Landtag des Reichslandes Elsaß-Lothringen

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Landtag des Reichslandes Elsaß-Lothringen
Landesflagge Landeswappen
Flagge Landeswappen
Basisdaten
Sitz: Straßburg
Wahlsystem: Mehrheitswahl
Anzahl Stimmen
(Bundesrat):
3
Rechenverfahren: ./.
Anzahl der Wahlkreise: 60
Wahlberechtigte: 378.036
Legislaturperiode: 3 Jahre
Erste Sitzung:

Der Landtag des Reichslandes Elsaß-Lothringen war das Landesparlament und damit die Legislative des Reichslandes Elsaß-Lothringen im deutschen Kaiserreich.

Landesausschuss[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sitzungsgebäude des Landes­ausschusses

Nach dem Deutsch-Französischen Krieg war Elsaß-Lothringen als Reichsland direkt dem Reich zugeordnet und verfügte über keine eigene Staatlichkeit. Erst durch kaiserlichen Erlass vom 29. Oktober 1874[1] wurde eine Volksvertretung des Reichslandes eingerichtet, der Landesausschuss.

Die Mitglieder des Landesausschusses wurden nicht vom Volk gewählt, sondern von den Bezirkstagen benannt. Die drei Bezirkstage für Lothringen, Oberelsass und Unterelsass bestimmten jeweils zehn Mitglieder.

1879 wurde der Landesausschuss erweitert. Die nun 58 Mitglieder wurden von den Bezirkstagen (Lothringen 11, Oberelsass 10, Unterelsass 13) den kreisfreien Städten (jeweils 1 Mitglied aus Straßburg, Mülhausen, Metz und Colmar) und den Landkreisen (20 Mitglieder) indirekt gewählt.[2]

Der Landesausschuss hatte zunächst nur beratende Funktion. 1877 erhielt der Landesausschuss legislative Funktion und ein Haushaltsrecht. Ab 1879 erhielt der Landesausschuss ein Gesetzesinitiativrecht. Seine Beschlüsse bedurften aber der Zustimmung des Bundesrats.

Rechtsgrundlage und Aufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der Verfassung des Reichslandes Elsaß-Lothringen vom 31. Mai 1911[3] wurde der Landesausschuss durch einen direkt gewählten Landtag ersetzt.

Eine Sitzung des Landesausschusses für Elsass-Lothringen
Siegelmarke Bureau des Landtags für Elsass-Lothringen

Erste Kammer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Einführung einer Ersten Kammer wurde im Reichsland parteiübergreifend kritisiert. Während Erste Kammern in den anderen Teilen des Reiches historische Gründe hatten, bestand im Reichsland keine über eine Erste Kammer einzubindende Adelsschicht. So war die Erste Kammer ein reines Honoratiorenparlament. Kritisiert wurden insbesondere die Ernennungsrechte des Kaisers.[4]

Die erste Kammer bestand aus:

sowie weiteren Mitgliedern, die auf Vorschlag des Bundesrates durch den Kaiser ernannt wurden.

Die erste Kammer wählte auf ihrer Sitzung am 22. November 1911 ihr Präsidium.

Zweite Kammer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die zweite Kammer bestand aus 60 Abgeordneten, die nach dem Grundsatz der Mehrheitswahl in 60 Wahlkreisen für eine Dauer der Wahlperiode von drei Jahren gewählt wurden. Sie wurde in Abgrenzung zur ersten Kammer, die aus Honoratioren bestand, auch „Volksparlament“ genannt. Mindestalter für die Wählbarkeit waren 25 Jahre. Das aktive Wahlrecht hatten Bürger ab 25 Jahre. Die Modalitäten für die Wahlkreisgrenzen wurden durch eine Verordnung vom 3. Juli 1911 geregelt.[7]

Landtagswahl 1911[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ersten und einzigen Landtagswahlen zur 2. Kammer fanden am 22. Oktober 1911 statt (am 29. Oktober 1911 wurde ein einzelner Sitz in einer Nachwahl bestimmt).

