Liste der Stolpersteine in Bosnien und Herzegowina
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Die Liste der Stolpersteine in Bosnien und Herzegowina enthält die Stolpersteine, die In Bosnien und Herzegowina verlegt wurden. Stolpersteine sind ein Projekt des Künstler Gunter Demnig. Sie erinnern an das Schicksal der Menschen, die von den Nationalsozialisten ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Stolpersteine liegen im Regelfall vor dem letzten selbstgewählten Wohnsitz des Opfers.
Der erste Stolperstein in Bosnien und Herzegowina wurde am 29. April 2024 in Sarajevo, der Hauptstadt des Staates, verlegt.
Zur Lage der Juden in Bosnien und Herzegowina
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Rolle der Juden in Bosnien und Herzegowina muss im Kontext von Gesamt-Jugoslawien gesehen werden, denn Teil dieses Staates war Bosnien und Herzegowina von 1918 bis 1941 und von 1945 bis 1991. Die Volkszählung von 1931 ergab im gesamten Staatsgebiet Jugoslawiens eine Zahl von 71.000 Juden. Bis 1941 stieg die Zahl auf 80.000, darin enthalten rund 4.000 Flüchtlinge aus Deutschland, Österreich und anderen Ländern unter Kontrolle des NS-Regimes. 60 Prozent der Juden Jugoslawiens stammten von Aschkenasim ab, 40 Prozent von Sephardim. Zu den Ballungszentren jüdischen Lebens zählte – neben Belgrad und Zagreb – auch Sarajevo mit rund 10.000 Personen.[1]
Im Rahmen der ersten Zerschlagung Jugoslawiens im Jahre 1941 wurde Bosnien und Herzegowina dem Vasallenstaat Hitlers, Kroatien, zugeschlagen. Dort wurde ein Völkermord an sogenannt fremdländischen Elementen durchgeführt – an Hunderttausenden Serben, an Juden und Zigeunern. Unmittelbar nach Staatsgründung wurden die Nürnberger Gesetze in Kraft gesetzt, die Juden wurden isoliert und schikaniert, sie mussten den Judenstern tragen. Bereits im August 1941 wurden 5.000 kroatische Juden nach Auschwitz deportiert, Ende 1941 waren zwei Drittel aller Juden im Gebiet des Unabhängigen Staates Kroatien festgenommen.
Im Mai 1943 wurden erneut 2.000 Juden in den Osten verschleppt. Die meisten Juden Kroatiens waren im Konzentrationslager Jasenovac interniert und wurden dort von der Ustaša ermordet. Retten konnte sich nur, wer rechtzeitig in die italienische Besatzungszone flüchten konnte.[2] Die Tagebücher des 11-jährigen Đura Rajs zeichnen ein plastisches Bild der Verzweiflung und der Ängste jüdischer Familien in Jugoslawien.[3]
Verlegte Stolpersteine
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mostar
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Mostar wurden zwei Stolpersteine an unterschiedlichen Adressen verlegt.
