Oskar Farner

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Oskar Farner (* 22. September 1884 in Unterstammheim; † 16. Juli 1958 in Zürich) war ein Schweizer evangelischer Geistlicher und Zwingliforscher.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oskar Farner war der Sohn von Alfred Farner († 1908), Pfarrer der Reformierten Kirche Unterstammheim.

Er immatrikulierte sich für ein Theologiestudium an der Universität Basel mit Vorlesungen bei Paul Wernle, das er an der Universität Marburg, der Universität Berlin und der Universität Zürich fortsetzte.

1908 wurde er Pfarrer in Zollikon und war dann von 1937 bis 1950 als Pfarrer am Grossmünster in Zürich; in dieser Zeit entwarf er 1942 einen Weihnachtsbrief an die Juden der Schweiz, in dem er darauf hinwies, dass Adolf Hitler es zunächst auf die Juden und dann auf das ganze Christentum abgesehen habe. Dieser Brief wurde von 37 Persönlichkeiten, darunter Karl Barth, Emil Brunner und Eberhard Vischer, unterschrieben[1] und ist vermutlich das erste Dokument in der Christentumsgeschichte, in dem Christen ein Schuldbekenntnis gegenüber dem Judentum ablegten.[2]

Seit 1932 war er im Kirchenrat und von 1947 bis 1955 Kirchenratspräsident sowie Chefredakteur des Kirchenboten für den Kanton Zürich.

Er rief schon 1951 die führenden Männer der deutschschweizerischen Evangelisch-reformierten Landeskirchen zu einer Kontaktnahme mit der Leitung des Deutschen Evangelischen Kirchentages zusammen, sodass im folgenden Jahr über 3000 Schweizer am Stuttgarter Kirchentag teilnahmen.[3]

Oskar Farner war seit 1916 mit Mary Wieser (1891–1963) verheiratet.

Wissenschaftliches Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1930 wurde er, mit seiner Habilitationsschrift Die Kirchenpatrozinien des Kantons Graubünden auf ihre Bedeutung für die Erforschung der ältesten Missions-Geschichte der Schweiz, Privatdozent für Kirchengeschichte an der Theologischen Fakultät der Universität Zürich; von 1938 bis 1954 war er Titularprofessor. Er beschäftigte sich zum grössten Teil mit Huldrych Zwingli und verfasste hierzu verschiedene Übersetzungen, Kommentare und Interpretationen, dazu widmete er sich der Zürcher Reformation. Er veröffentlichte unter anderem auch Aufsätze in der Zeitschrift Zwingliana.[4]

Ehrungen und Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1931 wurde Oskar Farner durch die Theologische Fakultät der Universität Basel zum Dr. theol. h. c. ernannt.
  • 1954 ernannte ihn die Philosophische Fakultät der Universität Zürich zum Dr. phil. h. c.

Mitgliedschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Oskar Farner war im Vorstand des Zwinglivereins.

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Zwinglis Bedeutung für die Gegenwart. Zürich: Beer & Cie, 1919.
  • Zwinglis häusliches Leben. Zürich Buchdr. Berichthaus 1919.
  • Die Kirchenpatrozinien des Kantons Graubünden auf ihre Bedeutung für die Erforschung der ältesten Missions-Geschichte der Schweiz. München: E. Reinhardt, 1925.
  • Das Zwinglibild Luthers. Tübingen Mohr 1931.
  • Die Chronik von Huldrych Zwinglis Sterben. Zürich: Buchdruckerei Berichthaus, 1931.
  • Leonhard von Muralt; Oskar Farner: Von göttlicher und menschlicher Gerechtigkeit; sozialpolitische Schriften für die Gegenwart. Zürich, Leipzig & Stuttgart Rascher 1934.
  • Oskar Farner; Fritz Deringer: Das erste Jahrhundert der Sekundarschule Stammheim, 1837–1937. Andelfingen: Buchdr. W. Hepting, 1937.
  • Lavaters Jugend. Zürich: Zwingli-Verlag, 1939.
  • Emil Brunner; Oskar Farner: Zürcher Kirchengesetz und christliche Kirche: Bericht der theologischen Subkommission über die Beziehungen zwischen Kirche und Staat. Zürich: Schulth, 1939.
  • Land! Land! Worte von Johann Caspar Lavater. Zürich: Zwingli-Verlag, 1941.
  • Oskar Farner; Hans Hoffmann; Otto Münch; Ernst Winizki: Die große Wende in Zürich: Otto Münchs Zwingli-Türe am Großmünster. Zürich: Zwingli-Verlag 1941.
  • Carl Ludwig; Oskar Farner: Das Gebot der Stunde: Was erwartet unser Volk von seiner Kirche? Zollikon-Zürich: Evangel. Verlag A.G., 1942.
  • Der Untervogt und seine Frau: vier Bilder aus der Reformationszeit alten Berichten nachgezeichnet. Zürich Zwingli-Verl. 1943.
  • Gott ist Meister: Zwingli-Worte für unsere Zeit. Zürich: Zwingli-Verlag, 1944.
  • Karl Barth; Oskar Farner; Paul Vogt: Die evangelische Kirche in Deutschland nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches. Zollikon-Zürich: Evangelischer Verlag A.G., 1945.
  • Martin Luther: ein Wort des Gedächtnisses. Zollikon-Zürich: Evangelischer Verlag, 1946.
  • Der Reformator Huldrych Zwingli; sein Leben und Schaffen. Zürich, Zwingli-Verlag 1949.
  • Der Fuhrmann Gottes Ein Zwingli-Schauspiel in 5 Bildern. Zürich Zwingli-Verlag 1949.
  • Leo Juda; Oskar Farner: Katechismen. Zürich: M. Niehans, 1955.
  • Aus Zwinglis Predigten zu Jesaja und Jeremia. Unbekannte Nachschriften, ausgewählt und sprachlich bearbeitet von Oskar Farner. Zürich: Verlag Berichthaus, 1957.
  • Aus Zwinglis Predigten zu Matthäus, Markus und Johannes unbekannte Nachschriften. Zürich Verl. Berichthaus 1957.
  • Huldrych Zwingli. Zürich 1943–1960. 4 Bände.
  • Reformatorische Erneuerung von Kirche und Volk in Zürich und in der Eidgenossenschaft 1525–1531. Zürich 1960.
  • Wegmarken zur Besinnung über den Dienst der Kirche. Zürich; Stuttgart: Zwingli-Verlag, 1962.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Michael Beintker, Christian Link, Michael Trowitzsch: Karl Barth im europäischen Zeitgeschehen (1935–1950): Widerstand - Bewährung - Orientierung : Beiträge zum Internationalen Symposion vom 1. bis 4. Mai 2008 in der Johannes a Lasco Bibliothek Emden. Theologischer Verlag Zürich, 2010, ISBN 978-3-290-17531-3, S. 204 (google.de [abgerufen am 2. Dezember 2019]).
  2. Frank Jehle: Emil Brunner: Theologe im 20. Jahrhundert. Theologischer Verlag Zürich, 2006, ISBN 978-3-290-17392-0, S. 397 (google.de [abgerufen am 2. Dezember 2019]).
  3. Hoffnung für unsere Zukunft: deutschschweizerischer evangelischer Kirchentag Basel. In: Fachblatt für schweizerisches Anstaltswesen Nr. 34 v. 1963. Abgerufen am 2. Dezember 2019.
  4. Zwingliana 10/2 (1954). Abgerufen am 2. Dezember 2019.