Napier-Campbell Blue Bird

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Blue Bird II (1927)

Der Napier-Campbell Blue Bird war ein Rekordfahrzeug des britischen Rennfahrers Malcolm Campbell. Er versuchte ab 1927, damit seinen 1925 mit dem Sunbeam 350HP Blue Bird aufgestellten Landgeschwindigkeitsrekord von 150 Meilen pro Stunde (241 Kilometer pro Stunde) zu verbessern und sogar die 200 Meilen-Barriere (322 km/h) zu durchbrechen. Der Konstrukteur war C. Amherst Villiers; Campbells Chefmechaniker Mechaniker Leo Villa überwachte den Bau.[1] Es war Campbells erstes selbst entwickeltes Fahrzeug, nachdem er vorher auf „Fremdfabrikate“ (die er nach seinen Ideen modifizierte) zurückgegriffen hatte. Erstmals kam ein Napier-Lion-Flugmotor zum Einsatz. Der Wagen erscheint in verschiedenen Publikationen auch unter dem Namen Blue Bird II.[2]

An 21. März 1926 stellte Henry Segrave mit seinem Sunbeam „Ladybird“ (sic!) einen neuen Geschwindigkeitsrekord auf und übertraf damit den Rekord, den Campbell im Vorjahr mit seinem „Blue Bird“ aufgestellt hatte, um nur 1,47 Meilen pro Stunde.[3] Campbell war entschlossen, sich den Rekord zurückzuholen, und begann unverzüglich erstmals selbst ein neues Auto zu entwerfen und zu bauen.[4]

Ein Napier Lion mit seiner charakteristischen "W-Form"

Der Entwurf wurde hauptsächlich von zwei Ingenieuren umgesetzt: dem Italiener Joseph Maina (einem Freund von Campbells Chefmechaniker Villa) und dem Briten Amherst Villiers. Ersterer kümmerte sich um die Konstruktion allgemein, während sich der Zweite auf das Chassis konzentrierte. Der Bau des Gitterrohrrahmens aus 3 % Nickelstahl wurde bei Vickers in Auftrag gegeben.[5][6] In seiner ersten Version war das Fahrzeug mit einem Napier-Lion-W12-Motor ausgestattet. Der Motor leistete etwa 500 PS (368 kW) und war vor dem Fahrer eingebaut. Die drei Zylinderbänke zu je vier Zylindern verbargen sich hinter Ausbuchtungen in der schmalen Motorhaube, aus der nur die Auspuffkrümmer hervorragten. Schließlich wurde die Karosserie von Jarvis & Sons gebaut. Die Endmontage, die in den Werkstätten der Robin Hood Engineering Works in Putney Vale begann, wurde in Campbells eigenem Haus in Povey Cross abgeschlossen.[5][7]

Malcolm Campbell mit Blue Bird II, auf Pendine Sands, Januar 1927

Während der Bau des Fahrzeugs noch im Gange war, ging der Geschwindigkeitsrekord in die Hände von J. G. Parry-Thomas über, der am 28. April 1926 in Pendine Sands mit Babs eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 273,6 km/h (171,01 mph) erreichte.[3] Campbell konnte sein neues Auto erst im Januar 1927 wieder in Pendine Sands testen. Bei dieser Gelegenheit zeigten sich einige Probleme bei Blue Bird II, die Campbell davon abhielten, den Rekord anzugehen,[4] und das Auto wurde in die Werkstatt zurückgebracht. Nachdem die Probleme gelöst waren, kehrte Campbell nach Pendine Sands zurück.

Der erste Rekordversuch von Blue Bird II fand am 4. Februar 1927 statt.[8] Es wurde eine Höchstgeschwindigkeit von 314 km/h (195 mph) erreicht, die sehr nahe an der magischen 320-km/h-Marke (200 mph) lag, die Campbell anstrebte. Aber der für den Rekord vorgeschriebene „Zwei-Läufe-Durchschnitt“ war mit 281,45 km/h (174,88 mph) niedriger.[9]

Nach diesem Rekord, der auch der letzte in Europa aufgestellte „absolute“ Land Speed Record war,[7] wurde Blue Bird II zur Basis für Campbells neues Rekordfahrzeug, den Blue Bird III.