Das Wahlverhalten wurde sehr stark von der Nationalität bestimmt. In Lothringen fielen die 8 Wahlkreise westlich der Sprachgrenze mit hohen Mehrheiten an den französischsprachigen Lothringer Block. Die deutschen Parteien verzichteten hier auf Kandidaturen. Ausnahme war die SPD, die jedoch hier nur Splitterpartei war. Auf der deutschsprachigen Seite gingen die Mandate überwiegend an das Zentrum (8 Mandate) und die Liberalen (4 Mandate). Auch als Ausgleich dafür, dass die deutschen Kandidaten in den französischsprachigen Landesteilen durch das Mehrheitswahlrecht keine Möglichkeit hatten, ins Parlament zu kommen, finden sich unter den Mitgliedern der ersten Kammer mit Albert Grégoire und Johann Josef Rech zwei vom Kaiser ernannte Mitglieder dieser Bevölkerungsgruppe.[8]

Landtagswahl 1911
Partei Stimmanteil in % Sitze
Elsaß-Lothringische Zentrumspartei 31,0 % 24 Sitze
SPD Elsaß-Lothringen 23,8 % 11 Sitze
Lothringer Block 16,3 % 10 Sitze
Liberal-Demokraten 15,9 % 7 Sitze
Unabhängig – Liberal 6,9 % 5 Sitze
Unabhängig – Zentrum 1,4 % 1 Sitz
Unabhängig Fortschrittlich 1,1 % 1 Sitz
Diverse Rechte 0,8 % 1 Sitz

(An 100 % fehlende Stimmen = nicht im Landtag vertretene Wahlvorschläge)

Erläuterungen zu den Parteien und Wählerlisten:

  • ELZ: Elsass-Lothringische Zentrumspartei
  • Unabhängig – Liberal: von den Liberal-Demokraten unterstützte unabhängige Kandidaten
  • Unabhängig – Zentrum: vom Zentrum unterstützte unabhängige Kandidaten
  • Unabhängig Fortschrittlich: unabhängige, der SPD nahestehende Kandidaten
  • Diverse Rechte: unabhängige, der ELZ nahestehende Kandidaten
  • Lothringer Block: frankophone bzw. frankophile Kandidaten im Bezirk Lothringen

