Lootbox

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Öffnen einer Lootbox, Darstellung beispielhaft

Eine Lootbox (engl. loot ‚Beute‘, ‚Raubgut‘ und boxKiste‘), auch als Loot Crate, Prize Crate oder Beutebox bekannt, ist ein virtueller Behälter in Computerspielen, der eine zufällige Sammlung bestimmter Items, zum Beispiel Waffen und spezielle Gegenstände, enthält. Die Boxen können im Spiel freigeschaltet, gefunden oder gekauft werden.[1] Der Kauf kann dabei durch eine Spielewährung oder Echtgeld stattfinden, meistens aber muss die Spielewährung wiederum mit Echtgeld gekauft werden.

Spieleentwickler machen durch Lootboxen normalerweise zusätzlichen Profit. Lootboxen sind allerdings ein Glücksspiel und die Spieleentwickler werden dafür kritisiert, durch deren Implementation Spielsucht auszulösen und finanziell auszunutzen. In manchen EU-Staaten wurden Lootboxen in den letzten Jahren daher gesetzlich reguliert, allerdings noch nicht in Deutschland.[2]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Einsatz von Lootboxen steht oft in der Kritik, Pay-to-win-Systeme anzutreiben, wenn durch normales Spielen die wichtigen Gegenstände schwer erreichbar sind und (zusätzlich) zahlende Spieler so unfaire Vorteile erhalten.[3] Die Preispolitik sei dabei oft nicht angemessen, mache aus einem Free-to-play-Spiel ein zahlungspflichtiges Spiel oder erhöhe den Preis eines bereits gekauften Spiels noch einmal. Viele Funktionen, die eigentlich bereits im Spiel enthalten sein sollten, würden somit ausgelagert.[4] Zudem wird Lootboxen ein Suchtpotenzial vorgeworfen, da sie nach Meinung der Kritiker einen Glücksspielmechanismus darstellen („Gamblification“[3]) und falsche Erwartungen wecken.[5] Demgegenüber argumentiert die Anbieterseite, Lootboxen seien, da der Zufall nicht zwischen Gewinn und Verlust entscheide, sondern nur über den exakten Inhalt des Erworbenen, eher mit Sammelbildern oder Überraschungseiern zu vergleichen.[6]

Von der Politik wird diskutiert, ob Ingame-Käufe in Spielen verboten werden sollen, bei denen man nicht weiß, was man dafür eigentlich erhält. Die Entertainment Software Association (ESA), eine Organisation, die aus dem Zusammenschluss mehrerer großer Computerspiele-Publisher wie Electronic Arts, Ubisoft, Activision oder auch Take 2 Interactive besteht, streitet die Vorwürfe auf Glücksspiel allerdings ab, da die Entscheidung beim Spieler liege und es sich oft um optionale und optische Funktionen handle, die sich nicht zwangsläufig auf das Gameplay auswirken und sich oft auch durch das Spielen „verdienen“ ließen.[7][8][9]

Die Lootboxen in dem 2017 erschienenen Computerspiel Star Wars: Battlefront II wurden kritisiert und sorgten im Internet für einen Shitstorm. Der Börsenwert von Electronic Arts fiel um 3,1 Milliarden US-Dollar. Beanstandungen kamen dabei hauptsächlich aus den USA, dem Vereinigten Königreich, Belgien, Frankreich und Deutschland.[10][11] Allgemein steht das Unternehmen in der Kritik wegen Micropayments.[12] Die belgische Glücksspiel-Kommission sah darin einen Verstoß gegen das Glücksspielgesetz und forderte ein EU-weites Verbot. Die britische und dänische Kommission hingegen sahen dies nicht so.[13][14][15] Außerdem wurde von Politikern ein Kinder- und Jugendschutz gefordert, da dies bei anderen Formen des finanziellen Glücksspiels auch erst bei dem Verlassen des Schutzalters des jeweiligen Landes möglich sei. Kinder und Jugendliche seien sich der Folgen und Konsequenzen nicht bewusst und ließen sich leichter manipulieren.[16][9] Die Freien Wähler in Bayern wollten das Mindestalter für Lootboxen-Spiele auf 18 Jahre steigern. Ihr Antrag wurde zwar abgelehnt, das Thema erhielt allerdings Zuspruch von der CSU und der SPD, die ebenfalls Dringlichkeitsanträge einreichten.[17][18][19] Die vom game – Verband der deutschen Games-Branche getragene Unterhaltungssoftware-Selbstkontrolle (USK) forderte Eltern auf, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und ihre Kinder darüber aufzuklären.[20][21]

In Kritik geriet außerdem das Unternehmen Blizzard für die Spiele Overwatch und Hearthstone: Heroes of Warcraft.[22]