Jahr Datum Ort Land Typ Name Geschwindigkeit über 1 Kilometer Geschwindigkeit über 1 Meile
1927 4. Februar Pendine Sands GBR Automobil Campbell-Napier Blue Bird II 174,88 mph 281,45 km/h 174,22 mph 280,38 km/h

Technische Daten

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Napier-Campbell Blue Bird II (1927)
Herstellungsland Großbritannien
Designer C. Amherst Villiers
Beratender Ingenieur Leo Villa
Hersteller k. A.
Motor und Getriebe
Fabrikat Napier Lion
Zylinder und Bauweise W12 – 3 Zylinderbänke à 4 Zylinder
Bohrung 139 mm
Hub 130,2 mm
Hubraum 22.299 cm³ (22,9 l)
Kompression k. A.
Ventile k. A.
Vergaser k. A.
Max. Leistung 450 PS (331 kW) bei 2000/min – 502 PS (369 kW) bei 2200/min
Motoraufhängung k. A.
Kupplung Trockenkupplung 16no. 11 1/4 in, mit Handhebel, um Getriebe und Motor im Stand trennen zu können
Getriebe 3-Gang-Getriebe („FBM 3 speed epicyclical“)
Übersetzung .333, .666, 1. / letzter Gang 1.27 : 1
Hinterachse Kegelradgetriebe („crown and bevel independently supported“)
Antrieb Reinecker*
Maße und Technische Informationen
Radstand 3695 mm (12 ft 1,50 in)
Spurbreite vorne 1657 mm (5 ft 5,25 in)
Spurbreite hinten 1447 mm (4 ft 9 in)
Länge 4572 mm (15 ft)
Gewicht ca. 3048 kg (3 tons approx) (trocken)
Tank 68,1 Liter (15 Brit. gallons)
Kühler 45,4 Liter (10 Brit. gallons) Serck*
Fahrwerk
Chassis Gitterrahmen aus 3 % Nickel-Stahl von Vickers*
Karosserie Jarvis & Sons* (Aluminium)
Aufhängung halbelliptische Blattfedern Woodhead* (vorne und hinten)
Stoßdämpfer Hartford* Duplex
Bremsen 45,7 cm ⌀ Trommelbremsen / Alford and Alder*
Räder Rudge-Whitworth* / Doppelspeiche vorne – Dreifachspeiche hinten
Reifen Dunlop* 33 × 5 in (vorn) 35 × 5 in (hinten), Reifenbreite (aufgepumpt) 5,85 in

Quelle: [6]

* Herstellername

Commons: Napier-Campbell Bluebird – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Leo Villa. The Record Breakers, Sir Malcolm & Donald Campbell, Land and Water-speed kings of the 20th century. (1969). Hamlyn.
  2. William Pearce: Blue Bird LSR Car Part 2: Napier-Campbell (1927-1929). In: Old Machine Press. 5. Juni 2019, abgerufen am 19. Januar 2021 (englisch).
  3. a b The Land Speed Record. Abgerufen am 18. Januar 2021.
  4. a b William Pearce: Blue Bird LSR Car Part 2: Napier-Campbell (1927-1929). In: Old Machine Press. 5. Juni 2019, abgerufen am 18. Januar 2021 (englisch).
  5. a b The Racing Campbells - Donald & Malcolm Campbell - The Cars. 15. Juli 2011, archiviert vom Original am 15. Juli 2011; abgerufen am 19. Januar 2021.
  6. a b Bluebird Supporters Club - 1927 Bluebird. 11. Februar 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Mai 2009; abgerufen am 18. Januar 2021.
  7. a b Campbell-Napier Blue Bird 1927 (Blue Bird II) - Land Speed Racing History. Abgerufen am 19. Januar 2021.
  8. hc250.jpg. Abgerufen am 18. Januar 2021.
  9. Holthusen, Peter J.R. (1986). The Land Speed Record. ISBN 0-85429-499-6.