Oberheuslingen

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Oberheuslingen
Koordinaten: 50° 54′ N, 7° 54′ OKoordinaten: 50° 53′ 34″ N, 7° 54′ 20″ O
Höhe: 303 m
Fläche: 2,11 km²
Einwohner: 911 (30. Jun. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 432 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1969
Postleitzahl: 57258
Vorwahl: 02734
Karte
Lage von Oberheuslingen in Freudenberg

Oberheuslingen ist ein Stadtteil von Freudenberg in Nordrhein-Westfalen.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oberheuslingen ist einer von 17 Stadtteilen von Freudenberg und liegt in einer stark bewaldeten Mittelgebirgsregion. Im Osten grenzt es an den Ortsteil Lindenberg, im Norden an den Ortsteil Bottenberg und im Süden an den Ortsteil Niederheuslingen. Der „Oberasdorfer Sattel“ zieht sich von Oberasdorf über Oberheuslingen bis nach Zeitenbach.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oberheuslingen besteht aus mehreren kleinen Ansiedlungen, die fast ganz von Wald umgeben sind, diese sind Grund, Bruch und Zeitenbach (auch Züdenbach, Zydenbach, Ziedenpach, Zeidenbach), die namentlich als Grund zusammengefasst wurden. Erstmals erwähnt wird der Ort 1404 als Huselingen, das Gemeindestück Grund 1575 als Obernhönnslingen. Der Ort zählte zu den Besitztümern der Grafen von Nassau und wurde 1575 an das Adelsgeschlecht „von Selbach zu Crottorf“ sowie an „von Hatzfeld“ überschrieben. Im Jahre 1600 betrug die Einwohnerzahl etwa 43 Steuerpflichtige Personen, verteilt auf alle Dorfteile. 1777 wurde im Häuslinger Grund ein neues Schulgebäude als Ersatz für die alte „Kapellenschule“ errichtet. Oberheuslingen wurde im Verlauf der Geschichte als Ort und Gemeinde mit etlichen weiteren Schreibweisen in Dokumenten zu Besitzwechseln und Abgaben notiert.[3]

Den Landschaftsverhältnissen entsprechend bauten die meisten Einwohner ihre Häuser in den Niederungen des Häuslingtales, durch das die Bäche Heusling und Zeitenbach fließen und somit eine ständige Wasserversorgung gewährleistet war. Als Einkommensquelle betrieben die meisten Einwohner Land- und Forstwirtschaft, vor allem in Form des Haubergs. Die Felder wurden auf den umgebenden höheren Gebieten angelegt, die es rund um das Dorf gibt. In die Niederungen wurden die Wiesen angelegt, die für die Ernährung des Viehs gebraucht wurden, welches auch ausreichend Wasser benötigte.

In den Jahren 1630 bis 1632 wütete die Pest in den Nachbargemeinden. In der Zeit vom Oktober 1631 bis zum Februar 1632 wurden 48 Einwohner in Niederndorf dahingerafft. Dann war die Epidemie vorbei, tauchte aber 1633 in dem Dorf Niederschelden wieder auf. Monatelang klangen dort die Sterbeglocken und der Ort hatte 65 Tote zu beklagen. Im Juni 1635 brach die Pest in Oberheuslingen aus und tötete 32 Personen. Die Pest hörte auf, nachdem sich zwei junge Männer aufrafften und die Leichen zu Fuß nach Oberfischbach brachten.

Zwei Familien arbeiteten als Köhler und stellten Holzkohle für die in der Ortschaft Gosenbach gelegene „Alte Hütte“ her, die sie mit dem Pferdefuhrwerk auslieferten. Etwa 1860 wurde festgestellt, dass in Oberheuslingen Eisenerzvorkommen lagen, daraufhin wurde eine Grubengewerkschaft gegründet und die Stollen Morgenstern und Landenberg gegraben. Der Betrieb der Stollen wurde aber nach kurzer Zeit eingestellt, da der gewünschte Erfolg nicht eintrat. Die Lage der Stollen und zum Teil die Eingänge können heute noch besichtigt werden.

