Otto Praël

Van Wikipedia, de gratis encyclopedie

Signatur von Otto Prael, 1832

Joseph Otto Praël (* 4. März 1793 in Hildesheim; † 31. März 1862 in Göttingen) war ein deutscher Architekt und Königlich Hannoverscher Baubeamter in Göttingen.

Leben, Ausbildung, Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Otto Praël entstammte einer französischen Emigrantenfamilie und war Sohn des Leibchirurgen und Leibarzt des Hildesheimer Fürstbischofs Johann Rudolf Praël und dessen Frau Franziska Marie Anna, geb. Gradewald.[1]

Über Praëls Ausbildung ist nichts bekannt. 1812 erscheint er als Mitglied der Hildesheimer Freimaurerloge Pforte des Himmels, ab 1819 wurde er im Staatshandbuch als Landbauconducteur genannt. Für 1820/21 ist eine Studienreise nach Wien, Prag und Eisenstadt belegt, ab 1825[2] arbeitete er als Landbauverwalter für den unteren Bezirk des Göttingen-Grubenhagenschen Landbaudistrikts mit Sitz zunächst in Hannover, ab 1827 dann in Göttingen. Ab 1827 war Praël als Göttinger Universitätsbaumeister[3] Nachfolger von Justus Heinrich Müller sowie Klosterbaumeister für Klosterbauten im Fürstentum Göttingen und Grubenhagen, 1830[2] wurde er Landbauinspektor und 1831 wurde ihm kommissarisch die Leitung des gesamten städtischen Bauwesens in Göttingen übertragen. Er stieg in dieser Stellung 1844[2] zum Landbaumeister und Distriktvorstand im Landbaudistrikt Göttingen und 1857[2] zum Oberlandbaumeister auf. 1861[2] ging er in den Ruhestand.

Praël war seit 1825 mit Sicherungsmaßnahmen der Burgruine Plesse betraut.[4] Ein Spätwerk Praëls ist der Erweiterungsbau des Chemischen Labors an der Hospitalstraße in Göttingen. Sein Hauptwerk ist die Universitäts-Aula mit dem Skulpturengiebel von Ernst von Bandel. Von seinen Privatbauten ist nur sein eigenes zweigeschossiges siebenachsiges Wohnhaus mit Säulenportikus bekannt (Weender Landstraße 3); es wurde 1971[5] abgebrochen.

Otto Praëls Sohn war der spätere Landbauinspektor und Baurat Hermann Praël.[2]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehemaliges Obergericht Göttingen (heute Staatsanwaltschaft Göttingen)
  • 1827–1829: Neue Anatomie (Fertigstellung nach Entwurf von Justus Heinrich Müller), Göttingen, Berliner Straße (kriegszerstört 1945)
  • 1828–1829: Mazerationshaus der Anatomie, Göttingen, Berliner Straße (kriegszerstört 1945)
  • 1830 (Entwurf): Wohnhaus Otto Praël, Göttingen, Weender Landstraße 3 (abgebrochen).
  • 1832–1835: ehemalige Justizvollzugsanstalt (zuvor Amtsgericht), Göttingen, Obere-Masch-Straße 9
  • 1834/1835: Kaserne, heutiges Amtshaus, Göttingen, Hiroshimaplatz 2
  • 1835–1837: Aula der Universität, Göttingen, Wilhelmsplatz 1
  • 1847–1850: Wiederaufbau der 1828 abgebrannten Stadtkirche, Moringen
  • 1854–1856: Obergericht Göttingen; (mit Friedrich Doeltz), Waageplatz 7[6]
  • 1855: Schiff der St.-Laurentius-Kirche, Niedernjesa
  • 1858–1860: Zweiter Erweiterungsbau des Chemischen Labors, Göttingen, ehem. Hospitalstraße 9 (abgebrochen)

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Guelphen-Orden 4. Klasse.[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Otto Praël – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Thomas Appel: Göttinger Künstlerlexikon. Maler – Grafiker – Bildhauer – Architekten: vom 14. Jahrhundert bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Universitätsverlag Göttingen, Göttingen 2022, ISBN 978-3-86395-504-5, S. 450.
  2. a b c d e f g Dietrich Lösche: Staatliche Bauverwaltung in Niedersachsen. Vom Ortsbaubeamten im Landbaudistrikt zum Staatlichen Baumanagement. (= Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen, Bd. 45) Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2004, ISBN 3-89534-545-8, S. 687.
  3. Christian Freigang: Architektur und Städtebau von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis 1866. In: Ernst Böhme, Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Göttingen, Geschichte einer Universitätsstadt. Band 2: Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Anschluss an Preußen – Der Wiederaufstieg als Universitätsstadt (1648–1866). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2002, ISBN 3-525-36197-1, S. 765–812 (Digitalisat auf archiv.ub.uni-heidelberg.de, abgerufen am 29. Januar 2023), hier S. 812.
  4. Siegfried Dost: Otto Praël und die Burg Plesse. In: Das Kleine Plesse-Lesebuch. Festschrift für Karl Heinz Lies anläßlich seines 70. Geburtstages am 31. Mai 1991. Redaktion Thomas Moritz, Gudrun Keindorf. Erich Goltz, Göttingen 1991, S. 54–63, hier S. 55 ff.
  5. Thomas Appel: Göttinger Künstlerlexikon. Maler – Grafiker – Bildhauer – Architekten: vom 14. Jahrhundert bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Universitätsverlag Göttingen, Göttingen 2022, ISBN 978-3-86395-504-5, S. 451.
  6. Günter Krawinkel, Sid Auffarth: Von Laves bis heute: Über staatliche Baukultur. Vieweg, Braunschweig und Wiesbaden 1988, ISBN 3-528-08736-6, S. 333.