Natronsee
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Natronseen, auch als Sodaseen bezeichnet, sind abflusslose Binnengewässer in niederschlagsarmen Regionen mit ungewöhnlich hohen pH-Werten und gleichzeitig hohen Anteilen gelöster Minerale. Den Schwerpunkt bilden dabei Natriumverbindungen.[1]
Das alkalische Milieu wird vor allem durch gelöste Natriumsalze wie Natriumcarbonat und Natriumhydrogencarbonat hervorgerufen. Es treten dabei auch Natriumchlorid und Natriumsulfat auf.[2] Die Salze reichern sich in abflusslosen Seen bei Vorliegen entsprechender geologischer Verhältnisse (Auslaugung carbonathaltiger Gesteine oder vulkanische Aktivitäten) und hohen Verdunstungsraten an. Dabei können den Seen nahe Gesteinseinheiten die Quelle entsprechender Salze sein oder die meist episodischen Seezuflüsse bereits über eine signifikante Salinität verfügen. Die extrem ariden Verhältnisse in den Becken bedingen eine hohe Verdunstungsrate, wodurch sich ein zunehmender Mineralgehalt im Wasserkörper anreichert. Trocknen die Seen zeitweilig oder dauerhaft aus, hat sich eine Salztonebene gebildet. Natronseen findet man deshalb vor allem in Halbwüsten und Steppen. Einer der bekanntesten Sodaseen ist der Lake Natron in Tansania.[3][4] Weitere Gewässer dieses Typs befinden sich westlich des Nildeltas. Der größte ist der in Kleinasien gelegene Vansee, das größte Gewässer der Türkei. Auch in Nord- und Südamerika, weiteren Teilen Asiens und Südosteuropa findet man diesen Gewässertyp mit diesem Ablagerungsmilieu. Bekannte Beispiele sind der Owens Lake in Kalifornien, der Güsgundag-See am Kleinen Ararat in Armenien und kleinere Seen in der Gegend zwischen den ungarischen Städten Debrecen und Szeged.[5]
Natronseen sind oft reich an Biomasse. Aufgrund der hohen pH-Werte und Salzkonzentrationen sind die hier lebenden Organismen alkaliphil oder alkalitolerant und gleichzeitig halophil. Die wenigen hierauf spezialisierten Bakterien, Archaeen und Algen können sich massenhaft vermehren und führen in einigen Fällen zu Sichttiefen von nur wenigen Zentimetern. Manche Natronseen gehören deshalb zu den produktivsten Ökosystemen der Welt. Einige der Einzeller betreiben Photosynthese mit Pigmenten intensiver Farbe. Diese Mikroorganismen – und nicht die gelösten Salze – sind der Grund für die ungewöhnlichen Färbungen verschiedener Natronseen. In drei ostafrikanischen Natronseen kommen auch speziell angepasste Fische vor, die Sodacichliden (Alcolapia).
Einige Natronseen dienen der Gewinnung von Natursoda. Dafür genutzte Salzablagerungen an solchen Seen von größerer historischer Bedeutung befinden sich in Ägypten, Tansania und Ungarn.[6][7][8]
Beispiele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Elmenteitasee, stark alkalischer See im östlichen Arm des Ostafrikanischen Grabens
- Satellitenbild des südlichen Natronsees in Tansania. Im vergrößerten Ausschnitt sind im flachen Wasser helle Salzkrusten sichtbar.
- Laguna de Urao, ein Natronsee im Bundesstaat Mérida in Venezuela.
- Der Neusiedler See ist ein europäischer Sodasee.
- Der Vansee in der Türkei.
- Der Turkanasee in Ostafrika.
- Der Langano befindet sich ebenfalls im Ostafrikanischen Graben.
- Nakurusee in Kenia.
- Der Mono Lake in Kalifornien.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Hans Murawski, Wilhelm Meyer: Geologisches Wörterbuch. 12. Auflage, Spektrum-Akademischer Verlag, Heidelberg 2010, S. 115, 142.
- ↑ Hans Murawsky, Wilhelm Meyer: Geologisches Wörterbuch. 12. Auflage, Spektrum-Akademischer Verlag, Heidelberg 2010, S. 142.
- ↑ Radim Kettner: Allgemeine Geologie. Band 2, Berlin 1959, S. 104–105.
- ↑ Radim Kettner: Allgemeine Geologie. Band 4, Berlin 1960, S. 159.
- ↑ Radim Kettner: Allgemeine Geologie. Band 3, Berlin 1959, S. 327–328.
- ↑ Ludwig Pfeiffer, Manfred Kurze, Gerhard Mathé: Einführung in die Petrologie. Berlin 1981, S. 308.
- ↑ Gustav Adolf Buchheister, Georg Ottersbach: Handbuch der Drogisten-Praxis. 11. Auflage, Verlag von Julius Springer, Berlin 1914, S. 705.
- ↑ Johann Reinhard Blum: Lithurgik oder Mineralien und Felsarten nach ihrer Anwendung in ökonomischer, artistischer und technischer Hinsicht systematisch abgehandelt. E. Schweizerbart’s Verlagshandlung, Stuttgart 1840, S. 368.