Im Jahr 1891 wurde damit begonnen, Straßen durch das Dorf zu bauen. Die Wege verbanden die Dorfteile Zeitenbach, Grund und Bruch mit den Nachbardörfern Niederheuslingen und Oberfischbach, die zugehörige Kirchengemeinde. Der Weg ins Nachbardorf Bottenberg wurde erst gegen 1914 begonnen und etwa 1930 beendet.

Am 1. Januar 1969 wurde Oberheuslingen nach Freudenberg eingemeindet.[4]

Bis in die 1990er Jahre hat sich in dem Dorf nicht viel verändert. Noch viele Einwohner betrieben Land- und Haubergswirtschaft, nun aber als Nebenerwerb. Industrie hat es in Oberheuslingen kaum gegeben. Heute wird kaum noch Landwirtschaft betrieben. Die Hauberge werden immer noch bearbeitet und die Bewirtschaftung wird Unternehmen übergeben.

Einwohnerzahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerzahlen des Ortes:[5][6]

Jahr Einwohner
1818 120
1885[7] 233
1895[8] 258
1905 263
1910[9] 284
1925[10] 306
Jahr Einwohner
1933[11] 294
1939[11] 293
1950 347
1961[12] 411
1967 501
1994[13] 851
Jahr Einwohner
2000[14] 857
2002[15] 876
2004[16] 871
2007[17] 884
2008 889
2010 920
Jahr Einwohner
2011 930
2013[18] 958
2014[19] 926
2015[20] 910
2016[21] 907
2017[22] 905
Jahr Einwohner
2020[23] 913
2021[24] 905
2022[25] 906

Anmerkung: Einwohnerzahlen 2000 bis 2008 jeweils Stand 30. Juni.

