Modschiedel

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Modschiedel
Stadt Weismain
Koordinaten: 50° 2′ N, 11° 16′ OKoordinaten: 50° 1′ 54″ N, 11° 16′ 2″ O
Höhe: 465 m
Einwohner: 170 (1. Jan. 2018)[1]
Eingemeindung: 1. Januar 1976
Postleitzahl: 96260
Vorwahl: 09220
Katholische Pfarrkirche St. Johannes Baptista

Modschiedel ist ein Gemeindeteil von Weismain im oberfränkischen Landkreis Lichtenfels.

Geografische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Modschiedel befindet sich auf einer Hochebene, etwa 4,5 Kilometer östlich des Kleinziegenfelder Tals. Die Hochebene gehört zu den nördlichen Ausläufern des Frankenjuras im Naturpark Fränkische Schweiz – Frankenjura. Der Stadtkern von Weismain befindet sich etwa 6,1 Kilometer nördlich.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Historische Karte von Modschiedel aus dem Jahr 1851
Der Dorfplatz von Modschiedel in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
Der Dorfplatz von Modschiedel in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Der Dorfplatz von Modschiedel aus Blickrichtung des heutigen Kindergartens Ende des 19. Jahrhunderts

Die Geschichte des Ortes Modschiedel ist eng verbunden mit der des Adelsgeschlechtes der Modschiedler zu Gerau (Görau).

Ab dem 12. Jahrhundert wurden erstmals Modschiedler (als Adelsfamilie) genannt, vermutlich als Ministerialen, Lehensmänner oder Vasallen. Auf dem Gelände des heutigen Pfarrhauses könnte es zur damaligen Zeit einen umwehrten Hof oder einen Turmhügel gegeben haben. Die Ansiedlung von Bauern rund um dieses Anwesen ergab eine erste Siedlung.[2]

Im von Johann Gottfried Biedermann veröffentlichten Geschlechts=Register Der Reichs – Frey – unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Francken Löblichen Orts=Gebürg, erschienen im Jahr 1747, wird die erste authentische Nennung Modschiedels auf das Jahr 1300 datiert. Zusammen mit der Tatsache, dass die örtliche Pfarrei 1382 ausgegliedert wurde, liegt nahe, dass das Dorf bereits Anfang und Mitte des 14. Jahrhunderts eine verhältnismäßig große Siedlung war.[2] 1459 erhielten die Herren Modschiedel das Leibgeding der Burg Wald.[3]

Die Kirche St. Johannes Baptista in Modschiedel wurde erstmals 1382 als Kapelle erwähnt. Die erste größere Umbauphase fand zwischen 1496 und 1508 statt, bei der die Kirche in etwa ihre heutige Bauform erhielt. Der rechteckige Turm wurde 1618 erbaut, das Langhaus 1694 verlängert, die Emporen und die Holzdecke wurden 1725 eingebaut.[4] Auch in den folgenden Jahrhunderten fanden zahlreiche Baumaßnahmen statt, die insbesondere die innere Gestaltung betrafen. Aufgrund der massiven Bauweise mit einer Umwehrung, Schießscharten und Mauerstärken von teilweise dreiviertel Metern gilt die Kirche als Wehrkirche.[5]

Die Freiwillige Feuerwehr Modschiedel wurde am 23. November 1869 gegründet. 1886 wurde eine Wasserleitung von Weiden nach Modschiedel gelegt, bei der sich das Wasser in einen Brunnentrog ergoss. Dadurch konnte die häufige Wasserknappheit im Dorf beseitigt werden, die gelegentlich auch der Feuerwehr Probleme bereitet hatte.[6] 1924 wurde die Wasserleitung mit Hausanschlüssen erweitert und ein Löschwasserreservoir für die Feuerwehr angelegt. Strom erhielt das Dorf vier Jahre später, 1928.[6]

Am 8. September 1989 wurde der Blasmusikverein Blasmusik Modschiedel gegründet, die Jugendgruppe im Jahr 1995.[7]

Eingemeindung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1976 wurde die ehemalige Gemeinde Modschiedel mit ihren Teilorten Wohnsig und Wunkendorf im Zuge der Gemeindegebietsreform nach Weismain eingemeindet.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Tabelle gibt die Einwohnerentwicklung von Modschiedel wieder.

