW) Bau-
beginn
Erste Netz-
synchro-
nisation
Kommer-
zieller Betrieb
(geplant)
Abschal-
tung
(geplant)
Ein-
speisung
(TWh)
Netto Brutto
Paks 1 PWR WWER V-213 In Betrieb 479 500 01.08.1974 28.12.1982 10.08.1983 119,98
2 PWR WWER V-213 In Betrieb 477 500 01.08.1974 06.10.1984 14.11.1984 110,60
3 PWR WWER V-213 In Betrieb 473 500 01.10.1979 28.09.1986 01.12.1986 109,19
4 PWR WWER V-213 In Betrieb 473 500 01.10.1979 16.08.1987 01.11.1987 109,76

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der erste Versuchsreaktor wurde 1959 in Betrieb genommen; der erste kommerziell genutzte Reaktorblock folgte 1982 beim Kernkraftwerk Paks.[2]

Kernkraftwerk Paks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Februar 2009 verlangte überraschend Premier Ferenc Gyurcsány, die Kapazität des Atomkraftwerks Paks solle auf 4000 MW verdoppelt werden. Fachkreise hielten bzw. halten es für unmöglich, dass der ungarische Staat das Geld für diesen Ausbau aufbringen kann.[4] Im April 2009 beschloss das ungarische Parlament in einer Grundsatzentscheidung, Vorbereitungen für den Bau eines neuen Reaktorblocks in Paks aufzunehmen. Im Zuge der Wirtschaftskrise 2009/10 kam Ungarn in Schwierigkeiten und musste den IWF um Hilfe bitten.

Die Hochwasser im Juni 2009, Mai/Juni 2010 und Mai/Juni 2013 zeigten, dass es eine Gefahr katastrophaler Donau-Hochwasser gibt.

Es läuft ein Verfahren zur Verlängerung der Laufzeit für die vier Reaktoren in Paks. Sicherheits- und Kontrolleinrichtungen im Wert von etwa 20 Millionen Euro (ein von Siemens geführtes Konsortium baute sie ein) werden als Argument gegen die ursprünglichen Pläne (Stilllegung der vier Blöcke in den Jahren 2012 bis 2017) vorgebracht.

Im Januar 2014 einigten sich die Präsidenten Russlands und Ungarns, Wladimir Putin und Viktor Orbán, auf den Bau von zwei WWER-Reaktorblöcken am Atomkraftwerk Paks mit einer Leistung von je 1200 MW und Baukosten von 10 bis 12 Mrd. Euro,[5] die über russische Kredite finanziert werden sollten,[6] durch die Föderale Agentur für Atomenergie Russlands (RosAtom).[7] Am 25. August 2022 wurde seitens der ungarischen Atombehörde (HAEA) die Baugenehmigung für Block 5 und 6 erteilt.[8] Ziel ist es, dass die beiden neuen Blöcke bis 2030 in Betrieb genommen werden können.[9] Im Juli 2023 begannen Vorarbeiten für Paks II, der zuständige Außen- und Handelsminister Péter Szijjártó und Rosatom erwarten eine Inbetriebnahme 2030/31.[10]

Atommüll[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Oktober 2008 eröffnete man in Bátaapáti (rund 180 Kilometer südwestlich von Budapest) ein Lager für schwach- und mittelradioaktiven Abfall. Ab 2010 sollte es auch unterirdische Lagermöglichkeiten geben. Ein Endlager ist bei Boda in den Mecsek-Bergen, dessen Inbetriebnahme für 2047 geplant. Bislang (Stand 2010) gab es nur einige Oberflächenuntersuchungen.[11]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hungary. IAEA - Power Reactor Information System (PRIS), abgerufen am 7. Januar 2018 (englisch).
  2. a b Nuclear Power in Hungary. World Nuclear Association (WNA), abgerufen am 7. Januar 2018 (englisch).
  3. Hungary. IAEA, abgerufen am 9. Dezember 2019 (englisch).
  4. Budapest plant massiven AKW-Ausbau Artikel vom 16./17. Februar 2009
  5. Ungarn vergibt milliardenschweren Auftrag an Russland. Am 14. Januar 2014 auf spiegel.de
  6. Russland und Ungarn demonstrieren gute Beziehungen. Am 17. Februar 2016 auf handelsblatt.com
  7. Dániel Hegedűs: Die Einflussnahme des Kremls in Ungarn – Zu den Verstrickungen der ungarischen Eliten mit russischen Interessen. In: DGAPkompakt, Nr. 13 / April 2016. (Online (Memento des Originals vom 22. Februar 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/dgap.org. Auf dgap.org, abgerufen am 28. Oktober 2016 (PDF; ca. 613 KB. S. 4–5))
  8. Ungarn: Paks-II erhält Baugenehmigung. Nuklearforum Schweiz, 31. August 2022, abgerufen am 27. September 2022.
  9. Bau des Atomkraftwerks Paks II kann beginnen. Ungarn heute, 26. August 2022, abgerufen am 27. September 2022.
  10. Erste Bauphase des Kernkraftwerks Paks II startet. In: Ungarn Heute. 6. Juli 2023, abgerufen am 23. Juli 2023.
  11. www.global2000.at (österreichische Umweltorganisation) (Memento vom 19. März 2011 im Internet Archive)