Nemsdorf (Rohr)

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Nemsdorf
Gemeinde Rohr
Koordinaten: 49° 22′ N, 10° 59′ OKoordinaten: 49° 22′ 15″ N, 10° 58′ 50″ O
Höhe: 340–367 m ü. NHN
Einwohner: 163 (25. Mai 1987)[1]
Postleitzahl: 91189
Vorwahl: 0911
Blick aus südlicher Richtung über das Zwieselbachtal auf Nemsdorf
Blick aus südlicher Richtung über das Zwieselbachtal auf Nemsdorf
Luftaufnahme (2021)

Nemsdorf (fränkisch: Nämschdoaf[2]) ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Rohr im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).[3]

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf bildet mit dem nördlich gelegenen Göckenhof eine geschlossene Siedlung. Durch den Ort fließt der Zwieselbach, der ein linker Zufluss der Rednitz ist. Im Ort mündet der Wintergraben als rechter Zufluss des Zwieselbachs. Im Süden grenzt das St. Peterholz an. Im Nordwesten liegt die Pilzleite.

Die Kreisstraße RH 11/SC 1 führt nach Hengdorf (1 km westlich) bzw. nach Dietersdorf (1,5 km östlich). Eine Gemeindeverbindungsstraße führt am Göckenhof vorbei nach Eckershof (2,2 km nördlich).[4]

Zwischen Dietersdorf und Nemsdorf führt südlich des Zwieselbachtales, zwischen Waldgrenze und Wiesenaue, ein Wanderweg durch das Landschaftsschutzgebiet. In Nemsdorf folgt der beschilderte Weg am Weiher des Vierseithofes der Straße Am Wintergraben. Der Wanderweg durchquert den Wald am Fuße des Rotenberges und geleitet nach Hengdorf. Nördlich des Zwieselbaches verläuft der Weg über Kleinweismannsdorf nach Großweismannsdorf.[5]

Geologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Landschaftsraum von Nemsdorf wird durch Sandsteinkeuper bestimmt. Die Keuperlandschaft weist eine klassische Schichtabfolge entlang des Zwieselbaches auf. Auf den tonigen Lehrbergschichten der Steigerwald-Formation lagern Blasensandstein und Coburger Sandstein der Hassberge-Formation. Die Talaue wird durch quartäre Talfüllungen bedeckt.[6]

Auf dem Sandsteinkeuper haben sich Braunerdeböden entwickelt. In der Talaue des Zwieselbaches dominieren hingegen grundwasserbeeinflusste Böden wie Gley.[7]

Klima[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nemsdorf liegt in der kühl-gemäßigten Klimazone und weist ein humides Klima auf. Das Zwieselbachtal befindet sich im Übergangsbereich zwischen dem feuchten atlantischen und dem trockenen Kontinentalklima. Nach der Klimaklassifikation von Köppen/Geiger zählt Nemsdorf zum gemäßigten Ozeanklima (Cfb-Klima). Dabei bleibt die mittlere Lufttemperatur des wärmsten Monats unter 22 °C und die des kältesten Monats über −3 °C. Die sandigen Keuperflächen erwärmen sich im Frühjahr und Herbst schneller als die wiesengeprägten Aueflächen entlang des Zwieselbaches.[8]

Schutzgebiete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Tallandschaft und die angrenzenden Waldgebiete südlich der Dietersdorfer Straße sind als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen und Bestandteil des 14.569 Hektar großen Schutzgebietes Südliches Mittelfränkisches Becken westlich der Schwäbischen Rezat und der Rednitz mit Spalter Hügelland, Abenberger Hügelgruppe und Heidenberg.[9]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort wurde in einem Schreiben König Heinrichs von 1225 als „Nemsdorf“ erstmals urkundlich erwähnt,[10] in dem er das Nürnberger Schottenkloster St. Egidien mit drei Lehen in Nemsdorf in seinen Schutz nahm. Die Gründung des Ortes dürfte viel früher – wahrscheinlich zwischen 800 und 1000 – durch einen Siedler namens Nemoj erfolgt sein. Die intensivere Besiedelung der Gegend mit freien Bauern erfolgte erst im 11. und 12. Jahrhundert durch Reichsministeriale der damals herrschenden Hohenstaufen. Die Schreibweise Nemsdorfs änderte sich im Lauf der Jahrhunderte mehrmals: „Nemszdorff“ wurde zu „Nemstorf“ (1261), „Memstorf“ (1340), „Nemstorff“ (1425), „Niembstorff“ (1530), „Nembstorff“ (1548), „Nembsdorff“ (1648) und „Nembsdorf“ (1801). Das Bestimmungswort des Ortsnamens ist Nemoj, der Personenname des Siedlungsgründers.[11]