Liste der Mitglieder der Zweiten Kammer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wahlkreiseinteilung bei der Landtagswahl
Liste der Mitglieder des Landtages von Elsaß-Lothringen[9][10]
Bild Name Partei Bezirk Wahlkreis[11] Wahlkreis­nummer Anmerkung
Joseph Heinrich Zentrum Oberelsaß Wahlkreis Pfirt Hirsingen
(Kanton Pfirt und Kanton Hirsingen)
1
Eugen Ricklin Zentrum Oberelsaß Wahlkreis Altkirch-Dammerkirch
(Kanton Dammerkirch und Kanton Hirsingen)
2 Präsident
Charles Hindelang SPD Oberelsaß Wahlkreis Colmar-Stadt
(Stadt Colmar ohne den Stadtteil westlich der Bahnlinie Straßburg-Basel und die Gemeinde Hausen)
3
Jacques Immer Liberal-
demokraten
Oberelsaß Wahlkreis Colmar-Münster-Winzenheim
(Der Stadtteil von Colmar westlich der Bahnlinie Straßburg-Basel, der Kanton Münster und die Gemeinden Türkheim, Walbach, Winzenheim und Zimmerbach)
4 Schriftführer
Joseph Kubler Zentrum Oberelsaß Wahlkreis Neubreisach-Andolsheim
Gemeinde (Heiligkreuz, Kanton Neubreisach, Kanton Andolsheim ohne die Gemeinde Hausen und den Kanton Wintzenheim ohne die Gemeinden Türkheim, Walbach, Winzenheim und Zimmerbach)
5
Gustav Robert Schlumberger Liberal-
demokraten
Oberelsaß Wahlkreis Gebweiler-Sulz
(Kanton Gebweiler und die Gemeinden Sulz und Jungholz)
6
Joseph Rudolf Zentrum Oberelsaß Wahlkreis Bollweiler-Ensisheim-Rufach
(Kanton Ensisheim und Kanton Rufach sowie Kanton Sulz ohne die Gemeinden Sulz und Jungholz)
7
Leopold Emmel SPD Oberelsaß Wahlkreis Mülhausen I
(Polizeireviere I und VI der Stadt Mülhausen)
8
Joseph Schilling SPD Oberelsaß Wahlkreis Mülhausen II
(Polizeireviere II und III der Stadt Mülhausen)
9
Eduard Drumm Liberal-
demokraten
Oberelsaß Wahlkreis Mülhausen III
(Polizeireviere IV und V der Stadt Mülhausen)
10
Jean Martin SPD Oberelsaß Wahlkreis Mülhausen-Land
(Kanton Mülhausen-Nord und Kanton Mülhausen-Süd ohne die Stadt Mülhausen)
11
Joseph Brom Zentrum Oberelsaß Wahlkreis Hüningen-Sierenz
(Kanton Hüningen sowie den Gemeinden Bartenheim, Kembs, und Sierenz)
12 [12]
Médard Jules Brogly Zentrum Oberelsaß Wahlkreis Habsheim-Landser
(Kanton Habsheim und Kanton Landser ohne die Gemeinden Bartenheim, Kembs, und Sierenz)
13 [13]
Emile Wetterlé Zentrum, NB Oberelsaß Wahlkreis Rappoltsweiler-Kaysersberg
(Kanton Rappoltsweiler und Kanton Kaysersberg)
14
Laurent Meyer SPD Oberelsaß Wahlkreis Markirch-Schnierlach
(Kanton Markirch und Kanton Schnierlach)
15
Joseph Remy Zentrum Oberelsaß Wahlkreis Sennheim-Masmünster
(Kanton Sennheim und Masmünster, sowie Kanton Thann ohne die Gemeinden Altthann, Bitschweiler, Thann und Weiler)
16
Eugène Müller Zentrum Oberelsaß Wahlkreis Thann-St. Amarin
(Gemeinden Altthann, Bitschweiler, Thann und Weiler vom Kanton Thann, sowie Kanton St. Amarin)
17
Georg Wolf (Straßburg) Liberal-
demokraten
Unterelsaß Wahlkreis Straßburg I
(Kanton Nord westlich der Ill, ohne den westlich des Straßenzugs Blauwolkengasse-Meisengasse-An den Gewerbslauben gelegenen Teil, der westlich der Ill gelegene Teil des Kantons Ost und der östlich der Straße Alter Fischmarkt gelegene Teil des Kantons Süd)
18 2. Vizepräsident
Karl Burger Liberal-
demokraten
Unterelsaß Wahlkreis Straßburg II
(Kanton Nord östlich der Ill und Kanton Ost östlich der Ill)
19
Eugen Imbs SPD Unterelsaß Wahlkreis Straßburg III
(Kanton Süd ohne den östlich der Straße Alter Fischmarkt gelegenen Teil und der südlich des Straßenzugs Weißturmstraße-Weißturmring-Königshofener Straße gelegene Teil des Kantons West)
20
Georg-Wilhelm Wolfer SPD Unterelsaß Wahlkreis Straßburg IV
(Kanton West ohne den südlich des Straßenzugs Weißturmstraße-Weißturmring-Königshofener Straße gelegenen Teil sowie der westlich des Straßenzugs Blauwolkengasse-Meisengasse-An den Gewerbslauben gelegenen Teil des Kantons Nord)
21 Schriftführer
Bernhard Böhle SPD Unterelsaß Wahlkreis Straßburg V
(die außerhalb der Umwallung gelegenen Teile der Kantone Straßburg Ost (Neudorf) und Straßburg Süd (Neuhof))
22 1. Vizepräsident
Jacques Peirotes SPD Unterelsaß Wahlkreis Straßburg VI
(die außerhalb der Umwallung gelegenen Teile der Kantone Straßburg Nord (Ruprechtsau) und Straßburg West (Königshofen, Kronenburg, Grüneberg))
23
Richard Fuchs SPD Unterelsaß Wahlkreis Schiltigheim
(Kanton Schiltigheim ohne die Gemeinden Achenheim, Breuschwickersheim, Hangenbieten, Ittenheim, Kolbsheim, Lampertheim, Mundolsheim, Oberschäffolsheim, Reichstett und Suffelweyersheim)
24
Laurent Fischer Zentrum Unterelsaß Wahlkreis Brumath
(Kanton Brumath und die Gemeinden Lampertheim, Mundolsheim, Reichstett und Suffelweyersheim vom Kanton Schiltigheim)
25
Franz Joseph Fix fraktionslos Unterelsaß Wahlkreis Truchtersheim-Hochfelden
(Kanton Truchtersheim und Kanton Hochfelden, sowie die Gemeinden Achenheim, Breuschwickersheim, Hangenbieten, Ittenheim, Kolbsheim und Oberschäffolsheim vom Kanton Schiltigheim)
26
Alphonse Gilliot Zentrum Unterelsaß Wahlkreis Erstein-Benfeld
(Kanton Erstein ohne die Gemeinde Hindisheim, Kanton Benfeld, sowie die Gemeinden Walf und Zellweiler vom Kanton Oberehnheim)
27 Schriftführer
Franz Xaver Martz Zentrum Unterelsaß Wahlkreis Geispolsheim-Oberehnheim
(Kanton Geispolsheim, Kanton Oberehnheim ohne die Gemeinden Walf und Zellweiler und die Gemeinde Hindisheim vom Kanton Erstein)
28
Karl Hauss Zentrum Unterelsaß Wahlkreis Hagenau
(Kanton Hagenau)
29
Georg Atzel fraktionslos Unterelsaß Wahlkreis Bischweiler
(Kanton Bischweiler)
30
Johannes Michel Liberal-