Rechtliche Situation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die obersten deutschen Glücksspielaufsichtsbehörden haben im Herbst 2017 mittels eines sog. Länderumlaufverfahrens die Glücksspieleigenschaft von Lootboxen nach deutschem Recht evaluiert. Im Ergebnis kamen die Glücksspielbehörden zum Ergebnis, Lootboxen seien nach deutschem Recht kein Glücksspiel.[23] Zudem besteht auch in der juristischen Literatur die Ansicht, dass Lootboxen die rechtlichen Anforderungen des Glücksspiels nicht erfüllen.[24]

DAK-Vorstandschef Andreas Storm ist der Meinung, dass man eine bessere Aufklärung über gewisse Risiken benötige. Zudem fordert er ein konkretes Verbot von Lootboxen in Deutschland, welche Gamer für lange Spielzeiten oder Geldeinzahlungen belohnten. Er spricht von Tricks, die der Industrie gelängen, um Jugendliche dazu zu bringen, Zeit und Geld zu verlieren.[25]

Österreich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das österreichische Bezirksgericht Hermagor hatte im März 2023 Sony zur Rückerstattung von Zahlungen für FIFA-Lootboxen verurteilt. Daraufhin gingen Sony und der amerikanische Entwickler von Computerspielen Electronic Arts (EA) in Berufung. Das Landesgericht Wien hat als Berufungsgericht im August 2023 in einem weiteren Urteil die FIFA-Packs als illegales Glücksspiel verurteilt und Sony und EA zur Rückerstattung von mehreren Tausend Euro verpflichtet, die ein FIFA-Spieler über den Prozessfinanzierer Padronus und die Rechtsanwaltskanzlei Salburg auf zivilrechtlichem Weg zurückgefordert hatte.[26]

Vereinigtes Königreich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Unterhaus im Vereinigten Königreich forderte im September 2019, dass Lootboxen als Glücksspiel eingestuft werden sollen.[27][28]

Belgien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Belgian Gaming Commission hat bereits im Jahr 2018 vier Spiele auf Hinweise auf illegales Glücksspiel untersucht. Dabei ging es konkret um FIFA 18, Overwatch, Star Wars: Battlefront II und Counter-Strike: Global Offensive. Daraufhin wurden diese Spiele von der Behörde als illegales Glücksspiel eingestuft. Die Spieleentwickler müssen somit die Lootboxen aus ihren Spielen entfernen, ansonsten drohen den Unternehmen dementsprechende Geldstrafen oder sogar Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren. Kommt es zu einem Verkauf an minderjährige Spieler, verdoppelt sich sogar das Strafmaß.[29]

Niederlande[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch die niederländische Glücksspiel-Behörde kam mit Hilfe einer Studie zu dem Ergebnis, vier von zehn Spielen mit Lootboxen verstießen gegen das Glücksspielgesetz. Kommt es zu keiner Änderung des Geschäftsmodells ist es der Behörde gestattet, Strafen oder Verbote zu verhängen. Über die genauen Namen der Spiele gibt die Behörde keine Auskunft. Jedoch sind die Kriterien einer Beurteilung, ob es sich um einen Gesetzesverstoß handelt, genau festgelegt.[30]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Patrick Ehinger, Lukas Schadomsky: Der In-Game-Verkauf von Lootboxen – jugendgefährdendes Glücksspiel oder bloßes Transparenzproblem? In: Kommunikation & Recht, März 2018, S. 145–149.
  • Robert Schippel: Sind Lootboxen Glücksspiel? In: Wettbewerb in Recht und Praxis, Ausgabe April 2018, ISSN 0172-049X, S. 409–411.