Im 13. Jahrhundert bestand der Ort aus vier Ganzhöfen.[12] 1434 wurden im markgräflichen Salbuch für „Nemszdorff“ fünf Anwesen verzeichnet, von denen nur ein Gut markgräflich war, während zwei weitere Güter und zwei Seldengüter fremdherrisch waren. 1530 gab es bereits neun Anwesen, von denen ein Hof dem Markgraftum Ansbach, drei Güter der Reichsstadt Nürnberg und fünf Güter der Nürnberger Patrizierfamilie Haller von Hallerstein unterstanden. 1623 und 1682 gab es nur sieben Anwesen, die allesamt Nürnberger Grundholden unterstanden. 1732 gab es laut den Oberamtsbeschreibungen von Johann Georg Vetter in Nemsdorf zehn Anwesen und ein Hirtenhaus. Ein halbes Anwesen unterstand dem Kastenamt Schwabach, drei Anwesen dem Reichen Almosen der Reichsstadt Nürnberg und sechseinhalb Anwesen den Nürnberger Eigenherrn (von Ebner: eines, von Haller: fünfeinhalb).[13]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bildete Nemsdorf mit Göckenhof eine Realgemeinde. In Nemsdorf gab es weiterhin zehn Anwesen und ein Gemeindehirtenhaus. Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Oberamt Schwabach aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte die Reichsstadt Nürnberg. Grundherren waren das Kastenamt Schwabach (12 Ganzhof), das Landesalmosenamt der Reichsstadt Nürnberg (1 Ganzhof, 1 Dreiviertelhof) und Nürnberger Eigenherren (von Ebner: 1 Ganzhof; von Haller: 12 Ganzhof, 1 Halbhof, 1 Köblergut, 4 Gütlein).[14]

Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justizamt Schwabach.[15] 1801 gab es 13 Anwesen, wovon nur eines vom Kammeramt Schwabach verwaltet wurde.[16]

Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde 1808 Nemsdorf dem Steuerdistrikt Regelsbach (II. Sektion) und der 1818 gebildeten Ruralgemeinde Regelsbach zugeordnet. Am 1. Mai 1978 wurde Nemsdorf im Zuge der Gebietsreform in Bayern nach Rohr eingegliedert.[15]

Vierseithof Am Wintergraben in Nemsdorf

Baudenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Am Wintergraben 2: Vierseithof
  • Dietersdorfer Straße 3: dazugehörige Scheune
  • Steiner Straße 18: dazugehörige Fachwerkscheune

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 001818 001840 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987
Einwohner 93 88 159* 85 99 70 74 147 103 157 163
Häuser[17] 11 15 13 13 14 16 22 54
Quelle [18] [19] [20] [21] [22] [23] [24] [25] [26] [27] [1]
* 
inklusive Göckenhof

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Georg (Dietersdorf) gepfarrt.[14] Die Katholiken sind nach St. Sebald (Schwabach) gepfarrt.[26][28]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Nemsdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 348 (Digitalisat).
  2. E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 50. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: „nęmšdǫɘf“.
  3. Gemeinde Rohr, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 17. Juli 2023.
  4. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 17. Juli 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  5. Nemsdorf im BayernAtlas (Thema Freizeit in Bayern)
  6. UmweltAtlas Bayern: Digitale Geologische Karte 1:25.000. Bayerisches Landesamt für Umwelt, abgerufen am 11. Mai 2018.
  7. UmweltAtlas Bayern: Übersichtsbodenkarte von Bayern 1:25.000 (ÜBK25). Bayerisches Landesamt für Umwelt, abgerufen am 11. Mai 2018.
  8. Klima. Climate-Data.org, abgerufen am 11. Mai 2018.
  9. Nemsdorf im BayernAtlas (Thema Umwelt)
  10. F. Eigler: Schwabach, S. 237.
  11. E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 50.
  12. F. Eigler: Schwabach, S. 246.
  13. F. Eigler: Schwabach, S. 237.
  14. a b F. Eigler: Schwabach, S. 407.
  15. a b F. Eigler: Schwabach, S. 481.
  16. J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 3, Sp  725.
  17. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1885 bis 1987 als Wohngebäude.
  18. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 62 (Digitalisat).
  19. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 238 (Digitalisat).
  20. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1087, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  21. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1253, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  22. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1188 (Digitalisat).
  23. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1261 (Digitalisat).
  24. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1298 (Digitalisat).
  25. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1127 (Digitalisat).
  26. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 825 (Digitalisat).
  27. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 180 (Digitalisat).
  28. Katholische Pfarrei St. Sebald, Schwabach. In: bistum-eichstaett.de. Abgerufen am 27. Mai 2023.