demokraten
Unterelsaß Wahlkreis Niederbronn
(Kanton Niederbronn)
31
Michel Heysch SPD Unterelsaß Wahlkreis Schirmeck-Saales-Rosheim
(Kanton Schirmeck, Kanton Saales und Kanton Rosheim)
32
Nicolaus Delsor Zentrum, NB Unterelsaß Wahlkreis Molsheim-Wasselnheim
(Kanton Molsheim und Kanton Wasselnheim)
33
Joseph Pfleger Zentrum Unterelsaß Wahlkreis Schlettstadt-Markolsheim
(Kanton Schlettstadt ohne die Gemeinden Diefenthal und Scherweiler und Kanton Markolsheim)
34 [14]
Alphons Schott Zentrum Unterelsaß Wahlkreis Barr-Weiler
(Kanton Barr und Kanton Weiler sowie die Gemeinden Diefenthal und Scherweiler vom Kanton Schlettstadt)
35
Heinrich Wiltberger Zentrum Unterelsaß Wahlkreis Weißenburg-Lauterburg-Selz
(Kantone Weißenburg, Lauterburg und Selz)
36
Alfred Wolf (Hunspach) Liberal-
demokraten
Unterelsaß Wahlkreis Sulz unterm Walde-Wörth
(Kanton Sulz unterm Wald und Wörth)
37
Louis François Marie Auguste Knoepffler Zentrum Unterelsaß Wahlkreis Zabern-Maursmünster
(Kanton Zabern und Kanton Maursmünster)
38
Georg Wehrung Liberal-
demokraten
Unterelsaß Wahlkreis Saarunion-Drulingen
(Kanton Saarunion und Kanton Drulingen)
39
Eduard Meyer Liberal-
demokraten
Unterelsaß Wahlkreis Buchsweiler-Lützelstein
(Kanton Buchsweiler und Kanton Lützelstein)
40
Max Donnevert Liberal-
demokraten
Lothringen Wahlkreis Metz I
(Stadtkanton Metz I (mit Devant-les-Ponts), Sektion III vom Stadtkanton Metz III sowie der nördlich des Straßenzugs Judenstraße, Heiligkreuzplatz, Trinitarierstraße, Schmiedeplatz, Ecke Marchantstraße-Paixhannsstraße gelegene Teil vom Stadtkanton Metz II)
41
Nikolaus Jung Lothringer
Block
Lothringen Wahlkreis Metz II
(Stadtkanton Metz II ohne den nördlich des Straßenzugs Judenstraße, Heiligkreuzplatz, Trinitarierstraße, Schmiedeplatz, Ecke Marchandstraße–Paixhannsstraße gelegenen Teil (mit Plantières-Queuleu) sowie Sektion IV vom Stadtkanton Metz III)
42
Louis Pierson Lothringer
Block
Lothringen Wahlkreis Gorze-Verny-Pange
(Kantone Gorze, Verny und Pange)
43
Adolf Heinrich Karl Steinmetz Liberal-
demokraten
Lothringen Wahlkreis Montigny-Sablon
(Gemeinden Amanweiler, Augny, Ban-St. Martin, Bronvaux, Fêves, Longeville, Lorry, Maxe, Montigny, Moulins bei Metz, Norroy-le-Veneur, Plesnois, Plappeville, St. Privat, Saulny, Scy, Semécourt und Woippy vom Kanton Metz-Land)
44
Johann Norbert Hinsberg Liberal-
demokraten
Lothringen Wahlkreis Vigy-Rombach
(Kanton Vigy sowie Kanton Metz-Land ohne die Gemeinden Amanweiler, Augny, Ban-St. Martin, Bronvaux, Fêves, Longeville, Lorry, Maxe, Montigny, Moulins bei Metz, Norroy-le-Veneur, Plesnois, Plappeville, Sablon, St. Privat, Saulny, Scy, Semécourt und Woippy)
45
Alexis Weber Lothringer
Block
Lothringen Wahlkreis Bolchen-Falkenberg
(Kanton Bolchen ohne die Gemeinden Bettingen, Gelmingen, Girlingen, Hallingen, Kuhmen, Mengen, Pieblingen, Teterchen, Valmünster und Welwingen und Kanton Falkenberg)
46
Joseph Bourger Lothringer
Block
Lothringen Wahlkreis Busendorf-Teterchen
(Kanton Busendorf und die Gemeinden Bettingen, Gelmingen, Girlingen, Hallingen, Kuhmen, Mengen, Pieblingen, Teterchen, Valmünster und Welwingen vom Kanton Bolchen)
47
Johann Labroise Lothringer
Block
Lothringen Wahlkreis Château-Salins-Delme-Vic
(Kantone Château-Salins und Delme sowie die Gemeinden Geistkirch, Klein Bessingen, Lezey, Marsal, Moyenvic, Vic und Xanrey vom Kanton Vic)
48
Maurice Barthélémy Lothringer
Block
Lothringen Wahlkreis Albesdorf-Dieuze
(Kantone Albesdorf und Dieuze sowie Kanton Vic ohne die Gemeinden Geistkirch, Klein Bessingen, Lezey, Marsal, Moyenvic, Vic und Xanrey)
49
François Zimmer Lothringer
Block
Lothringen Wahlkreis Diedenhofen-Großhettingen
(Kanton Diedenhofen und die Gemeinden Entringen, Escheringen, Garsch, Groß Hettingen, Kanfen, Oetringen, Suftgen und Wollmeringen vom Kanton Kattenhofen)
50 Schriftführer
Fernand Schuman Lothringer
Block
Lothringen Wahlkreis Kattenhofen-Sierck-Metzerwiese
(Kanton Kattenhofen ohne die Gemeinden Entringen, Escheringen, Garsch, Groß Hettingen, Kanfen, Oetringen, Suftgen und Wollmeringen sowie Kantone Sierck und Metzerwiese)
51
François Fick Lothringer
Block
Lothringen Wahlkreis Fentsch-Algringen
(Kanton Fentsch und den Gemeinden Nilvingen, Kneuttingen und Algringen vom Kanton Hayingen)
52
Nicolas Engel Lothringer
Block
Lothringen Wahlkreis Hayingen-Großmoyeuvre
(Kanton Hayingen ohne die Gemeinden Nilvingen, Kneuttingen und Algringen sowie Kanton Großmoyeuvre).
53
Joseph Collet Zentrum Lothringen Wahlkreis Forbach
(Kanton Forbach ohne die Gemeinden Farschweiler, Kochern, Merlenbach und Thedingen)
54
Louis Hackspill Liberal-
demokraten
Lothringen Wahlkreis St. Avold
(Kanton St. Avold und die Gemeinden Farschweiler, Kochern, Merlenbach und Thedingen vom Kanton Forbach)
55
Victor Michel Heymès Zentrum Lothringen Wahlkreis Großtänchen-Saaralben
(Kantone Großtänchen und Saaralben)
56
Georg Müller Zentrum Lothringen Wahlkreis Saarburg-Lörchingen
(Kantone Saarburg und Lörchingen)
57
Louis Meyer (Walscheid) Zentrum Lothringen Wahlkreis Pfalzburg-Finstingen-Rixingen
(Kantone Pfalzburg, Finstingen und Rixingen)
58
Franz Hoen Zentrum Lothringen Wahlkreis Saargemünd
(Kanton Saargemünd und die Gemeinden Achen, Groß Rederchingen und Kalhausen vom Kanton Rohrbach)
59
Jakob Hessemann Zentrum Lothringen Wahlkreis Bitsch-Rohrbach-Wolmünster
(Kantone Bitsch und Wolmünster sowie Kanton Rohrbach ohne die Gemeinden Achen, Groß Rederchingen und Kalhausen)
60

