Multilokuläres zystisches Nephrom

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Klassifikation nach ICD-10
D30.0 Gutartige Neubildung der Harnorgane – Niere
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Ein multilokuläres zystisches Nephrom ist ein seltener gutartiger Nierentumor bestehend aus multiplen, durch Septen getrennte Zysten in der Niere.[1][2]

Synonyme sind: Zystisches Nephrom, englisch Multilocular cystic nephroma; mixed epithelial stromal tumour (MEST); renal epithelial stromal tumour (REST)

Die Bezeichnung wurde im Jahre 1956 durch die Ärzte L. K. Boggs und Paul Kimmelstiel geprägt.[3]

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erkrankung hat zwei Häufigkeitsgipfel, einmal bei Kleinkindern zwischen 3 Monaten und 4 Jahren und dann bei Erwachsenen im 5. – 6. Lebensjahrzehnt. Bei Kindern ist in 75 % das männliche, bei den Erwachsenen etwas mehr das weibliche Geschlecht betroffen.[2]

Es besteht eine Assoziation mit dem Pleuro-pulmonalen Blastom im Zusammenhang mit einer Mutation im DICER1-Gen.[4]

Pathologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es handelt sich um multilokuläre zystische Nierentumoren aus gekammerten Zysten bestehend, die von einer dicken Bindegewebskapsel und zusammengedrücktem Parenchym umgeben sind. Kalkablagerungen, Einblutungen oder Nekrosen kommen nur selten vor.[2]

Klinische Erscheinungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klinische Kriterien sind:[2]

Diagnose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine sichere Diagnose ist mittels bildgebender Verfahren kaum eindeutig möglich.[5]

Differentialdiagnose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abzugrenzen sind beim Kind der zystische Wilms-Tumor und die Multizystische Nierendysplasie, beim Erwachsenen das multilokulär zystische oder klarzellige Nierenkarzinom.[1][2]

Therapie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Behandlung erfolgt meist durch (partielle) Nephrektomie.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • G. Hammon, K. H. Deeg u. a.: Multilokuläres zystisches Nephrom. In: Monatsschrift Kinderheilkunde. Bd. 151, 2003, S. 308, doi:10.1007/s00112-002-0438-7
  • Christopher Wilkinson, Victor Palit, Jennifer Thomas et al.: Adult multilocular cystic nephroma: Report of six cases with clinical, radio-pathologic correlation and review of literature. In: Urology Annals. Bd. 5, 2013, S. 13, doi:10.4103/0974-7796.106958
  • Ian M. F. Silver, Alexander H. Boag, Donald A. Soboleski: Multilocular Cystic Renal Tumor: Cystic Nephroma. In: RadioGraphics. Bd. 28, 2008, S. 1221, doi:10.1148/rg.284075184.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Urologielehrbuch
  2. a b c d e Radiopaedia
  3. L. K. Boggs, P. Kimmelstiel: Benign multilocular cystic nephroma: report of two cases of so-called multilocular cyst of the kidney. In: The Journal of urology. Bd. 76, Nr. 5, November 1956, S. 530–541, PMID 13377464.
  4. D. A. Hill, J. Ivanovich, J. R. Priest, C. A. Gurnett, L. P. Dehner, D. Desruisseau, J. A. Jarzembowski, K. A. Wikenheiser-Brokamp, B. K. Suarez, A. J. Whelan, G. Williams, D. Bracamontes, Y. Messinger, P. J. Goodfellow: DICER1 mutations in familial pleuropulmonary blastoma. In: Science. Bd. 325, Nr. 5943, August 2009, S. 965, doi:10.1126/science.1174334, PMID 19556464, PMC 3098036 (freier Volltext).
  5. emedicine