Dokumentarfilme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Michael Stahl: Was ist eine Lootbox? Einfach erklärt. In: Chip Online. 26. November 2017, abgerufen am 26. September 2019.
  2. Nora Nemitz: Warum Lootboxen in Deutschland (noch) kein Glückspiel sind. In: Netzpolitik.org. 19. Januar 2024, abgerufen am 24. Januar 2024.
  3. a b Jenny Bargetzi: In der Schweiz verbreitet sich ein Gaming-Trend mit teuren Folgen. In: Neue Zürcher Zeitung. 6. Oktober 2023, abgerufen am 5. Dezember 2023.
  4. Michael Cherdchupan, Benedikt Plass-Flässenkämper, Lukas Schmid: Der Lootbox-Report: Eine Lotterie, die Spiele schlechter macht. In: PC Games. 2. Dezember 2017, abgerufen am 30. Dezember 2017.
  5. Rainer Sigl: Abzocke in Videospielen: Zahlen, spielen, noch mal zahlen. In: Der Spiegel. 19. November 2017, abgerufen am 7. Februar 2018.
  6. Positionspapier „Lootboxen“ in Games. (PDF) In: Homepage des Verbands game – Verband der deutschen Games-Branche. 11. Oktober 2019, abgerufen am 11. Oktober 2023.
  7. Lootboxen: Laut Publisher-Organisation ESA kein Glücksspiel. In: PC Games Hardware. 24. November 2017, abgerufen am 9. Februar 2018.
  8. Die Entertainment Software Association sieht kein Glücksspiel in Lootboxen. In: xboxmedia.de. 23. November 2017, abgerufen am 24. März 2018.
  9. a b Beuten Mikrotransaktionen und Lootboxen die Spieler aus? In: Der Standard. 2. Dezember 2017, abgerufen am 2. Dezember 2017.
  10. Lootboxen: Französischer Politiker kritisiert Glücksspiel-Ähnlichkeit. In: PC Games Hardware. 26. November 2017, abgerufen am 27. April 2018.
  11. Eike Kühl: „Star Wars: Battlefront II“ – Ist das noch Videospiel oder schon Glücksspiel? In: zeit.de. 24. November 2017, abgerufen am 28. Mai 2018.
  12. Dominik Zwingmann: Star Wars Battlefront 2: EA-Aktie bricht nach Lootbox-Kontroverse ein. In: PC Games. 29. November 2017, abgerufen am 24. August 2018.
  13. Robin Rüther: Lootboxen – Belgische Glücksspielkommission nimmt Battlefront 2 und Overwatch ins Visier. In: GameStar. 16. November 2017, abgerufen am 26. September 2018.
  14. Lootboxen laut dänischer Kommision kein Glücksspiel. In: Gamereactor. 1. Dezember 2017, abgerufen am 23. Januar 2020.
  15. Elena Schulz: Lootboxen – Britische Kommission sieht Kriterien für Glücksspiel nicht erfüllt. In: GameStar. 26. November 2017, abgerufen am 9. März 2019.
  16. Star Wars: Battlefront 2 & Co.: Belgien will Lootbox-Verbot, US-Politiker spricht von „Casino“. In: PC Games Hardware. 22. November 2017, abgerufen am 2. Dezember 2017.
  17. Lootbox-Debatte: Freie Wähler Bayern stellen Dringlichkeitsantrag – Update. In: GamesWirtschaft. 29. November 2017, abgerufen am 25. November 2022.
  18. Marcel Kleffmann: Debatte um Beutekisten im bayerischen Landtag: Anträge von CSU, SPD und den Freien Wählern. In: 4Players. 30. November 2017, abgerufen am 2. Dezember 2017.
  19. Martin Dietrich: Lootboxen – CSU, SPD und Freie Wähler mit Eilanträgen im Landtag. In: GameStar. 30. November 2017, abgerufen am 20. Januar 2022.
  20. Lootboxen und Jugendschutz. Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle, 20. Oktober 2017, abgerufen am 2. Dezember 2017 (deutsch).
  21. Andreas Wilkens: Computerspielsucht: 465.000 auffällige Kinder und Jugendliche. In: Heise online. 19. März 2019. Abgerufen am 24. August 2023.
  22. Maurice Weber: Kolumne zur Lootbox-Epidemie – Blizzard ist schuld! In: GameStar. 27. November 2017, abgerufen am 30. März 2019.
  23. Regierung Land Brandenburg, 6. Wahlperiode: Drucksache 6/8234, Glücksspielelemente in Computerspielen (Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage Nr. 3229). (PDF) Abgerufen am 27. September 2021.
  24. Liese, Internet Cyber Gaming-Cafés als Spielhallen i. S. v. § 24 Abs. 1 GlüStV?; Ehinger/Schadomsky, K&R 2018, S. 145 ff., Schippel, WRP 2018, S. 409 ff.; Schippel, ITRB 2018, S. 88 ff.; Schwiddessen, CR 2018, S. 444 ff. und S. 512 ff.; Nickel/Feuerhake/Schelinski, MMR 2018, S. 586 ff.
  25. Computerspielsucht. DAK-Gesundheit, abgerufen am 18. Januar 2022.
  26. Alena Matta: Niederlage für Sony und EA: FIFA Lootboxen auch in zweiter Instanz als illegales Glücksspiel erklärt, mehrere Tausend Käufer fordern Geld zurück. In: Notebookcheck. 21. August 2023, abgerufen am 24. August 2023.
  27. Alex Hern, Rob Davies: Video game loot boxes should be classed as gambling, says Commons. In: The Guardian. 12. September 2019, abgerufen am 6. April 2020 (englisch).
  28. Spielkultur: Komitee des Britischen Unterhauses fordert, Beutekisten mit Glücksspiel gleichzusetzen. In: 4Players, 12. September 2019
  29. Denise Bergert: Gaming: Belgien verbietet Lootboxen. In: PC-Welt. 26. April 2018, abgerufen am 18. Januar 2022 (deutsch).
  30. Maurice Weber: Niederlande vs. Lootboxen – 4 von 10 Spielen sind illegal. In: GameStar. 19. April 2018, abgerufen am 18. Januar 2022.