Wahlkreise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemäß Wahlgesetz[15] wurden je Landkreis eine festgelegte Zahl von Ein-Personen-Wahlkreisen so durch kaiserliche Verordnung bestimmt, dass die Bevölkerung des Verwaltungskreises möglichst gleichmäßig auf die einzelnen Wahlkreise verteilt wird und die Wahlkreise örtlich zusammenhängen. Auf die Landkreise entfielen folgende Wahlkreise:

Kreis Abgeordnetenzahl
Altkirch (Kreis) 2 Abgeordnete
Colmar (Kreis) 3 Abgeordnete
Gebweiler (Kreis) 2 Abgeordnete
Mülhausen (Kreis) 6 Abgeordnete
Rappoltsweiler (Kreis) 2 Abgeordnete
Thann (Kreis) 2 Abgeordnete
Straßburg (Stadtkreis) 6 Abgeordnete
Straßburg (Landkreis) 3 Abgeordnete
Erstein (Kreis) 2 Abgeordnete
Hagenau (Kreis) 3 Abgeordnete
Molsheim (Kreis) 2 Abgeordnete
Schlettstadt (Kreis) 2 Abgeordnete
Weißenburg (Kreis) 2 Abgeordnete
Zabern (Kreis) 3 Abgeordnete
Metz (Stadtkreis) 2 Abgeordnete
Metz (Landkreis) 3 Abgeordnete
Bolchen (Kreis) 2 Abgeordnete
Château-Salins (Kreis) 2 Abgeordnete
Diedenhofen-Ost (Kreis) 2 Abgeordnete
Diedenhofen-West (Kreis) 2 Abgeordnete
Forbach (Kreis) 3 Abgeordnete
Saarburg (Kreis) 2 Abgeordnete
Saargemünd (Kreis) 2 Abgeordnete