Stolperstein | Übersetzung | Verlegeort | Name, Leben |
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HIER WOHNTE/LEBTE | Španski trg 1 Mostar | Berta Bhergman, geborene Bergmann, wurde am 10. Mai 1894 in der Nähe von Sarajevo geboren. Sie war die älteste Tochter des Eisenbahners Josip Bergmann und dessen Ehefrau Ernestina. Sie entstammte einer Familie von Aschkenasim, die sich sehr um die Ausbildung ihrer Töchter bemühte. Berta und ihre Schwester Marija waren die ersten weiblichen Abiturienten in Bosnien und Herzegowina. Die Schwestern wurden zum Hochschulstudium nach Wien geschickt, wo Berta im Jahre 1918 nach ihrem Medizinstudium promoviert wurde. Sie kehrte nach Bosnien zurück und arbeitete als Kinderärztin an verschiedenen Orten, darunter auch Banja Luka. Vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde ihr die Leitung der "School Polyclinic" in Mostar übertragen. Nach der Machtergreifung der Ustaschi schloss sie sich der Widerstandsbewegung an und unterstützte diese mit Rat und Tat. Sie behandelte Verwundete, bildete Krankenschwestern aus und stellte Verbandsmaterial bereit. Ihre Wohnung wurde zu einem Durchgangslager für jüdische Flüchtlinge aus Sarajevo, die sich in die italienische Zone retten wollten. Sie wurde verhaftet, freigelassen und erneut verhaftet. Nach der zweiten Verhaftung, die am 15. Januar 1945 erfolgte, wurde sie in das KZ Jasenovac verschleppt und dort hingerichtet. Die ganze Familie war im Widerstand aktiv. Ihr Bruder, ein Neffe und eine Nichte wurden von den Ustashi ermordet. Ihre Schwestern Marija und Lujza sowie Marijas Tochter konnten das NS-Regime und den Holocaust überleben. Berta Bhergman gilt als Pionierin der Frauenbildung in ihrem Heimatland. Ihrer wird gedacht auf dem Partisanendenkmal von Mostar, auf Gedenktafeln am Gymnasium in Mostar, welches sie besuchte, und an der Militärischen Medizinakademie in Belgrad. Ihr Name findet auch auf dem Holocaust-Denkmal am Friedhof von Mostar.[4] | |
HIER WOHNTE/LEBTE | Mostarskog Bataljona bb Mostar | Sigmund Žiga Mandelbaum (1883–1943) https://partizansko.info/partizan/oskar-s-mandelbaum/ |
Sarajevo
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Sarajevo finden sich sechs Stolpersteine an fünf Adressen.
Stolperstein | Übersetzung | Verlegeort | Name, Leben |
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HIER ARBEITETE LEON FINCI GEB. 1914 ERMORDET 1941 IM KZ JASENOVAC | Ćumurija 9 Sarajevo | Leon Finci (1897–1942) war Oberrabbiner. Verheiratet mit Lotti. [1] | |
HIER LEBTE DR. MORIC LEVI GEB. 1879 GETÖTET 1942 IN EINEM LAGER IN GRAZ | Branilaca Sarajeva 24 Sarajevo | Moric Levi (1879–1942) war Theologe, Historiker und sephardischer Oberrabbiner. Er war verheiratet und hatte zwei Kinder. | |
Ulica Trampina 4 Sarajevo | Avram Levi Sadić (1868–1944), Gründer der Sockenfabrik „Ključ“ | ||
HIER LEBTE DANIEL OZMO GEB. 1912 ERMORDET 1942 IM KZ JASENOVAC | Gimnazijska 3 Sarajevo | Daniel Ozmo (1912–1942) war Künstler. | |
HIER LEBTE LAURA PAPO BOHORETA GEB. 1891 ERMORDET 1942 IN SARAJEVO | Velika avlija Laure Papo Bohorete Sarajevo | Laura Papo Bohoreta (1891–1942), Schriftstellerin, Historikerin, Übersetzerin und eine der ersten Feministinnen in Bosnien und Herzegowina | |
HIER LEBTE MARCEL SNEIDER GEB. 1900 ERMORDET 1941 IM KZ JADOVNO | Gimnazijska 3 Sarajevo | Marcel Sneider (1900–1941) war Mathematiker und Physiker.[5] |
Verlegedaten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 29. April 2024: Sarajevo
- 16. Mai 2024: Mostar
Angekündigt wurden auch Verlegungen in Banja Luka und Doboj.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stolpersteine.eu, Demnigs Website
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Enzyklopädie des Holocaust. Band II, S. 718.
- ↑ Enzyklopädie des Holocaust. Band II, S. 721.
- ↑ USHMM: Diary of Đura Rajs, abgerufen am 9. Juni 2024.
- ↑ Partizansko spomen-groblje: dr Berta J. BERGMAN, abgerufen am 8. September 2024(engl.)
- ↑ Židovski biografski leksikon: SCHNEIDER, Marcel