Jahr Einwohner Quelle
1617 ca. 150 (30 Familien) [8]
1872 205 [9]
1877 198 [10]
1900 221 [11]
1925 217 [12]
1950 238 [13]
1970 189 [14]
1987 172 [15]
2001 178 [16]
2010 172 [17]
2015 164 [18]
2018 170 [1]

Das Geschlecht der Modschiedler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Modschiedler (auch Modschiedler von Gerau)[19] gelten als ein altes, fränkisches Rittergeschlecht, welches dem Ritterkanton Gebürg angehörte.[19] Um 1300 gehörten der Familie zahlreiche Besitztümer in den nördlichen Ausläufern des Fränkischen Juras,[20] vor allem im Bereich der heutigen Landkreise Lichtenfels, Kulmbach und Bayreuth. Unter anderem gehörte dazu die Burg Niesten.[20]

Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name Modschiedel kommt aus dem Slawischen und bedeutet etwa so viel wie Siedlung im Moor oder nassen Sumpf.[2] Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts gab es in der Ortsmitte einen Teich.[2]

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Modschiedel gibt es einen katholischen Kindergarten, in dem auch Vorschulunterricht stattfindet.

Vereine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Freiwillige Feuerwehr Modschiedel
  • Gartenbauverein Modschiedel
  • Blasmusikverein „Blasmusik Modschiedel“
  • Stammtisch „Stiefelknechte“

Regelmäßige Feste und Veranstaltungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nacht der Blasmusik (an einem Wochenende zwischen Juni–August)
  • Brunnen-Backofenfest (Anfang September)
  • Weihnachtskonzert der Blasmusik Modschiedel (vierter Adventssonntag)

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Modschiedel gibt es einen katholischen Kindergarten, in dem auch Vorschulunterricht stattfindet.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Modschiedel ist durch die Kreisstraße LIF 12 und verschiedene Gemeindestraßen an das Umland angebunden. 3 km südlich verläuft die Autobahn A 70, die Anschlussstellen Stadelhofen (AS 20) und Schirradorf (AS 21) sind beide etwa 7 km entfernt.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Bayerischen Denkmalliste sind für Modschiedel acht Baudenkmäler aufgeführt.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johann Herold, Heimatdichter († 1973)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Alois Dechant, Gerhard W. Peetz: Wanderführer Weismain. Marie Link Verlag, Kronach, 2010
  • Erhard Meissner: Modschiedel – 1382 – 1982; aus der Geschichte einer 600jährigen Pfarrei, Modschiedel 1982, 177 Seiten

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Modschiedel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Stadt Weismain: Ortsteile. Abgerufen am 14. Juni 2023.
  2. a b c d Geschichte des Ortes Modschiedel (Memento des Originals vom 20. September 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.modschiedel.de, modschiedel.de, abgerufen am 29. Dezember 2011
  3. Jahresbericht des Historischen Vereins im Rezat-Kreis, Band 4, Nürnberg, 1834, S. 51
  4. Dechant (2010), S. 24–25
  5. Chronik der Modschiedler Kirche (Memento des Originals vom 23. September 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.modschiedel.de, modschiedel.de, abgerufen am 29. Dezember 2011
  6. a b Chronik der Modschiedler Feuerwehr (Memento des Originals vom 8. Juni 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.modschiedel.de, modschiedel.de, abgerufen am 29. Dezember 2011
  7. Chronik des Modschiedler Blasmusikvereins (Memento des Originals vom 13. Januar 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.modschiedel.de, modschiedel.de, abgerufen am 29. Dezember 2011
  8. Pfarrer Erhard Meissner: Modschiedel 1382- 1982, Aus der Geschichte einer 600jährigen Pfarrei, herausgegeben 1982
  9. Josef Urban: Aus den Anfängen unserer Wehr. In: Markus Hatzold: Festschrift der Freiwilligen Feuerwehr Wallersberg-Mosenberg, Weismain 2009, S. 89
  10. Die Gemeinden Bayerns 1975, Seite 94
  11. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1078 (Digitalisat).
  12. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1113 (Digitalisat).
  13. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 959 (Digitalisat).
  14. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 164 (Digitalisat).
  15. Genealogisches Orts-Verzeichnis von Modschiedel, gov.genealogy.net, abgerufen am 29. Dezember 2011
  16. Denkmalpflegerischer Erhebungsbogen, Personen mit Erst- und Zweitwohnsitz, Freundliche Auskunft Stadt Weismain
  17. Daten und Fakten zur Freiwilligen Feuerwehr Modschiedel, feuerwehr-weismain.de, abgerufen am 29. Dezember 2011
  18. Einwohnerverteilung der Stadt Weismain am 1. Januar 2015 (Memento vom 23. September 2015 im Internet Archive)
  19. a b Herkunft des Modschiedler Adelsgeschlechtes, modschiedler.de, abgerufen am 4. Mai 2012
  20. a b Erwähnungen des Adelsgeschlechtes der Modschiedler, modschiedler.de, abgerufen am 4. Mai 2012