Persönlichkeiten von Oberheuslingen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus Oberheuslingen stammt Maike Kohl-Richter, von 2008 bis zu dessen Tod 2017 Ehefrau von Altbundeskanzler Helmut Kohl.[26]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ludwig Bald: Das Fürstentum Nassau-Siegen, Territorialgeschichte des Siegerlandes. In: Schriften des Instituts für geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau. Elwert, Marburg 1939, OCLC 62020813.
  • Hiltrud Fries: Unser schönes Heuslingtal. 1. Auflage. Freudenberg-Oberheuslingen 1997.
  • Georg Hainer: Em Hööselinger Gronn, 600 Jahre Heuslingtal. Buch-Juwel, Siegen 2003, ISBN 3-9808784-2-2.
  • Heimat und Verschönerungsverein (Hrsg.): Erinnerungen an Oberheuslingen. Heuslingen-Bottenberg 1989.
  • Zur Tektonik und Stratigraphie der Siegener Schichten im Raume Niederfischbach – Oberheuslingen – Oberschelden. In: Hessisches Landesamt für Bodenforschung (Hrsg.): Abhandlungen des Hessischen Landesamtes für Bodenforschung. Wiesbaden 1960, OCLC 213808586.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Oberheuslingen. In: Freudenberger Ortsteile. Freudenberg WIRKT e.V., 25. Januar 2023, abgerufen am 25. Januar 2023.
  • Wadd görred doa Neues. Heimatverein Heuslingen - Bottenberg e. V., 25. Januar 2023, abgerufen am 25. Januar 2023.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Stadt Freudenberg: Einwohnerverteilung. Abgerufen am 3. August 2023.
  2. Zur Tektonik und Stratigraphie der Siegener Schichten im Raume Niederfischbach – Oberheuslingen – Oberschelden. In: Hessisches Landesamt für Bodenforschung (Hrsg.): Abhandlungen des Hessischen Landesamtes für Bodenforschung. S. 91, 99, 121.
  3. Ludwig Bald: Das Fürstentum Nassau-Siegen, Territorialgeschichte des Siegerlandes. S. 334, 364, 377, 400, 453, 454 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Ein Handbuch zum kommunalen Neugliederung mit systematischen Übersichten und Verzeichnissen der neuen und der aufgelösten (= Kommunale Schriften für Nordrhein-Westfalen. Band 32). Deutscher Gemeindeverlag, 1970, ISSN 0454-2584, S. 70.
  5. Otto Schaefer: Der Kreis Siegen. Siegen 1968.
  6. freudenberg-stadt.de: Einwohnerverteilung (regelmäßig aktualisiert)
  7. Gemeindelexikon für die Provinz Westfalen. Verlag des Königlich Statistischen Bureaus, Berlin 1887, ZDB-ID 1458761-0, S. 110/111.
  8. Gemeindelexikon für die Provinz Westfalen. Verlag des Königlich Statistischen Bureaus, Berlin 1897, S. 114/115.
  9. gemeindeverzeichnis.de: Landkreis Siegen
  10. genealogy.net: Amt Freudenberg
  11. a b Michael Rademacher: Stadt und Landkreis Siegen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  12. Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X, S. 232.
  13. Bernhard Oltersdorf: Freudenberg, Stadt (Memento des Originals vom 21. Oktober 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lwl.org (PDF; 6,6 MB), ca. 1995
  14. Freudenberg: Ortsteile
  15. Freudenberg, Einwohnerverteilung Stand: 30.06.2002. In: freudenberg-stadt.de. Archiviert vom Original am 25. August 2002; abgerufen am 25. Januar 2023.
  16. Freudenberg, Einwohnerverteilung Stand: 30.06.2004. In: freudenberg-stadt.de. Archiviert vom Original am 9. April 2004; abgerufen am 25. Januar 2023.
  17. Freudenberg, Einwohnerverteilung Stand: 30.06.2007. In: freudenberg-stadt.de. Archiviert vom Original am 31. Juli 2007; abgerufen am 25. Januar 2023.
  18. Freudenberg, Einwohnerverteilung Stand: 30.06.2013. In: freudenberg-stadt.de. Archiviert vom Original am 24. Dezember 2013; abgerufen am 25. Januar 2023.
  19. Freudenberg, Einwohnerverteilung Stand: 01.01.2015. In: freudenberg-stadt.de. Archiviert vom Original am 15. Februar 2015; abgerufen am 25. Januar 2023.
  20. Freudenberg, Einwohnerverteilung Stand: 01.12.2015. In: freudenberg-stadt.de. Archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 25. Januar 2023.
  21. Freudenberg, Einwohnerverteilung Stand: 31.12.2016. In: freudenberg-stadt.de. Archiviert vom Original am 3. März 2017; abgerufen am 25. Januar 2023.
  22. Freudenberg, Einwohnerverteilung Stand: 31.12.2017. In: freudenberg-stadt.de. Archiviert vom Original am 27. Mai 2018; abgerufen am 25. Januar 2023.
  23. Freudenberg, Einwohnerverteilung Stand: 31.12.2020. In: freudenberg-stadt.de. Archiviert vom Original am 20210423; abgerufen am 25. Januar 2023.
  24. Freudenberg, Einwohnerverteilung Stand: 31.12.2021. In: sfreudenberg-stadt.de. Archiviert vom Original am 26. Mai 2022; abgerufen am 25. Januar 2023.
  25. Freudenberg, Einwohnerverteilung Stand: 31.12.2022. In: freudenberg-stadt.de. Archiviert vom Original am 25. Januar 2023; abgerufen am 25. Januar 2023.
  26. Gernot Sittner: Helmut Kohl und der Mantel der Geschichte. 1. Auflage. Süddeutsche Zeitung, Heidelberg 2017, ISBN 3-86497-439-9.