Im Ersten Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs bestanden bei der deutsch-konservativen Reichsleitung Zweifel an der Loyalität der Bewohner des Reichslandes zum Deutschen Reich. Dies galt auch für eine Reihe von Abgeordneten des Landtages. Die militärische Führung in Elsaß-Lothringen fürchtete eine kritische Debatte des Krieges. Anstelle der diskutierten Auflösung des Landtags wurde beschlossen, dass der Landtag zwar tagen durfte, um den Landeshaushalt und anstehende Gesetze zu beschließen, die Beschlussfassung jedoch ohne politische Debatte zu erfolgen hatte. Unter diesen Voraussetzungen erfolgte die 1915er Session des Landtags vom 8. bis 15. April 1915. Im Folgejahr setzten die Abgeordneten durch, dass zumindest in nichtöffentlicher Sitzung der Budgetkommission eine offene Debatte erfolgen durfte. Im Landtag erfolgte sowohl in der 1916er Session vom 26. April bis 26. Mai 1916 als auch in der des Jahres 1917 (5. Juni bis 12. Juli 1917) und in der letzten regulären Session vom 12. bis 30. April 1918 keine Debatte mehr.[16]

1918/19[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 11. November 1918 erklärte sich der Landtag Elsaß-Lothringens zum Nationalrat und damit zur alleinigen Autorität des Reichslandes. Man rief einen Tag später ein souveränes Elsaß-Lothringen aus und übernahm damit alle Aufgaben des Ministeriums und des Reichsstatthalters. Diese Eigenständigkeit wurde jedoch von der französischen Besatzungsmacht nicht anerkannt. Am 6. Dezember 1918 sprach sich der Landtag für den Anschluss an Frankreich aus. Das Reichsland Elsaß-Lothringen und mit ihm der Landtag wurde am 17. Oktober 1919 aufgelöst und fortan von einer Generaldirektion in Paris verwaltet.

Gebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

ehem. Gebäude des Landesausschusses, heute Théâtre National de Strasbourg
Erdgeschoss-Grundriss des Gebäudes

Das Landesausschuss-Gebäude wurde nach einem 1886 durchgeführten Architektenwettbewerb von 1888 bis 1892 nach einem überarbeiteten Wettbewerbsentwurf der Architekten August Hartel und Skjøld Neckelmann erbaut; da Hartel bereits 1890 starb und Neckelmann als Haupt-Entwurfsurheber galt, nennen auch viele zeitgenössische Quellen nur Neckelmann.[17] Die Architektur des Gebäudes lässt sich der Neorenaissance zuordnen, zeitgenössisch wurde sie auch als „in den Formen einer edlen Spätrenaissance“ charakterisiert.[17] Aus heutiger Sicht lassen sich aber auch Tendenzen zum Klassizismus bzw. Neoklassizismus erkennen. Das Haus steht in städtebaulichem Zusammenhang mit anderen die deutsche Herrschaft repräsentierenden Bauten am damaligen Kaiserplatz. Während des Ersten Weltkriegs war im Landesausschuss-Gebäude ein Lazarett untergebracht[18], später das Konservatorium der Stadt Straßburg. Das nach Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg teilweise verändert instandgesetzte Gebäude ist heute der Sitz des Théâtre national de Strasbourg.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wahlen in Deutschland
  • Statistisches Landesamt für Elsass-Lothringen: Die Landtagswahlen von 1911 in Elsass-Lothringen. Sondernummer der Nachrichten des Statistischen Landesamts für Elsass-Lothringen. Druckerei der Straßburger Neuesten Nachrichten AG, Straßburg 1911, S. 5–37.
  • Hermann Hiery: Wahlen und Wahlverhalten im Reichsland Elsaß-Lothringen 1871–1914. In: Ara und Kolb: Grenzregionen im Zeitalter der Nationalismen – Elsaß-Lothringen / Trient-Triest. 1998
  • Regierung und Landtag von Elsaß-Lothringen 1911–1916. Biographisch-statistisches Handbuch. Mühlhausen 1911
  • Verhandlungen der Zweiten Kammer des Landtags für Elsaß-Lothringen. (12 Bände), Straßburger Druckerei und Verlagsanstalt, vormals R. Schultz u. Comp., 1912–1917
  • Verfassung vom 31. Mai 1911 Online

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Landtag of Reichsland Elsaß-Lothringen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Reichsgesetzblatt 1874, S. 492, Gesetzblatt für Elsaß-Lothringen 1874, S. 37, Text des Erlasses
  2. Gesetz auf Wikisource; hier: § 12 ff.
  3. Text der Verfassung von 1911 (Memento des Originals vom 26. Mai 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.verfassungen.de
  4. Sophie Charlotte Preibusch: Verfassungsentwicklungen im Reichsland Elsaß-Lothringen 1871-1918: Integration durch Verfassungsrecht?, 2010, ISBN 3-8305-2047-6, Seite 417 ff., online
  5. Ernest Hamburger: Juden im öffentlichen Leben Deutschlands, 1968, ISBN 3-16-829292-3, Seite 392 Online
  6. Fritz Bronner: Die Verfassungsbestrebungen des Landesausschusses für Elsaß-Lothringen 1875-1911, 1926, Seite 142–143
  7. Verordnung über die Einteilung der Landtagswahlkreise für Elsaß-Lothringen vom 3. Juli 1911 (Reichsgesetzblatt S. 267)
  8. Roth, François: Le personnel politique de la Lorraine pendant l'annexion à l'empire Allemand 1871-1918. De la France vers l'Allemagne - De l'Allemagne vers la France. In: Themenportal Europäische Geschichte (2007), online
  9. Regierung und Landtag von Elsaß-Lothringen 1911–1916. Biographisch-statistisches Handbuch. Mühlhausen 1911
  10. Wilhelm Heinz Schröder: Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs- und Landtagen 1876-1933 (BIOSOP) (Memento des Originals vom 25. September 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/zhsf.gesis.org
  11. Verordnung über die Einteilung der Landtagswahlkreise für Elsaß-Lothringen, In: Deutsches Reichsgesetzblatt Band 1911, Nr. 37, Seite 267–273, 8. Juli 1911
  12. [1]
  13. [2]
  14. [3]
  15. Wahlgesetz (Memento des Originals vom 26. Mai 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.verfassungen.de
  16. Fritz Bronner: Die Verfassungsbestrebungen des Landesausschusses für Elsaß-Lothringen 1875-1911, 1926, Seite 344
  17. a b F.: Das Landes-Ausschuss-Gebäude zu Strassburg i. E. In: Deutsche Bauzeitung, 27. Jahrgang 1893, Nr. 96 (vom 2. Dezember 1893), S. 589 f.
  18. BNU Bild