Manfred Vohrer

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Manfred Vohrer 2017

Manfred Vohrer (* 21. Juni 1941 in Reutlingen) ist ein deutscher Politiker der FDP und Unternehmer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vohrer wurde als dritter Sohn des Kaufmanns Adolf Vohrer und dessen Ehefrau Klara, geb. Betz, in Reutlingen geboren. Er besuchte dort die Volksschule und anschließend das Friedrich-List-Gymnasium Reutlingen bis zur Mittleren Reife. Seine Lehrzeit schloss er mit der Facharbeiterprüfung als Rundfunk- und Fernsehmechaniker ab. Das Abitur legte er am Theodor-Heuss-Gymnasium Reutlingen ab. Zeitgleich lernte er Einzelhandelskaufmann im elterlichen Sportartikelgeschäft. Er studierte von 1963 bis 1968 Wirtschaftswissenschaften an den Universitäten in Tübingen, Lausanne und Freiburg und wurde 1971 an der Universität Freiburg mit einer Arbeit über die Mobilität der Produktionsfaktoren in der Landwirtschaft bei Constantin von Dietze promoviert. Von 1968 bis 1972 war er als Geschäftsführer des Bundes Badischer Landjugend und Leiter des Referats Jugend und Bildung beim Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband tätig.[1]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vohrer trat 1962 der FDP bei. Von 1972 bis 1983 war er Mitglied des Deutschen Bundestages. Dort war er Mitglied in folgenden Ausschüssen: Obmann im Finanzausschuss (1972–1976) und Stellvertreter im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (1972–1983). Er war von 1976 bis 1983 entwicklungspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion. Er wurde stets über die Landesliste Baden-Württemberg gewählt.

Vohrer war von 1973 bis 1983 Mitglied der Parlamentarischen Versammlung der Westeuropäischen Union und des Europarates in Straßburg. In letzterer war er Generalsekretär der liberalen Fraktion (1974–1980) und von 1980 bis 1983 Fraktionsvorsitzender der Liberalen. Von 1989 bis 1994 war er Mitglied des Europäischen Parlaments und dort Mitglied im Umweltausschuss. Als Berichterstatter im Europarat und Europäischen Parlament gab er seit 1973 Anregungen zu mehr Ökologie in der Marktwirtschaft und trat 1991 im Europäischen Parlament als Berichterstatter für „Ökonomische und fiskalische Instrumente der Umweltpolitik“ erstmals für den Emissionshandel in der Klimapolitik ein.[2]

Vohrer ist Vorsitzender des Freundeskreises Walter Scheel e.V., der zusammen mit der Walter-Scheel-Stiftung und der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit alle zwei Jahre den Walter-Scheel-Preis verleiht. Er war von 1978 bis 1990 Mitglied des Beirats der Friedrich-Naumann-Stiftung. Er ist seit 1972 Delegierter der europäischen Liberalen und der FDP auf Bundes- und Landesebene.

Vohrer ist Ehrenmitglied des Europäischen Parlaments. Ihm wurden das Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland, der Ordre national du Mérite der Französischen Republik und die Große Verdienstmedaille des Europarates verliehen.

Von Vohrer liegt ein Depositum mit Akten aus seiner politischen Tätigkeit von 1973 bis 1982 im Archiv des Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in Gummersbach.

Engagement als Unternehmer im CO2-Emissionshandel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vohrer investierte 1999 sein gesamtes Vermögen in Aufforstungsprojekte, mit denen er zur Reduktion des globalen CO2-Ausstoßes und neuerdings auch zur Verbesserung der Biodiversität beiträgt.[3] Mit seinen Aufforstungsprojekten in Argentinien, Paraguay und Uganda ist er ein Pionier der CO2-Kompensation durch Aufforstung und initiierte die Pflanzung von bisher gut 15 Millionen Bäumen.

Vohrer ist Vorstandsvorsitzender der global-woods international AG Münstertal.[4]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Landwirtschaft im Wandel. Die Denkschrift der Deutschen Landjugend-Akademie. [Fredeburg: „Landwirtschaftliche Familienbetriebe – Analyse und Möglichkeiten“]. Interpretiert von Peter Sinkwitz, Fredeburg 1970.
  • Die Analyse des Mobilitätsverhaltens der Landwirte als Basis für eine agrarische Mobilitätspolitik dargestellt anhand einer beispielhaften Untersuchung im Landkreis Freiburg. Freiburg (Breisgau), Univ., Wirtschaftswiss. Fak., Diss. 1971.
  • (Hrsg.): Ökologische Marktwirtschaft in Europa. Nomos Verlag, Baden-Baden 1992, ISBN 3-7890-2636-0, 2. Aufl. 1994, ISBN 3-7890-3639-0.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ein Leben für mehr Ökologie in der Marktwirtschaft. Dr. Manfred Vohrer. Ein Öko-Liberaler. Eine Mischung aus Biographie und Festschrift zum 80. Geburtstag. Bearbeitet von Horst Bürkle, Reutlingen 2022.
  • Rudolf Vierhaus, Ludolf Herbst (Hrsg.), Bruno Jahn (Mitarb.): Biographisches Handbuch der Mitglieder des Deutschen Bundestages. 1949–2002. Bd. 2: N–Z. Anhang. K. G. Saur, München 2002, ISBN 3-598-23782-0, S. 903.
  • Klaus Broichhausen: Bergbauer und grüner FDP-Mann. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19. August 1982.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Nach dem Lebenslauf in der Dissertation.
  2. Parliamentary Assembly of the Council of Europe, Doc. 3598 vom 9. April 1975: Report on the economic consequences of „the limits to growth“. Entschließungen des Europäischen Parlaments, A3–130/91 vom 13. Juni 1991. Manfred Vohrer (Hrsg.): Ökologische Marktwirtschaft in Europa. Nomos Verlag, Baden-Baden 1992, S. 273–280; Manfred Vohrer: Ein phantasievolles Instrumentarium ist zu entwickeln. In: Frankfurter Rundschau, 11. Dezember 1979, S. 17.
  3. Julia Winkenbach: Mit frischer Luft reich werden. In: Welt-online, 8. Februar 2004; abgerufen am 6. März 2016.
  4. Neue Hoffnung für eine Dorfgemeinschaft in Uganda. Abgerufen am 21. August 2023.